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Archiv für 2016

Kann man jetzt Urlaub in der Türkei machen?

„Kann man jetzt Urlaub in der Türkei machen?“
NDR1-Radio, 21.7.2016

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Kann man mit gutem Gewissen Türkei-Urlaub machen?

„Kann man mit gutem Gewissen Türkei-Urlaub machen?“
HR1-Radio, 22.7.2016

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Mehr als nur eine Luftnummer

„Mehr als nur eine Luftnummer“

Hannoversche Allgemeine Zeitung, 21.7.2016

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Kann man zur Zeit Urlaub in der Türkei machen?

„Kann man zur Zeit Urlaub in der Türkei machen?“

NDR1-Radio, 21.7.2016

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Lufthansa und Etihad verhandeln über Air Berlin

„Lufthansa und Etihad verhandeln über Air Berlin“

dpa, 20.7.16, u.a. Die Welt, 20.7.2016, FAZ, 20.7.2016, Berliner Morgenpost, 20.7.16

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Liebe Türkei, ich habe ein Problem mit Dir

„Liebe Türkei, ich habe ein Problem mit Dir“

NDR.de, 19.7.2016

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Offener Brief eines deutschen Urlaubers an die Türkei

Liebe Türkei,

zuerst mein Beileid für die vielen Todesopfer am Wochenende. Jedes einzelne ist eines zu viel.

Liebe Türkei, ich möchte Dir schreiben, weil ich mir Sorgen mache um Deine Zukunft. Ich habe Dich geliebt als Urlaubsziel. Während Spanien immer mehr in Routine versank, warst Du frisch und hast mich verwöhnt.

Durch Deine großzügigen Hotelanlagen und insbesondere durch Deine großzügigen Zimmergrößen hast Du uns 3 bis 4-Sterne Urlaub zu einem 5-Sterne Feeling geboten. In den Hotels war immer mehr Personal vorhanden, als vergleichbar anderswo. Klar, war das den eingeschränkten Arbeitsbedingungen und schlechteren Gehältern bei Euch in der Türkei gegenüber anderen klassischen Urlaubsländern geschuldet. Aber wir deutsche Urlauber sehen da gerne darüber hinweg, im Urlaub sind wir keine Gewerkschaftler.

Und erst die Ausflüge bei Euch in den Basar. Was konnte man feilschen und wenn man am Ende trotzdem noch übertölpelt wurde, war das kein Problem. Das kennen wir von den Kaffeefahrten in Deutschland inklusive kritisch zu sehender Verkaufsveranstaltungen. Der reale Gegenwert ist für uns nie so wichtig, Hauptsache wir glauben ein Schnäppchen gemacht zu haben.

Was uns in den letzten Monaten Sorge bereitet hatte, war die Einstellung Eures Präsidenten zu den Menschenrechten im Land. Im Prinzip haben wir deutsche Urlauber hier eine einfache Einstellung, überall wo unsere Kanzlerin hinreist, dürfen wir Urlauber auch hinreisen. Und die Kanzlerin spricht bei diesen Besuchen ja auch das Thema Menschenrechte an. Wenn auch immer so leise, dass es kaum jemand hört. Aber zum Glück ist immer unser Regierungssprecher Seibert dabei, der hat so feine Ohren, dass er es trotzdem hört und uns davon berichten kann. Aber bei Erdogan war Merkels Auftreten von besonderer Art. Getrieben von dem unseligen Flüchtlingsdeal, wurde ihr Auftreten immer mehr zum Kotau vor Erdogan. Dabei wissen wir aus unserer ureigenen deutschen Geschichte, dass eine Appeasement-Politik genau das Gegenteil von dem bewirkt, was sie soll. Man kann das auch aktuell sehen, dass Putins Zorn sogar bei Erdogan etwas bewirkt hat.

Trotzdem war ich bis letzte Woche noch der Hoffnung, dass bei Vorliegen attraktiver Last-Minute-Preise man immer noch ohne weiteres Urlaub in der Türkei machen kann.

Aber das Wochenende hat vieles bei mir verändert. Obwohl wir deutsche Urlauber über Jahrzehnte gelernt hatten, dass man auch in Ländern mit Militärdiktatur getrost Urlaub machen kann, sieht man das heute etwas anders. Ein demokratisch gewählter Präsident, darf nicht durch einen Militärputsch gestürzt werden. Da waren sich am Wochenende auch alle Politiker einig. Vergessen wir mal kurz den Putsch gegen den gewählten Präsidenten Mursi in Ägypten, da haben wir mal kurz ein Auge zugedrückt.

Aber Erdogan lässt innerhalb von wenigen Stunden nach dem Putschversuch Tausende, wirklich Tausende, von Militärangehörigen, Richtern, Journalisten und deren Familienangehörigen verhaften. Entweder sind die türkischen Sicherheitsbehörden besonders schnell im Aufklären von Straftaten (dann sollten wir unseren Innenminister deMaiziere und unseren Verfassungsschutzpräsidenten Maaßen zur Schulung schicken) oder, die Gelegenheit ist günstig, es werden bei dieser Gelegenheit alle Erdogan Kritiker „aus dem Verkehr gezogen“.
Da muss man auch als einfacher deutscher Urlauber mit nur wenig Geschichtsverständnis doch gleich an den Reichstagsbrand von 1933 denken, als schon am Folgetag (28.2.1933) mit der Reichtagsbrandverordnung die Weimarer Verfassung praktisch außer Kraft gesetzt wurde. Obwohl wir uns immer mit Nazivergleichen zurückhalten sollten, darf man hier Erdogan selbst zitieren, der Anfang dieses Jahres „Hitler-Deutschland als Beispiel für ein effektives Regierungssystem“ genannt hat. Wenn Erdogan einen Putsch mit fast 300 Toten als „Gottes Geschenk“ bezeichnet und von anstehender „Säuberung“ spricht, darf man (muss man) auch entsprechende Vergleiche ziehen dürfen.

Obwohl die EU inzwischen nicht mehr als Vorbild für eine Wertegemeinschaft dienen kann, muss die Ankündigung über die Einführung der Todesstrafe in der Türkei alle Türen zuschlagen. Insbesondere der Gedanke einer rückwirkenden Einführung lässt unser Rechtsempfinden kollabieren. Natürlich könntest Du, liebe Türkei, uns beim Thema Todesstrafe die USA entgegenhalten. Die wollen zwar nicht in die EU, sind aber die Lead-Nation bei der NATO.

Aber es gibt noch etwas, liebe Türkei, warum ich aktuell ein Problem mit Dir habe. Die Bilder, wie fanatische Türken, mit hasserfüllten Gesichtszügen und nacktem Oberkörper, mit Gürtel und anderem, auf am Boden liegende wehrlose Soldaten eingeprügelt haben gehen mir nicht mehr aus dem Sinn. Die dunklen Bilder in den Wochenendausgaben unserer Zeitungen wirkten auf mich eher wie mittelalterliche Schlachtengemälde, denn Bilder aus der Neuzeit. Das sind nicht meine türkischen Freunde.

Die Reiseveranstalter betonen (noch) zu recht, dass es in den klassischen Feriengebieten ruhig sei. Aber, Präsident Erdogan hat auch vorrübergehend den Militärstützpunkt Incirlik, auf dem u.a. deutsche Soldaten stationiert sind, schließen lassen, weil er dort führende Militärs verhaften ließ. Seit der Zeit frage ich mich, wann wird die erste Hotelanlage „vorrübergehend“ geschlossen werden, weil dort der Hotelmanager verhaftet wird.

Im Oktober 2016, soll die Tagung des Deutschen Reiseverbandes in Kusadasi an der türkischen Ägäisküste stattfinden. Das sollte ein Zeichen für mich und andere potenzielle Türkeiurlauber sein: da kann man hinreisen. Das sehe ich seit dem Wochenende anders. Es werden auf dieser Tagung auch viele türkischen Politiker und andere Offizielle Ansprachen halten. Nachdem was ich am Wochenende von türkischen Abgeordneten gehört habe, könnte das für unsere Ohren und unser Rechtsempfinden schwer erträglich werden. Wie will der DRV-Präsident darauf reagieren? Einfach laufen lassen? Oder das eine oder andere kommentieren? Dann kann er gleich mit Zusatzwäsche anreisen, falls sein Aufenthalt länger dauern sollte.

Liebe Türkei, das wollte ich Dir als deutscher Urlauber sagen. Ich wollte Dir nur versichern, auch wenn dieses Jahr weniger von uns kommen werden, wir haben kein Problem mit Dir als Land und auch nicht mit Euren Mitbürgern, die wir in den letzten Jahren in den Hotels kennenlernen und lieben durften. Wir haben nur ein Problem mit Eurem Präsidenten und mit Fanatikern.

Ich grüße als Tourist und hoffe auf bessere Zeiten.
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Mein Mitgefühl gilt auch den Opfern von Nizza.

Geschockt hat mich auch der tödliche Flugzeugabsturz von Thomas Wagner (und Oliver Schilling), dem Gründer und Macher von Unister. Dass er mit einem Koffer und Millionen an Bargeld unterwegs war, will ich hier aus Pietät nicht kommentieren. Um das Maß noch voll zu machen, wurde heute das Insolvenzverfahren für Unister Holding beantragt. Was das für die Gruppe und die Mitarbeiter bedeutet, bleibt abzuwarten.

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5. Juli 1841 – 5. Juli 2016: 175 Jahre Pauschalreise

Da wird eines der größten Erfolgsprodukte 175 Jahre alt und kaum jemand achtet darauf. Selbst schuld, liebe Urlaubsbranche. Oft genug habt Ihr Euer Super-Produkt verleugnet oder nur halbherzig beworben. Zu oft schämte sich die Branche und argumentierte nicht hart dagegen, wenn Pauschalreise und Massentourist gleichgesetzt wurde, wenn das Internet mit Urlaub, statt mit Urlaubsbuchung verwechselt wurde.

Aber zuerst wollen wir den guten Thomas Cook abfeiern. Vor 175 Jahren, am 5. Juli 1841, veranstaltete Thomas Cook seine legendäre Reise, mit einem gecharterten Zug, von Leicester nach Lougborough zu einer Veranstaltung gegen Alkoholmissbrauch. Im Reisepreis von einem Shilling waren Tanz, Tee, Schinkenbrote und lehrreiche Reden enthalten, deshalb bezeichnete man diese Reise als „Mutter“ aller Pauschalreise.

Neuere Untersuchungen sind aber der Meinung, dass die erste Pauschalreise schon drei Jahre vor 1841 stattgefunden hätte, nämlich zu einer Hinrichtung nach Boldwin. Das kann tatsächlich sein, denn Hinrichtungen waren damals eine große Attraktion (heute richtet man mit einem shitstorm, da virtuell, kann man leider nicht hinreisen). Aber auf diesen früheren Termin bezieht sich die Branche ungern. Logisch, denn viele Beschwerdebriefe von heute würden dann mit Sätzen wie „ich fühlte mich wie bei der ersten Pauschalreise zur Hinrichtung“.

In den Jahren danach setzte Thomas Cook Maßstäbe für die Pauschalreise. Der logistische Aufwand für eine solche Reise war sehr erheblich. Materialbeschreibung einer Reise nach Palästina (1869): 28 Esel, 14 Maultiere, 65 Sattelpferde, 87 Packpferde, 21 Schlafzelte, 2 Speisezelte, 3 Küchenzelte, Eisenbetten, Wolldecken, Teppiche. Liebe Touristikmanager von heute, also klagt nicht, Ihr habt es heute einfacher. Bei dieser Cook-Reise waren auch 18 Lagerdiener und 56 Maultiertreiber dabei. Würde man heute zu diesem Job „Produktmanager Esel“ sagen? Obwohl, ich hatte schon mal von einem Produktmanager gehört, „was war ich bei der Kalkulation für ein Esel“.

Wesentlich lustiger ist da die Tatsache, dass die Pauschalreise von 1841 zu einem Kongress gegen Alkoholmissbrauch ging. Angesichts der Alkoholmengen die heute in einem Ferienflieger vertilgt werden, schon fast ironisch. Fast noch krasser wird es, wenn man die britischen Nachfahren dieser Urreise mal in Magaluf besucht.

Bleibt noch die Frage offen, ob Individualtouristen die besseren Touristen seien. Werfen wir mal einen Blick auf diese immer wieder hervorgehobene Touristen-Spezies. 45 Millionen Individuen fahren jedes Jahr mit dem Auto in den Urlaub, individuell um dem Massentourismus aus dem Weg zu gehen. Die Folgen sind bekannt. Wir erleben diese Individualisten immer wieder an den Wochenenden und speziell zu den Ferienterminen an den beliebten Treffpunkten der Stau-Fetischisten bei Kamen, Geislingen, Rosenheim. Wir treffen diese Individualisten morgens Schlange stehend vor dem Ägyptischen Museum in Kairo und anderswo, während die Reiseleiterin der Veranstalter mit ihrer Gruppe durch einen Nebeneingang das Museum betritt.

Das höchste Ziel des Individual-Touristen ist ein Platz irgendwo in der Welt zu finden, ohne Pauschaltouristen. Das Dumme dabei ist nur, dass sich nach 175 Jahre Reisen nun mal eine feste Meinung gebildet hat („Schwarmintelligenz“) was und wo die schönsten Plätze dieser Welt seien. Ist leider so und da wollen alle hin. Aber die Frage an mich nach einem Geheimtipp, nach einem Ort oder Platz oder Kneipe, wo garantiert nie ein Tourist hinkommt, ist nicht auszurotten.

Als ich vor vielen Jahren mit einer privaten Gruppe an einem zugegeben sehr schönen Platz in der Toscana zu Mittag aß, wurde ich von der Gruppe „gezwungen“ ein Papier zu unterschreiben, dass dieser Platz nie in einem Veranstalterkatalog zu finden sein werde.

Eigentlich wollte ich heute nochmal über Fußball schreiben, über Sensationsmannschaften wie Island und Wales. Aber mit Thomas Cook bekomme ich auch eine Verbindung hin. Er starb 1892 im Alter von 84 Jahren in Leicester. Und Leicester City war in der letzten Saison bekanntlich Sensationsmeister in England.
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In den letzten BBBs ist mir ein peinlicher Fehler unterlaufen. Ich habe Island unterstellt, deren Banken wären nur mit den Milliarden der EU gerettet worden. Das ist falsch. Island hat sich aus eigener Kraft gerettet. Entschuldigung.

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Die Fußball-EM als Spiegelbild der EU

Irgendwie springt der Funke bei dieser Europameisterschaft nicht so richtig über oder geht das nur mir so. Im Vergleich zu 2012 oder 2014 sind deutlich weniger Fahnen zu sehen. Oder bremst die Angst „als Rechts“ zu gelten?

Bei einigen Auffälligkeiten während der EM musste ich immer an das Spiegelbild Europäische Union denken: ein kleines Resümee nach der Vorrunde.

Grässlich waren die teils sehr heftigen nationalen Auseinandersetzungen mit Prügeleien einiger Fans vor und während der ersten Turnierspiele. Für mich spiegelte das auch die Stimmung innerhalb der EU wider. Zwar geht es da (noch) nicht mit Gewalttätigkeiten zu, aber von einer friedlichen Union (Wertegemeinschaft?) kann nicht die Rede sein. Sofort folgte der Ruf nach Sanktionen. Und wen soll es treffen? Natürlich Russland und nicht die genauso gewalttätigen Engländer. Russland und Ausschluss (EM 23 statt EM 24) passt immer. Außerdem durfte der Brexit nicht vorgezogen werden, dabei hätten sich die Engländer fast selbst aus dem Turnier gekegelt.

Und dann diese unselige Regelung der bestplatzierten Dritten. So einen bürokratischen Unsinn kann sich eigentlich nur die EU-Administration ausgedacht haben. Vielleicht gab es eine personelle Leihgabe an die UEFA. Glühbirnen-, Gurken- und andere EU-Regelungen (EU-Pauschalreiserichtlinien) sind direkt easy dagegen.

Weitere Auffälligkeiten? Albanien erledigt am Sonntag seine Aufgaben, weiß aber nicht ob sie in die EU, Verzeihung Achtelfinale der EM, dürfen. Aber die Albaner kennen das, vor der Tür der EU zu warten.

Da wird Erdogan sauer werden. Die Türkei kämpfte bravourös gegen Tschechien und darf trotzdem nicht in die EU, Entschuldigung in das Achtelfinale. Wenn man seine „Punkte“ nicht rechtzeitig abarbeitet, dann kann so etwas Last Minute passieren. Der Interims-UEFA-Boss, kann sich schon mal auf den Weg nach Ankara machen.

Kein Land hing so tief in der Finanzkrise wie Island. Europäische Milliarden in bis dato ungeahnter Höhe mussten aufgewendet werden um das Land (die Banken?) zu retten. Jetzt ist Island wieder brav und schickt 10% (!!) seiner Bürger zur fröhlichen Kundgebung nach Frankreich. Wenn die jetzt am Montag noch England rauswerfen, wäre das eventuell Brexit II.

Das komplizierte Rechenverfahren, wer kommt wie weiter, hat jetzt dazu geführt, dass die vermeintlich besonders starken Fußballnationen (Italien, Spanien, England, Frankreich) mit Deutschland in der gleichen Hälfte des Tableaus spielen und sich gegenseitig eliminieren werden. Da wird in vielen Kreisen der EU bestimmt Freude aufkommen, wenn sich die EU-Altländer gegenseitig „abschießen“.

Ein Fußballeuropameister Ungarn, Kroatien oder Polen? Warum nicht! Nur in einem Fall würde ich persönlich negativ ausflippen, wenn Brüssel (Belgien) Europameister würde. Da würde ich sofort zum EU-Verschwörungstheoretiker werden.

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Was erlauben „fluege.de“? (frei nach Trapattoni)

Vor kurzem bin ich durch Weiterleitung auf die Webseite von fluege.de gekommen.

Da finde ich doch zwei Berichte über Air Berlin, zum einen „Air Berlin, weiter flügellahm – droht die Pleite“ und zum anderen „Ist Air Berlin ein Fall für die Intensivstation“. Ausgerechnet fluege.de haut eine andere Firma in die Pfanne, während das eigene Weiterleben nun wirklich nur an einem seidenen Faden hängt, wenn man die Vielzahl der Punkte sieht, die Unister und und/oder Tochtergesellschaften wie fluege.de vorgeworfen wird: Geldgutscheine auf deren fristgerechte Auszahlung Kunden oft vergeblich warten, Flugtickets an denen mehr als nur Provision verdient wird, Stornoversicherungen die angeblich ohne Versicherungssteuer im Netz verkauft werden.

Es ist nur noch schwer zu verstehen, warum es seit Monaten nicht zur Anklage gegen Unister bzw Unister-Tochtergesellschaften gekommen ist. „Böse Zungen“ meinen es läge am Standort Leipzig. Auf jeden Fall liegt es zum großen Teil auch daran, dass unklar ist, welche Tatbestände in einer Anklage zusammengeführt werden können. Jetzt will die Staatsanwaltschaft die Anklagen wegen Steuerhinterziehung, unerlaubtem Betreiben von Versicherungsgeschäften sowie Computerbetrug zusammenführen, was wiederum zu zeitlichen Verzögerungen führen wird. Dabei ist noch offen, ob eventuell noch andere Punkte dazukommen (siehe z.B. wegen „Runterbuchens“).

Zumindest unklar, vorsichtig ausgedrückt (um einer Unister-Anzeige vorzubeugen), ist auch die wirtschaftliche Situation. Entsprechende Meldungen, die nicht minder dramatisch waren, als jene zitierten von Air Berlin, lassen jedenfalls nichts Gutes hoffen. Deshalb lässt der Einstieg externer Geldgeber auch weiterhin auf sich warten.

Bei so einer eigenen Vita, andere Unternehmen auf der eigenen Webseite in die Pfanne zu hauen, „ist schon ein starkes Stück“. Aber wie heißt es so schön, wenn man mit dem Finger auf andere zeigt, zeigen auch mindestens drei auf einen selbst zurück. Wobei, siehe oben, drei sogar stark untertrieben sind.

Wer immer sich kritisch über Unister äußert, kann sehr schnell ein Anwaltsschreiben bekommen. Da legt die Firma ein Tempo vor, das manche Kunde bei Bearbeitung von Reklamationen vermissen. Vor kurzem war man mal wieder über den MDR sauer. Damit sich angebliche Falschaussagen nicht wiederholen, beschloss man bei Unister eigene Recherchen über die Urlaubs-Trends 2016 zu veröffentlichen. Dort kann man nun lesen, am „Mittelmeer locken Bulgarien und Zypern“ (Zitat lt. Handelsblatt).

Damit haben wir nun zumindest eine positive Erkenntnis über Unister: die sind nicht (immer) bösartig, die wissen es (oft) nicht besser.

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