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Alles digital oder was?

Das war eine großartige Veranstaltung am Montagabend in Düsseldorf. Die 17. Busche Gala vom Busche-Verlag (u.a. Schlemmer- und Schlummer-Atlas) ehrte wieder die Stars von Hotellerie und Gastronomie: Horst Rahe erhielt den Ehrenpreis für sein Lebenswerk (Arosa-Resorts, A-ja, Neptun Warnemünde, Louis C. Jakob Hamburg u.a.), der Breidenbacher Hof(Düsseldorf) wurde Hotel des Jahres, sein Generalmanager Cyrus Heydarian wurde Hotelmanager des Jahres, außerdem wurden die besten Restaurants, Top-Concierge usw. der Republik ausgezeichnet. Beeindruckend das Bild als die besten 19 Spitzenköche mit ihren weißen „Chefkochjacken“ auf der Bühne standen.

Dabei mussten die BBBs nochmals an den letzten BTW-Gipfel denken, zu dem u.a. ein Futurologe und ein Vertreter von Airbnb eingeladen waren (dafür darf man den BTW-Gipfel auch loben, sonst ist er traurig, weil die BBBs so viel lästern). Dabei ist den BBBs (neben anderem) durch den Kopf gegangen, wie stark das Thema „Tourismus alles digital oder was?“ zuletzt alle Podiumsdiskussionen beherrschte.
Keine Frage, Informationsbeschaffung, Buchung, Organisation ist ohne „digital“ nicht mehr denkbar. Und wenn der Futurologe sagt, kaum sei er mit dem Flugzeug gelandet, handy an und Hotel gesucht, sei er aber an eines erinnert: Im Smartphone kann man nicht übernachten und das Hotelbett ist immer noch und wird es bleiben „sehr analog“. Service und Freundlichkeit im Hotel, die mich als Gast glücklich machen, sind immer noch „sehr analog“.
Essen im Restaurant? Kann ich mir über das Netz suchen. Wegebeschreibung und Buchung, alles im Netz. Virtuelle Rundgänge durch Restaurants bzw. Hotels sind super. Ich finde es toll mir die Speisekarte schon vorab anzusehen, das schafft Vorfreude. Aber dann das große Erlebnis, z.B. bei einem der Starköche wie Harald Wohlfahrt zu speisen, geht nur „analog“ (um das „abwertende(?) Wort“ nochmal zu benutzen).
Das gleiche gilt auch für das Urlaubserlebnis insgesamt. Urlaubsglück – die Luft im Süden, sich evtl. verlieben, neue unerwartete Kontakte knüpfen usw. werden auf absehbare Zeit nicht durch das „perfekte Cybererlebnis“ ersetzt werden. Da irrt der Futurologe. Es wird eher Urlaub im Weltraumhotel geben, als das perfekte künstliche Urlaubserlebnis.

Da fehlt noch das Stichwort „sharing economy“. Niemand kann den BBBs Internetfeindlichkeit vorwerfen. Als der erste BBB-Blog 2001 im Internet erschien, haben die meisten noch gedacht „Blog schreibt man aber am Ende mit –ck“. Aber die Lobpreisung der sharing economy und speziell von Airbnb ist zu kurz gedacht. Für die meisten Medien steht fest: super kreatives Geschäftsmodell! Die BBBs sagen, das ist so etwas Ähnliches wie ein „schmarotzendes System“. Es werden alle Vorteile der Allgemeinheit ausgereizt, ohne etwas zurückzugeben.
Politik und Staat haben dieses System noch nicht entscheidend zur Kenntnis genommen und sind nicht in der Lage Waffengleichheit zu schaffen. Sie kennen nur traditionelle Hotellerie und denken permanent mehr über Belastungen als über Förderung nach (trotz der Bedeutung für die deutsche Wirtschaft insgesamt). Sowohl im Kleinen, wenn eine Kommune wie Travemünde Bettensteuer und Kurtaxe erhebt (wahrscheinlich trägt der Kämmerer auch Gürtel und Hosenträger), wie auch im Großen, siehe Berlin. Zu „dumm“ einen Flughafen zu Ende zu bauen, wegen der großen Haushaltslöcher aber Bettensteuer erheben. Und warum buchen bei Airbnb Gäste gerne Berlin? Weil die Stadt wahnsinnig viel zu bieten hat. Zu deren Finanzierung trägt Airbnb extrem unterproportional bei. Es werden einseitig nur Vorteile genutzt (deshalb obige Bezeichnung des Geschäftsmodells).
Wenn das kreativ ist, dann bin ich auch kreativ, wenn ich meinen „Durchlauf bei Aldi“ beschleunige, indem ich einfach die Kasse umgehe.

Sharing economy, heißt „teilen“ (das „neue Glück“), aber wenn ich Wohnung o.ä. „teile“, gehört dazu auch meinen Tribut an die Allgemeinheit abzugeben.

„Sharing economy im Sinne von Airbnb“ ist für die BBBs der „digital speech“ von: „Wir sitzen alle in einem Boot – aber nur einige rudern“.

Die BBBs freuen sich auf Gegenmeinungen!

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