Ein Holzfäller hatte viele Bäume zu fällen. Ein
vorbeikommender Wanderer machte ihn darauf aufmerksam, dass seine
Axt stumpf sei. "Sie müssen Ihre Axt schärfen",
rief er ihm zu. Da antwortete der Holzfäller: "Dafür
habe ich keine Zeit, ich muss zuerst die Bäume fällen".
Kommentar Karl Born:
So ähnlich ist zur Zeit die Situation in der Touristik. Es
müsste dringend geworben werden, damit die Buchungszahlen
wieder nach oben gehen. Leider ist dafür angeblich kein Geld
da, solange die Buchungszahlen so schlecht seien. Das reale Leben
übertrifft allemal die Satire.
Nun ja, es ist nicht so, dass es keine schöne Werbung gäbe
(siehe die aktuellen Ausgaben von FVW und Touristik Report). Aber
zwei leere Liegestühle und drei in die Luft schauende Männer
bringen wenig vom emotional brand `rüber.
Aber, nur wer die Kommunikation hat, hat die Zukunft. Deshalb
eine kleine Nachhilfe für alle "Dagoberts" (die
auf dem Geld sitzen) der Branche, die im 1. Semester BWL gefehlt
haben. Zur Kommunikationspolitik gehört auch PR (Public Relations)
und diese unterscheidet sich von Werbung unter anderem dadurch,
dass man für diese Art der Berichterstattung "nichts
bezahlen muss", zumindest nicht direkt.
Schwieriger ist, dass man bei PR "in guten Zeiten einzahlen
muss" um in "schlechten Zeiten abheben zu können".
Die bekannte Frage des Konzernboss` "Wo ist denn mein PR-Chef,
ist der wieder mit Journalisten saufen?", würde jetzt
in der Tagesberichterstattung eine befriedigende Antwort erhalten.
Wobei die wahre Qualität eines PR-Chefs sich nicht nur ausdrückt
in Geschichten die gedruckt werden, sondern fast noch mehr in
dem was "nicht gebracht" wird. Gerade jetzt könnte
man auf manche Gruselstory, die die Stimmung nach unten drückt,
gerne verzichten. Mit Verlaub sei hier an das angebliche "Computer-Chaos"
in der Millenium-Nacht erinnert, mit der die Branche zum ersten
mal nach unten geschrieben wurde.
Also Ihr PR-Experten raus aus den Stuben und rein in das Geschehen,
sonst trifft euch ein abgewandelter Ausspruch von H. J. Abs: "Entweder
ich sehe demnächst andere Artikel oder einen anderen PR-Chef".
Außerdem, warum sieht man die großen Reisebosse nicht
in den Talk shows unserer TV-Welt Reiseträume verbreiten
(ich habe Reiseträume gesagt, nicht shareholder value)? In
mehreren Gazetten war letzte Woche zu lesen, das Problem wäre,
dass die Person fehlen würde, die diese Botschaft glaubwürdig
rüberbringen könnte.
Zum Glück ist das nicht mein Problem, aber auf Dauer ist
es schon unbequem immer neben dem Telefon zu sitzen.
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