Während alle noch rätseln, wer das Meilenthema losgetreten
hat, kennen die Bissigen Bemerkungen schon lange den
Täter: Die Lufthansa-Marketingabteilung.
Kommentar Karl Born:
Überall wird gespart. Sogar die Marketing-Budgets, lange
Zeit ein Tabuthema für die Rotstift- Fuzzis in den Firmen,
werden gekürzt. Gleichzeitig wird das Thema Kundenbindung
immer wichtiger. Wenn man schon weniger Kunden hat, sollen zumindest
diese an das Unternehmen fester gebunden werden. Wie schaffe
ich diese vermeintlich paradoxe Kombination, mit weniger Geld
erfolgreicher zu arbeiten?, lautete die Aufgabenstellung
für die Werbeprofis der Lufthansa. Das Ergebnis kennen wir:
Die Bonusmeilen-Affäre.
Jeden Tag zur besten Sendezeit enthüllen Tagesschausprecher,
Nachmittagsmoderatoren, Experten und solche, die sich dafür
halten, bis hin zu Sabine Christiansen, die rechtzeitig ihren
Urlaub beendete, neue Details. Und im Hintergrund fliegen immer
Lufthansa-Flugzeuge mal von links nach rechts, dann von rechts
nach links, sie starten und landen, was Lufthansa-Flugzeuge so
eben den ganzen Tag lang machen. Eine TV-Präsenz, die selbst
ein so großes Unternehmen wie Lufthansa nie aus eigener
Tasche bezahlen könnte.
Gleichzeitig wird der Ruf aus dem gemeinen Volk nach Bonusmeilen
immer lauter und beim Bäcker und Metzger wird nur noch diskutiert
wie man an diese Meilen kommt. Werden die nach jedem Flug nach
Hause geschickt oder packt einem die Stewardess diese Meilen nach
der Landung gleich ein? Warum müssen diese Meilen dann noch
in Listen eingetragen werden, und vor allem warum bekommt von
dieser Liste immer der Steuerzahlerbund und die BILD-Zeitung einen
Durchschlag? Fragen über Fragen, aber Hauptsache das Thema
ist im Gespräch. Die Werbeprofis der Lufthansa haben jedenfalls
ihr Ziel erreicht und kugeln sich vor Lachen.
Bleibt noch aufzuklären, wie die "Bissigen Bemerkungen"
der Werbeabteilung der Lufthansa auf die Spur kamen. Ganz einfach,
als eifriger Krimileser weiß man, dass Täter die ihren
Namen ändern, auch den geänderten Namen immer mit dem
gleichen Anfangsbuchstaben anfangen lassen wie den eigenen. Jetzt
noch schnell einen Blick auf die angeblichen Verantwortlichen
wie Weber (Vorstand), Walther (Pressesprecher) und Wagner (Leiter
Miles&More) geworfen und siehe, alle Namen fangen mit W an:
W wie Werbeabteilung! Noch Fragen?
Natürlich haben einige Konzerntöchter sofort von diesem
Trend profitiert, allen voran Thomas Cook. Flugs wurden die vorhandenen
Bonusmeilen aller Mitarbeiter, die vorbildlicherweise dem Unternehmen
zur Verfügung gestellt waren, statt sie privat einzulösen,
benutzt, um die Flugpreise zu subventionieren und damit den ewig
neuen Werbespruch Billiger als im Vorjahr propagieren
zu können. Besonderes Kompliment den Produktverantwortlichen,
die auf den Winterkatalogen wieder die alte Condor-Bemalung verwendeten,
statt der neuen Thomas-Cook-Bemalung, um beim einfachen Neckermann-Urlauber
den Eindruck zu erwecken, wer mit der Lufthansa-Tochter Condor
fliegt, bekommt dafür gute deutsche Lufthansa-Meilen gutgeschrieben
und hat die Chance, bei der Einlösung neben einem Bundestagsabgeordneten
Platz nehmen zu dürfen.
Bravo und weiter so!
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14.10.2002
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