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06.05.2002 - Hannover ist erstklassig


Was schon als Event zur EXPO geplant war, ist mit kleiner Verspätung geschafft: Die „96er“ sind wieder erstklassig. Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg und viel Erfolg in der 1. Bundesliga.
Wird nun die TUI neuer Trikotsponsor? Wenn ja, wäre dies höchst raffiniert.

Kommentar Karl Born:
Eigentlich sind TUI und Hannover 96 geborene Partner. Es gibt viele Gemeinsamkeiten und auf manchen Gebieten kann man vom anderen auch lernen. TUI spielt bereits in der (touristischen) Champions League und 96 will dahin. Hannover will ab 2003 das Niedersachsenstadion bei laufendem Spielbetrieb umbauen, Preussag/TUI hat diesen Umbau (bei laufendem Geschäftsbetrieb) bereits hinter sich und kann die dabei gewonnenen schmerzlichen Erfahrungen hilfreich an Kind & Co weitergeben. Preussag hat in Ihrem Team Mitspieler aus England, Frankreich, Italien und Spanien; davon wird 96-Trainer Rangnick einige Zeit nur träumen können. Dafür hat 96 gute Erfahrungen mit Amerikanern, Tschechen (teils/teils) und Kroaten, das ist für Preussag noch Neuland. Gemeinsam ist 96 und Preussag, dass sie Erfahrung haben, wie es ist, mit viel „Fremdkapital“ zu leben.
Der eigentliche Clou dieser Partnerschaft ist jedoch das neue TUI-Logo auf der Brust der Fußballer. Die TUI beschreibt es unter anderem so: Unser Erkennungszeichen soll Offenheit ausstrahlen, ein Lächeln das ansteckt.
Man stelle sich vor, in der neuen Saison stehen nun die großen Bundesliga-Fußballstars wie Elber, Ballack und andere vor einem 96-Abwehrspieler, sehen dieses Logo, nehmen es ernst und lächeln zurück. Die 96-Aufsteiger Linke und seine Abwehrkollegen haben dagegen im Hinterkopf die Spottbeschreibung des Logos, Sichel ohne Hammer, und holen diese auch regelmäßig heraus. Das kann manch schmerzliche Erfahrung für gutgläubige Gegenspieler bringen, die hoffentlich ohne Auswirkung auf das TUI-Markenimage bleiben wird.
Leider muss an dieser Stelle, wenn auch ungern, über etwas berichtet werden, das die Eignung von Preussag/TUI als Fußballsponsor doch stark in Zweifel zieht. Es geht um eines der schmerzlichsten Ereignisse des deutschen Fußballs. Dieses liegt zwar einige Jahre zurück, aber wie jeder echte Fan weiß, gibt es im Fußball Dinge, die nie verjähren. 1966, WM-Endspiel, das verflixte (vermeintliche) 3. Tor, das wie jeder weiß, keines war. Ort der Tragödie: Das Wembley- Stadion in London. Inzwischen ist dieses „Mist-Stadion“ so baufällig geworden, dass es abgerissen werden muss. Und jetzt kommt zuerst die gute Nachricht: keine englische Bank hat sich bereiterklärt, den Wiederaufbau zu finanzieren, zuletzt hat auch die Barclays Bank zurückgezogen. Wer jetzt gedacht hat: „Prima, endlich ist er weg, der dunkle Fleck der Fußballgeschichte“ wird enttäuscht.
Denn nun kommt leider die schlechte Nachricht. Es hat sich inzwischen eine nicht-britische Bank für die Finanzierung gefunden. Die WestLB, ausgerechnet die WestLB, Hauptgesellschafter der Preussag, beteiligt sich mit 400 Millionen Pfund (!) und bringt damit das Projekt Wiederaufbau Wembley-Stadion zum Laufen. Liebe Preussag, ich weiß, man kann sich seine Eltern nicht aussuchen, aber mit dieser moralischen Belastung bestehen doch erhebliche Zweifel, ob das TUI- Logo auf der Brust dieses untadeligen, liebenswerten Aufsteigers stehen darf. Schade eigentlich, es hätte so gut zusammengepasst.
Wenigstens dürfen die 96-Profis mit ihren Familien ab 7. Mai, nach der großen Aufstiegsfeier am Rathaus, Urlaub im Robinson-Club Fleesensee machen.

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