Was schon als Event zur EXPO geplant war, ist mit kleiner Verspätung
geschafft: Die 96er sind wieder erstklassig. Herzlichen
Glückwunsch zum Aufstieg und viel Erfolg in der 1. Bundesliga.
Wird nun die TUI neuer Trikotsponsor? Wenn ja, wäre dies
höchst raffiniert.
Kommentar Karl Born:
Eigentlich sind TUI und Hannover 96 geborene Partner. Es gibt
viele Gemeinsamkeiten und auf manchen Gebieten kann man vom anderen
auch lernen. TUI spielt bereits in der (touristischen) Champions
League und 96 will dahin. Hannover will ab 2003 das Niedersachsenstadion
bei laufendem Spielbetrieb umbauen, Preussag/TUI hat diesen Umbau
(bei laufendem Geschäftsbetrieb) bereits hinter sich und
kann die dabei gewonnenen schmerzlichen Erfahrungen hilfreich
an Kind & Co weitergeben. Preussag hat in Ihrem Team Mitspieler
aus England, Frankreich, Italien und Spanien; davon wird 96-Trainer
Rangnick einige Zeit nur träumen können. Dafür
hat 96 gute Erfahrungen mit Amerikanern, Tschechen (teils/teils)
und Kroaten, das ist für Preussag noch Neuland. Gemeinsam
ist 96 und Preussag, dass sie Erfahrung haben, wie es ist, mit
viel Fremdkapital zu leben.
Der eigentliche Clou dieser Partnerschaft ist jedoch das neue
TUI-Logo auf der Brust der Fußballer. Die TUI beschreibt
es unter anderem so: Unser Erkennungszeichen soll Offenheit ausstrahlen,
ein Lächeln das ansteckt.
Man stelle sich vor, in der neuen Saison stehen nun die großen
Bundesliga-Fußballstars wie Elber, Ballack und andere vor
einem 96-Abwehrspieler, sehen dieses Logo, nehmen es ernst und
lächeln zurück. Die 96-Aufsteiger Linke und seine Abwehrkollegen
haben dagegen im Hinterkopf die Spottbeschreibung des Logos, Sichel
ohne Hammer, und holen diese auch regelmäßig heraus.
Das kann manch schmerzliche Erfahrung für gutgläubige
Gegenspieler bringen, die hoffentlich ohne Auswirkung auf das
TUI-Markenimage bleiben wird.
Leider muss an dieser Stelle, wenn auch ungern, über etwas
berichtet werden, das die Eignung von Preussag/TUI als Fußballsponsor
doch stark in Zweifel zieht. Es geht um eines der schmerzlichsten
Ereignisse des deutschen Fußballs. Dieses liegt zwar einige
Jahre zurück, aber wie jeder echte Fan weiß, gibt es
im Fußball Dinge, die nie verjähren. 1966, WM-Endspiel,
das verflixte (vermeintliche) 3. Tor, das wie jeder weiß,
keines war. Ort der Tragödie: Das Wembley- Stadion in London.
Inzwischen ist dieses Mist-Stadion so baufällig
geworden, dass es abgerissen werden muss. Und jetzt kommt zuerst
die gute Nachricht: keine englische Bank hat sich bereiterklärt,
den Wiederaufbau zu finanzieren, zuletzt hat auch die Barclays
Bank zurückgezogen. Wer jetzt gedacht hat: Prima, endlich
ist er weg, der dunkle Fleck der Fußballgeschichte
wird enttäuscht.
Denn nun kommt leider die schlechte Nachricht. Es hat sich inzwischen
eine nicht-britische Bank für die Finanzierung gefunden.
Die WestLB, ausgerechnet die WestLB, Hauptgesellschafter der Preussag,
beteiligt sich mit 400 Millionen Pfund (!) und bringt damit das
Projekt Wiederaufbau Wembley-Stadion zum Laufen. Liebe Preussag,
ich weiß, man kann sich seine Eltern nicht aussuchen, aber
mit dieser moralischen Belastung bestehen doch erhebliche Zweifel,
ob das TUI- Logo auf der Brust dieses untadeligen, liebenswerten
Aufsteigers stehen darf. Schade eigentlich, es hätte so gut
zusammengepasst.
Wenigstens dürfen die 96-Profis mit ihren Familien ab 7.
Mai, nach der großen Aufstiegsfeier am Rathaus, Urlaub im
Robinson-Club Fleesensee machen.
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07.04.2003
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