Im Hotel versehentlich zwei Stunden zu früh um 5.20 Uhr (!)
geweckt, die Sicherheitskontrolle in München genervt überstanden,
der Flug verspätet, im Flugzeug umgesetzt für
Mutter mit weinendem Kind, Laune total im Keller, aber die Lufthansa-Stewardess
hat gelächelt: Viele Überraschungen an einem Tag.
Kommentar Karl Born:
Kennen Sie Murphy? Wenn nein, sollten Sie ihn unbedingt kennen
lernen. Von Murphy stammen die sog. Murphy-Gesetze, so schlaue
Sprüche wie: Gehen Sie immer davon aus, dass alles
was schief gehen kann auch schief geht. oder Wenn
eine Sache schief geht, geht sie von Anfang bis Ende schief.
Sehen Sie, Sie kennen ihn doch. Der letzte Freitag war wieder
so ein Murphy-Tag.
Erst nach Mitternacht war ich nach zuviel bayrischem Essen und
einem Maß Bier ins Bett gekommen, hatte über die Rezeption
zuvor noch einen Weckruf und eine Tageszeitung bestellt. Aus tiefem
Schlaf weckt mich ein Klopfen an der Hoteltür, davor steht
der Hotelboy mit der FAZ in der Hand. Es ist 5:20
Uhr, zwei Stunden vor dem Wecktermin! Ich mag keine FAZ mehr und
das Hotel mag ich künftig noch weniger. Der Check-In von
Lufthansa scheinbar perfekt. Der Wunsch nach Gangplatz und bitte
nicht direkt die Reihe nach dem Vorhang wird freundlich erfüllt.
Aber dann: Sicherheitskontrolle Flughafen München. Warum
müssen diese Sicherheitsleute so unfreundlich sein? Wann
kapiert der erste Flughafen, dass man dies auch kundenorientiert
freundlich machen könnte. 99,99% der Kunden die so misshandelt
werden, sind friedliebende Fluggäste und keine Terroristen
und letztere könnte man auch durch diese Unfreundlichkeit
nicht abschrecken.
Der Lufthansa-Flug hat Verspätung, kann vorkommen. Man sitzt
in der Wartezone. Gegenüber sitzt Mutter mit Kleinkind. Das
kleine, vielleicht sechsjährige Mädchen weint und ruft
nach ihrem Papi. Alle schauen hin und haben Mitleid.
Endlich im Flieger, Platz nehmen. Fast alle sitzen, jetzt schnell
noch ein wenig schlafen. Die Mutter mit dem weinenden Kind kommt
als letzte, im Schlepptau eine lächelnde Stewardess, der
Mittelsitz neben mir ist noch frei und der Mittelsitz direkt hinterm
Vorhang. Vor meinem geistigen Auge grinst Freund Murphy,
denn jeder weiß, was jetzt passiert, die vermeintlich freundliche
Check In-Hostess hat ganz raffiniert zugeschlagen. Die Stewardess
fragt mich lächelnd, ob ich nicht bereit wäre zu tauschen,
damit Mutter und Kind nebeneinander sitzen können. Die Laune
fällt ins Bodenlose, aber da muss man durch. Mittelsitz hinter
dem Vorhang, Hannover München ist nicht weit, aber
der Hin- und Rückflug kostet 480,56 Euro. Das ist viel Geld
für einen so kurzen Flug in der Economy class, zuviel Geld,
und so ein Sch....platz, Mittelsitz hinter dem Vorhang. So werden
Gäste für die Billig-Flieger geboren.
Die neue Sitznachbarin, die vorher schon jedes Mal erschrak, wenn
die Mitreisenden gigantische Gepäckmengen im Fach über
ihr verstauten, ist auch nicht erbaut, einen miesgelaunten Sitznachbarn
zu erhalten. Unbeirrt davon, lächelt mich die Stewardess
bei jedem Vorbeigehen an, nach dem Motto: Dich packe ich auch
noch, dass Du zurücklächelst. Bemerkenswert!
Die Sitznachbarin entpuppt sich überraschend als Dauer- Gesprächspartnerin.
Die immer noch lächelnde Stewardess bringt ein kleines Geschenk
und eine Cola extra. Bis Hannover hat sie es geschafft, beim Aussteigen
lächle ich zurück.
Also liebe unbekannte lächelnde Stewardess des Fluges LH
894 vom 11.10.: Sie haben als einzige alles richtig gemacht und
wieder mal bewiesen: Mit Lächeln kann man jeden schlechtgelaunten
Passagier besiegen. Danke für meine Niederlage!
Lesen Sie zum gleichen Thema auch diese bissige
Bemerkung:
25.11.2002 - Lufthansa versus Ryanair:
Wieviel Service muss sein?
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