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15.07.2002 - Stell´ Dir vor, es wird ein Nachfolger für Ron Sommer gesucht, und keiner ruft Dich an.


Es ist Sommer und die Medien fürchten sich vor dem Sommerloch. Und in genau dieses fiel Ron Sommer oder genauer gesagt die Diskussion um seine Nachfolge. Wobei unklar blieb, nach welchem System manche Namen genannt und andere nicht genannt wurden. Beides kann peinlich sein.

Kommentar Karl Born:
Wem gilt unser Mitgefühl. Ron Sommer, natürlich. So ein schöner Job und jetzt ist er ihn los. Die Fotosession mit Zabel im grünen Trikot wird ausfallen müssen. Schade. Andererseits bleibt ihm auch die nächste Hauptversammlung erspart. Dummes Aktionärsvolk, das die Genialität des Vorstandsvorsitzenden nicht versteht.
Aber noch mehr gilt unser Mitgefühl jenen Managern, die zwei Tage lang vergeblich neben dem Telefon standen und auf einen Anruf von Bundeskanzler Schröder, Staatssekretär Overhaus oder wenigstens von Telekom-Aufsichtsratschef Winkhaus warteten. Das muss bitter sein für diese Möchte-gern-Ganz-Großer-Sein, die bei jeder anstehenden Neubesetzung gleich einen Zettel mit der Dementi-Formulierung neben das Telefon legen, in der Hoffnung sie werden angerufen. Und dann stehen die Stellungnahmen von Hinz und Kunz in der Zeitung und „kein Schwein rief an“. Mist-Presseabteilung, hat nicht rechtzeitig den richtigen Journalist angerufen. Man kann sich ja nicht jedes Mal selbst ins Gespräch bringen, irgendwann fällt das auf. Genauso peinlich, wenn das Dementi schneller ist als der Anruf. Oder nur Dementi. Und Vorsicht mit dem „Ausdruck der Freude über den derzeitigen Job“. Schlimmstenfalls wird das ernstgenommen und es ruft wirklich keiner mehr an.
Was macht nun den Job von Herrn Sommer so sexy? Was ist denn das zweitschönste auf der Welt? Richtig, Geld ausgeben! Erinnern wir uns an die Versteigerung der UMTS-Lizenzen. Tägliche Wasserstandsmeldung im TV. Und dann der Kauf für 8 Mrd Euro. War das nicht super? Vor allem für Hans Eichel.
Noch schöner ist international einkaufen. Das ist das wahre Feeling. VoiceStream , schwupps gehört es einem, für läppische 39 Mrd Euro. Gesamtschulden des Ladens Telekom: 67 Mrd. Euro. Da muss jene, die sich mit einstelligen-Mrd-Schulden begnügen müssen, das Gefühl überkommen, dass sie nur zweite Liga spielen. Merke: Es gibt Leute die die Nase nur deshalb so hoch tragen, weil ihnen das Wasser bis dorthin steht.
Aber die Chancen überwiegen. Der Kurs auf Allzeit-Tief. Soweit bringt es nicht jeder, kann aber noch kommen.
Der ultimative Manager-Schocker war jedoch etwas ganz anderes. Allein die Tatsache, dass die Ablösung angekündigt wurde, trieb den Kurs hoch. Da muss es allen Top-Managern doch angst werden.

Zuletzt noch einen Trost für alle die es nicht geworden sind. Wie sagte Johann Gottfried Herder (1744 – 1803) und er war immerhin Philosoph?
„Wem ist denn an Genies gelegen? Mehr liegt uns an brauchbaren Männern. Zu manchem wird eine glückliche Temperatur von Gaben und Geschicklichkeiten erfordert; eine gewisse Mittelmäßigkeit, die sich nicht zu Genies und Geistschöpfern hebet und nicht zu dummen Dorfteufeln herabsinket: eine mittlere Größe, die eben den Punkt der Nutzbarkeit trifft.“



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