Der Aufsichtsratsvorsitzende der LTU, Hans Reischl, hat den Eindruck,
dass bei LTU noch nicht durchgängig das Bewußtsein
vorherrscht, dass die LTU ein Sanierungsfall ist und der Gürtel
womöglich noch enger geschnallt werden muss (lt. FVW, 15.2.2002).
Kommentar Karl Born:
Der Fall LTU ist ein Lehrstück für den Niedergang
eines großen Namens. Er zeigt, was passiert, wenn sich fehlgeleitete
Investoren mit unfähigen Managern verbünden. So
schrieb vor kurzem das Manager Magazin. Vom hervorragenden
Karnevalist bis zum irrlichternden Marketingtalent versuchten
sich viele Fachleute, so ironisierte das Manager Magazin
weiter. Die Rolle der Gesellschafter wurde dabei etwas unterproportional
betrachtet. Die Riege der LTU-Gesellschafter (bei Verzicht auf
Vollständigkeit) Ahrends Conle WestLB
SAirGroup REWE als Erfolgskurve aufgetragen, geht beständig
in eine Richtung, die man nur mit viel Fantasie (oder nach Drehen
der Tabelle) als nach oben führend bezeichnen könnte.
Den Gründer hat die LTU durch Schicksalsschlag leider zu
früh verloren, die Nachfolger wollten Kasse machen, der nächste
hat nicht nur die obengenannte Geschäftsführer-Riege
zu verantworten, sondern noch mehr die Entscheidung für den
Folge-Gesellschafter. Dieser hat sich dann, so wurde es einmal
beschrieben, mit dem Kaufpreis "schadlos" gehalten,
wobei schadlos sich nur auf den Gesellschafter, aber
leider nicht auf die Gesellschaft bezog. Das Ende ist bekannt.
Den Gesellschafter gibt es nicht mehr und die LTU hat seit dieser
Zeit keine materielle Substanz mehr.
Der nächste (und vorerst letzte) Gesellschafter hatte anfänglich
mit LTU ähnliche Bekennerschwierigkeiten, wie Boris Becker
mit seinem britischen Nachwuchs. Den DNA-Beweis und die Anforderung
des entsprechenden Vaterschaftsgeldes musste letzten Endes kein
Familienrichter sondern NRW-Ministerpräsident Clement persönlich
eintreiben.
Wer geglaubt hatte, jetzt sei endlich das Happyend erreicht (solche
Träumer mag es ja geben), wurde bald eines schlechteren belehrt.
Während Boris missmutig zahlt, aber immerhin sein Zwangsbaby
nicht öffentlich schmäht, lässt der neue LTU-Vater
kaum eine Gelegenheit aus, um öffentlich die Schwächen
der LTU (die Betonung liegt auf öffentlich) auszubreiten.
Wie damit die Motivation der Mitarbeiter gehoben und vor allem
ein neuer Mitgesellschafter gefunden werden soll, bleibt für
den Rest der Branche ein Geheimnis.
Aus der Politik kennen wir die Steigerung: Feind Todfeind
Parteifreund. Für LTU heißt die Steigerung der
Gegner: Konkurrenz - Gewerkschaft - Gesellschafter.
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