Preussag-Vorstand Charles Gurassa äußerte sich vor
Mitgliedern der Britischen Handelskammer in Deutschland über
seine Erfahrungen bei der Fusion von Thomson Travel Group mit
TUI: Wir müssen uns jetzt nur noch lieben. (Lt.
Süddeutsche Zeitung vom 18.2.)
Kommentar Karl Born.
Diese Nachricht haben wir gebraucht. Nach den zerbrochenen Ehen
von Becker, Scharping und zuletzt von unserem Schätzchen
Uschi Glas auf dieser Seite des Kanals und den nicht immer königlichen
Enthüllungen über Charles (nicht der von Thomson, sondern
der von Wales), über Fergie, Sophie, Harry und wie die Royals
auch immer heißen, jenseits des Kanals, endlich eine Geschichte
über Liebe und zwar kanalübergreifend. Der Süddeutschen
Zeitung sei Dank, dass Liebe Eingang gefunden hat in den Wirtschaftsteil,
denn das Gerede über shareholder value sind wir schon lange
leid (nicht zuletzt auch die Urlauber).
Nun ja, die Reihenfolge der Liebesentwicklung entspricht nicht
ganz der heutigen Übung. Die derzeitige Generation liebt
zuerst und heiratet dann. Nicht ohne Grund gab es einige, die
nach dem Zusammenschluß von TUI und Hapag Lloyd-Flug und
dem Auftreten erster Problem(chen) damals spotteten, hier sei
Liebe durch Ehe beendet worden. Bei Gurassa liest
sich das so: Die Flitterwochen haben wir überstanden
und sind immer noch verheiratet, Nun müssen wir bloß
noch anfangen, uns zu lieben. So kenne ich noch die Geschichte
von meinem Großvater, als seine Eltern ihm die Frau aussuchten
und im Verlaufe einer langen Ehe tatsächlich Liebe daraus
wurde. Ein neuer Konservatismus in Liebe und Wirtschaft?
Die eigentliche Überraschung aber verbarg sich
fast unbemerkt zwischen den Liebesbeteuerungen. Dort war unter
anderem zu lesen: Für die TUI war es hart den neuen
integrativen Weg zu gehen. Die glaubten ja schließlich uns
gekauft zu haben. Olala, das glaubten wir in der Tat alle
in dieser Branche. Und jetzt soll das nicht stimmen? Ein Anruf
bei einigen TUI-Führungskräfte bedeutete der Überraschung
zweiter Teil: Wir, Thomson gekauft? Das haben wir uns schon
lange abgeschminkt. Stimmt das alles nicht mit dem hohen
Kaufpreis? Hat Preussag gar nicht gezahlt? Wo ist dann das Geld
geblieben?
Wie auch immer, der Zusammenschluß von TUI mit Thomson Tavel
scheint auf jeden Fall ungermanisch gelaufen zu sein.
Die Trauung im germanischen Recht bestand nicht aus der öffentlichen
Bekundung des Heiratswillen der Partner wie im römischen
Recht, sondern aus einer feierlichen Übergabe des Mädchens
an den Mann. Dem heutigen symbolischen Austausch der Eheringe
entsprach die Handlung von Fußtritt und Handergreifung.
In dem der Mann der Frau auf den Fuß trat, symbolisierte
er seine Muntgewalt über sie. Also liebe Touristik-Chefs
weltweit, sollte Herr Dr. Frenzel ihnen mal auf die Füße
getreten sein, kann das sowohl Rüge bedeuten, als auch dass
er sie heiraten will.
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