Der DRV-Präsident erklärte auf der DRV-Tagung in Dubrovnik
wenn es besonders gesicherte Hotels mit bewaffnetem Personal
am Hoteleingang gäbe, dann hätte der Terrorismus gesiegt.
Leider fanden sich in seiner Rede, obwohl Grundsatzrede geheißen,
keine Ansätze wie die Branche mit diesem schwergewichtigen
Problem künftig umgehen soll. So wurde aus Klaus Laepple,
dem Vordenker kraft Amtes, leider Klaus Kopf in den Sand.
Kommentar Karl Born:
Die Wirklichkeit des Jahres 2002 überfordert gelegentlich
den einen oder anderen. Verständlich. Ist es nicht schön,
von den goldenen Tourismuszeiten des Jahres 2000 zu träumen,
als die Urlauber unbeschwert gen Süden flogen, als man sich
noch Kundenorientierung und Qualität leisten konnte, als
Buchungszahlen und Ergebnis anscheinend in den Himmel wuchsen.
Babel lässt grüßen.
Natürlich ist die Branche nicht verantwortlich für den
11.September. Entgegen der Meinung mancher Tourismuskritiker wurden
die Attentate von Djerba und Bali nicht durch den Tourismus provoziert.
Für all` das kann die Branche und ihr Präsident nichts.
Aber sie sind verantwortlich dafür, wie sie mit diesen Ereignissen
umgehen oder besser gesagt nicht umgehen. Wer in seiner Grundsatzrede
für die Ereignisse auf Bali nur diesen einen peinlichen Satz
übrig hat: Sehr erfreulich ist hingegen die Tatsache,
dass die Bomben auf Bali kaum Stornierungen und wenige Umbuchungen
ausgelöst haben kann sich auch nicht mit der Gedenkminute
zu Beginn der Veranstaltung exkulpieren.
Viel mehr Zeit wurde für jene (oder besser gesagt gegen jene)
aufgewendet, die sich mit der Problematik Auswirkungen des
Terrorismus auf den Tourismus auseinandergesetzt haben.
Da gab es die so gut klingende, aber ebenso so leicht zu widerlegende
pathetische Phrase: Wenn es besonders gesicherte Hotels
mit bewaffnetem Personal am Hoteleingang gäbe, dann hätte
der Terrorismus gesiegt.
An den Flughäfen wurden nach dem 11. September die Sicherheitsmaßnahmen
drastisch erhöht: Hat der Terrorismus deshalb gesiegt?
In den Flugzeugen sollen die Türen zum Cockpit verstärkt
werden: Hat der Terrorismus deshalb gesiegt?
Nach dem 11. September mussten harmlose deutsche (DRV)-Urlauber
beim check-in ihre Nagelscheren abgeben und an einigen Tagen musste
man bei der Sicherheitskontrolle sogar die Schuhe ausziehen: Hat
der Terrorismus deshalb gesiegt?
War es nicht gerade umgekehrt, dass alle der Meinung waren, das
sei zwar eine Belastung, diene aber unserer Sicherheit?
Gab es nicht schon immer Hotels in einigen Zielgebieten, die von
hohem Zaun und Sicherheitspersonal am Eingang geschützt waren?
Gab es nicht sogar eine Delegation deutscher Touristiker und deutscher
Journalisten, die Ägypten besuchten und dem Bus fuhr ein
Lastwagen mit Soldaten und Maschinengewehre voraus?
Darf ich den Präsidenten einladen, morgen nach Ägypten
und einigen anderen Ländern zu reisen und sich anzusehen,
wie heute schon vor Touristenzentren Sicherheitskontrollen aufgebaut
sind?
Wie kann man so zwanghaft die Wirklichkeit verdrängen?
Was die Touristen und vor allem unsere Freunde in den Zielgebieten
wollen, ist eine klare Aussage dazu, dass die schrecklichen Attentate
eben nicht durch den Tourismus provoziert wurden, sondern aus
ganz anderen Motiven die gesamte westliche Welt treffen sollen
(die verblendeten Attentäter bekämpfen nicht den Hedonismus
des Tourismus, sondern den Hedonismus der westlichen Welt) und
daraus ergibt sich die Logik, dass es keine seriöse Unterscheidung
mehr nach sicheren und unsicheren Zielgebieten gibt. Mit jeder
anderen Behauptung spielen wir die Zielgebiete gegeneinander aus
und wir selbst werden, leider, sehr schnell widerlegt.
Dass vom DRV-Präsident ausgerechnet jener diffamiert wurde,
der nicht dem Tourismus die Schuld in die Schuhe schiebt, sondern
öffentlich immer wieder erklärt, dass der unstillbare
Wunsch der Menschen zum Reisen, die Zukunft des Tourismus sichern
wird, erscheint auf den ersten Blick unverständlich. Aber
einige in der Branche haben die Parole ausgegeben, Kopf in den
Sand, ab morgen wird es besser und merken nicht, dass sie diesen
Satz schon so lange sagen, dass er zumindest von den Journalisten
nicht länger geglaubt wird. Und dann kommt der Kollege,
einer von uns, und hält sich nicht an die vereinbarte
Spielregel. So sehr der Hinweis auf Noch-Kollege die
Beschimpfung etwas mildern soll, aber spätestens nach der
Selbstbeweihräucherung wir haben das Ohr näher
am Kunden!, ist die Warnung angebracht: Vorsicht, Betriebsblindheit.
Ein Rat von außen kann deshalb nicht schaden.
Wer in dieser Branche mit dem aktuellen Jahr so umgeht, siehe
Zitat aus der Rede des Präsidenten, bevor wir mit dem
zu Ende gehenden kritischen Jahr machen, was zu tun ist, nämlich
es abhaken hat sich nicht sonderlich bemüht aus dem
vergangenen Jahr Erkenntnisse für das nächste Jahr zu
gewinnen.
Zum Schluß für Klaus Läpple eine
gute und eine schlechte Nachricht in einem Satz: Diesmal hat er
den Nagel nicht auf den Kopf getroffen (siehe
BBB vom 30.9.).
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24.03.2003
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