BBB-Newsletter: jede Woche "Bissiges" per email (Info)

Zur Anmeldung

Borns "bissige" Bemerkungen ist die montägliche Kolumne rund um das aktuelle Geschehen in der Welt, speziell in der Tourismuswirtschaft. BBB erscheint seit März 2001 jeden Montag auf diesen Webseiten und als kostenloser email-Newsletter. Im Archiv finden Sie 300 weitere Kommentare zu den verschiedensten Themen und Anlässen.

[ Archiv ] - [ Suche ] - [ aktuelle BBB ] - [ Ihr Thema ] - [ XML ]

Bücher von oder mit Beiträgen von Karl Born: Abschied von der Spassgesellschaft | Der integrierte Touristikkonzern | Kundenorientierung im Touristikmanagement | Kundenmanagement als Erfolgsfaktor


27.01.2003 - Nackt fliegen


Das auf FKK-Reisen spezialisierte amerikanische Touristikunternehmen Castaways Travel stellt seinen Passagieren frei, sich bereits auf dem Weg von Miami nach Cancun ihrer Kleidung zu entledigen.

Kommentar Karl Born:

Die amerikanischen Marketingexperten sind uns einfach voraus, wenn es um die Erschließung neuer Marktsegmente geht. War es vor kurzem noch die kanadische Coastal Mountain Air die sich Gedanken über eine kreative Gestaltung der Zeit an Bord machte (siehe BBB vom 7.10.2002), so versucht jetzt Castaways Travel (in allen Agenturmeldungen fälschlich ohne –s genannt) ganz gezielt bestimmte Nachfragegruppen anzusprechen. Am 3. Mai 2003 soll der erste Nackt-Flug stattfinden. Die US-Sicherheitsbehörden haben angeblich bereits grünes Licht gegeben, schließlich „sei die Leibesvisitation jetzt problemlos“. Die Fluggesellschaft ist nicht näher bekannt, wird auf der Homepage des Veranstalters nur als „naked air“ bezeichnet. Das Fluggerät, eine B 727-200, ist nicht mehr ganz taufrisch, aber castaway übersetzt heißt ja nicht nur „(Kleidung)ablegen“ sondern auch „schiffbrüchig“!

Vor allem für die sogenannten Billig Airlines sind FKK-Anhänger die ideale Zielgruppe. Sie haben weniger Gepäck dabei, das spart Treibstoff. Die Kunden verlangen nicht nach heißem Essen oder heißen Getränken, man will sich so kurz vor dem Urlaub schließlich keinen Körperteil verbrühen. Die Flughäfen verlangen weniger Gebühren, denn für die Sicherheitskontrolle braucht man keine Geräte, Sichtkontrolle genügt. Die weiteren Besonderheiten von castaways sind für die Billig Airlines auch kein Problem: Es kann nur online gebucht werden und die Flugzeiten werden vorerst noch unbestimmt mit „früher Vormittag“ bzw. „später Nachmittag“ bezeichnet, angeblich um der Privatsphäre der Kunden Rechnung zu tragen. Wesentlich bestimmter waren im letzten Sommer die Flugzeiten der Fluggesellschaften bei uns auch nicht.

Um Missverständnissen vorzubeugen, sei noch erwähnt, dass die Flugbegleiter auf diesen Nacktflügen natürlich bekleidet sind. Insofern war der Kommentar von Stefan Raab in TV- Total „Jetzt müssen sich die Stewardessen nicht mehr anziehen, wenn sie aus dem Cockpit kommen“ natürlich falsch.

In Deutschland würde sich für dieses Marktsegment besonders AIR BERLIN anbieten, die Werbebilder (siehe Katalog 2003) dieser Airline sind schließlich nicht weit davon entfernt. Und den passenden Werbespruch liefern die Bissigen Bemerkungen Air Berlin gratis dazu:
URLAUB OHNE AIR BERLIN
IST WIE HÜLLEN OHNE LOS

Nachtrag: Das Erscheinen dieser Kolumne hat zu heftigen Aktivitäten im Lager der Billig Airlines geführt. Germanwings erwägt die Gründung einer Tochtergesellschaft "naked wings", Hapag LLoyd-Express denkt über "Hüllenlos-Expreß" nach, Germania will die Typenbezeichnung der neu erworbenen Flugzeuge von F 100 auf FKK 100 ändern und der Veranstalter 1-2-fly will die neue Produktlinie 1-2-frei einführen.

Nur Lufthansa bleibt ausnahmsweise cool und will auf diesen Trend zumindest in der First Class nicht reagieren. Logisch, bei diesen Preisen hatte man ohnehin das Gefühl Hemd und Hose zu verlieren.



SUCHE