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Borns "bissige" Bemerkungen ist die montägliche Kolumne rund um das aktuelle Geschehen in der Welt, speziell in der Tourismuswirtschaft. BBB erscheint seit März 2001 jeden Montag auf diesen Webseiten und als kostenloser email-Newsletter. Im Archiv finden Sie 300 weitere Kommentare zu den verschiedensten Themen und Anlässen.

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Bücher von oder mit Beiträgen von Karl Born: Abschied von der Spassgesellschaft | Der integrierte Touristikkonzern | Kundenorientierung im Touristikmanagement | Kundenmanagement als Erfolgsfaktor


10.11.2003 El Pichler pasa


Überraschend wurde am Freitag (7.11.2003) bekannt gegeben, dass "die Thomas Cook-Spitze gehen muss". Dem bisherigen Vorstandsvorsitzenden Stefan Pichler (und seinem Finanzvorstand Norbert Kickum) wird vorgeworfen, den Aufsichtsrat nicht ausreichend über die finanzielle Fehlentwicklung des Konzerns informiert zu haben. Pichler wurde nach Medienberichten zusätzlich angelastet, dass er die Marken Terramar, Kreutzer und Condor durch Thomas Cook ersetzt habe.

Kommentar Karl Born:

Wie hieß es so (un-)schön in den BBBs vom 3.6.2002: "Condor, der einstmals stolzeste Namen in der Flugtouristik, ist nicht mehr. Das war`s, sprach der Thomas Cook-Vorstand und legte ihn zu den Akten. Kurz und schmerzhaft."
Die vorsätzliche Vernichtung des außerordentlichen Markenwertes "Condor" hatte in der Branche Verwunderung, bei den Condor-Kunden Verwirrung und bei den Condor-Mitarbeitern erst fassungsloses Unverständnis und dann noch heute andauernden Zorn hervorgerufen. Für sie wird es nur ein schwacher Trost sein, dass obiger Text jetzt um die zweite Strophe ergänzt werden kann: "Stefan Pichler, einstmals deutscher Vorzeige-Manager, Visionär, Sanierer und Arbeitstier (Zitat Manager-Magazin.de, 7.11.) ist nicht mehr Vorstandsvorsitzender. Jetzt reicht`s sprach der Thomas Cook-Aufsichtsrat und legte dieses Kapitel zu den Akten. Kurz und schmerzhaft." Für alle Condor-Mitarbeiter, vor allem für alle Ex-Condor-Mitarbeiter, allerdings ein schwacher Trost.

Als weiteren Grund für die Ablösung wird in der Presse die zu teure Übernahme von Thomas Cook England genannt. Damit befand er sich allerdings in bester Gesellschaft. Auch dieses Thema wurde schon mehrfach in den BBB und an anderer Stelle abgehandelt. Das für die Internationalisierung ausgegebene Geld wird man auf absehbare Zeit nicht wiedersehen, weder als zusätzlichen Ertrag, noch in Form von Synergieeffekten, eher sind hier "Synergiekosten" entstanden (Dieses Wort sollte man sich eigentlich patentieren lassen. Liegt auf einer Ebene mit dem schönen Begriff Nullwachstum).

Natürlich kommt jetzt auch der Ruf nach "Zerschlagen" der integrierten Touristikkonzerne. Aber das Konstrukt "vertikaler Konzern" ist nicht ursächlich für die gegenüber einigen Wettbewerbern unterproportionale Entwicklung der Touristikkonzerne verantwortlich. Die Problematik ist eher im operativen Bereich begründet (siehe hierzu ausführlich das am 26.11. im Oldenbourg-Verlag erscheinende Buch von Harald Bastian und Karl Born: "Der integrierte Touristikkonzern").

Und für eines kann man Stefan Pichler wirklich nicht verantwortlich machen: Für die Anschaffung der für das deutsche Ferienfluggeschäft falschen Flugzeugflotte B 757-300. Hierfür trägt einer der früheren Condor-Geschäftsführer die Verantwortung und dieser wurde ausdrücklich vor der Anschaffung dieser Flotte gewarnt. Insbesondere deshalb wurde die ursprünglich gute Geschäftsbeziehung Condor/TUI erheblich belastet.

Worüber man sich wundert? Dass man eine Etage höher, von alldem so überrascht wurde. Oder doch nicht? Siehe BBB vom 10.8.2003: Noch sind nicht alle Condor-Flugzeuge auf Thomas Cook umgemalt.



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