Vorsicht, Kommunikaze (Prof. Karl Born)

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16.2.2004 Vorsicht, Kommunikaze


Wenn der gewünschte Erfolg nicht eintritt, dann "hatten wir ein Kommunikationsproblem". Danach beginnt die Suche nach dem Verantwortlichen, nicht für den Inhalt, sondern für die Kommunikation. Anschließend beginnt die Suche nach dem Nachfolger.
Ein Trost vorab für alle Generalsekretäre, Kommunikationschefs und andere Nachrichtenverkünder: Früher verloren die Überbringer schlechter Nachrichten ihr Leben, heute nur ihren Job; ist doch schon eine gewaltige Verbesserung.


Kommentar Karl Born:

Angeblich leben wir im Kommunikationszeitalter, da müsste die Fähigkeit zum kommunizieren eigentlich hoch entwickelt sein. Umso verwunderlicher, dass es in Politik und im Geschäftsleben angeblich kaum inhaltliche Defizite gibt, sondern nur kommunikative. Das Wort "erklären" taucht dann in vielen Variationen auf: "Wir haben es nicht ausreichend erklärt" oder "Wir müssen das besser erklären" oder "Wir haben mit unserer Erklärung nicht unser Zielpublikum erreicht." usw. usw.
Dabei liegt den Betrachtern von außen eher auf der Zunge: "Gespannt wie Ihr das erklären wollt" oder noch besser "Spart Euch Eure Erklärungen".

Schwieriger wird es dann, wenn man nicht nur wechselnde Inhalte kommunizieren muss. Angenommen, in einer fiktiven Firma wird verkündet, dass das neu eingeführte Billig-Tochterunternehmen "auf keinen Fall" gegen das etablierte Tochterunternehmen antreten wird", sondern im Gegenteil "man streng darauf achten wird, dass eine Kannibalisierung nicht stattfindet". Angenommen, wirklich nur angenommen, das sieht kurze Zeit später ein wenig anders aus, dann kann ein ungeübter und vielleicht noch belehrungsunwilliger Kommunikationschef ob dieses "semantischen" Problems schnell baden gehen. Dann muss zu den wechselnden Inhalten, zusätzlich noch ein wechselnder Kommunikationsboss erklärt werden.
Nur übertreiben sollte man beim Wechseln nicht. Allgemein gilt die Faustregel "ein Kommunikationschef p.a." schon als Obergrenze.

Ein Problem beim "Erklären" könnte auch bei einer anderen "fiktiven" Firma auftreten, wo über mehrjährigen Kommunikationsrummel zum Thema "neues Kostensenkungsprogramm" schon fast der Eindruck erweckt wurde, es würde sich dort inzwischen "um eine kostenfreie Zone" handeln. Bei dieser Ausgangslage jetzt neue zusätzliche Kostensenkungsprogramme zu "erklären", dürfte eine besonders spannende Angelegenheit werden. Sie könnte so schwierig werden, dass es vielleicht mit einem Wechsel in der Kommunikation nicht zu bewältigen sein dürfte.
Der Vorschlag ist absurd, das ist den BBBs bewusst, aber die hardcore-Variante zum Wechsel in der Kommunikation könnte ein Wechsel im Aufsichtsrat sein. Diese Kommunikation würde man wahrscheinlich leichter verstehen.


Nachtrag: Erinnern Sie sich noch an den Kommentar zur Kundensofortbetreuung der Hamburg-Mannheimer Versicherung (siehe BBB vom 24.11.2003). Inzwischen hat das Unternehmen geantwortet, nach exakt 207 Tagen (Problem: EDV-Umstellung)! Die haben ein echtes Kommunikationsproblem.



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