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23.8.2004 Was die Reisebürobranche von Coiffeur Udo Walz lernen kann


Vom 1. September an zahlen viele Fluggesellschaften den Reisebüros keine Provision mehr. Um ihre Kosten zu decken, werden die Reisebüros von ihren Kunden ein „Service-Entgelt“ verlangen. Höchste Zeit für alle Reisebüro-Inhaber sich in anderen Branchen umzusehen, in denen schon länger ein Service-Entgelt selbstverständlich ist, z.B. beim Friseur. Und wenn schon, dann am besten beim Branchen-Star Udo Walz.

Kommentar Karl Born:

Preisliste wie beim Friseur“, titelte Spiegel online, am 17.8.2004 einen Artikel über das künftige Service-Entgelt im Reisebüro. Und in der Tat, nach kurzem sich wundern, sind die Parallelen beeindruckend:
- In beiden Fällen handelt es sich um eine Dienstleistung
- Die Friseur-Geschäfte haben immer dazu gestanden, für ihre Leistung auch ein Entgelt zu nehmen (und nicht von Provisionen für die verkauften Artikel zu leben).
- Die erbrachte Leistung, „Haare schneiden“ würden Unternehmensberater als „commodity“ bezeichnen, also „Massenware mit wenig Unterscheidungsmöglichkeit“.
- Der Konkurrenzkampf ist hart, der weit überwiegende Teil der Branche trägt den Wettbewerb über den Preis aus.
- Insbesondere an den Bahnhöfen und anderen hochfrequentierten Plätzen wird damit geworben, „wir sind schnell“, „nur Schneiden ohne Nebenleistung“ (eine Art no frills), „extrem billig“
- Die Mitarbeiter müssen viel leisten, kundenorientiert freundlich sein, werden schlecht bezahlt und haben arbeitnehmerunfreundliche Arbeitszeiten
- Aufgrund des in letzter Zeit geringer werdenden frei verfügbaren Einkommens erbringen immer mehr potenzielle Kunden diese Leistung selbst und nehmen nicht länger die professionelle Leistung in Anspruch.

Aber, und dies ist der wesentliche Inhalt der Botschaft, auch hier gibt es welche, die sich von der Konkurrenz durch Kreativität und Leistung abheben. Das beste Beispiel ist Udo Walz.
Wollen wir sein Auftreten und seinen Anspruch mit dem eines Reisebüros vergleichen:
- Laut seiner Homepage ist Udo Walz nicht Friseur, sondern Coiffeur und Haar-Stylist, sogar „Magier“.
- Er „setzt neue Trends“.
- Er „bringt die Persönlichkeit seiner Kunden“ ein.
- Das gelingt ihm so gut, dass seine Kunden „nicht auf seine Tipps“ verzichten wollen.
- Die Kunden „erfahren die Philosophie des Meisters“

Demzufolge muss aus einem Reisebüro ein „Reiseerlebnis-Center“ werden, dessen Inhaber in der Lage sein muss, seine Kunden in Reiseträume versinken zu lassen. Er muss neue Reisetrends setzen (und nicht warten, was die Veranstalter als Trends verkaufen wollen). Bei der Beratung muss die Persönlichkeit der Kunden so individuell berücksichtigt werden, dass diese künftig bei der Planung ihrer Urlaubsreise keinen falls auf die Tipps des „Reise-Magiers“ und dessen Philosophie verzichten wollen.

Dann muss ein perfekter „Reise-Trendsetter“ noch von Udo Walz lernen, wie man sich prominente Kundschaft angelt, die auch öffentlich zu ihrem „Meister“ steht. Wenn Walz es schafft Angela Merkels Frisur trendy aussehen zu lassen, dürfte der Verkauf einer „modischen Reise“ an diese Dame ein Kinderspiel sein.

Aber das Allerwichtigste sei nicht vergessen: Udo Walz differenziert sich auch über die „Höhe seines Service-Entgeltes“. Was so gut ist, kostet auch entsprechend oder umgekehrt „was so teuer ist, ist auch begehrenswert“. Und nicht verzagen, auch er hat mal klein angefangen.

Ein Tipp noch an die FVW: Udo Walz auf der Rednerliste für den nächsten Kongress Zukunft, dann meldet sich auch noch die letzte Reisebüro-Inhaberin an!


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