Dazugelernt? (Prof. Karl Born)

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Borns "bissige" Bemerkungen ist die montägliche Kolumne rund um das aktuelle Geschehen in der Welt, speziell in der Tourismuswirtschaft. BBB erscheint seit März 2001 jeden Montag auf diesen Webseiten und als kostenloser email-Newsletter. Im Archiv finden Sie 300 weitere Kommentare zu den verschiedensten Themen und Anlässen.

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Bücher von oder mit Beiträgen von Karl Born: Abschied von der Spassgesellschaft | Der integrierte Touristikkonzern | Kundenorientierung im Touristikmanagement | Kundenmanagement als Erfolgsfaktor


29.3.2004 Dazugelernt?


Die BBBs haben mal wieder Geburtstag! Im März 2001 erschienen die ersten BBBs. Gute Gelegenheit kurz zu überprüfen, wie sehr sich die Touristik in diesen drei Jahren verändert hat. Ein Blick von heute auf damals und wieder zurück!

Kommentar Karl Born:

BBB vom 1.3.2001
FTI und Meier`s Weltreisen bringen 2. Auflage der Kataloge mit reduzierten Preisen.
Kommentar damals:
Der Wille zum Geldverdienen war da. Immerhin! Leider waren die Kunden nicht bereit für diese Produkte soviel zu bezahlen. In beiden Firmen haben die neuen Bosse noch viel Arbeit. So gemein ist nun mal das Wirtschaftsleben.
Kommentar heute:
Sorry, die hier genannten Bosse waren ihrer Zeit nicht hinterher, sondern ihrer Zeit voraus!

BBB vom 15.3.2001
Mit dem neuen CEO von FTI, Georg Eisenreich, sind noch weitere Führungskräfte mit ihm vom TUI Hoteleinkauf zu FTI gewechselt.
Kommentar damals:
Die Geschichte wiederholt sich. Schon der erste Chef des zentralen TUI Hoteleinkaufs, Tanner, brachte zum Dienstantritt einige seiner engsten Mitarbeiter mit. Als er ging, verließen diese Mitarbeiter ebenfalls den TUI Hoteleinkauf. Auch Georg Eisenreich besetzte danach viele Positionen mit früheren Weggefährten.
Dabei hat man schon im Mittelalter schlechte Erfahrungen mit Söldnerheeren gemacht, die relativ schnell die Fronten wechselten.
Kommentar heute:
Wollen wir wetten, dass wir einige davon ziemlich real beim neuen ?virtuellen Veranstalter Touropa? sehen werden!

BBB vom 22.3.2001
Meldung zur ITB: Der Kauf von Thomas Cook durch C&N zieht auch Konsequenzen in der Führung nach sich. Ab sofort wird C&N mit 4 Geschäftsführern und funktionaler/geografischer Struktur agieren.
Kommentar damals:
C&N wird immer mehr zu einer kleinen Preussag. Wer immer in den Fußstapfen des vorhergehenden läuft, wird diesen nie überholen können.
Kommentar heute:
Die Vorhersage hat sich als richtig erwiesen. Aber was ist davon zu halten, wenn die TUI jetzt Profitcenter einrichtet wie kurz zuvor Thomas Cook?

BBB vom 5.4.2001
Artikel in der Frankfurter Rundschau vom 23.3.: TUI ist in das Timesharing-Geschäft eingestiegen, durch eine Beteiligung an Anfi del Mar, dem angeblich ?schwärzesten? Schaf dieser Branche. Prompt steht damit TUI unter erheblichem Erklärungsdruck, wie ?seriös? sie dieses Geschäft betreiben will. Ein Bereichsleiter von C&N soll auf die Frage, warum C&N nicht Timesharing betreibt, sinngemäß gesagt haben: ?Das können wir uns als Qualitätsveranstalter nicht leisten!?.
Kommentar damals:
Nach Lesen dieses Artikels soll ein früherer TUI-Mitarbeiter, der die Qualitätsstrategie der TUI wesentlich geprägt hat, über ?Selbstmord? nachgedacht haben.
Kommentar heute:
Zum Glück hat er es nicht gemacht, denn seit kurzem stimmt das Weltbild wieder, zumindest in diesem Punkt.

News 12.4.2001
Kommentar von Klaus Hildebrandt in FVW 8/2001: Für die großen Reisekonzerne Preussag und C&N gilt: Größer, schöner....aber erst in Zukunft reicher:
Kommentar damals:
a) Fast wie früher die Standardbeschreibung im Osten: die ferne Zukunft sieht
glänzend aus, nur morgen ist es mit der Versorgung schwierig.
b) Klarer Fall von Schrempp-Syndrom: Man muss nach der (teuren) Akquisition den Aktionären viel versprechen um sie bei Laune zu halten, dabei entstehen nach einer Fusion zuerst Mehrkosten (zwangsläufig).
c) C&N-Pichler hat es bei der letzten Pressekonferenz richtig gesagt: Richtig schön wird es erst im Jahre 2005 (siehe a).
Kommentar heute:
Stefan Pichler hat es richtig gesagt (wohlgemerkt, schon Monate vor dem 11.9.2001 !!!). Anscheinend hat keiner richtig zugehört. Leider wird er diese Freude in 2005 nicht erleben dürfen. Deshalb muss er sich nicht grämen, ob es die anderen erleben werden, ist mehr als fraglich.

BBB vom 19.4.2001
Meldung in fast allen Zeitungen: Maria Antonia Munar, Präsidentin des Inselrates von Mallorca, hat nicht nur eine Umweltsteuer für die Touristen in Höhe von 4 DM/Tag durchgesetzt, sondern auch gleichzeitig erklärt, dass man gerne auf jene Urlauber verzichten könne, denen diese Abgabe zu hoch sei.
Kommentar damals:
Mallorca ist durch ?die Touristen? von einer der ärmsten Regionen zur reichsten geworden. Jetzt lässt man fast keine Gelegenheit aus, um das Tourismusgeschäft zu erschweren. Offensichtlich hat man noch nicht (oder noch nicht genügend) bemerkt, dass schon weniger Touristen kommen. Das erinnert mich fatal an den Witz über den sehr ?ökonomischen? Landwirt, der mit Unverständnis berichtete: ?Schade, gerade als ich meinem Pferd das Essen abgewöhnt hatte, ist es gestorben.?
Kommentar heute:
Die neue Regierung gibt dem Pferd jetzt wieder zu fressen, kurz bevor es gestorben wäre. Dafür fressen sich jetzt die Low Cost-Carrier auf dem Weg nach Mallorca gegenseitig auf. Eine echt verfressene Branche.

BBB vom 26.4.2001
Bericht in der FVW 10/2001: Bei C&N habe der im Rahmen der vertikalen Integration neu aufgebaute aufwendige interne Planungsprozess dazu geführt, dass die extern benötigte Flugzeugkapazität erst einige Wochen später geordert werden konnte, als das früher üblich war. Hierzu sagte Harry Hohmeister, C&N-Bereichsvorstand für Kapazitätsmanagement: ?Das Inhouse-Zusammenspiel im Flugbereich schaffe eine Horizonterweiterung, setze neue Kräfte frei und führe zu Innovationen. Dafür müssten halt längere Planungszeiträume in Kauf genommen werden?.
Kommentar damals:
Erkenntnis 1: Kompliment, bisher konnten nur Politiker so schön umschreiben, dass etwas nicht geklappt hat.
Erkenntnis 2: Der Vorgang an sich ist allerdings nicht verwunderlich. Das lernen einige Shareholder inzwischen, dass es verdammt schwierig ist, durch zentrale Planung das zu erreichen, was sich früher auf dem Markt (und durch zeitlichen Marktdruck) hervorragend regelte.
Kommentar heute:
Wahrscheinlich wurden zu viele Berater mit diesem Thema betraut und die wollten die ?eierlegende Wollmilchsau? erfinden. In diesem Fall sind aber Detailkenntnisse gefragt. Wer aus der Top-Ebene zu hoch drüberfliegt, wird die wahre Problematik nicht erkennen. Und Synergievorteile per Anordnung (alles mit der eigenen Flotte fliegen) und gleichzeitig getrennte Ergebnisverantwortung passen nicht zusammen. Einige wenige Experten gibt es noch, zum Glück. Vielleicht sollte man sie einfach machen lassen.


Als Fazit aus drei Jahren gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht.
Die gute Nachricht: Die Manager haben heute für vieles die richtige Lösung gefunden.
Die schlechte Nachricht: Leider erst, nachdem sie die falschen Lösungen ausprobiert haben!!



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