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6.12.2004 Rabenmütter


Was machen Eltern, wenn es Ihnen finanziell schlecht geht? Die meisten werden an sich selbst sparen, damit wenigstens etwas für die Kinder bleibt. Spätestens seit der Geschichte von Hänsel und Gretel wissen wir, dass es auch Eltern geben soll, die dann ihre Kinder im Walde aussetzen!

Was soll man aber im Jahre 2004 davon halten, wenn eine Mutter ihr Kind, das sie gerade zehn Jahre vorher nach kompliziertem Rechtsstreit adoptiert hat, wegen chronischem Geldmangel verkauft? Und was soll man davon halten, wenn eine andere Mutter ihr sechs Jahre altes Kind verpfändet, weil sie dringend einen Kredit braucht?
Das ganze spielte sich nicht irgendwo draußen in der fernen Welt ab, sondern mitten unter uns in Deutschland und außerdem noch kurz vor Weihnachten! Entsetzlich! Herzlos! Wer kann so etwas nur machen?


Kommentar Karl Born:

Angesichts der Schwere der Tat, sehen es die BBBs als ihre Pflicht an, die Namen dieser Rabenmütter öffentlich zu machen.
Die erste Mutter trägt den unaussprechlichen Namen WestLB, wobei die beiden letzten Buchstaben wahrscheinlich die Abkürzung für „lieblos“ bedeuten. Diese sog. „Mutter“ adoptierte 1993 das Kind TUI nach „sehr großzügiger Auslegung“ von Rechtsvorschriften und versprach künftig eine gute Mutter zu sein und das Kind noch stärker werden zu lassen, als es zum Zeitpunkt der Adoption ohnehin schon war. Denkste! Diese Mutter, die offensichtlich von einer Art „Adoptionsmanie“ besessen war, adoptierte in unregelmäßiger aber immer häufigerer Folge weitere Kinder, aus bislang noch unerklärlichen Gründen auch zunehmend in Großbritannien (siehe BBB 29.9.2003 Top Urgent WestLB). Insbesondere letztere wuchsen ihr sehr schnell über den Kopf, und deren ungeheuerlicher Taschengeldbedarf brachte die Mutter an den Rand des Ruins. Statt dort rechtzeitig die Notbremse zu ziehen, mussten letztlich alle Kinder darunter leiden. In ihrer selbstverschuldeten Verzweiflung bot die Mutter u.a. auch das Kind TUI so nachhaltig öffentlich zum Verkauf an (siehe BBB 10.082003, Die WestLB oder wer will an der Touristik teilhaben, und BBB 15.9.2003, Gerüchteküche), dass man um die Zukunft des einstmaligen Wunderkinds ernsthaft Sorgen haben musste (sogar ein Szenario wie aus einem Horrorfilm, der Verkauf einzelner Körperteile, soll erwogen worden sein). Unter den gegebenen Umständen ist für das Kind die neue spanische Mama sogar von Vorteil (siehe u.a. TUI Pressemitteilung vom 1.12.2004).

Erschwerend bei der Beurteilung dieser Tat kommt hinzu, dass die Mutter WestLB schon vor einigen Jahren einschlägig negativ aufgefallen war. Sie adoptierte damals ein Kind mit dem ähnlich klingenden Namen LTU um es Jahre später, nach einer Folge eklatanter Erziehungsfehler, in einem fast ewig dauernden teilweise peinlichen Prozess öffentlich zum Verkauf anzubieten. Letztlich musste sogar die staatliche Fürsorge einspringen, um das Kind vor schlimmeren Schäden zu bewahren.

Der zweite Fall über den zu berichten ist, muss leider als vergleichbar schrecklich bezeichnet werden. Da gebärt eine Mutter namens Karstadt, zusammen mit einem Vater namens Lufthansa, 1998 ein Baby und nannten es zuerst C & N. Allein diese Namensgebung lässt an den erzieherischen Fähigkeiten dieses Elternpaares höchste Zweifel aufkommen. Zwar waren die Eltern bald einsichtig und tauften das Kind um auf den wohlklingenderen Namen Thomas Cook, aber ansonsten kümmerten sie sich wenig oder wenig erfolgreich um die weitere Entwicklung dieses ursprünglich viel versprechenden Kindes. So kam es wie es kommen musste, die Leistungen von Klein Thomas ließen so stark nach, dass die Versetzung mehr als gefährdet war. Dieses Problem wäre vielleicht noch lösbar gewesen, wenn nicht die Mutter Karstadt, nach einer Liaison mit einem gewissen Quelle (jetzt wie heutzutage üblich den Doppelnamen KarstadtQuelle tragend), an einer ähnlichen Adoptionsphobie (Modekrankheit?) wie die bereits erwähnte WestLB erkrankt wäre. Gerade als die Hilfe der Mutter eigentlich nötiger war denn je war, waren die Auswirkungen ihrer eigenen Krankheit so weit fortgeschritten, dass sie selbst Hilfe brauchte. Um die Arztkosten und Medikamente bezahlen zu können musste sie einen Kredit aufnehmen und verpfändete dafür ihr Kind Thomas Cook (siehe Financial Times Deutschland, 30.11.2004).

Es ist schwer zu beurteilen was schlimmer für ein Kind ist, verkauft oder verpfändet zu werden. Die BBBs jedenfalls würden sich lieber für eine neue spanische Mama entscheiden als bei einer Mutter bleiben zu müssen, die sie verpfändet hätte. Nur wie man sich fühlt, wenn die Tochter gleichzeitig auch die Mutter ist, dafür fehlt noch etwas Lebenserfahrung.


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