Person | Interviews | Vorträge | Veröffentlichungen | Kontakt

Archiv für Destination

Freiheit gewonnen, Arbeitsplatz verloren?

Herzlichen Glückwunsch an das ägyptische Volk. Dass es so schnell gehen würde, war kaum zu glauben. Eine unblutige Revolution in nur 18 Tagen, das toppt selbst den Umsturz in der DDR.
Fast peinlich aber die aktuellen Interviews von Merkel und Westerwelle. Wie schnell da „die Seite gewechselt“ wurde, unglaublich. Und Frau Merkel hat sich auf der Sicherheitskonferenz in München noch selbst gefeiert, als jemanden „der persönliche Erfahrung mit friedlicher Revolution hat“. Wie bitte? Die Revolution in der DDR ist wohl so ziemlich ohne sie gelaufen. Oder haben wir da etwas geschichtlich Relevantes verpasst?

Aber viel wichtiger ist jetzt, dass die Reiseveranstalter (und Fluggesellschaften) Druck machen, damit sehr schnell wieder Urlauber nach Ägypten kommen. Das wäre ja mehr als bitter: Freiheit gewonnen aber Arbeitsplatz wegen fehlender Urlauber verloren. Rund 400.000 im Tourismus am Roten Meer Beschäftigte wurden in unbezahlten Urlaub geschickt. Je länger diese Zwangspause dauert, desto schwieriger wird es den „Tourismus wieder neu zu starten“. Im Unterschied zu Naturkatastrophen ist die perfekte Infrastruktur unverändert vorhanden und die Sonne scheint so kräftig, als wäre auch sie besonders stolz auf das Geschehene.
Also Auswärtiges Amt und Veranstalter, jetzt Tempo machen und die unsinnige politische Entscheidung korrigieren.

Natürlich und verständlich freuen sich im Moment alle anderen Reisedestinationen über die überraschend zufallenden Ex-Ägypten-Touristen. Es sei ihnen auch gegönnt. Gleichzeitig ist aber grundsätzlich für die Destinationen beängstigend (wenn auch nicht sehr überraschend), wie hoch in den Augen der Touristen die Austauschbarkeit der Ferienziele ist. Kanaren statt Ägypten, das war zu erwarten. Aber Mexiko statt Ägypten oder Paris statt Ägypten? Eine zumindest nicht alltägliche Entscheidung.
————————–
In eigener Sache:
Der Umsturz in Ägypten wird später in den Geschichtsbüchern wahrscheinlich als Facebook-Revolution stehen. Ungeachtet aller bisherigen Lästereien über Facebook bleibt festzuhalten, ohne Facebook bzw. Internet generell wäre Kairo 2011 nicht möglich gewesen.
Themensprung: Wie bereits angekündigt können die Bissigen Bemerkungen am 1. März ihren 10. Geburtstag feiern. Auf der Suche, was sich die BBBs zu diesem Tag als Geschenk wünschen könnten (ganz schön selbstbewusst!), kommt jetzt die Verbindung zu Facebook. Auf der „Fanseite Borns Bissige Bemerkungen“ gibt es per heute 881 Fans („gefällt mir“). Liebe Leserinnen und Leser der Bissigen Bemerkungen, ob es wohl zu schaffen ist, diese Zahl bis zum 1. März auf über 1.000 zu steigern? Das wäre ein tolles Geschenk und auch genügend Motivation über die vor zwei Jahren angepeilte Endzahl von 500x Bissige Bemerkungen hinaus (die heutige Ausgabe = 495) weiterzumachen.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Der Event zur falschen Zeit am falschen Ort

Wie poliere ich das Image meiner Stadt? Ein großer Event könnte da vielleicht helfen. Der Ehrgeiz der Städte ist in dieser Hinsicht riesengroß und nicht immer wird vorher nachgedacht. Heiligendamm wird als Negativ-Beispiel ewig in Erinnerung bleiben (siehe BBBs vom 19.11.2006 „Ein G8-Gipfel als Tourismuswerbung?“ und vom 4.6.2007 „Oh heiliges Damm“).

Jetzt spielt Düsseldorf schon in der höchsten Liga (wenn man mal vom Fußball absieht, doch dazu später mehr). Welches Teufelchen hat Düsseldorf geritten jetzt unbedingt den Eurovision Song Contest in die Stadt holen zu wollen. Die „Marke Düsseldorf“ steht für ganz andere Dinge und wird durch den Song Contest auch nicht wesentlich zusätzlich aufgeladen werden Bösartige meinen Düsseldorf wollte auch ein Dreigestirn haben. Na gut, Lena Meyer-Landrut, Stefan Raab und Dirk Elbers, sind die nicht noch attraktiver als das Kölner Dreigestirn? Ach, Sie kennen Dirk Elbers nicht? Wenn Sie außerhalb von Düsseldorf wohnen ist das keine Bildungslücke, er ist „nur“ der Düsseldorfer OB. Wie viele Politiker denkt er schon über „sein Denkmal“ nach. Da kam der Song Contest gerade recht. Und entsprechend hat er diese Sache schnell und brutal durchgezogen. Ob da alle mitgekommen sind darf nicht hinterfragt werden. Verboten. Auf jeden Fall waren viele Zusagen deutlich früher unterschrieben, als es der „Rest“ der Stadt, auch Stadtrat genannt, erfahren hat.

Es scheint ja auch einfach zu sein. Die erfahrene Messestadt Düsseldorf hat viele Hotelbetten, hat ein neues, sehr großes Stadion das Erstligaansprüchen genügt, im Unterschied zu der darin spielenden Fortuna (2. Bundesliga). Kurzum Düsseldorf kann zweifelsohne Großereignisse stemmen. Die Kapazitäten für den Song Contest müssen allerdings nicht nur für den 14. Mai, sondern schon drei Wochen vorher bereitgestellt werden.

Und da hat vielleicht der gute OB nicht genügend nachgedacht. Denn vom 12. bis 18. Mai findet in Düsseldorf die Messe Interpack statt. Mit mehr als 2. 500 Ausstellern füllt sie fast schon alleine die Düsseldorfer Hotelbetten. Dass diese im 3-Jahres-Rhythmus stattfindende Messe wieder in 2011 an der Reihe ist, wussten die Aussteller und die Hotels schon bevor Lena in Oslo gewann. Deshalb sind für diesen Zeitraum in Düsseldorf die Hotelpreise hoch, sehr hoch und das schon lange. Und was an Betten noch übrig war, haben sich die offiziellen Teilnehmerdelegationen sofort unter den Nagel gerissen. Keine Chance für das Volk. Na gut, das eine oder andere Bett kann man noch unter der Hand bekommen, der Marktpreis liegt zur Zeit beim Fünffachen und drüber.

Aber da gibt es noch etwas. Das schöne Esprit-Stadion, der Name sagt schon was in Düsseldorf normalerweise Trumpf ist, steht ja nicht nur so herum, sondern da spielt üblicherweise Fortuna Düsseldorf drinnen. Und die haben bekanntlich hin und wieder Heimspiele. Aber jetzt dummerweise kein Stadion mehr, denn da wird nun die Bühne für den Contest aufgebaut. Am 8. Mai ist z.B. der vorletzte Spieltag. Da müssen aus Wettbewerbsgründen alle Mannschaften gleichzeitig spielen und man darf aus dem gleichen Grund auch nicht in eine andere Stadt ausweichen. Da hatte der findige OB eine klasse Idee. Früher spielte die Fortuna doch im alten Paul-Janes-Stadion, da können die doch wieder hin. Ja sagte, der DFB, wenn die alte Bude auf neueste Sicherheitsstandards aufgerüstet wird, dann gerne. Also entsteht jetzt mit einem Aufwand, der hoffentlich unter 1 Mio. Euro bleiben wird, ein schönes Wegwerfstadion für höchstens drei Spiele der Fortuna. Sozusagen eine Katar-Mini-Version: Stadion für wenige Spiele bauen und dann wegwerfen. Wenn man es hat (das Geld), bitte sehr. Das wird bestimmt lustig wenn in der kleinen Hütte am 8. Mai die Fortuna ausgerechnet zum Schlagerspiel gegen Alemannia Aachen antritt, am gleichen Tag der Ruhrmarathon in Düsseldorf stattfindet, die Aufbauer für die Interpack anrücken und bereits alle Eurovisionsdelegationen anwesend sind.
Reisender, wenn du in diese Gegend musst, mache einen Bogen um diese Stadt.

Das werden ohnehin viele Menschen machen müssen, die in Düsseldorf kein Zimmer mehr bekommen werden. Ab in das „so geliebte“ Köln. Da wird sich zum ersten Mal Köln so richtig über Düsseldorf freuen, denn dann sprudelt auch die kölsche Bettensteuer.
————————————–
Nur zur Klarheit, das ist kein Neid aus Hannover. Das bleibt Provinz, ob mit oder ohne Song Contest. Hannover hat nur wenige Leuchttürme, der Zoo Hannover ist deutschlandweit ein Super-Leuchtturm. Der geniale Zoodirektor, der das geschaffen hat, wird jetzt von seinem AR-Politchef auf üble Weise in die Wüste geschickt. Der ist nämlich sauer und eifersüchtig auf ihn. Man will lieber in Zukunft wieder eine Nummer kleiner spielen. Da hätte der Eurovision Song Contest auch nicht dazu gepasst.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Warum Borussia Dortmund nicht Deutscher Meister werden kann

Diese Bilder sind bekannt: Bayern München feiert die Meisterschaft auf dem Rathausbalkon am Marienplatz. Und immer wenn ein „Nobody“, wie beispielsweise Hoffenheim an der Spitze der Bundesliga stand, wurde geunkt, „kann nicht Deutscher Meister werden, hat keinen Rathausbalkon“.
Jetzt steht Dortmund an der Spitze, die hätten einen Rathausbalkon. Aber die Dortmunder haben ein anderes Problem und das ist ihr Flughafen. Am letzten Sonntag hatten die Dortmunder gleich doppeltes Flughafen-Pech. Nach dem Sonntagspiel in Nürnberg ließ zuerst der Flughafen Nürnberg die Dortmunder in ihrem Flugzeug warten. Um 20.45 Uhr stand das Flugzeug bereit zum Rückflug nach Dortmund, aber erst um 22.00 Uhr begannen die Franken mit der Enteisung der Maschine. Unschön, aber Nürnberg hatte auch 2:0 verloren, da kann das Engagement der Flughafenmitarbeiter schon mal ein wenig darunter leiden.

Aber der größere Schocker sollte kurze Zeit später folgen. Durch den verspäteten Abflug in Nürnberg kam die Turboprop der OLT mit der Dortmunder-Mannschaft auch entsprechend später in Dortmund an. Liebe Leserinnen und Leser der BBBs, Sie werden es nicht glauben: Genau 29 Sekunden vor dem geplanten Aufsetzen (nur zur Wiederholung 29 Sekunden, nicht Minuten) machte der Flughafen Dortmund die Schotten dicht. Das im Landeanflug befindliche Flugzeug musste abdrehen und in Paderborn landen. Provinzieller geht es nicht mehr.

Stellen Sie sich mal vor. Dortmund wird nach einem Auswärtsspiel Deutscher Meister, zuhause warten die Fans auf die erfolgreiche Mannschaft und der Tower am Flughafen macht wieder dicht und die Fans warten vergeblich. Da lacht doch nicht nur ganz Schalke.

Was bringt uns diese Geschichte an Erkenntnis?
Um Deutscher Meister zu werden braucht man also
a) einen Rathausbalkon und
b) einen funktionierenden Flughafen.
Jetzt schauen Sie sich mal die ersten fünf Mannschaften der Bundesliga an, die auf den sog. internationalen Plätzen liegen. Wer davon hat nun beides, Rathausbalkon und funktionierenden Flughafen?

Richtig, Hannover!

Alles klar?

————————

Im Reiseradio (www.reiseradio.org) werden diese Woche interviewt:
Dieter Kaden, der Gründungspräsident des neuen Bundesverbands der Luftverkehrswirtschaft (endlich lernt die Branche mit einer Stimme zu sprechen),
Christian Göke, Geschäftsführer der Messe Berlin, mit Erfolgsmeldungen über die ITB 2011 und
Mario Köpers, zur Hai-Hysterie am ägyptischen Badestrand.
Letzteres ist u.a. auch Thema in den akustischen Bissigen Bemerkungen. Eine falsch angepackte Werbekampagne wird hier als Verursacher für den Hai-Hype vermutet. Daneben werden wie gewohnt noch weitere Doofheiten dieser Woche aufgespießt.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Herzlichen Glückwunsch Jürgen Büchy

Der neue nationale Reisechef heißt Jürgen Büchy. Herzlichen Glückwunsch an Jürgen Büchy, aber auch herzlichen Glückwunsch an den DRV zu dieser Entscheidung.
Ein Glück, dass sich jene rückwärts gewandten Mitglieder nicht durchgesetzt haben, die Büchy allein aus einem Grund bekämpft hatten, weil er als Verkaufsleiter der Bahn Provisionskürzungen umgesetzt hatte. Aber man wählt ja normalerweise einen neuen Präsidenten nicht wegen seiner Vergangenheit, sondern aus Gründen was er künftig für den Verband durchsetzen kann.
Wenn es anders wäre, hätte TUI mich nie einstellen dürfen, weil ich vorher als Verkaufsleiter der Condor Energie dafür eingesetzt hatte, um damals das Einzelplatzgeschäft der Condor an der TUI vorbei zu forcieren. Und als Einkaufsdirektor der TUI habe ich dann viel Energie dafür eingesetzt Condor genau daran zu hindern.
Auch hätte Bayern München nie Gomez (oder andere) verpflichten dürfen, den diese Spieler haben vorher (teilweise entscheidende) Tore gegen Bayern München geschossen. Aber genau aus diesem Grund wurden sie verpflichtet.

Die „Reisebürofraktion“ im DRV wird sich künftig entscheiden müssen, ob sie primär nur Interessenclub sein will, der sich über Provisionen und Gebühren aufregt oder ob sie stärker als heute eine Vereinigung sein wollen, die das Thema Reisen deutlicher in der Öffentlichkeit „gestaltet“ und damit der Bedeutung der Reisebüros einen neuen starken Schub gibt.

Dies und ähnliches hätte ich gerne deutlich in Agadir vorgetragen. Schade, dass es aus gesundheitlichen Gründen nicht ging. Sorry an jene, die sich auf diesen Vortrag gefreut hatten, es wäre bestimmt „munter geworden“. Vielleicht ein anderes Mal.

Bestimmt werden sich einige fragen, warum hier an dieser Stelle keine Laudatio für Klaus Laepple, den scheidenden Präsidenten steht. Ganz einfach. Klaus Laepple bleibt unabhängig vom DRV weiterhin Präsident des BTW. Und wie wir „unseren Klaus“ kennen, wird er nicht weniger präsent sein als bisher. Also, Laudatio folgt in zwei Jahren. Versprochen.
—————————————————————————————————–
Für alle jene, die nicht in Agadir dabei sein konnten, sich aber gerne ausführlich darüber informieren wollen, sei diesmal das Reiseradio (www.reiseradio.org) besonders empfohlen. Sie hören u.a.
— das erste Interview mit dem neuen DRV-Präsidenten Büchy und natürlich auch ein interview mit dem scheidenden DRV-Präsidenten Laepple
— ein Interview mit TUI-Chef Michael Frenzel, der die Laudatio auf Laepple hielt
— ein besonders lustiges Interview mit dem Tourismusminister von Marokko, Yassir Zenagui. Während er von der so wichtigen Sonne über Marokko schwärmte, prasselte starker Regen auf seinen Regenschirm
— und ein Interview mit dem Cheftouristiker von Südkorea, Charm Lee, der als Gastgeber der nächsten DRV-Tagung 2011 sein Land in den höchsten Tönen preist. Was dem marokkanischen Minister der Regen, war für Lee allerdings der Konflikt mit Nordkorea. Man kann sich den richtigen Zeitpunkt leider nicht immer aussuchen.
In den akustischen Bissigen Bemerkungen gibt es zur Abrundung noch ein paar freche Bemerkungen zur Tagung. Alles halb so wild, Hauptsache die Touristen lassen sich von Kongressen und Tagungen nicht beeinflussen und buchen. Zum Glück tun sie das im Moment. Und das war die beste Nachricht in Agadir.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Offener Brief an BILD: Betrifft Urlaubs-Mängel

Liebe BILD-Zeitung,
ihr fangt an zu schwächeln. Beweis: Eure halbe Seite „Urlaubs-Mängel“ in der Ausgabe vom 11.August. Ich habe dabei folgende Mängel zu vermelden:

1. Ihr seid langsam geworden. Zum 11.8. hat meines Erachtens bereits die Hälfte aller Deutschen Urlaub gehabt. Über solch grundlegende Erkenntnisse über die Möglichkeiten sich zu beschweren sollte man schon Anfang Juli informieren. Was sollen die armen Urlauber denken, die in den letzten Wochen ohne Eure Hilfe nichtwissend den Urlaubsmängel ausgeliefert waren.

2. Ihr habt Geld verschenkt. Was soll der Hinweis „zuerst ohne Anwalt“ sein Glück beim Reiseveranstalter zu suchen. Hier wäre Cross-Marketing mit der Anwaltskammer angebracht gewesen. Der gegenteilige Hinweis, nämlich immer und sofort einen Anwalt einzuschalten, hätte nicht nur einigen unterbeschäftigten Anwälten Arbeit gegeben, zusätzlich wäre die Anwaltskammer bestimmt bereit gewesen dafür Honorar zu zahlen. Dieses Geld hätten natürlich nicht die Autoren des Artikels einstreichen sollen, sondern dafür hätte man ein Hilfswerk für „nicht entschädigte Urlauber“ gründen können.

3. Eure Beschwerdehinweise sind nicht perfekt. Es ist zwar richtig, dass man die Mängel fotografieren soll. Aber zum Beispiel bei Kakerlaken ist dies wenig hilfreich. Eine fotografierte Kakerlake wirkt überhaupt nicht ekelerregend. Da muss man schon härtere Geschütze auffahren. Ein Dutzend lebende Kakerlaken in einen Schuhkarton, mit Luftlöchern und Futter versehen –damit es keinen Ärger mit Tierschützern gibt- und ab an den Reiseveranstalter. Wenn diese Tierchen über den Schreibtisch des Sachbearbeiters klettern ist schnelle Bearbeitung des Vorgangs sichergestellt.

4. Ihr weckt falsche Hoffnungen. Da steht in Eurer Tabelle „Kein Gepäck an 5 bis 12 Reisetagen = 30% pro Fehltag“. Der normale, gutgläubige BILD-Leser rechnet doch dann bei 10 Fehltagen mit 30% x 10 Tagen = 300% vom Reisepreis. Ich vermute mal, dass diese Summe auch mit Anwalt nur schwer durchzusetzen sein wird.

5. Bestimmte schwerwiegende Mängel fehlen in Eurer Liste. Ich bin seit wenigen Tagen selbst in Urlaub auf einer Kanarischen Insel. An den ersten Tagen schwamm ich morgens zu einer ca. 150 m vom Strand entfernten kleinen Insel und wieder zurück. Am 3. Urlaubstag war die Insel morgens verschwunden. Fotografieren war hier sinnlos, denn wie soll man etwas im Bild festhalten was nicht mehr da ist. Also beschwerte ich mich bei der Reiseleitung. Die faselte etwas von Ebbe und Flut. Ich habe nachgesehen, im Katalog steht kein Wort von Ebbe und Flut und schon gar nichts davon, dass dieses Phänomen in der Lage sei, ganze Inseln verschwinden zu lassen. Wieviel Prozent Minderung werde ich da verlangen können?

6. Es gibt auch noch härtere Urlaubsmängel. Ich habe gehört, dass ein Urlauber an seinen Veranstalter geschrieben hätte: „Ich hatte eine Woche Urlaub gebucht. Die ersten sechs Tage hat es geregnet. Zu meinem Entsetzen herrschte am Abreisetag schönes Wetter“. Was bekommt man für „Entsetzen“? Werden sich da die Veranstalter mit höherer Gewalt herausreden?

7. Ihr bereitet Eure Leser falsch auf den Urlaub vor. Meines Wissens ist Vorfreude ein wesentlicher Punkt für ein gelungenes Urlaubserlebnis. Außerdem gilt auch im Urlaub der Spruch „Wie man sich selbst verhält, kommt es zumeist auch zurück“. Keines von beiden kann gelingen, wenn ich den ganzen Tag mit Eurer Reklamationstabelle rumlaufe und mich dann noch ärgere, weil ich nicht auf 100% komme. Warum wird jedes Jahr immer aus Neue auf diesem Thema „herumgeritten“? Warum habe ich z.B. noch nie bei Euch eine gleichgroße Story gelesen „Lieber Leser: Dein Recht beim Kühlschrankkauf“ oder ähnliches.

8. Und außerdem sollte man berücksichtigen, dass übertriebene Beschwerden Panikreaktionen beim Personal hervorrufen können. Nach der Landung eines JetBlue-Flugzeuges in New York wies der Flugbegleiter eine Passagierin darauf hin, dass sie noch sitzenbleiben müsse „bis das Flugzeug die Endposition erreicht habe“. Der Flugbegleiter wurde danach von der Passagierin auf das übelste beschimpft und bekam einen Koffer an den Kopf. Daraufhin drehte der „arme“ Flugbegleiter durch, löste die Notrutsche aus, schnappte sich noch schnell ein Dosenbier und verließ mit den Worten „Das war`s“ das Flugzeug über die Rutsche.
Liebe BILD-Zeitung, seid Euch Eurer Verantwortung bewusst. Wenn wir ähnliche Geschichten demnächst aus Urlaubshotels hören sollten, dann könnte sein, dass Euer Mängelartikel irgendwie schuld daran sein könnte.

Nächstens ruft Ihr mich vorher an, bevor Ihr so ein Zeug schreibt.

Karl Born
der zur Zeit gutgelaunt und ohne Frankfurter Tabelle seinen Urlaub genießt.

Diese Bissigen Bemerkungen wurden vorab am 11.8. an die BILD-Zeitung geschickt, mit der Bitte zur Weitergabe an Kai Diekmann

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Die Touristikkonzerne streiten sich um Krake Paul

Da investieren die touristischen Planer der Touristikkonzerne viel Zeit und Geld um vorherzusagen, welche Zielgebiete in der nächsten Saison die Renner sein werden. Leider oft vergeblich. Aber jetzt naht die Rettung in Person eines Tintenfisches aus dem Oberhausener Aquarium Sealife, salopp „Krake Paul“ genannt. Achtmal hintereinander das richtige Siegerland zu nennen, das kann kein Zufall sein.
TUI, Thomas Cook und REWE wollen sich die Dienste des seherischen Tintenfisches sichern, die Entlassungspapiere der Mitarbeiter in den jeweiligen Planungsabteilungen sind angeblich bereits vorbereitet. Die Gehaltsgebote für Paul (in Kilogramm Muschelfleisch) werden stündlich gesteigert. Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, wird bereits überlegt, Paul neutral beim DRV einzusetzen.
Übrigens hat so ein Riesenkrake kein Rückgrat im klassischen Sinne, die Gehirnmasse ist extrem klein und die „Tintenmasse“ die ausgestoßen wird, dient eigentlich nur der Nebelbildung um Konkurrenten/Angreifer zu bluffen. Kurzum er besitzt neben seinen seherischen Fähigkeiten auch das klassische Bürorepertoire.
—————————–
Im Reiseradio (www.reiseradio.org) finden Sie diese Woche u.a. Interviews mit Sören Hartmann (REWE), Peter Wennel (Aldiana) und Boris Raoul (FTI), die alle in ihrem „früheren Leben“ auch mal für TUI oder Thomas Cook gearbeitet haben. Bei den akustischen Bissigen Bemerkungen werden einige Zahlen für den Deutschland-Tourismus gerade gerückt und die DZT bedauert. Außerdem wird gerätselt warum ausgerechnet der Tourismus in die Hauptstadt sich so gut entwickelt hat.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Wie menschlich – aus dem Eyjafjallajökull kommt nur noch heiße Luft

Das ist doch mal eine gute Nachricht: Der Eyjafjallajökull spuckt keine Asche mehr, es kommt nur noch heiße Luft. Damit kommt er uns direkt menschlich einher.
Im Management nennt man so etwas „management by helicopter“ (Einfliegen, Staub aufwirbeln, wieder verschwinden und alles geht weiter wie zuvor).

Das ist genau der richtige Zeitpunkt um eine Reiseempfehlung nach Island auszusprechen. Also auf nach Island und schauen wir uns das „heiße Kerlchen“ mal aus der Nähe an und mit ihm noch weitere 29 Vulkane auf dieser Insel. Ein einmaliges Feuer spuckendes Angebot, ein echtes USP (Alleinstellungsmerkmal) dieser Insel.
Ansonsten ist Island ziemlich grün, entspricht also einem aktuellen Reisetrend (von mehreren). Außerdem gilt Whale Watching als große Attraktion. Angeblich leben über 200.000 Wale (verschiedener Arten) im Meer in Sichtweise.

Was sollte man noch wissen?
Falls Sie es vergessen haben sollten, fast hätten sich nächstes Wochenende ohnehin alle Augen nach Reykjavik gerichtet, denn beim letzten Eurovision Song Contest belegte Island den 2. Platz hinter Norwegen. Ok, die Isländer haben uns damals keinen Punkt gegeben. Aber keine bösen Gefühle deshalb, denn fast der gesamte Rest von Europa hat das auch nicht getan.
Näher zusammen als beim Song Contest lagen wir bei der letzten PISA-Studie. Da lagen wir nur knapp hinter Island (allerdings nur im Mittelfeld). Und weil die Isländer intellektuell so gut zu uns passen, wird Island 2011 unter dem Motto „Sagenhaftes Island“ auch Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse sein.

Kurzum, der deutsche Tourist ist mal wieder gefordert, ein Zielgebiet aktiv zu unterstützen. Ganz nach dem Motto:
Gehen wir doch hin nach Island, bevor sie uns wieder eine Botschaft schicken.

Bleibt noch nachzutragen und auch das wird dem deutschen Touristen bekannt vorkommen. Island wird von einer Regierungschefin geführt. Die isländische Angela Merkel heißt Jóhanna Sigurðardóttir. Dann ist es aber schon mit den Gemeinsamkeiten vorbei. Frau Sigurðardóttir führt eine Allianz von Sozialdemokraten und Grünen. Privat lebt sie in einer eingetragenen Partnerschaft mit der Autorin und Schauspielerin Jónína Leósdóttir.
———————————————————————–

Und wie immer an dieser Stelle der Hinweis auf das Reiseradio. In der neuen Ausgabe steht das Thema Flusskreuzfahrt und ein Hotel mit viel Gegend drumherum im Mittelpunkt. Außerdem wird über eine Kuh-Safari berichtet. Im Interview verplaudert Konsul Horst Rahe versehentlich (?) seine neueste Innovation. Auch in den akustischen bissigen Bemerkungen „menschelt“ es diesmal. Unter anderem geht es um eine Lufthansa-Innovation (das Pissoir in der First Class im neuen A380 !?) und um ein neues Marktforschungsergebnis (Mit wem würden die Deutschen am liebsten das Schlafabteil im City Night Line der Bundesbahn teilen). Hören Sie mal rein, bei www.reiseradio.org.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Der „beste Job der Welt“ mit Nebenwirkungen

Es sollte angeblich der beste Job der Welt sein, quasi „bezahltes Nichtstun“, den der australische Bundesstaat Queensland mit einer beispielslosen Werbekampagne anpries (siehe BBBs vom 12.10.2009 „Guerilla-Marketing“). Und die Rechnung schien auch aufzugehen, denn innerhalb kürzester Zeit verzeichnete die Webseite 3 Mio. Besucher, die bei dieser Gelegenheit dann mit den Schönheiten des Barrier Reefs „gefüttert“ werden konnten.
Jetzt ging der Super-Job zu Ende. Dummerweise wurde wenige Tage zuvor, der bis dato glückliche Gewinner, beim Jet-Ski-fahren, von einer winzigen Irikandiji-Qualle gestochen. Fieber, Kopfschmerzen, Rückenbeschwerden, Engegefühl in der Brust, Bluthochdruck und letztlich eine Untersuchung im Krankenhaus waren das unschöne Ende des Aufenthaltes. Und dank des Online-Tagebuches, das der Gewinner als einzige Arbeit führen musste, wissen jetzt alle weltweit, dass es neben den Schönheiten am Barrier-Reef auch unangenehme Begleiterscheinungen geben kann.
Da freuten sich dann alle Nicht-Gewinner und auch jene, die ohnehin woanders ihren Urlaub verbringen wollen

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Guerilla Marketing

Dem überwiegenden Teil der BBB-Leser dürfte der Begriff „Guerilla Marketing“ bekannt sein. Für die nicht BWLer unter den Lesern dürfte es mit „wie erreiche ich mit kleinem Budget aber mit unkonventionellen Maßnahmen höchstmögliche Aufmerksamkeit“ hinreichend beschrieben sein. Obwohl Guerilla Marketing schon Mitte des letzten Jahrzehnts in Amerika erfunden wurde, scheint es erst in letzter Zeit zu einer ernstzunehmenden Marketingmaßnahme zu werden. Vielleicht ist das auch eine Konsequenz aus kleiner werdenden Marketingbudgets. In diesem Zusammenhang sei auf zwei Beispiele hingewiesen.

Zu einer außergewöhnlichen Berühmtheit brachte es der australische Bundesstaat Queensland mit der Kampagne „The Best Job In The World“. Ziel der Kampagne war das Great Barrier Reef als Touristenattraktion noch bekannter zu machen. Der angebotene Job beinhaltete ein halbes Jahr Nichtstun (ausdrücklich in der Arbeitsplatzbeschreibung so genannt), Villa mit Swimmingpool als Dienstwohnung und ein tolles Gehalt (80.000 Euro). Unter der Last von 3 Mio. Besuchern brach mehrfach die Webseite von Queensland zusammen, insgesamt gingen 35.000 Bewerbungen ein. Eine der ersten Bewerberinnen erklärte, sie würde sich für diesen Job die Umrisse des Grat Barrier Reefs tätowieren lassen. Später stellte sich heraus, dass sie eine Angestellte der Agentur war. Letztlich bekam ein junger britischer Sozialarbeiter den Job.
Der Erfolg gab den Machern der unkonventionellen Werbung recht. Die Kampagne und dadurch das Great Barrier Reef wurde weltweit bekannt. Man schätzt den Werbewert der Kampagne auf mehr als 80 Mio. Euro, das wäre das Hundertfache des Aufwandes. Auch in Deutschland wurde die Kampagne ausgezeichnet. Der Travel Industry Club übergab den Preis für „Best Marketing Campaign 2009“ an Queensland.

Auf den Guerilla-Zug aufgesprungen sind jetzt offensichtlich die schwedischen Tourismusmacher. Urplötzlich tauchte im Internet das „Gerücht“ auf, in der Stadt Chako Paul würden 25.000 sexbesessene Lesben wohnen. Die Stadt soll in einer nördlichen schwedischen Provinz liegen und sei 1820 von einer Männer hassenden Witwe gegründet worden. Seit bekannt werden dieser „Meldung“ wurden schwedische Tourismuseinrichtungen mit Anfragen von Millionen Männern überschwemmt. Vor allem der Andrang chinesischer Männer war und ist so groß, dass der entsprechende Provider mehrfach zusammengebrochen ist.
Dazu können wir schon einmal festhalten: (Viele) Männer lesen entweder nicht richtig, verstehen nicht richtig oder haben missionarischen Drang.

Und jetzt folgt das Originalzitat vom Mr. Pro Wilhelmsson von der Tourismusinformation Umea in Nordschweden: „Ich habe noch nie von einer Stadt namens Chako Paul gehört, aber ich kann bestätigen, dass der Tourismus in Nordschweden stark angekurbelt wurde“.

Merke: Guerilla Marketing kann auch in der Touristik funktionieren.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Mallorca: Wie man aus einer kleinen Katastrophe eine große touristische Katastrophe macht

Das am Donnerstag auf Mallorca verübte Attentat soll keinesfalls verniedlich werden. Bei zwei Toten und mehreren Verletzten, wäre das auch vollkommen unangebracht.
Aus Sicht des Tourismus, der finanziellen Haupteinnahmequelle der Insel, wäre es aber ohne größere Auswirkungen geblieben. Wenn, ja wenn die mallorquinischen Behörden nicht auf den aberwitzigen Gedanken gekommen wären, den Flughafen von Mallorca (auf zuerst unbestimmte Zeit) zu schließen. Hatten bis dahin die Medien relativ wenig Notiz von dem Attentat genommen, war es von nun an das Medienereignis in einer (von Ullas Dienstwagen ausgenommen) ohnehin nachrichtenarmen Zeit. „Chaos auf Deutschlands liebster Insel“, das ist doch eine Klasse-Überschrift, die etwas hermacht. Von da an lief die Masche bestimmter Medien: Kreieren eines Negativ-Szenarios. Was bedeutet dieses Attentat für Mallorca, für die Fluggesellschaften, für die Reiseveranstalter? „Die Welt“ knüpfte auf ihrer Titelseite sogar eine Gedankenkette Djerba, Bali und Mallorca. Die Verbindung zwischen diesen drei Tatorten ist so dünn, wie einen Unfall auf der Formel 1-Strecke mit einem auf der Autobahn zu verbinden. Am gleichen Tag starben sechs Touristen bei einem Busunfall in der Nähe von Barcelona. Allerdings holländische Touristen, keine deutschen. Das war der Welt in der gleichen Ausgabe nur eine Randnotiz wert. Wenn das sechs deutsche Touristen gewesen wären. Armes Spanien, touristisch gesehen.

Also musste man sich anderweitig helfen. Schnell „Urlauber Dein Recht“ aus der Schublade geholt. Was ist bei Umbuchung? Ab wieviel Wartezeit am Flughafen gibt es Geld zurück? Vor Ort startete die verzweifelte Suche nach Augenzeugen, die egal wie weit entfernt, das Attentat miterlebt hatten. Nachfrage bei den Reiseanbietern wie viele Stornierungen eingegangen seien. Riesen Enttäuschung, dass keine eingegangen sind. Anfragen bei Tourismusexperten (Tenor der Frage: “die Reiseveranstalter lügen doch”). Erneute Enttäuschung über die Antwort. Suche nach Betroffenen, die sich über die schlechte Behandlung durch Fluggesellschaften oder Reiseveranstalter beklagen. Wieder große Gelassenheit bei den Touristen. Aber einer findet sich schließlich doch, der das erwünschte Statement abgibt. Er beklagt sich, über eine „unmögliche“ Behandlung durch seine Fluggesellschaft, die ihn quasi abgeladen hat und nun müsse er schauen, wie er nach Düsseldorf-Weeze komme. Der Profi ahnt da bereits um welche Fluggesellschaft es sich handelt. Da erscheint auch im Hintergrund der Schriftzug Ryanair. Bei zwei Katastrophen auf einmal hat man immer Pech.

Glücklicherweise bemerkten die mallorquinischen Behörden relativ schnell, was sie mit der Flughafenschließung angerichtet hatten und hoben diese nach zwei Stunden wieder auf. Fazit: Mallorca hat ein derart gutes Image, dass es keinen langfristigen Schaden nehmen dürfte, es sei denn die Behörden schlagen nochmals zu.

(siehe hierzu auch Interview in focus online)

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)