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Archiv für Hotel

“Lufthansa wird airberliniger” und andere Ãœberraschungen

Manchmal gibt es Wochen, da weiß man mangels echtem Knaller wirklich nicht, worüber die Bissigen Bemerkungen berichten sollen (siehe BBB vom 9.2.09 „Albträume in einer Vollmondnacht“). Dann gibt es glücklicherweise wieder Wochen wie diese, da könnte man vor Freude gleich mehrfach zubeißen.

Eine kleine Auswahl gefällig?
1. Fusion von British Airways und Iberia: „Wenn zu einer Behinderung noch eine zweite dazu kommt, wird man nicht gesünder“ oder noch besser „Zwei Flügellahme wollen Jumbo werden“.
2. Angeblich kippt die Steuerermäßigung für Hotels: Das wäre fast Höchststrafe für einen Branchen-Doppelfehler. Zum einen hat sie extrem übertrieben ein nur zur Hälfte gehaltenes Wahlversprechen bejubelt (versprochen waren Steuerermäßigungen für Hotels „und“ Gastronomie). Zum anderen hat sie lauthals einen eigenen Wortbruch verkündet, nämlich die Steuerermäßigung nicht als „dringend notwendige Preisermäßigung“ weitergeben zu wollen, sondern „dringend notwendig für sich zu behalten“ (wofür auch immer).
3. Die Bundesregierung will mal wieder Streber sein und als erstes Land eine neue EU-Richtlinie umsetzen: Steuer auf das Essen im Flugzeug. Bei dem mageren derzeitigen Angebot an Bord kann da nicht viel Steuer anfallen.
4. TUI bietet Schönheits-OPs auf Reisen an und hat erfreulicherweise damit bei sich selbst angefangen: Malus verbessert, mehr Kapazitäten versprochen, Preise gesenkt, mehr „Extrawürste“ eingeführt und das ganze auch noch emotionaler verpackt. Wenn jetzt die Buchungstechnik noch stimmen sollte, wäre das alles eine „schlechte Nachricht“ für einige Reisebüros: Sie bräuchten ein neues Feindbild.

Aber der wirkliche Hammer der Woche war die Überschrift „Lufthansa wird airberliniger“ in Spiegel online. Da wird die Lufthansa-Presseabteilung beim Lesen ziemlich geschluckt haben, das war schon ein kleiner Kommunikationsgau. Aber auch inhaltlich kann dieser Ansatz, zumindest wenn er auch so gemeint sein sollte, nicht aufgehen. Alte BWL-Weisheit: „Wenn man die Konkurrenz kopieren will, macht dies nur Sinn, wenn die Kopie besser wird als das Original“. Wenn man das nicht kann, dann sollte man sich auf seine Stärken besinnen und diese intensivieren.
Kommentar eines Militär erfahrenen BBB-Lesers: „Nie auf das Schlachtfeld begeben, das der Gegner gewählt hat“. Und ein anderer BBB-Freund, mehr Fußball erfahren und offensichtlich auch sonst noch bewandert, gab den Hinweis: „Vermeide Auswärtsspiele (außer in der Liebe)“.

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Denkste… und der DEHOGA freut sich trotzdem. Versteht das jemand?

In der Wahlnacht werden sich viele Hoteliers und Gastronomen gefreut haben: Endlich CDU/CSU und FDP in der Regierung. Vor allem CSU und FDP hatten sich vor der Wahl klar für die Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes für die Hotellerie und Gastronomie ausgesprochen. Für die entsprechenden „Wahlprüfsteine“ der Branche warfen sich FDP und CSU gewaltig in die Brust. „Die [gemeint waren die Politiker] können von diesen Zusagen nach der Wahl nicht mehr runter“, meinten einige Branchenfunktionäre mit erstaunlicher Blauäugigkeit. Denkste! Können sie doch.

Im Koalitionsvertrag ist nur die Reduzierung der Mehrwertsteuer für Beherbergungsleistungen „versprochen“. Für Restaurants (wo die Senkung eigentlich viel zwingender wäre), Cafes, Kneipen – keine Rede mehr. Wer gedacht hatte, jetzt kommt ein Aufschrei der Branche, wird in den letzten Tagen etwas verwundert die Äuglein gerieben haben. Der DEHOGA-Bundesverband begrüßt den Koalitionsvertrag. Na, Hallo? Für nicht Branchenkundige schreiben wir mal den Namen des Verbandes aus. Das HOGA steht für Hotel- und (repeat „und“) Gaststättenverband. Da jubelt der Verband aber nur auf einem Bein. Und was sagen die Gastronomen im Verband? Die müssen sich halt noch ein bisschen gedulden, sind ohnehin nur die Minderheit.
Ach, dann wird klar, warum gejubelt wird, statt den „von FDP und CSU begangenen Wahlbetrug zu geißeln“ (wörtliches Zitat aus dem Blog „Gastgewerbe Gedankensplitter“, die haben es nämlich als einzige begriffen).

„Keine Frage, wir haben uns eine Reduzierung für die Gesamtbranche erhofft. Die jetzt gefundene Lösung sei ein Kompromiss, wobei offensichtlich das Volumen der Steuermindereinnahmen mit Blick auf die Haushaltslage eine andere Entscheidung derzeit nicht zugelassen habe“, so steht in der Pressemitteilung des Verbandes weiter. Klar, das ist ja auch eine ganz neue Erkenntnis, das konnten die Politiker bei ihrem Versprechen ja noch nicht wissen.

Nochmals für Branchenunkundige. Was hier in den Koalitionsvertrag geschrieben wurde, gilt heute schon in 21 von 27 EU-Staaten. Alle Anrainer-Staaten der Bundesrepublik (mit Ausnahme Dänemarks) haben hier bereits Steuersätze zwischen drei und zehn Prozent. Von einem großen Erfolg kann wirklich nicht die Rede sein, das ganze war mehr als überfällig.
Aber wenn der Verband sich jetzt schon zufrieden gibt, würde es die BBBs nicht wundern, wenn die im Koalitionsvertrag zum 1.1.2010 versprochene Teilermäßigung vielleicht noch ein „bisschen zeitlich verschoben“ wird. DEHOGA wird auch das noch als Erfolg feiern.

Aber es kommt noch toller. Einige Verbandsoberen, wie auch Stephan Gerhard, angesehener Chef der Firma Treugast Solutions, einer Hotel(!)beratungsgesellschaft, denken laut darüber nach, dass man die versprochene Mehrwertsteuer-Senkung für die Hotelübernachtung nicht, oder zumindest nicht in voller Höhe, an den Kunden weitergeben könne. Vielmehr müsse man den Betrag zur eigenen Entlastung verwenden. Träumt weiter Leute. Das könnt Ihr vielleicht mit den „naiven“ Endverbrauchern machen, aber nicht mit Euren Firmenkunden. Denn… Wenn der Übernachtungspreis gleich bleibt und die Firmenkunden künftig aber nur 7%, statt wie bisher 19% Umsatzsteuer absetzen dürfen, dann wäre das schlicht eine zweistellige Preiserhöhung. Und dieses Spielchen machen Siemens, SAP, BASF und wie die Firmenkunden heißen mögen, alle mit?
Wer das glaubt, der glaubt auch in der Tat alles, was vor einer Wahl so versprochen wird.

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Weniger Hotel geht nicht

Seit Wochen wollten wir darüber berichten, aber immer gab es etwas besonders Aktuelles, dabei ist es wie geschaffen für die Bissigen Bemerkungen. Das erste Null-Stern-Hotel wurde eröffnet. Wohlgemerkt null Stern mit Vorsatz und nicht null Stern wegen Aberkennung vorhandener Sterne aufgrund von Schlechtleistung. Null-Stern-Hotel als die ultimative Hotel-Form nach dem Grundgedanken der EasyJets und anderen Billigfliegern dieser Welt. Eröffnet wurde diese „wegweisende“ Hotelvariante in einem ehemaligen Zivilschutzbunker (und diese Atmosphäre strahlt es auch aus) in Teufen in der Schweiz (richtig gelesen „Teufen“ und nicht „Teufel“ und ebenso richtig gelesen in der „Schweiz“ – der traditionellen Schweizer Hotelkultur sei es geklagt).
Versprochen wird eine „lustvolle Erweiterung des gängigen Hotelangebotes in Form einer Kulturinstallation“. Und die Beschreibung des Hotels verschafft auch schon dieses lustvolle Erlebnis. Zitat: „Das Hotel ist weitgehend serviceneutral“. Der Begriff „weitgehend serviceneutral“ könnte bei einigen Lesern natürlich auch Erinnerungen an manches Sterne-Hotel hervorrufen.
Eine an die Wand montierte Fahrradfelge, dient als Art Glücksrad und bestimmt wer in welchem Bett schläft und in welcher Reihenfolge geduscht werden kann. Die Gemeinschafts-Waschanlage dient gleichzeitig als Empfangsraum. Die Temperatur im „Hotel“ liegt bei 15 Grad. Heiße Gummi-Bettflaschen sind eine „lustvolle Alternative gegen die Kälte“. Von 14 bis 17 Uhr ist das Hotel als Museum geöffnet (kleiner Hinweis für jene, die es länger als eine Nacht aushalten sollten).
Wer glaubt hier eine nachdenkenswerte Übernachtungsmöglichkeit gefunden zu haben, sei auf www.zero-star-hotel.com verwiesen. Dabei bitte auch diesen Hinweis auf der Homepage beachten: „Zero Star Hotel als Institution ist work in progress, worin der Gast einerseits und die gesellschaftlichen Veränderungen andererseits ins Zentrum eines fortlaufenden kreativen Prozesses gestellt werden“.
Kurzum: Ãœberraschungen nicht ausgeschlossen.

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Die teuerste Joggingstrecke der Welt

Mit dieser Frage kann man auch ganz Schlaue in Verlegenheit bringen. Welche ist nun die teuerste Strecke? Eine Antwort „Berlin“ wäre nicht so schlecht, aber etwas genauer bitte. Die richtige Antwort lautet: Der Rettungsweg auf dem Flughafen Tempelhof. Wie erfahrene BBB-Leser wissen, kostet der momentan stillgelegte Flughafen Tempelhof pro Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag. Für nichts, einfach so fürs „Rumliegen“.

Jetzt hat der neue Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing GmbH, Burkhard Kieker, wenigstens eine sinnvolle Teilnutzung entdeckt. Auf dem Rettungsweg um das Flughafengelände, ursprünglich eingerichtet für Notfälle aller Art rund um die Start- und Landebahnen, lässt sich gut joggen. Dumm nur, dass man für die Benutzung dieses Weges eine Sondergenehmigung braucht. Aber das macht die Sache ja nur noch elitärer. Dann joggt hier auch nicht Hinz und Kunz, sondern nur Einer – der Tourismuschef.

Berlin hat schon viele grandiose Stadtläufe wie Berlin Marathon, 25 km de Berlin (sog. Franzosenlauf), Asics Grand 10 Berlin (u.a. durch den Berliner Zoo). Wie wäre es mit einem „Flughafenlauf Schönefeld – Tempelhof“ mit Schlussrunde auf dem Rettungsweg? Und Wowereit überreicht den Siegerpokal und preist das Nachnutzungskonzept für Tempelhof.

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Die letzten BBBs über Beschwerdemanagement haben einige Reaktionen durch die Leser ausgelöst. Die folgende war die schönste:
Ein Hotel einer bekannten Hotelkette in Berlin erhielt einen sehr sachlichen Beschwerdebrief. Das Hotel antwortete darauf in ebenso sachlicher und angemessener Weise. Und wollte dann noch etwas zusätzlich Gutes tun. Aber „gut gemeint“ ist bekanntlich das Gegenteil von „gut gemacht“. Weil gerade Ostern vor der Tür stand, wurde ein Schokoladen-Osterhase verschickt. Dummerweise nur in einem Briefkuvert!? Der Schokohase kam, nach nicht zartfühlender Behandlung durch die Post, leider nur als Puzzleteile an. Gerüchteweise ist der Empfänger noch immer damit beschäftigt den Hasen wieder zusammenzusetzen.

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Was soll der Tourist denn noch alles? Jetzt soll er während der Urlaubsreise auch noch Kinder zeugen!

Als Tourist sein Urlaubsziel auszuwählen ist nicht so einfach. Nicht nur, dass man die Wünsche von Frau/Mann unter einen Hut bringen muss, auch die „öffentliche Meinung“ übt einen gewissen Druck aus.

Nach dem Tsunami sollten wir alle nach Thailand reisen, totalitäre System sollen wir meiden (früher Südafrika, jetzt China – obwohl unsere Politiker massenhaft dahinströmen), deutsche Haushaltspolitiker meinen, wir sollten ohnehin nicht ins Ausland reisen und unser Geld lieber in Deutschland ausgeben, Finanzminister Steinbrück meinte vor einem Jahr wir sollten überhaupt auf Reisen verzichten (der Rente zuliebe), einige Jahre vorher wollte er noch einen Zuschlag auf Urlaubsflüge einführen, um zusätzliche Entwicklungshilfe zu finanzieren.

Und jetzt kommt weiterer Druck aus einer ganz anderen Ecke: Im Urlaub Kinder zeugen! Kinder wurden im Urlaub auch schon früher gezeugt (freiwillig und unfreiwillig), aber man bekam dafür keinen Preisnachlass! Neuerdings heißt es „ ……. für Rabatt” (ein Wort wurde von der Zensur gestrichen, die Red.).

TUI-Cruises fängt noch etwas eingeschränkt an. Man muss am 9.9.09 heiraten, seine Flitterwochen auf „Mein Schiff“ verbringen und dabei ein Kind zeugen. Wenn es geklappt hat und neun Monat später der Nachwuchs als Beweis schreiend in die Welt purzelt, gibt es den Reisepreis zurück. Da wird ganz schön Druck auf das junge Paar ausgeübt. Denn wer zu spät zeugt, hat zwar länger Ruhe zuhause, bekommt aber eben kein Geld zurück.
Hoffentlich läuft das alles auf dem Schiff konfliktfrei ab. Plötzlich wird die „schönste Nebensache“ einer Flitterreise zu einer kommerziellen Angelegenheit. Und das fröhliche Grinsen des Flitter-Paares beim Frühstück wird von den Mitreisenden jetzt nicht mehr mit „ach wie glücklich die jungen Leute“ kommentiert, sondern mit „die sind bestimmt die ganze Nacht wieder dem Geld hinterher gejagt“.
Und in manch anderer Kabine wird sich vielleicht ein Partner „verweigern“, weil ohne Prämie auch kein….

Und wie befürchtet, die Sache weitet sich aus. Im Nordic Hotel Astor in Kiel, heißt die Bedingung nur noch „wer in einem bestimmten Monat im Hotel wohnt und neun Monate später die Früchte dieses Besuches nachweisen kann“, bekommt 1.000 Euro Prämie. Für soviel Geld kann man sich schon mal ins Zeug legen. Zumal die Prämie auch für „Alt-Paare“ gilt. Obendrein gibt es für den neuen Erdenbürger noch eine garantierte Lehrstellenzusage für später. Vorausgesetzt der junge Mensch legt später noch Wert darauf. Wer will schon jeden Tag mit dem Ort seiner Zeugung konfrontiert sein.

Merken Sie meine verehrten Leserinnen und Leser worauf das ganze hinausläuft: Zeugungsprämie als Wettbewerbsvorteil. Na prima. Demnächst gibt es in den Veranstalterkatalogen ein Signet mehr. Mit einem „Storch“ werden alle Hotels ausgezeichnet die Zeugungsprämie zahlen.

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In eigener Sache:
Letzte Woche haben die BBBs das Thema Kundenorientierung hochgehoben. Jetzt müssen (dürfen) wir zeigen, wie ernst wir das selbst nehmen.
1. Entschuldigung, dass uns zwei Fehler unterlaufen sind. Erstens kamen die BBBs einen Tag zu spät und zweitens hatten wir in der Email den rechtlich zwingenden Hinweis auf die Abbestellmöglichkeit vergessen.
2. Diesen Hinweis haben wir zwar in einer weiteren Email nachgeliefert, das sah dann aber so missverständlich aus, dass einige Leser diesen Link als neue Nachricht ansahen, ihn anklickten und damit die BBBs stornierten.
3. Wir haben inzwischen alle Leser die storniert haben angeschrieben und gefragt, ob absichtlich oder versehentlich storniert wurde. Glücklicherweise hat die Mehrheit um weitere Belieferung gebeten, zumeist mit sehr freundlichen Kommentaren.
4. Nochmals Entschuldigung für die Verwirrung und Danke für Ihr „Nachsehen“ mit uns.

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Warum ist Kundenorientierung so schwierig?

Eigentlich ist Kundenorientierung nicht so schwer. Wenn man diese einmal verinnerlicht hat, geht es fast von alleine. Leider nicht bei jedem. Aber zum Glück gibt es die Bissigen Bemerkungen, ein (bekanntermaßen) konsequenter Anwalt der Kunden.

Nur so ist es zu erklären, dass enttäuschte Kunden sich (oftmals fassungslos über soviel Ignoranz des Anbieters) an die Bissigen Bemerkungen wenden, um ihren Kummer loszuwerden. Wobei die BBBs in einem solchen Fall den „Stein des Anstoßes“ etwas anonymisieren. Es geht hier nicht darum einen einzelnen „in die Pfanne zu hauen“, sondern darum grundsätzlich zu „sensibilisieren“. In diesem Falle spielte sich das Geschehen in einem bekannten Urlaubsresort, irgendwo südlich weit weg von Deutschland ab.

So beklagte sich heute eine Kundin bei den BBBs über einen Hoteldirektor, der das Grundprinzip der Kundenorientierung entweder nicht verstanden oder inzwischen wieder vergessen hat. Der Vorfall ist relativ simpel. Aber das ist leider die Regel. Die Kunden beschweren sich weniger über die Fehler, sondern mehr über die Art und Weise wie man mit ihnen (den Kunden) umgeht. Da wird ein Sportereignis organisiert, eine Ergebnisliste veröffentlicht, aber abends plötzlich nach modifizierten Kriterien die Sieger geehrt. Leidtragender ist ein 14jähriger Junge, der als vermeintlich Zweitplatzierter, dabei in die Ritze fällt.
Große Enttäuschung, aber keine Erklärung an diesem Abend. Auch am nächsten Tag hängt noch die andere, von der Siegerehrung differierende Ergebnisliste, mit einem zu ehrenden Platz des Jungen aus. Und als sie endlich geändert wird, ist die neue Liste noch “falscher“ (Entschuldigung für das nicht existierende Wort „falscher“, nur um es deutlich zu machen). Wie gesagt, alles zu simpel, um eine BBB darüber zu schreiben. Aber die Antwort des Hoteldirektors auf die Beschwerde der Mutter (übrigens Stammgast), hat BBB-Qualität.

Erste Antwort auf die Beschwerde: „Da kann ich nichts dazu, ich bin nicht schuld“. Fast ein Klassiker im Rollenspiel bei einer Schulung. „Die Zeitnahme haben wir an Externe vergeben, dafür habe ich 2.500 Euro ausgegeben“, ebenso klassisches Format (zumal die Qualität der Zeitnahme nicht infrage stand, es ging nur um die Alterszuordnung). Aber die Schuld beim Subunternehmen zu suchen ist wirklich ein klassischer Fehler, wie das Problem mit dem Hinweis auf die hohen Kosten kompensieren zu wollen. Noch ein bisschen bla bla und das wars dann.

Dabei wäre die Lösung so einfach mit diesen Sätzen gewesen:
1. “Entschuldigung, da ist uns ein Fehler unterlaufen, haben wir zu spät bemerkt.“
2. und am wichtigsten. „Es tut mir leid, wenn Ihr Junge enttäuscht war“ (Merke: Ich – der Direktor – bin immer traurig, wenn meine Kunden enttäuscht sind).
3. Hätte man sich bei der Mutter bedanken können, dass sie sich im direkten Gespräch an den Direktor gewandt hat und nicht gleich abends bei der Preisverleihung „Terror“ gemacht hat.
4. Erst danach hätte man es (allerdings mit anderen Worten) erklären können, aber nur wenn es plausibel gewesen wäre.
5. Und wenn man ganz perfekt hätte sein wollen, angesichts des minimalen Wertes des Preises, hätte man im Gespräch „spontan“ den zweiten Preis zweimal vergeben können. Obwohl das für den Jungen kein adäquater Ersatz für die fehlende öffentliche Siegerehrung gewesen wäre.

So, das mit der Kundenorientierung musste einfach mal wieder gesagt werden. Weil man es permanent unterschiedlich erlebt. Zum einen die schlechte Kundenorientierung, dass man heulen möchte, aber zum Glück auch immer wieder mal die perfekte, dass man stehend applaudieren möchte.

Nur der Vollständigkeit halber, falls der Hoteldirektor diese bissigen Bemerkungen lesen sollte, alles andere im Resort (Verpflegung, Freundlichkeit der Mitarbeiter, Sauberkeit usw.) sei prima, so wurde berichtet. Umso leichter müsste es fallen als Direktor auch persönliche Klasse zu zeigen.

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Auf ein Neues

Das war´s liebe Leserinnen und Leser für das Jahr 2007. Aber es gibt keinen Grund zur Sorge, auch in 2008 wird es in der Touristik genug zum Nachforschen geben.
Hier ein kleiner Ausblick:

Wird es quer durch die TUI-Aktionäre einen neuen Eisernen Vorhang geben? Oder wird es bei TUI noch mehr internationale Großaktionäre geben und wird sie Ihren Firmensitz an den Hudson River (UN-Hauptgebäude) verlegen müssen?

Thomas Cook hat in letzter Zeit eigene Aktien aufgekauft. Gleichzeitig wurde eine neue Akquisition in der Touristik angekündigt. Holt Thomas Cook zum großen Coup aus und kauft sich selbst?

Werden in 2008 aus Kümmerer auch Verkäufer?

Wird Ryanair in 2008 freundlich?

Outen in 2008 Mehdorn und Schell ihre bislang heimliche Liebe?

Kann Berlins Regierender Wowereit die Seite wechseln und Tempelhof zu dem machen was es bereits ist? Einen unverzichtbaren Flughafen!

Die neue fvw-Statistik berichtet, dass im vergangenen Jahr die kleinen Veranstalter zu Lasten der großen Veranstalter gewachsen seien. Wird damit ein alter Joke in 2008 zur Realität?
Frage: Wie kommt man in der Touristik am sichersten zu einem kleinen Vermögen? Antwort: In dem man vorher ein großes Vermögen hatte!

Und vieles, vieles mehr.

Zuletzt noch eine typisch BBB-schwierigere Frage um die Ecke gedacht: Will die Deutsche Bank in Berlin einen Jurassic Parc bauen? (Zur Lösung müsste man eine Mitteilung der Deutschen Bank und eine Pressemitteilung des NABU jeweils vom 28.12. zusammenbringen!!). Na, zwischen zwei Silvester-Punsch müsste das doch gelingen.

Zum Abschluss noch eine persönliche Bemerkung:
Vielen Dank liebe Leserinnen und Leser für Ihre Treue im vergangenen Jahr. Stolze 15% plus bei den Abozahlen für den Newsletter auf jetzt 2.325 und ebenfalls mehr als 15% plus bei den Besuchern von karl-born.de bedeuten die Rekordzahl von mehr als insgesamt 230.000 Visitors (nicht Klicks!) in 2007 für die Bissigen Bemerkungen. Das ist neue Motivation auch nach 335 Ausgaben (d.h. bisher an 335 Sonntagabende hintereinander malochen) im nächsten Jahr wieder Gas zu geben und möglichst noch bissiger zu werden.
Vielen Dank auch an dieser Stelle für die vielen Rückmeldungen aus dem Leserkreis, wie beispielsweise zuletzt auf die BBBs vom 17.12., „Weihnachtlicher Wunschzettel der Reisebranche“.

In diesem Sinne, auf ein Neues und Ihnen allen ein glückliches und sehr erfolgreiches Jahr 2008. Möge wenigstens einer unserer Träume in Erfüllung gehen.

Ihr
Karl Born

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Wellness-Innovationen

Wer sich im weltweit bekannten Aquarium von Singapur an den Rand eines speziellen Beckens setzt und seine Füße ins warme Wasser hält, wird bald angesteuert von kleinen aus der Türkei stammenden Fischen, die alte Hautreste abnibbeln. Danach gibt es, außerhalb des Beckens, eine professionelle Fußreflexmassage.

Sage einer, es gäbe keine Innovationen mehr. Zugegeben, man wird nicht gerade überschüttet mit Neuerungen, aber hin und wieder gibt es doch etwas Überraschendes. Und wie immer gilt der Prophet nichts im eigenen Lande. Erst im fernen Singapur können die fleißigen türkischen Fische ihr Können zeigen. Dabei hätte gerade die Türkei dieses Jahr (und noch mehr im letzten Jahr) solch eine buchungsanregende Idee nötig gehabt. Schließlich ist Wellness „in“, kleine süße Tiere sind nicht erst seit Knut „in“ und das ganze dann noch praktisch kombiniert: Fertig ist die neue Tourismusüberraschung.

Natürlich ist die Sache noch ausbaufähig. Ein Namensfindungsprozess könnte gestartet werden. Den fleißigsten „Knabberer“ könnte man aussuchen und für besonders intensive Behandlungen einsetzen.
Aber noch wichtiger wären Zusatzangebote. Ein paar Sägefische beispielsweise, die sich gleichzeitig um die Fußnägel kümmern. Ein paar Kraken (bitte nicht zu groß) könnten eine zusätzliche Wadenmassage verabreichen. Aber Achtung, nicht alle Fische eignen sich für diese Arbeit. Piranhas beispielsweise gelten für diesen Job als nicht besonders empfehlenswert.

Nur Fischgerichte sollten in diesem „Wellness-Hotel“ nicht auf der Speisekarte stehen. Wäre unter diesen Umständen wahrscheinlich nicht jedermanns Sache einen Fisch zu verspeisen, von dem man befürchten müsste, dass er am Vortag noch an den Füßen anderer Touristen geknabbert hat.

(Die Ursprungsmeldung wurde in travel tribune 25/07 gefunden).

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Der Hotelgast als Portier

Eine Hotelcrew macht geschlossen Betriebsausflug und fragt einen Hotelgast ob er nicht abends und morgens das Hotel zu- und wieder aufschließen kann.
In der Schweiz gibt es den ersten erotisch/romantischen Hotelführer Europas. Wer es auch erotisch, aber etwas raffinierter mag, ist in Tirol besser aufgehoben.
Und zum Schluss, als neuesten Hotelschmankerl, Überlegungen warum das Handy des Kellners geklingelt haben könnte.

In vielen Hotels Deutschlands ist er noch üblich, der starre „Betten-Wechseltag“. So auch in einer norddeutschen Beautyfarm mit 16 Zimmern, sehr gehobenen Standards. Anreise ist sonntags abends gewünscht, die Beautywoche endet am Samstagvormittag. Ein weiblicher Hotelgast fragt an, ob auch Anreise freitags und Abreise donnerstags möglich sei, was vom Hotel bestätigt wird. Dadurch ergibt sich die Situation, dass diese Kundin am Samstagnachmittag einziger Hotelgast ist.
Zu diesem Zeitpunkt überrascht die Hotelchefin die Kundin mit der Mitteilung, dass die komplette Hotelcrew, die ohnehin außerhalb des Hotels wohnt, am Sonntag schon ab 5 Uhr zum jährlichen Betriebsausflug starten werde. Sie übergibt der Kundin den Hotel-Haustürschlüssel mit der Bitte, doch Samstagabend „gut“ abzuschließen und am Sonntagmorgen auch wieder aufzuschließen. Die Utensilien für das Sonntags-Frühstück werde man am Samstagnachmittag in der Küche bereitstellen.
So sind sie, unsere Hoteliers, herrlich pragmatisch und unkompliziert.

Wer nicht wie oben „Kevin allein zu Haus“ spielen will, sondern lieber mal romantisch zu zweit unterwegs sein möchte, dem wurde im vergangenen Monat von der Presse (z.B. von BILD) www.loveroom.ch empfohlen, der nach eigenen Angaben erste erotisch-romantische Hotelführer Europas. „Schluss mit der Langeweile in europäischen Hotelzimmern“ verspricht die Homepage. Über einen Fragetest kann man sich selbst „ergründen, wie erotisch man sei“.
Bei der Qualität der gestellten Frage, z.B.
Wie würden Sie Ihre Flitterwochen verbringen?
a) Aufenthalt bei den Eskimos
b) In einem CH-Hotel ein loveroom buchen
c) Keine Zeit zum Flittern,
dürften erstmals Zweifel aufkommen, wie erotisch die Loverooms sein könnten. Und über die weitere Behauptung „Es sind die besondere Ausstattung des Zimmers, die liebevollen Details, die kleinen Überraschungen, an die Sie sich erinnern werden“, werden jene nur noch milde schmunzeln, die die Ausstattung eines bestimmten Hotelzimmers im Nachbarland Österreich kennen.

Den Tiroler Werbespruch „Tirol. Sie werden sich wandern“ kann man gerne in „Sie werden sich wundern“ abwandeln. Während dem potenziellen (das sollte er dann auch sein) Gast, über die Homepage www.liebepur.at noch fast konservativ romantische Erotikferien in Tirol versprochen werden, wird er über den Menüpunkt Ausstatter zum „Eigentlichen“, dem Eroticum weitergeleitet. Und jetzt erfährt der Gast, was „besondere Ausstattung“ eines Hotelzimmers heißt: Liebesschaukel, Liebesbank, Handfesseln, Handschellen usw.
Dass sich dieser österreichische Hotelier mit Fantasie über „starren Betten-Wechseltag“ und Schweizer Hotelzimmer mit Kissen in Herzform kugelig lacht, versteht sich von selbst.

Das Studium dieses Hotel-Angebots, lässt einen Gast, der kürzlich in einem Spitzenhotel mit Spitzenrestaurant ein Erlebnis der besonderen Art hatte, neu nachdenken. Während er von einem Kellner zu seinem Tisch geleitet wird, klingelt auf halbem Wege das Handy des Kellners. Ist dies allein schon eine Dienstleistungs-Katastrophe, so kommt es noch besser: Der Kellner holt das Handy aus seiner Tasche und meldet sich. Leider hat der Gast nicht verstanden, welche Angelegenheit so dringend war, weil eine andere Kellnerin, voller Entsetzen die Szene beobachtend, den Gast weiter zum Tisch führte.
Was kann so wichtiges sein, das diesen Anruf veranlasst hat? Das einzige was man entschuldigen könnte: Vielleicht gibt es in diesem Hotel auch ein solches erotisches Zimmer und Gäste hatten sich in der Technik „verheddert“ und brauchten schnelle Hilfe? Das würde man natürlich entschuldigen.

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