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Archiv für Qualitaetsmanagement

Keine Bücher mehr an Bord von Flugzeugen?

Es ist schon schlimm genug, dass man keine Wasserflaschen mit an Bord nehmen darf, es sei denn es schwimmt ein Fischlein im Wasser (siehe BBB vom 5.4.2009: „Wie man 5 Liter Flüssigkeit locker an der Flughafen-Sicherheitskontrolle vorbei kommt“). Bislang konnte man durch eine interessante Lektüre während des Fluges sein Durstgefühl einigermaßen verdrängen. Damit wird es bald vorbei sein.
Bekanntlich ist im Bundeskanzleramt ein Paket mit einem ausgehöhlten Buch als Inhalt eingetroffen. Die Leser kennen so etwas aus vielen Heimatfilmen. Zumeist versteckt dort der Familien-Opa in einem ausgehöhlten Buch seinen Cognac, den er laut Arzt nicht mehr trinken darf. Im Buchgeschenk, an Frau Merkel adressiert, war aber kein Cognac versteckt, sondern leicht entzündliches Material. Beim Öffnen des Paketes hätte es zumindest eine große Stichflamme gegeben. Überraschender Weise hat dieses Paket auf seiner Reise eine Röntgenkontrolle unerkannt überstanden, bevor es dann im Kanzleramt endlich auffiel.

Wie wir nun „den Laden“ kennen, muss das sofort Konsequenzen nach sich ziehen. Und das bedeutet in aller Regel, ab sofort ist die Mitnahme von Büchern im Handgepäck verboten, sie könnten ja ausgehöhlt und mit gefährlichem Material gefüllt sein. Natürlich wird es eine Anweisung geben, in welcher Minigröße ausnahmsweise doch Bücher mitgeführt werden dürfen. Im Duty Free wird kurz danach ein neuer Verkaufsbereich eröffnet werden: für Bücher. Da kann man sich dann nicht nur mit flüssiger, sondern auch mit geistiger Nahrung wieder eindecken.

Kurz zuvor, an Allerheiligen, hatten Sprengstoffpakete aus dem Jemen, eines davon wurde unerkannt in Köln umgeladen, für Aufregung gesorgt. Zum einen wurde dabei deutlich, wie lächerlich die intensive Suche nach zu großen Zahnpastatuben und ähnlichem bei Oma und Opa auf dem Ferienflug nach Mallorca war und ist, während sich im unteren Teil des Flugzeuges große Mengen äußerst schlecht oder sogar überhaupt nicht kontrollierter Fracht befinden. Aber genau so auffallend war, dass der von Amts wegen für die oberste Luftfahrtbehörde (und diese ist wiederum für die Überwachung des Luftfrachtverkehrs zuständig) verantwortliche Minister Peter Ramsauer, am „Feiertag Allerheiligen“ wieder mal „nicht präsent“ war (Sie, liebe Leserinnen und Leser, erinnern sich sicherlich, dass er auch am „Asche-Wochenende“ nicht aktiv war). Jeder leitende Angestellte einer Fluggesellschaft würde gefeuert, wenn ihm die Wochenend- bzw. Feiertagsruhe so heilig wäre. Zumal, das sei nur so nebenbei erwähnt, am Ramsauerschen Arbeitsplatz in Berlin kein Feiertag war. So bewegte sich Innenminister de Maizière nach Köln (obwohl nur für den Personenverkehr zuständig) und machte dabei den unverständlichen Kompetenzwirrwarr in dieser Sache deutlich. Aber jetzt kommt die echt gute Nachricht: Verkehrsminister Ramsauer hat inzwischen signalisiert, dass er bereit wäre, die Zuständigkeit des Luftfahrt-Bundesamtes für die Kontrolle von Luftfracht abzugeben. Klasse. Jetzt muss ihn nur noch jemand bewegen, den restlichen Teil des Verkehrsministeriums auch abzugeben, dann wird seine Feiertagsruhe auch in Zukunft nicht mehr gestört werden. Die Kontrolle der Bahnhofstoiletten könnte man ihm natürlich noch belassen (siehe BBB vom 10.10.2010 „Der Gipfel, der eine Grube war“ und BBB vom 18.10.2010 „Rückspiegel“).
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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) geht es vor allem um die Sommer-Programmpräsentation der TUI in Istanbul, die guten Ergebnis von FTI und um den Deutschen Tourismustag. Dort überraschte der DTV-Präsident mit seiner positiven Einstellung zur Bettensteuer. In den akustischen Bissigen Bemerkungen werden die Wortungeheuer der Marktforschung etwas relativiert.
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In den nächsten Bissigen Bemerkungen müssen wir die Bettensteuer, Kulturabgabe oder wie sie immer heißen mag noch mal thematisieren. Unsinn und Perversion schießen hier mächtig ins Kraut. Die Stadt Köln unterstützt sogar eine Klage gegen sich selbst. Und der DTV-Präsident ist der erste aus dem touristischen Lager, der damit nur geringe Probleme hat (ok, er ist ja auch im Hauptberuf Politiker). Und es kommt täglich noch etwas hinzu.

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Engländer können keine Elfmeter schießen und können keine Buchhaltung

Dass Engländer keine Elfer schießen können ist jedem deutschen Fußballfan bestens bekannt. Dass Engländer auch Probleme mit der Buchhaltung haben, ist zumindest den „Fans“ (?) in Hannover neu.

Aber man kann die englischen Touristiker, oder präzise gesagt jene von TUI Travel, gut verstehen. Da werden sie als so große Experten gepriesen, dass sogar die Deutschen den Engländern ihr eigenes Geschäft anvertrauen Da wollten die Briten natürlich auch mit tollen Ergebnissen protzen, zumal, wie in angelsächsischen Breitengraden üblich, das Ergebnis sich auch sehr proportional im persönlichen Gehalt niederschlägt. Wer so etwas verinnerlicht hat, der findet Preisnachlässe, Stornierungen und andere Gemeinheiten die so von den Kunden ausgelöst werden, doch nur lästig. Ist wohl logisch, dass man solche Kleinigkeiten mal beim Verbuchen vergessen kann. Ohne ist auch schöner! (wohlgemerkt ohne Verbuchen ist hier gemeint).

Und das ist vier Jahre lang niemand aufgefallen? Mein Gott, was sind schon vier Jährchen, wenn man sich auf eine englische Reisetradition seit 1841 berufen kann. Obwohl, eigentlich steht dies nur dem Konkurrenten Thomas Cook zu und ob der alte Cook neben seinen genialen touristischen Erfindungen auch ein guter Buchhalter war, ist in der historischen Literatur nicht überliefert. Seine Nachfolger, egal in welchem britischen Laden, waren wohl nicht so die großen Kaufleute, deshalb wurden die großen Veranstalter irgendwann der Reihe nach von den Deutschen „gefressen“. Wieso dann das Geschäft wieder an die Engländer zurückgegeben wurde, ist vielen germanischen Touristikern unklar geblieben (siehe BBB vom 8.1.2007 „Endlich aufgedeckt: Die Geschichte vom Trojanischen Pferd beim Kauf britischer Touristik-Firmen“). Aber die Verantwortlichen in Deutschland dachten, außer Elfmeter schießen, können die Engländer alles andere besser. Wenn man sich die dortigen touristischen Ergebnisse in jüngerer Vergangenheit allerdings ansieht, konnten einem schon in den letzten Wochen Zweifel kommen. Thomas Cook England, also die neuen Cookies (nicht der alte Thomas), versuchten vor kurzem ihr Ergebnis zu retten, indem sie mit Brachialgewalt (jahrzehntelange koloniale Erfahrung zahlte sich hier aus), die Rechnungen der türkischen und spanischen Hoteliers um 15% kürzten. London ist eben immer für eine Überraschung gut.

Kommen wir nochmals auf unseren Ausgangsfall zurück. Wie erwähnt, ist es gute angelsächsische Tradition, die Gehälter der Bosse sehr proportional an das Ergebnis zu koppeln. Als Ebit wird dann, damit die Ausgangsbasis richtig hoch wird, zumeist der „Ebit v.a“ verwendet, das steht für „Ergebnis vor allem“ (kleiner Scherz!). Und wie gesagt, da waren die fehlenden Buchungen sehr hilfreich. Wenn nun die vergessenen Milliönchen aus den Vorjahren nachgebucht werden, dann wird dies wiederum unterhalb des Ebit (v.a.) erfolgen und das laufende Ergebnis wiederum nicht belasten. Mit der Konsequenz ….. na Sie wissen schon… es belastet nicht die Berechnungsbasis für das Gehalt. Aber da wird die berühmte Karl-Wiechert-Allee 4 wohl dafür sorgen, dass es nicht so kommt! So wie „Elfmeter-Nicht-Können“ automatisch Konsequenzen nach sich zieht, muss es bei „Buchhaltung-Nicht-Können“ wohl ebenso sein. Peter Long als Wayne Rooney der Touristik. .
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Achtung Werbeblock:
Die Bissigen Bemerkungen machen normalerweise keine Werbung für Fremde. Das ergibt sich aus dem eigenen Selbstverständnis. Aber (fast) jede Regel kennt auch Ausnahmen. Liebe BBB-Leser, sollten Sie in den nächsten Wochen in die Nähe von Hildesheim kommen, dann besuchen Sie dringend die „Duckomenta“ (www.duckomenta-ausstellung.de). Die Kommentare die dort neben den Bildern hängen haben absolutes BBB-Niveau. Noch nirgendwo haben wir die ironische Betrachtungsweise der BBB so perfekt angetroffen. Die Ausstellung läuft bis 1.5.2011.

Bei dieser Gelegenheit machen wir noch eine weitere Werbeansage, die wir schon länger machen wollten: Besuchen Sie im Hannover-Zoo den neuen Bereich „Yukon Bay“. So ein hohes Niveau verbunden mit einer außergewöhnlichen Liebe zum (unerwarteten) Detail hat in Europa wahrscheinlich kein anderer Zoo.

Ja, Niedersachsen macht sich. Zuerst die Überraschung Lena, dann die Überraschung 96, jetzt noch Duckomenta und Yukon Bay. Und was wir nicht mehr benötigen schicken wir nach Berlin (siehe „CW“).

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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) wird u.a. dem neuen Trend Kulinarik gefrönt und in die Kochtöpfe von Mecklenburg-Vorpommern geschaut. In den akustischen Bissigen Bemerkungen geht es neben den Peanuts von TUI-Travel, um einen neuen Statistik-Tiefflug, namenlose Zug-Kontrolleure und um eine tolle Erkenntnis: Der Flughafen Zürich verzichtet auf seinen Body-Scanner (wieder einen Feind weniger für die BBBs).

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Offener Brief an BILD: Betrifft Urlaubs-Mängel

Liebe BILD-Zeitung,
ihr fangt an zu schwächeln. Beweis: Eure halbe Seite „Urlaubs-Mängel“ in der Ausgabe vom 11.August. Ich habe dabei folgende Mängel zu vermelden:

1. Ihr seid langsam geworden. Zum 11.8. hat meines Erachtens bereits die Hälfte aller Deutschen Urlaub gehabt. Über solch grundlegende Erkenntnisse über die Möglichkeiten sich zu beschweren sollte man schon Anfang Juli informieren. Was sollen die armen Urlauber denken, die in den letzten Wochen ohne Eure Hilfe nichtwissend den Urlaubsmängel ausgeliefert waren.

2. Ihr habt Geld verschenkt. Was soll der Hinweis „zuerst ohne Anwalt“ sein Glück beim Reiseveranstalter zu suchen. Hier wäre Cross-Marketing mit der Anwaltskammer angebracht gewesen. Der gegenteilige Hinweis, nämlich immer und sofort einen Anwalt einzuschalten, hätte nicht nur einigen unterbeschäftigten Anwälten Arbeit gegeben, zusätzlich wäre die Anwaltskammer bestimmt bereit gewesen dafür Honorar zu zahlen. Dieses Geld hätten natürlich nicht die Autoren des Artikels einstreichen sollen, sondern dafür hätte man ein Hilfswerk für „nicht entschädigte Urlauber“ gründen können.

3. Eure Beschwerdehinweise sind nicht perfekt. Es ist zwar richtig, dass man die Mängel fotografieren soll. Aber zum Beispiel bei Kakerlaken ist dies wenig hilfreich. Eine fotografierte Kakerlake wirkt überhaupt nicht ekelerregend. Da muss man schon härtere Geschütze auffahren. Ein Dutzend lebende Kakerlaken in einen Schuhkarton, mit Luftlöchern und Futter versehen –damit es keinen Ärger mit Tierschützern gibt- und ab an den Reiseveranstalter. Wenn diese Tierchen über den Schreibtisch des Sachbearbeiters klettern ist schnelle Bearbeitung des Vorgangs sichergestellt.

4. Ihr weckt falsche Hoffnungen. Da steht in Eurer Tabelle „Kein Gepäck an 5 bis 12 Reisetagen = 30% pro Fehltag“. Der normale, gutgläubige BILD-Leser rechnet doch dann bei 10 Fehltagen mit 30% x 10 Tagen = 300% vom Reisepreis. Ich vermute mal, dass diese Summe auch mit Anwalt nur schwer durchzusetzen sein wird.

5. Bestimmte schwerwiegende Mängel fehlen in Eurer Liste. Ich bin seit wenigen Tagen selbst in Urlaub auf einer Kanarischen Insel. An den ersten Tagen schwamm ich morgens zu einer ca. 150 m vom Strand entfernten kleinen Insel und wieder zurück. Am 3. Urlaubstag war die Insel morgens verschwunden. Fotografieren war hier sinnlos, denn wie soll man etwas im Bild festhalten was nicht mehr da ist. Also beschwerte ich mich bei der Reiseleitung. Die faselte etwas von Ebbe und Flut. Ich habe nachgesehen, im Katalog steht kein Wort von Ebbe und Flut und schon gar nichts davon, dass dieses Phänomen in der Lage sei, ganze Inseln verschwinden zu lassen. Wieviel Prozent Minderung werde ich da verlangen können?

6. Es gibt auch noch härtere Urlaubsmängel. Ich habe gehört, dass ein Urlauber an seinen Veranstalter geschrieben hätte: „Ich hatte eine Woche Urlaub gebucht. Die ersten sechs Tage hat es geregnet. Zu meinem Entsetzen herrschte am Abreisetag schönes Wetter“. Was bekommt man für „Entsetzen“? Werden sich da die Veranstalter mit höherer Gewalt herausreden?

7. Ihr bereitet Eure Leser falsch auf den Urlaub vor. Meines Wissens ist Vorfreude ein wesentlicher Punkt für ein gelungenes Urlaubserlebnis. Außerdem gilt auch im Urlaub der Spruch „Wie man sich selbst verhält, kommt es zumeist auch zurück“. Keines von beiden kann gelingen, wenn ich den ganzen Tag mit Eurer Reklamationstabelle rumlaufe und mich dann noch ärgere, weil ich nicht auf 100% komme. Warum wird jedes Jahr immer aus Neue auf diesem Thema „herumgeritten“? Warum habe ich z.B. noch nie bei Euch eine gleichgroße Story gelesen „Lieber Leser: Dein Recht beim Kühlschrankkauf“ oder ähnliches.

8. Und außerdem sollte man berücksichtigen, dass übertriebene Beschwerden Panikreaktionen beim Personal hervorrufen können. Nach der Landung eines JetBlue-Flugzeuges in New York wies der Flugbegleiter eine Passagierin darauf hin, dass sie noch sitzenbleiben müsse „bis das Flugzeug die Endposition erreicht habe“. Der Flugbegleiter wurde danach von der Passagierin auf das übelste beschimpft und bekam einen Koffer an den Kopf. Daraufhin drehte der „arme“ Flugbegleiter durch, löste die Notrutsche aus, schnappte sich noch schnell ein Dosenbier und verließ mit den Worten „Das war`s“ das Flugzeug über die Rutsche.
Liebe BILD-Zeitung, seid Euch Eurer Verantwortung bewusst. Wenn wir ähnliche Geschichten demnächst aus Urlaubshotels hören sollten, dann könnte sein, dass Euer Mängelartikel irgendwie schuld daran sein könnte.

Nächstens ruft Ihr mich vorher an, bevor Ihr so ein Zeug schreibt.

Karl Born
der zur Zeit gutgelaunt und ohne Frankfurter Tabelle seinen Urlaub genießt.

Diese Bissigen Bemerkungen wurden vorab am 11.8. an die BILD-Zeitung geschickt, mit der Bitte zur Weitergabe an Kai Diekmann

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Statistiken die niemand braucht und die dann auch noch falsch interpretiert werden

Angeblich von Churchill stammt der schlaue Spruch „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“. Unter dieser Prämisse sollte man auch die Flut von Statistiken betrachten, die täglich in diversen Medien verbreitet werden. Braucht diese jemand? Nein, es geht nur darum den eigenen Namen in die Medien zu bringen. Wissenschaftlich erstellt? Denkste. Richtig interpretiert? Von wegen, bei manchen Zahlen könnte man auch exakt das Gegenteil behaupten. Und ganz schlimm wird es zumeist, wenn sich die Autoren auch noch in %-Rechnung versuchen. Das geht zumeist total in die Hose (wie untenstehend beim online-Portal Unister).

Fangen wir bei der DAK an. Sie versucht uns schlau zu machen mit der Aussage „Nicht wenige Deutsche erkranken im Urlaub: 35 Prozent haben schon an Schnupfen oder einer Erkältung gelitten.“ Zuerst mal die Tendenzaussage, „krank in Urlaub“. „Urlaub und negativ“, ein beliebtes Thema zur Reisezeit. Hätte gerade noch gefehlt, eine Werbeaussage, DAK zahlt auch bei Krankheit im Urlaub.
Dabei, was heißt schon 35 % hatten irgendwann mal im Urlaub eine Erkältung. Man hätte auch schreiben können, 2/3 aller Urlauber hatten noch nie im Urlaub eine Erkältung gehabt. Aber eigentlich möchte ich mich zu einer noch radikaleren Aussage durchringen: Fast 100% aller Deutschen hatten schon mal außerhalb des Urlaubs eine Erkältung.
Laut dieser Statistik plagten 14% der Deutschen schon mal eine Allergie im Urlaub. Oh, wie schlimm! Gerade habe ich in einem Buch über Allergien gelesen, dass inzwischen über 30 Mio. Deutsche unter Allergien leiden (das wären demnach ca. 35% aller Deutschen). Rechnerisches Fazit: Mehr als die Hälfte aller deutschen Allergiker hatten im Urlaub noch nie eine Allergie gehabt. Das ist doch mal eine gute Nachricht. (DAK-Zahlen laut Bericht in travel tribune)

Das Online-Reisebüro „ab-in-den-urlaub.de“ von Unister GmbH, beglückt die Menschheit ja öfters mit Informationen auf die niemand gewartet hat. Nach der alten PR-Masche „ist doch egal was in der Zeitung über uns steht, Hauptsache unser Name ist richtig geschrieben“. Jetzt hat man sich sehr ausführlich zum Thema „Diebstahl an den Flughäfen“ geäußert (Info gefunden bei Touristik-news.com). Auch dazu könnte inhaltlich manch Kritisches beitragen. Die BBBs möchten aber hier nur etwas Nachhilfe in %-Rechnung geben. In der Unister-Meldung wird besonders der Flughafen Düsseldorf angeprangert, denn da wird angeblich am meisten geklaut. Zwar gesteht Unister ein, dass die Anzahl der Diebstähle im Flughafen Düsseldorf von 1.900 im Jahre 2008 auf 1.321 im Jahre 2009 zurückgegangen seien. Diese an für sich positive Meldung wird dann etwas konterkariert durch den Zusatz, aber in der gleichen Zeit sei das Passagieraufkommen in Düsseldorf um rund 370.000 zurückgegangen. Und jetzt kommt die von wenig Mathematik getrübte Feststellung: Demnach seien die Diebstähle pro Gast nur um 0,003 Prozent zurückgegangen. Kurzum, die Diebe in Düsseldorf klauten erstaunlicherweise proportional zur Passagierzahl (wie die das so hinbekommen haben?). Die etwas mehr Mathematik bewussten Bissigen Bemerkungen merkten natürlich sofort, dass diese Rechnung nie und nimmer stimmen kann. Also rechnen wir mal nach und besorgen uns die Passagierzahlen vom Flughafen Düsseldorf. Demnach betrug die Diebstahlsrate pro Gast in 2008 0,0105%, in 2009 lautete die Diebstahlsrate 0,0074%. Das sind zwar nur 0,003 Prozent-Punkte (Achtung, die Betonung liegt auf Prozent-„Punkte“) weniger, aber bei so kleinen Zahlen bedeutet das einen Rückgang um fast 30%! und genau das wäre die richtige Information gewesen (Die Diebstahlsrate pro Gast ist um 30% zurückgegangen. Statt angegeben 0,003%). Bewusste Manipulation oder nur Mathe-Schwäche?

Deshalb immer mein Hinweis an die Studenten „Aufpassen bei Aussagen mit %-Zahlen, da wird zumeist manipuliert. Es sei denn, ihr wollt selbst manipulieren, dann nehmt %-Zahlen“.

Ach noch etwas, die DAK hatte auch festgestellt, dass 14% aller Deutschen im Urlaub schon mal einen Sonnenstich hatten. Wie man weiß, kann so etwas lange im Alltag nachwirken (siehe oben).
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Im Reiseradio www.reiseradio.org geht es diese Woche u.a. um zwei Journalisten, die den Meridian-Nachwuchspreis gewonnen haben und ihr Verständnis über Reisejournalismus. Außerdem gibt es Hintergrund-Informationen über Sri Lanka. In den akustischen Bissigen Bemerkungen geht es u.a. um den Verlust eines Männertraumes. Eine Stewardess der Air France, die sich nicht „liebevoll“ um schlafende Fluggäste kümmerte, sondern diese „lieblos“ beklaute. Wie schrecklich, wieder eine Ikone gefallen. Übrigens soll es demnächst auch zu diesem Thema neue internationale Statistiken geben.

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BBB-Spezial zum Thema Bildung: Roland Kochs brutalst möglichste Frechheit

Es ist nicht zu fassen, was sich der hessische Ministerpräsident Roland Koch in dieser Woche an unglaublicher Frechheit geleistet hat. Um den angehäuften Schuldenberg abzutragen, soll künftig auch bei den Kindertagesstätten (Krippenplätzen) und in der Bildung gespart werden.

Wie schreibt Spiegel online so treffend in bester BBB-Manier:„Koch weiß, wie sich Banken (auch welche mit Sitz in Frankfurt) auf dem amerikanische Immobilienmarkt getummelt haben und Kreditsondermüll als Gold verkauft haben. Er weiß auch wer in Deutschland davon profitiert, dass Spekulanten die Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen immer stärker in die Höhe getrieben haben. Seit 2008 hätte er täglich strenge Regeln für die Banken fordern müssen. Nun soll es die Jugend, beginnend bei den Dreijährigen, ausbaden“.

In Anlehnung an seine idiotische Formulierung (inhaltlich und sprachlich) von der „brutalst möglichsten Aufklärung“, als in Hessen CDU-Spendengelder als „Vermächtnisse toter Juden“ deklariert waren, kann man seine neue Forderung nur als „brutalst möglichste Frechheit“ bezeichnen. Eigentlich müsste dies einen solchen Aufschrei in der Bevölkerung nach sich ziehen, dass jetzt endgültig seine Tage als verantwortlicher (?) Politiker gezählt sein müssten.

Jetzt könnte man das ganze als „Schamlosigkeit eines einzelnen Herren“ abtun. Das wäre schon schlimm genug. Aber es ist zu befürchten, dass es auch ein Versuchsballon sein könnte, um die Reaktion in der Bevölkerung zu testen. Denn umgehend krochen weitere Dummschwätzer wie Ratten aus ihren Löchern. Der sächsische Ministerpräsident Tillich wird mit dem Satz zitiert: „Mehr Geld macht nicht automatisch klüger“, ein Job als Ministerpräsident offensichtlich auch nicht. Auf seinen Umgang mit der Wahrheit (betreffend seiner Vergangenheit und mit Sponsoring) wollen wir hier nicht näher eingehen. Aber schon seine bisherigen Einsparungen in Sozialpolitik und Jugendbudgets gelten „in ihrer Brutalität als bundesweit einmalig“.
Laut Spiegel stehen viele Ministerpräsidenten bei dem Thema Einsparungen in der Bildung auf Seiten Kochs. Es gilt wohl die alte Volksweisheit „je dümmer ein Volk, desto leichter ist es zu regieren“.

Natürlich quakt auch die FDP zu diesem Thema. Otto Fricke, immerhin haushaltspolitischer Sprecher der FDP, „begrüßte den Vorstoß aus Hessen und erklärte, er sei für alle Einsparmöglichkeiten offen“. Ausgerechnet die FDP, die nach der Regierungsbildung in einer wahren Stellenschaffungs-Orgie neue Stellen im Regierungsapparat schuf, wie noch nie eine Partei zuvor, stellt sich jetzt an die Spitze der „Bildungssparer“. Nachdem jetzt auch noch der letzte Parteihansel versorgt ist, geht es dem Rest der Republik an den Kragen.

Ein Glück, dass es anscheinend noch ein paar Vernünftige gibt. „Man kann die Sanierung von Straßen und Brücken verschieben, nicht aber die Bildung einer Generation“, sagte der Kultusminister von Sachsen-Anhalt Jan-Hendrik Olbertz und erteilte trotz dramatischer Finanzsituation seines Landes Einsparungen in der Bildung eine Absage. Er ist es allerdings auch nur noch wenige Tage im Amt , weil er als Präsident an die Berliner Humboldt-Universität nach Berlin wechselt.

Bayerns Ministerpräsident Seehofer formulierte wesentlich schärfer: „Das ärgert mich. Es sei weder klug noch richtig, keine Kinderbetreuungsplätze mehr zu bauen und in der Bildung zu sparen“. Leider ist die Halbwertzeit von Seehoferschen Aussagen in der Vergangenheit immer ziemlich kurz gewesen.

Für den 10. Juni ist der „große Bildungsgipfel von Bund und Länder“ angesetzt. Da kann Frau Merkel beweisen was „Chefsache“ ist und ob wir wirklich eine „Bildungsrepublik“ sein wollen. Eigentlich müssten wir alle zu diesem Datum nach Berlin vor das Kanzleramt ziehen.

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Wie immer hier noch der Hinweis auf das Reiseradio (www.reiseradio.org) . In dieser Woche hören Sie u.a. einen Bericht zum PowWow der amerikanischen Reiseindustrie und einen Schwerpunkt zum Rad-Tourismus. Die akustischen Bissigen Bemerkungen beschäftigen sich wieder einmal mit der Sicherheitshysterie, im Mittelpunkt diesmal der Flughafen in Graz.

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Frechheit oder Dummheit? Ein Toter soll nach Berlin fliegen und die Werbung von HRS

Zwischen beiden Meldungen besteht kein unmittelbarer Zusammenhang. Höchstens die übereinstimmende Frechheit (Dummheit?).
Da schieben zwei Frauen in Liverpool einen alten Mann im Rollstuhl zum Check-in-Schalter von Easyjet zum Flug nach Berlin. Eigentlich nichts besonderes, aber der Mann im Rollstuhl ist seit 24 Stunden tot. Die beiden Frauen wollten so die Überführungskosten für den Toten sparen. Ihr wahrscheinlicher Gedankengang: An Bord von Easyjet sind die Sitze so eng, da kann sogar ein Toter nicht mehr umfallen.
Aber eine Flugbegleiterin fragte den schweigsamen Passagier nach seinem Wohlbefinden (wer hätte gedacht, dass es so etwas an Bord von Easyjet noch gibt).
Der blieb jedoch jede Antwort schuldig. Der herbeigerufene Arzt fand schnell die Lösung der konsequenten Schweigsamkeit.
Merke: Wer die Flugsitze zu eng macht, bekommt die schweigsamsten Passagiere.

Die neue Werbung des Hotelportals HRS ist ziemlich dümmlich. Schon der Claim „Ich reservieHRS“ lässt ein zweifelhaftes Verhältnis zur deutschen Sprache durchblicken. Aber noch schlimmer ist der Werbespruch mit TV-Sternchen Sonya Kraus: „Die schmutzigsten Fantasien hat man in den saubersten Betten“.
Da möchte man eher sagen: „Die dümmsten Fantasien hat die Werbeagentur von HRS“. Weitere Testimonials in dieser Werbereihe sind Rudi Assauer und Bill Kaulitz. Schlimmer geht’s wirklich nimmer!
Wenn dann HRS-Geschäftsführer Tobias Ragge meint, damit „die Marke emotional stärker aufladen“ zu können, dann möchte man über seine „eigene emotionale Aufladung“ nicht länger nachdenken. Hier scheint professionelle Hilfe notwendig, aber nicht von einer Marketingagentur.
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Im Übrigen bin ich der Meinung …. „Wer vom Lesen der Bissigen Bemerkungen nicht genug hat, der kann zusätzlich noch welche hören“.
Im Reiseradio (www.reiseradio.org) geht es diese Woche um die Beschwerde von Ostseekommunen, dass der offizielle Wetterbericht fast immer zu schlecht sei. Wir machen uns hierzu Gedanken ob da wirklich System dahinter steckt oder ob das an der Abwesenheit eines berühmten Meteorologen liegen könnte. Natürlich gibt es auch Vorschläge zur Lösung.
Außerdem machen wir etwas Werbung für den airport run vom Flughafen Hannover am 17.4.2010. Warum? Auch das erfahren Sie im Reiseradio.

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Kaum zu glauben

Mag ja sein, dass sich Piloten nur ungern mit Lokomotivführern vergleichen lassen wollen. Aber ein Blick über den Tellerrand hin zur Bahn würde sowohl den Piloten wie auch der Lufthansa nicht schaden.
Erinnern Sie sich an Mitte bis Ende 2007? Erinnern Sie sich an das permanente „Gewürge“ von Lokomotivführern und Bahn mit Streikankündigung, dann doch kein Streik, dann doch Streik, dann Handschlageinigung, die aber keine war (Urmodell des DFB/Joggi Löw–Konfliktes), neue Streiks und so weiter? Ergebnis: Dramatischer Imageverlust für beide Seiten und nachhaltiger wirtschaftlicher Schaden (auch für beide Seiten).

Und das gleiche Spiel, man glaubt es kaum, spielen jetzt Lufthansa und Piloten-Gewerkschaft. Erst große Streikankündigung, dann einen Tag Streik, dann überraschend Friede, Freude, Eierkuchen und jetzt ab 13.4. soll das ganze wieder von vorne losgehen. Lufthansa wird nicht nur „airberlineriger“, sondern auch noch „bahnerischer“. Halleluja, das ganze ist nicht nur ein Lehrstück für „wie beschädige ich das Image eines angesehenen Unternehmens“, sondern zeigt auch die Hilflosigkeit mit der neuen Marktsituation umzugehen.
Das hätten sich Air Berlin und Co. auch nicht träumen lassen, dass sie von Lufthansa solche wirtschaftliche Hilfestellung bekommen.

Wenn wir schon bei „kaum zu glauben sind“. Wie postulieren die harten Gleichberechtigungsvertreter(innen)? Die Gleichberechtigung für die Frauen im Wirtschaftsleben ist nicht erreicht, wenn es genügend Frauen in Führungspositionen gibt, sondern erst wenn genügend Frauen ohne Ahnung vom Geschäft in Führungspositionen aufgestiegen sind. Sind wir nun soweit? Könnte sein. Easyjet hat eine neue Chefin. Demnächst übernimmt Carolyn McCall. Sie kommt aus der Medienbranche und hat Null-Ahnung von der Luftfahrtbranche.

Noch „weniger zu glauben“, ist die Panne am Flughafen Leipzig-Altenburg. Erinnern Sie sich, der Landrat des Landkreise Altenburg-Land, war so fest überzeugt, dass sein Weltflughafen Altenburg Interesse bei internationalen Investoren finden könnte (siehe BBBs vom 14.12.2009). Jetzt musste einer der wenigen Anflüge umgeleitet werden, weil kein Fluglotse im Tower war. Schuld: „Unklare Dienstplanung“. Bei einer Handvoll Flüge am Tag, kann man schon mal die Übersicht verlieren.

Und schon „überhaupt nicht zu glauben“ ist, dass ein Hobby-Pilot jetzt zu einer saftigen Geldstrafe verurteilt wurde. Er hatte mit seinem einmotorigen Flugzeug die Rollbahn des Flughafens Bitburg angesteuert und auf Funkkontakt zum Tower „verzichtet“. Dummerweise fand dort gerade eine Veranstaltung des Porsche-Clubs Luxemburg statt. Da blieb kaum eine Wahl. Der Pilot landete „auf“ einem fahrenden Porsche 911. Merke: Sollte Ihr Auto mal kräftig wackeln, muss es nicht an schlecht montierten Reifen liegen. Schauen Sie auch mal auf dem Dach Ihres Fahrzeuges nach.

Außerdem „glauben wir nicht“, dass „Manny“ noch etwas Vorzeigbares zum Kaufen für Thomas Cook findet. Darf man Ankündigungen übrigens schon bilanzieren?

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Im Ãœbrigen bin ich der Meinung …. „Wer vom Lesen nicht genug hat, der kann zusätzlich noch hören. “Faszination Stützstrümpfe“ – ab heute der neue Renner auf www.reiseradio.org (jetzt auch mit Direkt-Button auf die BBB). Und nicht verzweifeln: wenn die Sendung sich nicht sofort lädt, dann tummeln sich gerade andere 100 BBB-Fans in der Leitung. Ein paar Minuten später, und „Ihnen wird sicher geholfen“ (vom Server).
Sorry für letzte Woche. Zwischenzeitlich gab es Probleme mit dem Link und dann war der Server echt überlastet. Es geht dem Reiseradio speziell wie dem Tourismus allgemein: Das größte Problem ist der Erfolg.

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Am 8.März ist Weltfrauentag

Ja, liebe Männer, schon Gedanken für ein Geschenk zum Weltfrauentag gemacht?
Wahrscheinlich wieder mal vergessen.

Da ist die japanische Fluggesellschaft All Nippon Airways (ANA) wesentlich kreativer. Fast auf den Tag genau pünktlich zum Weltfrauentag richtet die ANA, als erste Fluggesellschaft der Welt, einen besonderen Service für Frauen ein: eigene Toiletten an Bord nur für Frauen!

Allerdings ist die ANA nicht von alleine auf diesen Service gekommen. Angeblich, und dieses Wort möchten die BBBs schon betonen, wären bei einer Umfrage nach den wichtigsten Kriterien für die Wahl einer Fluglinie, die Damentoiletten auf Platz 2 gelegen, gleich hinter der Qualität der Desserts. Zugegeben, auf diese Rangfolge wären wir auch bei intensivem Nachdenken nicht gekommen.

Übrigens ist nicht die Hygiene der Grund für den Wunsch einer reinen Damentoilette. Nach Aussagen eines ANA-Sprechers fühlen sich weibliche Passagiere lediglich gehetzt und unwohl, wenn sie wissen, dass ein Mann vor der Tür wartet. Also, liebe Männer, wenigstens zum Weltfrauentag mal etwas geduldiger sein.
Oder noch einen besseren Vorschlag an die Adresse der Männer: erklären wir doch die ganze ITB-Zeit zur Weltfrauenwoche und sind generell geduldiger, nicht nur vor der Toilette – sondern auch danach.

Es wäre ein Wunder, wenn beim ausgeprägten Ordnungssinn unserer japanischen Freunde, nicht auch die Ausnahmen zur Frauentoilette präzise geregelt seien. Also, Männer dürfen die Frauentoilette benutzen, wenn
– nach Absprache mit dem Kabinenpersonal, bei eingeschaltetem Anschnallzeichen, die betreffende Toilette die nächste sei,
– ein männlicher Passagier „sich unwohl fühle“ und
– wenn auf einem Flug fast nur männliche Passagiere an Bord wären.
Soviel Regelwerk muss schon sein.

Dann eine schöne und geduldige ITB allerseits.

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Dumm, dümmer, Flughafen München – und was uns demnächst passieren kann

Eigentlich wollten die Bissigen Bemerkungen vorerst nicht mehr über das Thema „Sicherheit an Flughäfen“ schreiben, aber das unglaubliche Versagen am Münchner Flughafen kann nicht unkommentiert bleiben. Es passt einfach so schön bestätigend zu unseren Bissigen Bemerkungen vom 4.1.2010 („2010 – ein Jubeljahr für Nacktscanner-Fetischisten?“).
Da löst der Laptop eines Passagiers Alarm aus, Die Sicherheitsleute bemerken es, leider mit einer Reaktionszeit, die auf übermäßigen Genuss von Valium schließen lässt. Der Passagier jedenfalls hatte inzwischen Jacke und Mantel vom Band genommen, seinen Laptop abgewischt (!) und war verschwunden. Wie immer im Nachhinein großes Super-Action. Aber niemand konnte sagen wo der Passagier abgeblieben war.
Die aktuelle Informations-Nummer die nun die Verantwortlichen „abziehen“ ist noch peinlicher. „Alles kein Problem“, war nur ein doppelter Fehlalarm: erstens war im Laptop kein Sprengstoff und zweitens sei der Passagier nicht geflüchtet, die Auswertung der Videobilder zeigen, dass er nochmals durch die Sicherheitskontrolle ging. Entschuldigung, seid Ihr total bescheuert? Das soll mich beruhigen? Da wird ein Mann intensiv am Flughafen gesucht und der läuft seelenruhig ein zweites Mal an den Sicherheitsleuten zur Kontrolle vorbei. Das ist Wahnsinn pur.
Wer sagt mir, dass der Mann nicht doch ein Terrorist war, der nur einmal austesten wollte, wie pennerhaft die Sicherheitsleute am Flughafen München arbeiten.

Ich stelle mir gerade vor, es gäbe in München schon die Nacktscanner. Und da zeigt das Computerbild einen Mann mit einem Sprengstoffgürtel. Wahrscheinlich würde der Beamte sofort seine Kumpels rufen „Hey kommt mal her, da könnt ihr mal einen Sprengstoffgürtel sehen“. Der nächste kommentiert „Ah, ist ja richtig interessant“, ein weiterer fängt an aufzuzählen wie viel Sprengstoff dran ist. Und wenn sich die allgemeine Begeisterung über diesen wertvollen Fund, der nur durch den Nacktscanner aufgedeckt werden konnte, gelegt hat, ist der Passagier schon längst verschwunden.

Mir macht jetzt schon Kummer, was passieren wird, nachdem unsere amerikanischen Sicherheitsfetischisten die Münchner Story gelesen haben. Das gibt garantiert eine neue Sicherheitsanweisung an die Europäer. Wahrscheinlich muss man künftig vor der Sicherheitskontrolle seinen Pass abgeben, den man erst zurückbekommt, wenn alle Bilder, Tests und Hundeschnauzen ausgewertet sind. Ganz großes Kino jedenfalls.

Aber schon zeichnet sich am Horizont die nächste Sicherheitsstufe nach Nacktscanner und Nacktfliegen ab. Japanische Forscher haben Goldfische ohne Hautpigmentierung gezüchtet. Die jetzt lichtdurchlässigen Schuppen geben die Sicht auf sämtliche Organe frei. Im nächsten Jahr will diese Forschergruppe auch transparente Frösche „zur Marktreife bringen“ (Originaltext). Da haben wir es doch. Irgendwann in nicht zu ferner Zukunft dürfen nur noch genmanipulierte transparente Fluggäste fliegen. Da kann man auch nichts mehr im Körper verstecken. Und die Zeit für Handgepäck in der Kabine ist ohnehin schon bald abgelaufen. Das wurde jetzt auch erstmals aus Kreisen der Reiseindustrie gefordert. Nein, nicht von Ryanair, sondern von Vural Öger von Öger-Tours.

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Dabei hätte es noch so viel in dieser Woche zu berichten gegeben. Zum Beispiel die Absage von Ryanair für Flüge am 20.Januar nach Dublin. Das Deutsch auf deren Homepage, hatte das Format chinesischer Gebrauchsanweisungen in Deutsch vor 20 Jahren. Auf jeden Fall Kabarett reif.
Und, und, und, vielleicht in der nächsten Woche.

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Demnächst intensivere Sicherheitskontrollen an unseren Flughäfen?

Ich weiß nicht warum, aber irgendwie muss ich mich bei den Sicherheitskontrollen am Flughafen immer emotional beherrschen. Zu oft hat mich (unnötige) Unfreundlichkeit genervt und vor allem fehlt mir für manches das hier passiert das Verständnis (siehe BBB vom 5.4.2009 „Wie man mit 5 Liter Flüssigkeit locker an der Flughafen-Sicherheitskontrolle vorbei kommt?“ und BBB vom 24.11.2008 „Wer begreift noch alle Bürokratieregeln unserer Luftfahrt? Heute: die unsinnige Sicherheits-Flüssigkeits-Behältnis-Regel“).

Vor kurzem musste ich wieder so eine Kontrolle über mich ergehen lassen. Zwar konnte man im ersten Anlauf ohne „Schuhe ausziehen“ durch den Kontrollbogen gehen, aber bei mindestens jeder zweiten Person piepste das Gerät. Man musste wieder zurück, die Schuhe ausziehen, diese aufs Band legen, damit sie durch das Kontrollgeräte laufen konnten, während man selbst, jetzt „strümpfig“, nochmals durch den Kontrollbogen laufen musste. Wobei auch hier noch ein hoher „Piepanteil“ war. Diese etwas umständliche Prozedur nahm viel (unnötige?) Zeit in Anspruch.

Obwohl ich genervt war, musste ich innerlich lachen.
Verursacher für diese „Schuhkontrolle“ war ja ein gewisser Mr. Reid, der 2001 im Schuh einen Plastiksprengstoff mit Zünder versteckt hatte. Als er im Flugzeug, auf dem Weg von Paris nach Miami, seinen Schuh mit einem Zündholz anzünden wollte, wurde er von einer Flugbegleiterin im Zusammenwirken mit mehreren Passagieren überwältigt. Mr. Reid (der heute in einem Gefängnis in den USA einsitzt), ist der bislang Einzige, der mit Sprengstoff im Schuh entdeckt wurde. Aber diese Tatsache war den Sicherheitsbehörden so wichtig, dass seit dieser Zeit diese Schuhkontrollen (wenn auch je nach Flughafen in unterschiedlichem Ablauf/Intensität) erfolgen.
Ich musste in diesem Moment aber nicht nur an Mr. Reid denken, sondern auch an ein kürzlich missglücktes Selbstmordattentat auf den saudi-arabischen Vize-Innenminister. Nach Einschätzung der dortigen Behörden könnte der in der vorherigen Kontrolle nicht entdeckte Sprengstoff in einer „rektalen Körperöffnung“ versteckt gewesen sein.
Liebe BBB-Freunde, Sie ahnen schon, warum ich diesmal beim Schuhe ausziehen so relaxt war (von den sauberen Strümpfen mal abgesehen). Wenn obiger Vorgang auf den Schreibtisch unserer Sicherheitsexperten gelangen sollte, dann künftig viel Spaß an unseren Flughafen-Sicherheitskontrollen.

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