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Archiv für Zukunftsthemen

WC-Ente bald arbeitslos?

Mit diesem Problem hätte noch vor einem Jahr kein Mensch gerechnet.
Vor kurzem haben die ersten Fluggesellschaften darum gebeten (wegen gewichtsbedingter Wasserreduzierung in den Flugzeugtoiletten), vor dem Flug nochmals die Toiletten des Flughafens zu benutzen (siehe BBB vom 16.6.2008, „Macht euch leichter, der Ölpreis steigt“). Jetzt kommt die Bahn mit einem ähnlichen Problem. Um die Achslast einzelner Mittelwagen bestimmter ICEs zu entlasten, sollen dort die Toiletten verschlossen werden, um das Gewicht von Wasser und Abwasser zu sparen.
Eine der Fluggesellschaften entsprechende Empfehlung doch bitte die Toiletten der Bahnhöfen zu benutzen, scheitert mangels Toilette in den meisten Bahnhöfen.

Aber „Immer wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“. Zeitgleich mit der „Androhung“ der Bahn, stellte ein gewisser Christoph Beckmann (18) seine „Internetsuchmaschine für Toiletten“ vor. Entweder der Reisende installiert das Programm auf seinem Laptop oder die Kommunen werden gebeten, in Bahnhofsnähe z.B. an den Info-Points (es lebe die deutsche Sprache), einen entsprechenden Internetzugang zu schaffen.
Sicherheitshalber hat der Autor dieser Zeilen schon mal getestet, wo die nächste öffentliche Toilette an seinem dörflichen „Nicht-mehr-DB-Bahnhofsgebäude-aber-noch-Bahnhofsgebäude“ ist. Es funktioniert tatsächlich. Übrigens sind viele der genannten Toiletten mit einem Bewertungssystem von 1 (super) – 6 (bescheiden) versehen.

Denkbar wären natürlich Flugzeuge und Züge mit sog. Astronautenklos auszurüsten, die bekanntlich ohne Wasser funktionieren. Die Technik ist ziemlich fehlerfrei (allerdings gab es im Mai dieses Jahres Probleme mit der entsprechenden Toilette auf der ISS. 2008 ist anscheinend nicht das Jahr der Toilette), aber die Benutzung erfordert wohl eine gewisse zu erlernende Technik. Wer diese Woche etwas Langweile hat, kann sich in den „Sachgeschichten mit der Maus“ schlauer machen.

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Condor: Die Braut, die keiner traut

Es ist nicht so, dass sich die Braut nicht traut, ängstlich war sie schließlich noch nie. Es ist der etatmäßige Standesbeamte (Kartellamt) der sich nicht traut zu trauen.

Arme Braut! Erst wurde in aller Öffentlichkeit um sie gefeilscht ob, wer, wann und warum. Dann die Gerüchte, der Bräutigam hätte etwas Schwierigkeiten die ausgehandelte Mitgift zu zahlen. Schadet alles der Braut, zumal sie in vorauseilender Treue (etwas naiv), sich in den letzten Monaten auch nicht nach einem alternativen Bräutigam umgesehen hat.

Jetzt haben alle den Salat, Entschuldigung, etwas Probleme. Und mit fast 53 Jahren, ist die Braut nun mal auch nicht mehr so taufrisch (Entschuldigung bei allen toll aussehenden Frauen des Jahrgangs 1955, wie Marianne Rosenberg, Susanne Uhlen, Petra Gerster und viele, viele andere). Aber bei einer Fluggesellschaft, da fragt man schon mal etwas härter nach dem Alter einiger Teile. Außerdem hat sie schon mal geheiratet (und ist immer noch nicht offiziell geschieden), hängt noch etwas zuviel an ihrem Vater (Lufthansa hat noch 25% Anteil) und hat ein etwas unübliches Hobby (sie liebt Fliegen). So etwas verheiratet man nicht so von heute auf morgen

Dabei, und das wird oft vergessen, war die Condor mit 18 Jahren sogar Miss Universum (1973 war Condor die umsatzstärkste Ferienfluggesellschaft weltweit). Aber dann mit 42 Jahren, die nie so glückliche Ehe mit einem gewissen Neckermann! Von dem unnötigen Desaster mit der Namensänderung für die schöne Frau ganz zu schweigen (siehe BBB vom 3.6.2002 „El Condor pasa“).

Und nun? Von den Cookies kann Condor nicht viel erwarten. Die wollen nur möglichst viel Mitgift kassieren und Tschüss. „Asset light“, heißt dort das Schlagwort und das bedeutet auf Deutsch „ich will dich loswerden“.
Kann man noch mal das Herz des Vaters LH erweichen?
Eine Hochzeit mit Hannover? Wäre nicht schlecht, aber soviel Mitgift wie von Berlin versprochen, gibt es dort garantiert nicht.

Schwierige Zeiten. Das Wasser steht hoch, da darf man den Kopf nicht hängen lassen. Im Gegenteil, jetzt nicht an der Attraktivität nachlassen.
Aber vielleicht passiert etwas ganz außergewöhnliches. Ein Scheich? Mit richtig Kohle. Der weiß, welche Kostbarkeiten eine 53jährige noch zu bieten hat. Der scharf auf ihre Slots ist (Slots bezeichnen im Flugverkehr, „wann man darf“, also nichts Unanständiges, die Red.). Da würden sich einige dann aber so richtig ärgern.

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Nur der guten Ordnung halber: Die grünen Oberfrauen Claudia Roth und Renate Künast sind auch Jahrgang 1955. Das haben die BBB oben mit Vorsatz verschwiegen

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Die Europameisterschaft ist vorbei. Endlich Zeit sich um die Energiekostenproblematik zu kümmern?

Die Begeisterung der Massen (die BBBs eingeschlossen) für die Fußball-Europameisterschaft hat im Verlaufe des Turniers ungeahnte Ausmaße angenommen. Das freut auch die Politik, denn in solchen Zeiten werden wichtige Probleme nicht hinterfragt. Das Engagement der Kanzlerin für Fußball bringt ihr Goodwill. Immerhin glaubt die Hälfte der Deutschen (lt. Emnid-Umfrage) Frau Merkel würde etwas vom Fußball verstehen. Ihr „fachmännischer“ Rat an Sebastian Schweinsteiger auf der Tribüne während des Österreich-Spiels „Machen Sie nicht wieder solche Dummheiten wie gegen Kroatien“ hat nicht nur fast Kultcharakter wie die Herbergersche Weisheit „Der Ball ist rund“, er zierte auch die Zeitungen an prominenten Stellen. Wie schön (?), dass dies unser größtes Thema war.

Dabei lodern „draußen“ (wie die Politiker gerne sagen) die Flammen. Die rasant steigenden Energiekosten bringen den Wirtschaftsmotor langsam ins Stottern. Dies gilt in besonderer Weise auch für die Touristik. Erste Anzeichen für Abschwächung sind zu erkennen, aber die Politik kann oder will das nicht sehen.

Die Fluggesellschaften stöhnen über die Ölpreissteigerungen, die inzwischen lebensbedrohend sind. Die politischen Schlaumeier faseln über „die Industrie muss sich etwas einfallen lassen“ oder „es wird Kreativität bei den Sparmaßnahmen gefordert“. Dass täglich gigantische Mengen Kerosin wegen vollkommen unnötiger Flugwege/Holdings aufgrund der europäischen Zersplitterung der Flugsicherung in die Luft geblasen werden müssen, wird hingenommen. Drastische Situationen erfordern drastische Maßnahmen. Den „dummen“ Spruch „das ist eine europäische Angelegenheit“ kann man nicht mehr hören. Wer ist denn Europa? Ein Alien? Oder ein theoretisches Gebilde? Es ist die die Summe der europäischen Länder. Wer haut also zuerst auf den Tisch?

An den Tankstellen wird der Tankwart zum Klettermaxen, weil er ununterbrochen die Leiter hochklettern muss um die Preisschildchen für Benzin auszutauschen; und der Betrag steigt in bis vor kurzem unvorstellbare Höhen. Die Sparvorschläge von Berufenen und weniger Berufenen, kratzen nur ein klein wenig am Ergebnis. Und die Politik schweigt, „der Markt wird es schon regeln“. Selten so gelacht, über diese Steinzeitregel, als noch Angebot und Nachfrage den Preis bildeten. Heute kommt „dummerweise“ noch die Gier von Spekulanten und fast allmächtigen Ölkonzernen hinzu plus (nicht zu vergessen) die hausgemachte Ökosteuer auf Benzin.

Die Stromkosten steigen in rasantem Tempo und noch gravierender ist der Anstieg der Gaskosten, der rational nicht zu erklären ist. Vor allem im unteren Einkommensbereich wird die die sog. 2. Miete bald zur 1. Miete.

Die Explosion der Energiekosten schädigt mehrfach:
Die Kosten der Anbieter steigen und führen zu Preissteigerungen.
Das wiederum führt zur derzeit höchsten Inflationsrate seit 15 Jahren.
Dies trifft auf den immer leereren Geldbeutel der Verbraucher, weil auch die Privathaushalte die höheren Energiekosten zu verkraften haben
Und dies alles auf einer ohnehin schwierigen Ausgangslage, weil sich das sog. frei verfügbare Einkommen in den letzten zehn Jahren ebenfalls verringert hat.

Ganz gleich ob der Urlauber per Flug oder per Bahn oder per eigenes Auto reisen will, es trifft ihn immer. Er wehrt sich (schwach), durch verkürzte Urlaubsdauer, noch stärkeren Druck auf den Preis oder weniger Ausgaben im Urlaub. Kurzum die „unterjährig“ veröffentlichten „Kopfzahlen“ spiegeln in keiner Weise die zu erwartenden „Ergebniszahlen“ der Branche wider.

Die Krisenzeichen sind da, aber zu viele reden die Situation (in Unkenntnis oder Absicht?) noch schön. Das Erwachen wird spätestens zum Jahresende kommen.

Um es zu wiederholen, damit man es sich besser merken kann:
Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Dies darf nicht nur für die Privatwirtschaft gelten, in gleicher Weise muss das auch für die Politik gelten. Abwiegeln und Schönreden helfen nicht mehr weiter. Sofortige Maßnahmen gegen die Steigerung der Energiekosten müssen folgen.

Deshalb ist gut, dass die Europameisterschaft vorbei ist. Dass Merkel, Steinmeier, Glos und Gabriel sich nicht länger hinter dem Fußball verstecken können. Endlich ran an die Arbeit, sonst fliegen wir bald aus der Wirtschafts-Weltmeisterschaft raus.

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Macht Euch leichter, der Ölpreis steigt.

Innerhalb von 12 Monaten ist der Preis für ein Barrel Rohöl von 65$ auf über 130 $ gestiegen. Da läuten besonders bei den Fluggesellschaften die Alarmglocken. Das ist die hohe Zeit für alle Sparkommissare nach dem Motto: Kein Gedanke darf ungedacht bleiben!

Platz 1 in der Kreativitätsskala nimmt z. Z. Zeit China Southern ein. Sie bittet ihre Fluggäste vor Flugantritt noch am Flughafen die Toilette zu benutzen. Dabei geht es nicht nur um „gewichtsmäßige Erleichterung“, sondern auch um eine zahlenmäßig geringere Benutzung der Flugzeugtoilette zu erreichen. Dadurch kann WC-Wasser gespart werden.
Endergebnis: „Pflichteinlauf“ mehrere Stunden vor Flugantritt oder Toilettengebühr an Bord. Man sieht schon das grinsende Gesicht von O`Leary vor sich, wenn er auf dem Stühlchen vor der Bordtoilette sitzt und kassiert. (Merke: Eigenes Spülwasser mitbringen nützt nichts. Es geht primär nicht um die Kosten für das Wasser, sondern um die Transportkosten für das Wasser.)

Platz 2 in der Kreativitätsliste geht an Korean Air. Die männlichen Mitarbeiter dieser Airline dürfen ab sofort ohne Krawatte arbeiten. Begründung: Ohne Schlips wird es den Männern nicht mehr so warm und das spart Energie für die Klimaanlage.
Endergebnis: Der Gleichstellungsbeauftragte ist gefordert. Es kann ja wohl nicht sein, dass nur die Männer ablegen dürfen. Wenn schon, dann dürfen alle, auch die weiblichen Mitarbeiter ablegen. Und wenn man bei dieser Sparmaßnahme nicht so zimperlich ist („die Zeiten sind hart!“), kann das sogar zusätzliche Buchungen durch neugierige Gaffer (Männlein und Weiblein) bringen.

Platz 3 ist noch unbesetzt, wird aber bald besetzt werden. Je schwerer der Passagier, desto mehr muss er zahlen. Eigentlich logisch. Kann ja wohl nicht sein, dass ein 100-kg-Kerlchen ohne finanzielle Konsequenzen an Bord gehen kann, während ein 50-kg-Frauchen für die Benutzung der Bordtoilette zahlen soll. Und was nützt die kleidungsmäßige Entlastung der Crew, wenn ein gut genährter Kegelclub an Bord ist.
Eine Kooperation mit den Weight Watchers könnte erstrebenswert sein. Als Testomonial wäre Andrea “Kiwi” Kiewel (früher ZDF) zu empfehlen.
Ganz klar: Das gewichtsabhängige Ticket muss kommen. Dadurch sind noch mehr Preisvarianten als bisher möglich. Mann X ist zwar schwerer, aber verzichtet garantiert auf die Toilettenbenutzung und hat auch kein Gepäck. Frau Y ist leichter, möchte aber ein Toilettenbenutzungs-Zusatzticket kaufen, ist aber bereit in der Kleidung Zugeständnisse zu machen.

Was mache ich mir da Gedanken, die Fluggesellschaften werden in dieser Hinsicht garantiert kreativer sein als ich.

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Beim Volksbegehren in Berlin geht es nicht nur um Tempelhof – sondern um viel mehr

Am nächsten Sonntag, dem 27.April 2008, findet in Berlin etwas sehr Seltenes statt. Ein Volksbegehren. Wenn man weiß wie hoch die Hürden liegen um so etwas durchzusetzen, dann weiß man auch, da geht es nicht um die Meinung einer kleinen Gruppe. Ein Volksbegehren ist so eine Art Schweizer Urdemokratie. In diesem Falle geht es um den letzten Versuch bürgerlicher Vernunft sich gegen eine unglaubliche Arroganz der (herrschenden) Macht zu wehren.

Um es ganz deutlich zu sagen: Die „Bissigen Bemerkungen“ sind parteipolitisch (fast) neutral. Und sich vor den Karren der Berliner CDU und Herrn Pflüger spannen zu lassen, wäre so ziemlich das letzte was die BBBs jemals machen würden.
Aber wenn man mit ansehen muss, wie in Berlin aus unglaublicher Kurzsichtigkeit die Zukunft des Berliner Flugverkehrs verspielt wird, kann man als Tourismusinteressierter nicht schweigen.

Wir wollen die alten Geschichten nicht aufwärmen, sondern stellen aus Überzeugung hier fest:
1. Der neue Großflughafen wird schon bei seiner Eröffnung zu klein und kurz danach sogar sehr zu klein sein. Das ist planerisch angesichts der Vorlaufzeiten und dem starken Wachstum des Flugverkehrs keine Schande. Aber in München und anderswo hat man (im Gegensatz zu Berlin) daraus gelernt.
2. Einen innerstädtischen Airport zumindest für die kleinen Business-Flugzeuge haben zu können (um den Großflughafen nicht unnötig zu belasten): da schaut die ganze Welt neidvoll nach Berlin.

Jetzt wäre es legitim, wenn die „Herrschenden“ im Zuge des Volksbegehrens wenigstens versuchen würden mit Fakten zu argumentieren. Aber da sie offensichtlich keine haben, wurden Plakate auf einem so niedrigen und primitiven Niveau entworfen, dass dem Senat zumindest ein Titel sicher ist: Niedriger gehts nimmer!

Der absolute Tiefpunkt ist das Plakat mit Mutter und Kind auf dem Arm und dem Spruch: „Flughafen für Superreiche. Wir lassen uns doch nicht auf den Arm nehmen“.
Noch primitiver und Fakten verdrehender geht’s wirklich nicht. Und wenn das Kind mal älter ist, wird es erkennen, dass es nicht nur von seiner (bildlichen) Mutter, sondern auch vom Senat „auf den Arm genommen“ wurde. Spätestens dann, wenn in einigen Jahren Flugverkehr weg von Berlin verlagert wird.

Nicht viel besser ist das Plakat mit dem Berliner Bauarbeiter und dem Spruch: „Ick zahl doch nicht für`n VIP-Flughafen“. Nochmals so ein primitiver Neidsatz. Und das ausgerechnet in Berlin, wo der „Bauarbeiter“ und andere ehrbare Bürger noch generationenlang für Banken- und andere Berliner Skandale zahlen müssen.

So ganz nebenbei wird natürlich verschwiegen, dass der Bund (mittlerweile wiederholt) verbindlich angeboten hat, die Betriebskosten für Tempelhof bis 2011 zu übernehmen. Also müsste die richtige Sprechblase des Bauarbeiters lauten: „Ick zahl doch nicht für`n sturen Wowereit“.

Sollen wir noch über das Nachnutzungskonzept des Senats für Tempelhof reden?
Eigentlich nicht. Jahrelang war man untätig und jetzt kurz vor Schluss kommt ein Schnellschuss. Für Hintertupfing-Ost wäre dieser Nutzungsplan sicherlich eine Sensation, für die Hauptstadt Berlin ist er eher eine Peinlichkeit.

Liebe Berliner, gerade weil die „Superdemokraten“ Wowereit und andere schon erklärt haben, dass sie die Meinung der Berliner in diesem Volksbegehren eigentlich überhaupt nicht interessiert, zeigt Power. Geht wählen am Sonntag pro Tempelhof. Es geht nicht um Superreiche, sondern um die Zukunft von Berlin. Die „Bissigen Bemerkungen“ drücken die Daumen für einen Erfolg.

(siehe auch BBB vom 14.1.2008 “Mein Knut heißt Tempelhof”)

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Zwei Wochen Mallorca und ein Pfund Kaffee bitte

Die ersten Reisebüros drehen den Spieß um. Endlich!
Ok, das Datum 1. April ist nicht glücklich, denn es soll ja kein Aprilscherz sein und dafür könnte es mancher Zeitgenosse halten. Das wäre schade.
Die BBBs haben schon immer die Meinung vertreten, und zwar nachhaltig wie man heute so schön sagt, dass Reisebüros, die nur Reisen verkaufen, leicht schwächeln könnten. Dabei sollte man jetzt nicht unbedingt von einer „Zwei-Säulen-Strategie“ reden, das klingt im Moment auch nicht gerade zukunftsfähig.
Nein, mal ganz einfach nachdenken, wie eines der Reisebüro Grundprobleme heißt: Fehlende Frequenz!

Wie schafft es ein Reisebüro potenzielle Kunden öfters bis regelmäßig in das Büro zu locken. Anders war die Tchibo-Idee „Jede Woche eine neue Welt“ schließlich auch nicht angelegt. In den Reisebüros ist das zwar nicht jede Woche eine „neue Welt“, aber selbst in dieser einen (alten) Welt gibt es jede Woche etwas Neues zu entdecken. Wie man sieht, so weit liegen Tchibo und Reisebüro nicht auseinander.

Also dachte sich ein kreativer hannoverscher Reisebüroinhaber (TUI TravelStar), dem der ganze Reiseverkauf bei Tchibo, Aldi, Lidl, Plus und wie diese Einzelhandels-Fuzzies alle heißen, schon lange „stinkt“, jetzt muss das Imperium (leichte Übertreibung durch die BBBs) endlich mal zurückschlagen. Und so läuft diese Woche eine Aktion (zusammen mit acht [?] anderen Büros) „Pfundweise Tchibo- Kaffee“ und das zu einem supergerösteten Preis von 2,99 Euro pro Paket. Dazu gibt es noch einen Reisegutschein über 25 Euro. Im Vergleich dazu ist ein Billigflug mit der hannoverschen TUIfly zu 19,99 Euro ja schon fast Wucher.
Die einheimische Presse jubelt kräftig mit und da dürften die 1.000 Kg Kaffee schnell über die Theke gehen.

Fazit: Bleibt es bei einer „einmaligen“ Aktion wäre es ein netter PR-Gag, aber schnell vergessen.
Bleibt Schnell-Variante 1: „Jede Woche etwas Neues in unserer Welt“ und das auf Dauer auch „erträglich“ kalkuliert.
Und Dauer-Variante 2: Langfristig trägt nur das „Tankstellen-Modell“: Umfangreicher Zusatzverkauf im Reisebüro und das nicht nur mit reisenahen Artikeln.

Fazit für die BBBs: Sich am 1. April rechtzeitig auf den Weg nach Hannover zu machen um so ein billiges Pfund Kaffee zu ergattern (vorausgesetzt man musste sich nicht schon morgens in der Früh´ anstellen). Und wehe, wenn es doch nur ein April-Scherz war!

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Ryanair hat nicht nur einen Ergebnisschaden, sondern muss auch noch Schadenersatz zahlen.

Zum Glück geht es nicht immer gut, wenn man in der Werbung jeglichen Anstand vermissen lässt. Und Ryanair glaubt auf diesem Gebiet öfters nach eigenen Spielregeln gegen die Chefs anderer Airlines oder gegen Flughäfen die nicht im Ryanair-Angebot sind, etwas flegelhaft werben zu dürfen.
So legten sie dem französischen Staatspräsident Sakorzy und seiner Frau Cala Bruni per Sprechblase in den Mund „Mit Ryanair kann meine ganze Familie zu meiner Hochzeit kommen“. Leider ist nicht überliefert worüber sich Sakorzy mehr geärgert hat, über die Dreistigkeit mit seinem Konterfei unerlaubt zu werben oder über die Aussicht, es kämen tatsächlich alle Familienangehörigen zur Hochzeit. Die vom Gericht dafür verhängte Geldstrafe war mehr als berechtigt.

Es war ohnehin nicht die Woche des irischen Großmauls O`Leary. Schließlich musste er einen dramatischen Gewinneinbruch von Ryanair um 27% für das letzte abgerechnete Quartal berichten und zusätzlich seinen Aktionären „beichten“, dass für das kommende Geschäftsjahr (beginnend ab 1.April) mit einem Gewinnrückgang um bis zu 50% zu rechnen sei. Neben einigen nachvollziehbaren Gründen (Treibstoffkostensteigerung), klingt die weitere Begründung „niedrige Ticketpreise“ direkt amüsant. Dass jemand der permanent Tausende von Tickets verschenkt irgendwie niedrige Ticketpreise hat, scheint auch ohne betriebswirtschaftliches Studium nachvollziehbar.

Und diese Logik wird auch noch gesteigert, durch seine Ankündigung in ein paar Jahren alle Tickets kostenlos abgeben zu wollen. Weit scheint es jedenfalls zur Beantwortung der eigentlich sarkastisch gemeinten Frage der Bissigen Bemerkungen „Wann führen die Billig-Airlines den Minus-Preis ein“ (siehe BBBs vom 11.11.2002) nicht mehr zu sein. Aber liebe potenzielle „Freiflieger“ nicht zu früh freuen. Die für solche Taten besonders verdächtige Ryanair, arbeitet schon an dem Projekt, in dem die „Nebenkosten“ stark steigen: permanente Gepäckgebühren-Erhöhung, steigende Kreditkartenkosten, eine sauteure Hotline in der man auch „geschickt gehalten“ wird und vieles mehr werden anscheinend nur noch von den „abgehärteten“ (oder nicht nachrechnenden) Ryanair-Kunden akzeptiert. Aber auch hier geht wahrscheinlich „der Krug (O`Leary) solange zum Brunnen bis er bricht“.
Da fällt einem doch sofort ein, wofür demnächst die nächste Ryanair-Gebühr fällig wird: für die Benutzung von Spuktüten.

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Diese Woche aufgefallen: Rewe-Reisen im Supermarkt und Werbung von alltours und Air Berlin

REWE wird künftig regelmäßig in seinen 3.000 Märkten auch Reisen verkaufen. Da fällt einem folgender Witz ein: Kommt ein Kunde in den REWE-Laden und will zwei Wochen Mallorca kaufen. Fragt die Verkäuferin in Gedanken versunken: am Stück oder aufgeschnitten?
Und letzteres könnte in anderer Form sogar eine echte Rolle spielen, denn für jede Buchung soll es einen 20 Euro Einkaufsgutschein geben. Lt. aktuellem REWE-Sonderprospekt (gültig 5. Woche) könnte man sich dafür 1 Pfund gekochten Schinken (am Stück oder aufgeschnitten?), 1 Kasten Becks-Bier und 1 Tüte Chipsfrisch kaufen. Na, da kommt doch gleich Urlaubsfreude auf.

Da sind die BBBs dann gespannt wie die Dachmarken-Diskussion bei REWE ausgehen wird. Eine Dachmarke nur für die Touristik oder eine Dachmarke für den „gesamten Laden“?

Und machen wir beim Thema Marketing gleich weiter. In der neuen Alltours-Werbung fragt jetzt schon der Grundschüler seine Klassenfreundin „Willst Du mit mir in den Urlaub fahren?“. Eine Frage, die natürlich „ohne meinen Alltours“ nicht beantwortet werden kann. Wenn nun einerseits die Werbezielgruppe immer jünger und der Frühbucher-Rabatt immer früher gültig wird, wird manch übereifriger Vater künftig seinen neugeborenen „Leon“ nicht nur gleich als Mitglied im Sportverein anmelden, sondern auch bei Alltours für den „Super-Jumbo-XXL-Neugeborenen-Frühbucherrabatt“ einbuchen lassen (einlösbar beim 1. Urlaub mit 50% Preisnachlass).

Und als letztes ist uns noch die neue Air Berlin Werbung aufgefallen. Früher hatten die Air Berliner die coolsten Werbesprüche der Nation, jetzt sind sie leider etwas „uncool“ geworden. Mangelnde Kreativität oder weniger Mut als Preis für Größe? Beides wäre schade.

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Was kommt nach Hamburg?

Das war schon eine Überraschung, die „TUI AG soll mit der Hapag-Lloyd AG verschmolzen werden“ (künftiger Name noch offen).
Von dem Schriftsteller Nicolas Born stammt der Satz „Es gibt keine Konstellation, die nicht schon Wirklichkeit gewesen wäre“. Dass dieser Satz aus seinem Werk „Die Fälschung“ (1979) stammt, sollte man jetzt in diesem Zusammenhang nicht überbewerten.

Hier soll nur an eine Konstellation erinnert werden, die schon Wirklichkeit war. 2002 schrieb die taz die Preussag wäre „alienhaft peu à peu in die TUI geglitten“ um sich dann als TUI AG zum größten Touristikkonzern zu erklären. Das vorläufige Ende der Geschichte ist bekannt. Die neue TUI kaufte weitere kleinere Gesellschaften hinzu, um dann das ganze Touristikgeschäft einer der (zumindest damals mehrheitlich erworbenen) Gesellschaften in London zu übertragen.
Und dort ist sie nun zuhause, die TUI Travel.

Liebe Container-Freunde in Hamburg. Nach einem Bericht des Spiegels von heute (20.1.2008) steht die TUI vorm Einstieg bei Neptun Orient Lines (NOL) und die sind in Singapur zuhause. Na, ja, vielleicht geht dieser Kelch noch an Euch vorbei. Aber schaut Euch, unterstellt Hapag-Lloyd ist weltweit Nummer 4, mal sicherheitshalber an, wo die großen Container Linien Nummer 5 bis Nummer 10 zuhause sind und macht Euch schon mal sachkundig wie dort der Wohnungsmarkt aussieht.
Nr. 5: Cosco Container Lines in Shanghai
Nr. 6 :China Shipping Container Lines in Shanghai
Nr. 7. Evergreen Marine Corp. In Taipeh
Nr. 8: Neptune Orient Lines (NOL) in Singapur
Nr. 9: Hanjin Shipping Co in Seoul,
Nr. 10: Orient Overseas Container Line in Hongkong

Am 5. Oktober 2007 schrieben die BBBs in “Blick zurück aus der Zukunft” im „Jahre 2020 habe TUI den größten chinesischen Veranstalter aufgekauft und ihr Geschäft TUI Travel London dort eingebracht, mit dem neuen Firmensitz in Shanghai und unter Führung der Chinesen“.
Vielleicht sehen wir uns schon früher in Asien.

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