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Das schafft nur Hartmut Mehdorn – sich selbst zu verklagen

Montagmorgen, 11. März 2013, 7.00 Uhr, Büro des Flughafenchefs Berlin-Brandenburg. Hartmut Mehdorn betritt sein neues Büro. Seine Sekretärin überreicht ihm die wichtigsten seit Wochen gestapelten Unterlagen. Mehdorn fragt: „Was liegt da obenauf?“. Antwort der Sekretärin: „Da hat uns so ein Typ von Air Berlin vor einiger Zeit auf Schadenersatz verklagt, in zweistelliger Millionenhöhe“.
Was wird wohl „BER-Chef“ Mehdorn antworten:
a) Verbinden Sie mich mit diesem Mehdorn von Air Berlin oder
b) Machen Sie zwei Löcher in die Klage und heften Sie das Pamphlet ab oder
c) Überweisen Sie sofort das Geld, Air Berlin braucht das nötiger als wir.

Das war wohl d i e Sensationsnachricht seit langem. Die eigentlich „zerstrittenen“ BER-Gesellschafter einigten sich auf Hartmut Mehdorn, über den alle dachten, er würde inzwischen in Frankreich gemütlich seinen Roséwein anbauen. Angeblich war man sich schon am Mittwoch einig, aber man hat „dicht gehalten“, sonst wäre die ITB von Anfang an pressemäßig ins Nichts verschwunden. Ausgerechnet Ramsauer, unser unschuldiger Verkehrsminister, konnte dann aber doch das Wasser nicht mehr halten (das ist jetzt nicht medizinisch gemeint) und quasselte es noch vor Messeschluss heraus. Es ist für ihn immer wieder ein Erlebnis in der Presse zu stehen, auch wenn (oder insbesondere „wenn“) sein eigener Anteil an der Sache gering ist.

Allerdings hatten sicherlich weder er, noch Platzeck und Wowereit, mit dem folgenden shitstorm im Netz gerechnet. Einige Bemerkungen waren ja sehr witzig, da konnte man herzhaft darüber lachen. Aber da waren auch einige dabei, die waren so niveaulos daneben und zeigten ein Grundübel von twitter auf. Da tummeln sich auch einige Schwachköpfe im Kurznachrichtendienst, weil sie a) einen längeren Satz nicht unfallfrei formulieren könnten und b) unter der Anonymität ungehindert jede Beleidigung rauslassen können. (Diese Bemerkung lag den BBBs grundsätzlich schon länger auf der Seele).

Nach intensivem Nachdenken ist die Wahl auf Mehdorn aber nicht so abwegig wie überwiegend kolportiert. Er findet manchmal schon unkonventionelle Lösungen, siehe Hauptbahnhof Berlin. Um den Bahnhof pünktlich zur Fußball-WM 2006 fertig stellen zu können, ordnete Mehdorn damals an, das Dach über dem Hauptbahnhof Berlin, trotz Klageandrohung von verschiedenen Seiten, um ca. 100 Meter zu kürzen. Zugegeben, man wird jetzt bei Regen nass, wenn man in den vorderen Zugteil eines ICE einsteigen muss, aber so oft regnet es ja auch nicht in Berlin. Exakt diese unkonventionelle Mehdorn-Entscheidung brachte damals den zeitlichen Durchbruch. Auf einen so „genialen“ Gedanken, wäre außer ihm wohl niemand anders gekommen.
Deshalb auch jetzt auf der Pressekonferenz bei der Ernennung von Mehdorn, die „kleine Spitze“ von Wowereit „ein Glück, dass das Dach schon auf dem Flughafengebäude ist“. Es würde die BBBs nicht wundern, wenn dieser Dialog noch für den Grimme-Preis vorgeschlagen würde. Es würde die BBBs allerdings noch weniger wundern, wenn Wowereit sich zu früh gefreut hätte.

Für die BBBs ist noch ein letzter Punkt von besonderem Interesse. Mehdorn hat einen 3-Jahresvertrag erhalten. Das wird kein Zufall sein. Vielmehr ist jetzt klar, mit welchem Eröffnungstermin die BER-Verantwortlichen wirklich rechnen: 2016. Das sind „nur noch“ drei Jahre, ein „super ambitioniertes“ Ziel. Jetzt ist das Wettrennen (ok, „Rennen“ ist in diesem Zusammenhang ein unglückliches Wort) wieder offen, was erster fertig sein wird: Der BER oder die Elbphilharmonie.
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Heute mal wieder Hinweis auf den Reiseradio mit den ITB-Ergebnissen. Diesmal mit Interviews mit Clemens/TUI, Meyer/DTV, Büchy/DRV und Lohmann/Reiseanalyse. Und wie immer nach der ITB auch die akustischen Bissigen Bemerkungen, natürlich mit neuesten Mutmaßmungen über den erneuten re-Start BER.

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