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Das „Zimt-Attentat“ am Flughafen Düsseldorf

Ein Verdacht auf eine Koffer-Bombe ist keine Kleinigkeit. Aber an einem Flughafen sollte man annehmen, dass damit professionell (geübt?) umgegangen wird. Die Leistung des Flughafens Düsseldorf in dieser Woche muss man leider mit der Note „Mangelhaft“ bewerten.

Ganz klar: „Sicherheit geht vor“. Darüber muss man nicht diskutieren. Aber ein Krisenmanagement sollte (muss!) nie eindimensional sein. Das soll heißen, dass man sich nicht nur auf die Lösung des originären Problems konzentrieren darf, sondern gleichermaßen auch die Bedürfnisse aller anderen Betroffenen berücksichtigen muss.

Am Tag nach dem Vorfall hagelte es auch harsche Kritik am Notfall-Management und an der Informationspolitik. Es wird gefragt, ob die stundenlange Sperrung des gesamten (!) Flughafens angemessen war.

Die wartenden Fluggäste wurden aufgefordert, den Flughafen zu verlassen. Dabei fühlten sich die Gäste allein gelassen. Die chaotischen Zustände führten dazu, dass einige Passagiere aus Verzweiflung (und Verärgerung) versuchten durch den nahegelegenen Tunnel der A44 zu laufen. Kurzum die Situation vor dem Flughafen war gefährlicher als im Flughafen. Die Versorgung der Wartenden hat ebenfalls nicht funktioniert. Es standen (lt. Flughafensprecher) nicht genügend Trinkflaschen zur Verfügung (Amateurfehler).

Aber auch Passagiere eines gelandeten Flugzeugs waren betroffen. Nach 3 Stunden Flugzeit mussten sie fast nochmals solange im Flugzeug warten bis sie aussteigen konnten. In einem Live-Interview aus dem Flugzeug direkt in eine laufende Sendung des WDR-Fernsehens, schilderte eine Frau (mit weinenden Kindern im Hintergrund), dass man ohne Information, ohne Betreuung durch die Flugbegleiter und ohne Getränke im Flugzeug ausharren musste. Abgesehen davon, dass sich hier die Fluggesellschaft (Sun Express?)fehlerhaft verhalten hat, muss die Frage erlaubt sein, warum dem Flugzeug nicht eine andere (entfernte) Position zugewiesen wurde, an der die Fluggäste aussteigen konnten. Solche Überlegungen gehören zu einem mehrdimensionalen Krisenmanagement.

Aber absolute Spitze im gesamten Ablauf war eine der ersten Pressemitteilungen des Flughafens an die Medien, die mit folgendem Satz endete: „Wir bitten derzeit von Rückfragen abzusehen“. Dieser Satz wird sicherlich in die Geschichte von professioneller „Informationspolitik“ eingehen.

Später stellte sich heraus, dass keine Bombe, aber 9 Kilogramm Drogen (Kokain) im Koffer waren. Das braune Pulver im Koffer stellte sich als Zimt heraus, mit dem wohl die Drogenhunde verwirrt werden sollten. Ganz aktuell gilt auch das nicht mehr als gesicherte Erkenntnis (???).

Eine Flughafen-Sprecherin sagte am nächsten Tag, man werde nun das Ereignis und die Abläufe noch einmal daraufhin überprüfen, was möglicherweise noch optimiert werden muss. Wenn sie „möglicherweise“ aus dem Satz herausgelassen hätte, wäre er richtig gewiesen.

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Erinnern Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, noch an die Bemerkung in den Bissigen Bemerkungen vom 8.9.2013. Da hatten wir die Vermutung aufgestellt, dass die „halbschwangere“ Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für Ägypten/Rotes Meer nur der Bundestagswahl geschuldet sei und man kurz danach „überraschender“ Weise verminderte Gefahr sehen werde. Die Schamfrist nach der Wahl dauerte nur drei Tage, dann war die Gefahr verschwunden (und zum Glück der Außenminister auch). Warum haben TUI und Thomas Cook diese Spielchen nur mitgemacht? Den Schaden daraus haben die im Tourismus-Beschäftigten vor Ort, die deutschen Touristen die reisen wollten, aber umgebucht wurden (und jetzt überrascht sind, dass man wieder „darf“) und die Reisebüros, die die ganze Arbeit am Hals hatten.

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