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Der ganz „normale“ alltägliche Irrsinn

Der tägliche Irrsinn spielt sich immer so zwischen Wundern, Ärgern, kleinen Freuden und das ganze wieder von vorne ab.

Vor zwei Wochen hatten die BBBs mal wieder auf das Dauerärgernis „Bettensteuer und andere Mogelbezeichnungen“ hingewiesen. Speziell wurde Travemünde erwähnt, die Bettensteuer und gleichzeitig Kurtaxe erheben. BBB-Zitat: „Wahrscheinlich trägt der Kämmerer auch Gürtel und Hosenträger“. Künftig muss er mit „nur“ einem von beiden auskommen. Beides zu erheben (was Travemünde schon seit drei Jahren macht) ist nicht gestattet. Mist, dass es immer solange dauert, bis sich die normale Vernunft durchsetzt.

Aber verlassen kann man sich darauf nicht. Wir hatten schon mehrfach die übereifrigen Bettensteuer-Eintreiber von Köln und Dortmund erwähnt (zuletzt 15.9.2014). Nachdem beide Städte durch alle Instanzen auf die Nase gefallen sind, stricken sie schon wieder an einer neuen Variante. Einsicht sieht anders aus. Besonders dreist geht dabei Dortmund vor. In der neuen Satzung hat man bei dieser Gelegenheit die Steuer von 5% auf 7,5% erhöht. Nach dem Motto: Man hat uns zwar die Erhebung verboten, aber nicht die Erhöhung.
Geht´s noch? Natürlich wird auch dagegen wieder geklagt und obsiegt werden. Aber Köln hatte schon vor Jahren deutlich gesagt: Wir werden notfalls immer wieder ändern und neu erheben.

Wenn wir schon beim Thema „Einsicht“ sind. Beim DEHOGA-Branchentag gab es auch ein Thema zum „Schmunzeln“. Höflich formuliert. Neben anderem beklagte sich die Branche über das Arbeitszeitengesetz, das total an der gelebten Wirklichkeit vorbei geht.
Reaktion Kanzlerin: „Ich nehme die Bedenken auf“; Reaktion Arbeitsministerin Nahles: „Ich werde mir das nochmal ansehen“; Reaktion Wirtschafts-Staatssekretärin Gleicke: „Ich sage Ihnen zu, dass ich mir das anschauen werde“. Vorausschauende Politik sieht anders aus, die „schaut vorher“. Die BBBs hatten vor kurzem von „zwei offenen Ohren“ gesprochen, links rein und rechts raus. Hier wird es mit „2x Schauen“ enden: Hingeschaut und dann wieder weggeschaut. Wollen wir wetten?
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Nachlese:
Vorerst sieht es nicht gut aus um Thomas Middelhoff. Ein Urteil mit drei Jahren Gefängnis und Verhaftung noch im Gerichtssaal (wegen Fluchtgefahr) war wohl vollkommen außerhalb des gestörten Wahrnehmungsvernehmens von Middelhoff. Die BBBs wollen hier keine Häme ausstreuen. „Recht gehabt zu haben bei Beurteilung dieses Blenders“, genügt den BBBs als Befriedigung.
Aber umgekehrt war der Kommentar von n-tv total an der Wirklichkeit vorbei. Zitat: „Middelhoff verdient Mitleid, weil er selbst ohne Gefängnis schon bestraft genug ist. Wer sich am finanziellen und sozialen Absturz des Top-Managers ergötzt, vergisst, dass es sich um einen Menschen handelt:“
Abgesehen davon, dass er zumindest in der Touristik nur formal aber nicht inhaltlich ein Top-Manager war, sollte man sich seine Begründung in Erinnerung rufen, warum die Einladung seiner Arcandor-Vorstandskollegen auf seine Jacht vor St. Tropez dienstlich und nicht privat war: „Wir haben dort beschlossen, das Sanierungsprogramm zu verschärfen und 4.000 Arbeitsplätze zu streichen“. Lieber n-tv Kommentator: Daran gedacht, dass dies auch 4.000 Menschen waren?

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