Person | Interviews | Vorträge | Veröffentlichungen | Kontakt

Der Kampf ums „hatrack“ wird auch bei Lufthansa härter

Das „hatrack“ im Flugzeug war mal, wie der Name schon sagt, als Fach für die Hutablage und nicht zur Mitnahme des halben Hausrates gedacht. Lang ist es her.

Zum Verstauen des Gepäcks unterscheidet man grundsätzlich zwei Vorgehensweisen.
1. Die vermeintlich Schlauen: Möglichst schnell an Bord gehen, Gepäck ins hatrack wuchten und Klappe sofort wieder schließen. Damit soll den Nachfolgenden signalisiert werden, das Fach ist schon voll.
2. Die Rücksichtslosen: Sie bleiben relaxt, haben kein Problem zuletzt an Bord zu kommen, weil sie wissen, auch ein echt volles hatrack ist nie voll, denn mit Gewalt geht vieles. Das „vorsichtig“ eingelegte Gepäck der Mitreisenden? Nicht mein Problem.

Ganz schlimm sind jene, die mit Rucksack anrücken, dass man denken könnte, sie wären unterwegs zu einem Basislager in 4.000 m Höhe. Der Rucksack wird auch nicht von Hand geschleppt, nein, er bleibt auf dem Rücken. Im Flugzeuggang einmal um die eigene Achse gedreht, sind die Gangplatz-Sitzenden schnell k.o. geschlagen. Dann wird der Rucksack entweder mit Gewalt in das Fach gedrückt oder man bleibt provozierend im Gang stehen, soll doch die Flugbegleiterin „mein Grundrecht auf einen Ablageplatz“ sichern.

Das wird künftig auch an Bord von Lufthansa schlimmer werden, denn ab Oktober gelten bei Lufthansa die neuen Tarife “Light”, “Classic”
und „Flex“. Ohne auf die Notwendigkeit der neuen Tarife eingehen zu wollen (übrigens: Wettbewerber zu kopieren war noch nie eine kreative Lösung, aber zu mehr reicht es zur Zeit bei Lufthansa leider nicht), richten wir den Blick auf den billigsten Taif „Light“. Bei diesem Tarif ist keine Kofferaufgabe erlaubt, sondern nur die Mitnahme von Handgepäck. Halleluja, bei der eingeübten Kostenvermeidungsstrategie der Deutschen („ich bin doch nicht blöd“), wird sich der Handgepäckreisewettkampf ab sofort verschärfen. Wer jetzt entschuldigend auf die „Normmaße“ des künftigen Handgepäcks 55x40x23 verweist, hat keine Ahnung vom wahren Leben an Bord.

Ein Passagier von Easyjet soll sich angeblich beim CheckIn den Inhalt seines Koffers angezogen haben (zwölf Schichten, nach eigenen Angaben). An Bord wurde ihm dann schlecht und er fiel in Ohnmacht. Berüchtigt sind auch die „Reisetaschen zum Anziehen“. In diesen „Jacken“, die nicht als Handgepäck zählen, kann man angeblich 15 kg verstauen. Mich persönlich, als geruchssensibler Mensch, stört mehr, wenn Übernacht-Reisende nicht mehr genügend Wäsche zum Wechseln dabei haben.

Ich höre (sehe) schon die entrüsteten Gegenargumente.

Punkt 1 „Ich habe keine Zeit am Gepäckband auf meinen Koffer zu warten“. Das mag im Einzelfall mal stimmen, aber im Normalfall soll es nur die eigene Wichtigkeit unterstreichen. Das erinnert mich, wie ich letztens erlebt habe, dass sich eine ungefähr 80jährige Omi an der Supermarktkasse vordrängelte mit dem Argument, ich habe es eilig. Ich habe mir verkniffen zu fragen „wofür“.

Aber noch „gewichtiger“ ist natürlich Punkt 2, „da sind nur die Airlines mit ihren Abzocker-Preisen für aufgegebene Koffer schuld“. Sorry, aber das ist die Konsequenz aus den dramatisch gesunkenen Flugpreisen. Wer hat Schuld? Es ist wohl eine besondere Symbiose von Flugmanagern von Ryanair und Co., die außer Preissenkung kein anderes betriebswirtschaftliches Argument kannten und Kunden, die jeden Flugpreis für realistisch hielten und stundenlang das Internet durchpflügten um einen Euro Flugpreis zu sparen. Die Frage im Sinne von „Henne oder Ei“, wer hat mehr schuld, lässt sich nicht beantworten.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)