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Der Tiefflug der Woche, den fängt auch kein Sicherheitszaun auf.

Bernd Fischer, Tourismuschef von Mecklenburg-Vorpommern, ist lt. einem Interview in DIE ZEIT vom 25.1. mächtig stolz auf den Zaun, der die Teilnehmer des G8-Gipfels in Heiligendamm schützen soll. Er hält ihn für eine Touristenattraktion und vergleicht ihn mit den Zäunen an der Grenze von USA zu Mexiko und zwischen Israel und Westjordanland!!
Soll das eine „Schleimrunde“ für Frau Merkel sein oder ist Bernd Fischer wirklich so unbedarft? Was wäre schlimmer?

Beim Lesen dieses Interviews muss man sich kurz rückversichern ob es in einem Satiremagazin steht oder ob dies tatsächlich jemand ernst meint, mit „dem was er da so von sich gibt“. Der Tourismuschef von Mecklenburg-Vorpommern meint es offensichtlich ernst. Auweia!

Die Bissigen Bemerkungen haben schon am 19. November letzten Jahres geschrieben „Einen G8-Gipfel als Tourismuswerbung? Wer hat denn diesen Witz erfunden?“. Aber dass Herr Fischer sogar den Absperrzaum attraktiv findet, schlägt diesem fast „den Nato-Draht auf der Spitze ab“.
Man muss das Interview lesen, um zu merken, wie sich der ZEIT-Journalist schrittweise immer mehr dem Unglaublichen nähert.

In der ersten Frage zeigt der Journalist schon auf, dass hier etwas nicht zusammen passt (Fragen und Antworten immer etwas verkürzt):
DIE ZEIT: Letztes Jahr warb Deutschland mit dem Slogan „Die Welt zu Gast bei Freunden“. Der zwölf Kilometer lange Zaun ….. wirkt eher wie die Vorbereitung auf einen Bürgerkrieg.
Bernd Fischer: Unser Zaun wird der bekannteste der Welt sein. Weltweit kommen Zäune in Mode. Ob an der Grenze der USA zu Mexiko oder zwischen Israel und dem Westjordanland.

Ist Herrn Fischer wirklich nicht bewusst, dass er hiermit einen Vergleich zieht, mit etwas das politisch und von der Menschlichkeit her so fragwürdig ist, dass sich sogar die UN mit diesen beiden Zäunen schon beschäftigt hat?! Ein Glück, dass Herrn Fischer in diesem Moment nicht der Zaun um Guantanamo eingefallen ist, er hätte ihn bestimmt auch noch angeführt.

Der Journalist, offensichtlich im Unglauben was er gehört hat, fragt nach:
„Wollen Sie diesen Zaun ernsthaft als Touristenattraktion vermarkten?“ Man beachte die goldene Brücke, die er mit dem Wort „ernsthaft“ bauen will.
Aber Herr Fischer, erstmal in Fahrt, legt nach: „Ich sehe das so: Es wird bei den Leuten ankommen, dass es bei uns in Mecklenburg-Vorpommern die Infrastruktur für einen solchen Gipfel gibt.“
Klasse, so muss es wohl sein. Die Touristen strömen, denn wer so „einen Zaun kann“, muss ein tolles Urlaubsland sein.
Und genau diese Frage stellt dann auch der Journalist: „Sie erwarten also Zaun-Gäste?“. Und die Antwort überrascht nun wirklich nicht mehr. Fischer: „Die haben wir jetzt schon. Da werden im Sommer sicher noch viel mehr kommen.“

Jetzt kann der Journalist seine Ironie nicht mehr im Zaun, Entschuldigung, im Zaum halten und fragt (wahrscheinlich auf alles gefasst): „Wenn der Zaun zum Wahrzeichen Mecklenburg-Vorpommerns wird, dann lassen Sie ihn doch sicher stehen?“ Aber jetzt ist Herr Fischer nicht mehr konsequent mit seiner Antwort: „So weit reicht die Liebe dann wohl doch nicht. Sobald der Gipfel vorbei ist, wird der Zaun wieder abgebaut – darüber besteht Konsens.“

Die BBB meinen, eigentlich müsste auch noch über etwas anderes Konsens bestehen: Nach diesem Interview hat sich Herr Fischer als Tourismuschef diskreditiert und sollte die Konsequenzen ziehen (oder gezogen bekommen).

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