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Managers Mathekünste – heute mit Fraport-Chef Schulte

Die Bissigen Bemerkungen von letzter Woche über die Rechenlogik in manchen Pressemitteilungen hat ein reges Leserinteresse gefunden (zweithöchste Leserzahl seit es die BBBs gibt). Also haben sich die Bissigen Bemerkungen weiter umgesehen und sind über ein Interview von Fraport-Chef Stefan Schulte gestolpert. Mutierte er doch in seinem Interview mit der Süddeutschen Zeitung überraschender Weise und ohne erkennbaren Grund zum Wendehals in Sachen „Luftverkehrsabgabe“. Er meinte dort, diese neue Steuer „sei im Grundsatz akzeptabel“ und das ganze Gerede von Abwanderung ins Ausland stark übertrieben. Diese Anbiederung an die Politik verärgerte Fluggesellschaften und andere deutsche Flughäfen so stark, dass z. B. der Chef des Kölner Flughafens, Michael Garvens, sogar den Ausschluss von Fraport aus der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Flughäfen forderte.

Wenn man das Interview genau las, hatte Schulte bei seiner „Lobpreisung“ der neuen Steuer allerdings ein paar nicht unwichtige Nebenbedingungen genannt.
So sollten von der Steuer Transferpassagiere und Fracht ausgenommen bleiben. Jetzt raten Sie mal liebe Leserinnen und Leser welcher deutsche Flughafen die meisten Umsteigepassagiere und die meiste Fracht hat? Richtig geraten! So selbstlos und so ungemein kollegial ist unser Fraport-Schulte. Und eine putzige Erklärung, für eine besondere Bevorzugung von Langstreckenflügen hat er auch parat, in dem er einen ökologischen Vorteil für die Langstreckenflüge errechnet. Bei einem Kurzstreckenflug, so wird er in diesem Interview zitiert, liege der Verbrauch im Durchschnitt bei 7,7 Liter Kerosin pro Passagier und 100 Kilometer, während auf der Langstrecke der Verbrauch bei 3,8 Liter pro Passagier und 100 Kilometer liege.

Sorry, lieber Herr Fraport-CEO, das sieht „unsere Umwelt“ leider völlig anders. Die leidet nämlich ausnahmslos nur unter der Gesamtbelastung eines Flugzeuges. Und die ist bei einem Langstreckenflug nun mal deutlich und unstrittig höher als bei einem Kurzstreckenflug. Da hilft kein Dividieren durch Anzahl Passagiere oder Anzahl Kilometer oder Höhe Flugpreis oder was einem noch so einfallen könnte. Sich aus egoistischen Fraport-Gründen da etwas mit Mathe-Tricks schön zu rechnen ist nicht nur unredlich der Umwelt gegenüber, abgesehen davon auch unkollegial der restlichen Branche gegenüber, sondern mathematisch eine unsinnige Luftnummer.
Merke: Mag der Rechengang auch richtig sein, kann das Ergebnis trotzdem keinen Sinn machen.
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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) finden sich diese Woche Interviews
mit Dr. Petra Stolba, wie Österreich-Werbung ein jüngeres Publikum ansprechen will,
mit Oliver Müller-Dukat, der 1-2-fly als Preis-Leistungs-Führer im „Billigbereich“ sieht
und mit Achim Hunold zum die Lufthansa schmerzenden Coup, demnächst zur oneworld-Allianz zu gehören.
In den akustischen Bissigen Bemerkungen dreht sich alles um die aktuelle Fliegerei. Besonders wird über die Qualitätsproblemen bei Easyjet gelästert, vor allem weil nur „die anderen“ schuld sind, aber nicht Easyjet selbst. Dabei wird wie immer „sehr dezent“ darauf hingewiesen, dass die BBBs schon vor fünf Monaten vorhergesagt haben, dass es die neue Easyjet-Chefin nicht packen wird (und warum das überraschender Weise eine Bestätigung für Frauen in Führungspositionen sei). Daneben geht es noch um die sich abzeichnende Fahnenflucht von Ryanair-O`Leary und die neuen „Regierungsfliegerchen“ von Sarkozy und Angela Merkel.

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