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Spuck oder Spuk und andere Irrungen

Da hat sich manche Leserin und mancher Leser der Bissigen Bemerkungen leicht verwundert die Äuglein gerieben, dass in den BBBs von letzter Woche die Ryanair Spucktüte grammatikalisch etwas fragwürdig als Spuktüte bezeichnet wurde. Die Erklärung ist relativ einfach: An Bord der Ryanair gibt es überhaupt keine Spucktüten, also kann man nur von Spuktüten sprechen (zugegeben, da hat Freud etwas den Autor gelenkt). Vielen Dank für Hinweise aus der Leserschaft plus entsprechender Schilderung, wie schwierig es an Bord ist, wenn jemand wirklich “muss“ („da bleibt nur der Kaffeebecher“). Ein davon Betroffener drückte es so (drastisch) aus: „An Bord der Ryanair kann man nicht einmal richtig kotzen“.

Aber Ryanair wird in Kürze noch mehr zur Spuk-Airline. Vom 22. Februar ab 22 Uhr bis 25. Februar um 23 Uhr wird Ryanair seine Buchungszentrale abstellen. Während dieser Zeit geht praktisch garnichts. Die Kunden können keine Tickets über das Internet buchen (normalerweise 90% des Buchungsaufkommens), können keine Buchungsabfragen starten und keinen Online-Check-In durchführen. Hintergrund dürfte ein Eingreifen der britischen Wettbewerbsbehörde sein, die von Ryanair mehr Transparenz bei der Preisgestaltung fordert. Endlich!!

Wer nun denkt, dass die ansonsten „laute“ Airline ihre Kundschaft auf diese Tatsache genügend aufmerksam macht, der irrt. Auf der Homepage ist nur ein lapidarer Hinweis in absoluter Minigröße zu lesen: „Ryanair.com Systembuchungszentrale aus-22. bis 26.Feb 08“. Das hat einen Hauch von „Deutsch für Beginner“.

Umso größer, mehr als 20x so groß, steht drüber die übliche Ryanair-Werbung „Garantiert die günstigsten Tarife ab 5€“. Und daneben öffnet sich ein Pop-up-Fenster mit dem Text “Keine versteckten Gebühren“. Ist das nicht putzig, wenn ein Anbieter bei der eigenen Sonderwerbung bescheinigen muss, dass diesmal das Publikum nicht „beschissen“ wird?

Wie schrieb die Fachzeitung fvw sehr treffend: „Schluss mit lustig bei Europas größtem Billigflieger“. Vielleicht ist demnächst auch „Schluss mit undurchsichtiger Preisgestaltung“. Das wäre für die Verbraucher besonders lustig.

Eine andere Meldung aus der Welt der Fliegerei bleibt noch nachzutragen. Mit Bissigen Bemerkung vom 14.1.2008, „Mein Knut heißt Tempelhof“, berichteten wir über das in seiner Art einmalige Berliner Volksbegehren „Tempelhof bleibt Verkehrsflughafen“. Zu diesem Zeitpunkt hatten 137.000 Bürger (bei 170.000 notwendigen) unterschrieben. Zitat aus den BBBs: „Das wird zwar knapp bis zum Ende der Frist am 14. Februar, aber man kann es noch schaffen“. Und wie!!! Die Berliner haben einen famosen Endspurt hingelegt und am Stichtag 14.2. waren es genau 203.408 Unterschriften. Da mögen nach Prüfung noch einige herausfallen, aber reichen wird es allemal.
„Un nu“, Herr Wowereit, wann steigen wir ab vom hohen Ross?

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