Person | Interviews | Vorträge | Veröffentlichungen | Kontakt

Tango im Airline-Hospiz

„Hospiz Etihad“ – unter dieser leicht sarkastischen Headline berichtete das Luftfahrt-Onlineportal airliners über das Ende der letzten großen Etihad Beteiligung Jet Airways. Die letzten Stunden von Jet Airways verliefen wie üblich in einer solchen Situation: Bis zuletzt hatte das Management versucht, beim Staat zumindest eine vorübergehende Finanzierung zu erhalten.

Von Etihad war schon lange nichts mehr zu erwarten. Von den hochtrabenden Plänen eines Etihad-CEO James Hogan war inzwischen nur ein Trümmerhaufen übrig geblieben. Aus seinem Versprechen, die Fluggesellschaft Air Berlin inklusive Tochter Niki, Alitalia, Air Seychelles, Darwin Airline, Jet Airways und Air Serbia in eine glanzvolle Zukunft zu führen, wurde eher eine Begleitung in den Tod.

Wobei man bei diesem Vergleich einem echten Hospiz natürlich Unrecht tut. Etihad hat diese Unternehmen ja nicht selbstlos begleitet, sondern war, wenn man es genau nimmt, ursächlich mit verantwortlich für das Ende und machte sich, als es dann ernst wurde, eher verantwortungslos vom Acker.

Irgendwann merkte auch die “Wüste” (salopper Berliner Ton über Etihad) wie gefährlich das wurde und schickte Hogan in die selbige. Jetzt muss sich Etihad selbst sehr mühsam aus den roten Zahlen heraus kämpfen. Plötzlich ist in Abu Dhabi “Gesundschrumpfen” angesagt, was Etihad-Ex-CEO Hogan dem Ex-Ex-Air-Berlin-CEO Pichler noch “streng verwehrte”.

Die Kanzlerin hat Air Berlin überdauert

Ãœbrigens wäre Air Berlin Ende April 40 Jahre alt geworden. Ich erinnere mich noch an die 30-Jahr-Feier, als Achim Hunold zu der Festrednerin Angela Merkel sagte: “Es muss für Sie doch eine Freude sein, heute eine Firmenveranstaltung zu besuchen, auf der Sie weder um Bürgschaften noch um Subventionen gebeten werden. Ich lade Sie herzlich für unsere 40-Jahr-Feier in 2019 ein, merken Sie sich jetzt schon diesen Termin vor”. Prima Gag, wobei einige im Publikum anmerkten, da sei Merkel bestimmt keine Kanzlerin mehr. Nunja, es kam genau andersrum. So hat Merkel nun an diesem Wochenende einen freien Termin.

Airliner lieben für immer

Unabhängig davon bin ich fest davon überzeugt, dass an diesem Wochenende irgendwo in Berlin Ex-Air-Berlin Mitarbeiter in erheblicher Anzahl einen krachenden Vierzigsten feiern werden, mit “Flugzeuge im Bauch, im Blut Kerosin…”. Kaum zu glauben – nach den letzten schweren Monaten und wohl nur durch eine Unterart des sogenannten “Stockholm-Syndroms” zu erklären.

Aber es gibt noch Außergewöhnlicheres. Vor einiger Zeit ging ein Bericht über “Objektophilie”, sexuelle Anziehung von Menschen auf Gegenstände durch die Medien. Eine 26-jährige Berlinerin (letzteres ist wohl Zufall?) hat eine sexuelle Beziehung mit einer Boeing 737 – genauer gesagt zu einem Flugzeugmodell dieses Types – und kuschelt mit ihm im Bett.

Das Modell ist übrigens ein Großmodell mit erheblicher Spannweite. Auf den Bildern ist der Schriftzug Hapag Lloyd zu lesen. Und Hapag-Lloyd-Flug (zumindest den Namen) gibt es bekanntlich seit über zehn Jahren nicht mehr. Airliner lieben für immer.

Apropos… zu Air Berlin sei vielleicht noch zu bemerken, dass vor kurzem die Staatsanwaltschaft Berlin in das leerstehende ehemalige Air-Berlin-Gebäude eingezogen ist. Wer weiß, was das für Auswirkungen haben kann, wenn die zu stark dort herumschnüffeln. Falls sich in Bezug auf das Ex-Management etwas ergeben sollte, könnte die Staatsanwaltschaft auf kurzem Wege (das ist wörtlich gemeint) zum letzten CEO Kontakt aufnehmen. Er ist ja nur wenige hundert Meter entfernt beim Berliner Unternehmen Zeitfracht anzutreffen.

 

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Weihnachten auf arabisch

Advent, Advent ein Lichtlein brennt,
erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
dann steht Etihad vor der Tür.
Damit ist dem Air Berlin CEO Hartmut Mehdorn ein spektakulärer Ersatz für die aus Sparsamkeitsgründen ausgefallene traditionelle AB-Weihnachtsfeier gelungen.

„Der Islam gehört zu Deutschland“, sagte vor einiger Zeit der (Noch-) Bundespräsident und intime Air Berlin-Kenner Christian Wulff. Der Einstieg der Abu Dhabi-Airline Etihad mit 29% bei Air Berlin eröffnet für die „leicht“ angeschlagene Air Berlin neue Möglichkeiten. Zählt man hierzu noch den nächst größeren Aktionär Ali Sabanci der türkischen ESAS-Holding mit bislang 16% Anteil, dann weiß man wo künftig bei Air Berlin „der Hammer hängt“.

Damit wird sich das Air Berlin Schwergewicht von Dubai nach Abu Dhabi verschieben. Das dürfte auch von „Interesse“ für Dubai-Veranstalter sein (z.B. JT-Touristik).

Die Geschichte der Air Berlin-Großaktionäre spiegelt auch die Entwicklung der globalen internationalen Wirtschaft wider. Die Air Berlin Vorläufergesellschaft wurde von einem Amerikaner gegründet. Nach Ende des Kalten Krieges wurde Air Berlin deutsch. Dann gab es einen russischen Großaktionär (Blavatnik). Jetzt wird Air Berlin arabisch und es würde nicht wundern wenn der nächste Großaktionär ein Chinese wäre.

Sicherlich wird der finanzielle Aspekt für Air Berlin kurzfristig der wichtigste sein. Abu Dhabi ist finanziell noch potenter als andere arabische Länder. So ist z.B. der Abu Dhabi Investment Fond (ADIA) der weltgrößte eigenständige Fond. Langfristig dürfte es aber von größerer Bedeutung sein, die neue Verbindung mit strategischem Leben zu erfüllen, z.B. zusammen mit der One World-Allianz. Schließlich bedeutet Etihad im arabischen „Gemeinschaft“. Dann könnte Air Berlin ein wichtiger Player im Airline-Business werden und d e r Garant, dass der neue Berliner Großflughafen ein Erfolg wird.
———————————————
In eigener Sache:
Die Bissigen Bemerkungen wünschen allen Leserinnen und Leser ein frohes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Jahr 2012.
Die nächsten BBB erscheinen erst wieder am 2.1.2012

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)