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Dr. Best ist tot und Preussag gibt es auch nicht mehr.

Am 26.6. starb Dr. James Best, den wir von der Werbung für die Dr. Best-Zahnbürste kennen, im Alter von 78 Jahren. Am gleichen Tag nannte sich Preussag (ebenfalls 78 Jahre alt) in TUI um. Was es im Marketing nicht alles gibt.

Die Meldung, dass Dr. Best gestorben ist, hat uns wieder in die Marketing-Welt schauen lassen, in der Wirklichkeit und scheinbare Wirklichkeit munter durcheinander purzeln. Die einfach denkende Hälfte der Dr. Best-Zahnputz-Kunden glaubte natürlich, dass Herr Dr. Best, Chef des Zahnbürsten-Imperiums, persönlich die wundersam flexible Zahnbürste gegen die Tomate presste. Die vermeintlich schlauere Hälfte war überzeugt, dass es ein Schauspieler sei, der gekonnt schlecht Dr. Best spiele. Beides falsch und doch auch wieder richtig. Dr. Best war zwar nicht der wirkliche Chef aller Zahnbürsten, nichtsdestoweniger hieß er tatsächlich Dr. Best und war bis 1993 Chefarzt in einer der Universität Loyola (Illinois, USA) angeschlossenen Klinik. Welcher Fachbereich? Na klar, auch wenn man es kaum glaubt, einer Zahnklinik.

Der noch leicht verunsicherte Leser, gerade diese Meldung mit leichtem Unbehagen verdauend, stolpert dann wenige Zeilen weiter über die Botschaft, dass Preussag jetzt TUI heißt. Jetzt kritisch geworden, denkt der Verbraucher nach und sucht die Parallele zu oben. Ist das eine echte TUI, die da angeboten wird? Und wo ist die Preussag geblieben? Oder ist in dieser TUI weiterhin Preussag drin, nur mit anderer Aufschrift? Schließlich hat das Wirtschaftsfachblatt taz, vor fast einem Monat (bösartiger Weise) behauptet, die Preussag wäre „alienhaft peu à peu in die TUI geglitten“.
Während der Leser noch nachdenkt, stolpert er schon über die nächste Botschaft: „TUI erobert China und dann die Welt“ (Neue Presse, 27.6.). Hoppla, langsam, nicht alles auf einmal. Andererseits, sagte nicht schon Alfred Ballin, Gründer der Hapag-Lloyd (heute Teil von TUI. „Oh Schmerz lass nach“ stöhnen jetzt die stolzen Hapag-Nachfahren): Unser Feld ist die Welt?

China und TUI, da war doch was? Es ist nachzulesen bei Bertold Brecht in „Turandot und der Kongreß der Weißwäscher“. Die Geschichte ist kurz erklärt: In China wird die Baumwolle immer weniger. Der Kaiser sucht die besten Leute, um dem Volk (mit Lügen) Erklärungen zu liefern, warum die Baumwolle weniger geworden ist. Dafür braucht er die TUIs. (Das Kunstwort TUI wurde von Brecht gebildet durch Verkehrung des Begriffs „Intellektuell“ in „Tellekt-uell-in“.) In Wirklichkeit hat der Kaiser aber die Baumwolle selbst versteckt, um zu warten, bis der Preis wieder steigt.

Wer hätte das gedacht: Börse pur bei Bertold Brecht .

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