Person | Interviews | Vorträge | Veröffentlichungen | Kontakt

Was ist der Unterschied zwischen dem Bauernverband und der Reisebranche?

Antwort: Die einen haben politische Power, die anderen sehen nur gut aus!
Betrachten wir mal nicht das Vordergründige, dass die EHEC-Krise uns einige Tage heftig in Atem hielt. Stellen wir mal nicht in den Vordergrund wie schlimm die Auswirkungen für die Erkrankten waren (und sind). Schauen wir doch einfach mal hinter die Kulissen. Ist Ihnen aufgefallen, wie schnell die Politik sich darüber einig war, dass die Bauern finanziell entschädigt werden sollten. „Die Gemüsebauern seien unverschuldet in Schwierigkeiten geraten“, so der allgemeine Tenor, weil das Robert-Koch-Institut (und andere) zu voreilig vor Gurken, Tomaten und Salaten warnten.

Jetzt erinnern Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, mal ein gutes Jahr zurück: Aschewolke über Deutschland. Die Verluste für die Reisebranche waren in ähnlicher finanzieller Dimension. Für einige sogar im Bereich Existenz gefährdend. Und hatte die Reisebranche daran Schuld? Trotzdem wurde heftig darüber berichtet, welche Schadenersatzforderungen die Verbraucher insbesondere gegenüber Fluggesellschaften hätten (obwohl die nicht Verursacher waren). Inzwischen weiß man, dass diese Warnung ebenso unnötig war, wie aktuell jene vor Gurken und Tomaten. Schadenersatzforderung gegenüber dem Bund? Pustekuchen. Im Gegenteil, die Branche bekam anschließend zur Belohnung noch die Luftverkehrsabgabe aufgebrummt.

Warum dieser Vergleich? Beide Problemfelder werden uns in Zukunft häufiger beschäftigen. Zum einen: BSE, Geflügelpest, Dioxinskandal, EHEC, die „Einschläge“ kommen in kürzeren Abständen. Zum anderen: Die isländischen Vulkane Eyjafjallajökull und Grimsvötn, letzte Woche in Chile Puyehue-Cordon Caulle und jetzt ganz aktuell am Pfingstmontag der Dubbi in Eritrea. Die gute Nachricht zum aktuellen Vulkan – endlich ein Name den man ohne Zungenbruch aussprechen kann. Die schlechte Nachricht – es ist nicht auszuschließen, dass die Wolke Richtung Arabische Halbinsel zieht. Dann träfe es wieder Fluggesellschaften, die wir gut kennen. Nicht so heftig wie bei einer Aschewolke über Deutschland (und Ramsauer könnte man das Ganze auch nicht in die Schuhe schieben), aber als Grund für ein verfehltes Ergebnis könnte es allemal reichen.

Die einen werden dann immer häufiger entschädigt und die anderen bekommen „zusätzlich“ den Emissionshandel aufgebrummt? Gerechtigkeit (welch großes Wort) sieht anders aus.
————————————-
Das Reiseradio (www.reiseradio.org) ist diese Woche auch nicht bissig, sondern präsentiert, inspiriert vom pfingstlichen Heiligen Geist, liebevolle akustische Begegnungen mit Menschen, die unseren Urlaub – wie heisst es so schön – authentisch machen. Was immer der Begriff „authentisch“ auch für jeden Einzelnen bedeutet. So zum Beispiel: Wie lebt es sich auf einer Almhütte? Die Schweizer haben ja gerade die derzeit witzigste touristische Social Web Kampagne gestartet mit Sebi und Paul auf www.urlaubohneinternet.de. Passend dazu erzählen echte Alm-Sennerinnen, wie es sich oben in den Bergen so lebt: Witzig und an einer Stelle auch deftig!

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Die Bissigen Bemerkungen fordern: Aschefetischist Ramsauer muss zurücktreten

„Wir haben ein verlässliches Messwertnetz, sodass wir wissen, dass in den und den Lufträumen die und die (Asche-) Konzentration herrscht“, feierte sich Verkehrsminister Ramsauer im ARD-Morgenmagazin. Sich selbst feiern, ist ohnehin seine Lieblingsbeschäftigung, wenn er z.B. eine renovierte Bahnhofstoilette oder einen neuen Bahnübergang einweihen kann (insbesondere in seinem Wahlkreis). Zugegeben, beim Einweihungsbändern durchschneiden und leere Worthülsen in den Äther schicken, ist er große Klasse. Aber wenn es konkret werden muss, sieht es düster aus. So war seine vollmundige Ansage im TV auch schlicht unrichtig, denn die so stolz gepriesenen 52 Stationen des Wetterdienstes können nur messen, ob sich überhaupt Partikel in der Luft befinden, aber wie konzentriert sie sind (das eigentliche Problem), können sie nicht erfassen. So korrigierte später ein Sprecher des Wetterdienstes den Minister.
Ebenso von Unwissenheit geprägt war am Dienstag seine Ankündigung über den Einsatz des Messflugzeuges Falcon 20E des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. In Wirklichkeit stand das Flugzeug überhaupt nicht zur Verfügung, weil es für das Verteidigungsministerium unterwegs war. Und das DLR wollte diesen Auftrag bis Donnerstag erledigen und „frühestens Sonntag oder Montag darauf könne man die Asche messen“.

So war seine durch ihn zu verantwortende Anordnung den Luftraum über Bremen, Hamburg und Berlin zu schließen absolut von keiner tatsächlichen Sachkenntnis getrübt. Zwar betonte der Minister, wie immer voller Stolz, dass er einen Grenzwert von 2mg Aschepartikel pro Kubikmeter, verfügt habe. Aber weder er, noch seine Hilfstruppen, wussten zum Zeitpunkt der Schließung des Luftraumes ob und in welcher Konzentration Asche in der Luft war. So war der Luftraum im Norden unserer Republik geschlossen, während rundum Deutschland, nämlich in Frankreich, Niederlande und Dänemark, die Verkehrsflugzeuge lustig ihre Flugbahnen durch den besonders klaren Himmel zogen.

Inzwischen hat das Forschungszentrum Jülich erklärt, dass die Aschekonzentration bei etwa einem Zehntel des Grenzwertes von 2mg gelegen habe. Zwar ist auch dieser Wert nicht durch einen Mess-Flug untermauert, aber „wir können mit Sicherheit sagen, dass die Konzentration deutlich unter dem Grenzwert lag“. Wenn man dann noch bedenkt, dass der französische Grenzwert (es lebe die EU-Vereinheitlichung) doppelt so hoch wie der deutsche liegt, dann kann man ermessen, mit welch gutem Gefühl die dortigen Airlines geflogen sind. Man liegt nicht falsch, wenn man Ramsauers Entscheidung, den Luftraum für einige Stunden zu sperren, als „überhastet, schlecht vorbereitet und völlig überzogen“ (siehe Zitate in der FAZ vom 27.5.) bezeichnet. Nicht zu vergessen, dass nach fast einem Jahr (!) das Deutsche Zentrum für Lauft- und Raumfahrt hoch offiziell verkündet hat, dass selbst nach den besonders niedrigen deutschen Grenzwerten, vor einem Jahr beim Ausbruch des Eyjafjallajökull kein einziger (repeat kein einziger) Flug hätte ausfallen müssen.

Island hat noch mehr als 20 Vulkane, die in den nächsten Jahren spucken können. Wollen sich die deutsche Wirtschaft, insbesondere die Airlines, immer wieder aufs Neue der verqueren Willkür von Ramsauer ausliefern? Wobei man den Airlines schon den Vorwurf machen muss, dass sie in den letzten 12 Monaten auch keinen massiven Druck in dieser Angelegenheit ausgeübt haben.

Mit einem „besonderen Humor“ erfreute uns der Flughafen Berlin. Während der Flugverkehr auf den Berliner Flughäfen ruhte, überraschte uns der Flughafen mit der Veröffentlichung einer Studie über Honig, Bienen und Waben im Flughafengebiet. Schön zu wissen, dass wenigstens die Bienen uneingeschränkt durch die Berliner Flughafenlüften kreisten. Aber sie sind in ihrem Flugverhalten auch nicht den Anweisungen des Verkehrsministers ausgeliefert. Sonst hätten die armen Tiere garantiert auch ihre Honigsuche einstellen müssen. Glückliche Flughäfen Berlins, die wenigstens noch kleinen Flugverkehr hatten und deren Stolz darüber zu einer offiziellen Pressemitteilung reichte. An keinem anderen Tag hätte es auch irgendjemand interessiert.
——————————–

In dieser Woche erscheint aus technischen Gründen keine neue Ausgabe des Reiseradios. Ersatzweise dafür gibt es einen Hinweis auf die nur im Internet erscheinende und permanent aktualisierte Zeitung „Social Media in der Touristik“ meines Kollegen Prof. Harald Bastian (http://paper.li/werni60/1305722753#).

In persönlicher Angelegenheit:
Vielen Dank an meine sympathischen neun Mitläuferinnen und Mitläufer von Ameropa beim Staffelklassiker „Lauf zwischen den Meeren“ von Husum nach Damp (96,6 km). Immerhin haben wir mehr als 100 Staffeln hinter uns gelassen.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Am 25.Mai ist Welthandtuchtag

Logisch, dass der Welthandtuchtag einer der wichtigsten Feiertage für den Touristen von gestern, heute und morgen ist. So wie der Hund sein Revier mit seinem Harnstrahl zeichnet, so kennzeichnet der Tourist (vornehmlich der deutsche und der englische) seit Beginn des organisierten Reisens durch Thomas Cook sein tägliches Urlaubsareal. Wobei es auch hier Unterschiede in der Professionalität des Urlaubers zu erkennen gibt. Während der Anfänger nur „einen“ Liegestuhl mit seinem Handtuch reserviert (spätestens morgens um 7 Uhr in der Frühe), gibt sich der Profi dadurch zu erkennen, dass er mindestens zwei Liegestühle belegt, weil die Sonne sich ja im Laufe des Tages weiterdreht. Solche Spitzigfindigkeiten, wer sich nun weiterdreht, die Sonne um die Erde oder die Erde um die Sonne, spielen bei diesen wichtigen Urlaubsentscheidungen nur eine untergeordnete Rolle.

Der seit dem 25. Mai 2001 gefeierte Welthandtuchtag geht auf den englischen Science Fiction Kultautor Douglas Adams zurück, der die Bedeutung des Handtuchs in seinem berühmten Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ hervorhob: „Ein Handtuch ist so ungefähr das Nützlichste, was der interstellare Anhalter besitzen muss“.
Kompliment an die Welt am Sonntag vom 22. Mai, die in ihrem Reiseteil sowohl Douglas Adams als auch den Welthandtuchtag „angemessen“ würdigt.

Douglas Adams verdanken wir auch eine andere bis in die Neuzeit reichende Erkenntnis. In seinem Gesamtwerk, das der Autor übrigens als die „einzige vierbändige Trilogie in fünf Teilen“ bezeichnet, lässt er sich auch über das Thema Urlaubsbeschwerden aus. Im Teil „Das Restaurant am Ende des Universums“ steht in einem Reiseführer der Satz: „Gefräßige Plapperkäfer machen für vorbeikommende Touristen oft ein sehr gutes Essen“. Eine, wie es auf den ersten Blick erscheint, erfreuliche und nützliche Information. Leider ist in diesem Satz ein Druckfehler enthalten. Richtigerweise hätte es heißen müssen: „Gefräßige Plapperkäfer machen „aus“ vorbeikommenden Touristen oft ein sehr gutes Essen“. Zugegeben, nur ein kleiner sprachlicher Unterschied, inhaltlich ist er schon entscheidender. Auf die Beschwerde eines Touristen an den Verlag erhält dieser als Antwort: „Der Reiseführer ist endgültig, die Wirklichkeit ist oft ungenau“.
Vielleicht erkennt da mancher Tourist in diesem Satz seinen Reiseveranstalter wieder.

Als kleine Information an die österreichischen BBB-Leser. Laut eigener Aussage kam Adams die Idee zu diesem Roman, als er nach einem Kneipenbesuch in Innsbruck anschließend angetrunken auf einem Acker lag und in die Sterne schaute, zumal ihm die „merkwürdige Sprache“ der Einheimischen irgendwie „außerirdisch“ vorkam. In einem Interview hatte er sogar mal die Biersorte verraten, die ihn so „anregte“. Es sei „Gössers“ gewesen. Eigene Erfahrungen mit diesem Getränk lassen mich das von Adams Erlebte leicht nachvollziehen.

Wichtige Eilmeldung:
An dieser Nachricht können die Bissigen Bemerkungen natürlich nicht vorbeigehen: Grimsvötn heißt der isländische Vulkan, der eine gewaltige Rauch- und Aschewolke fast 20 Km in Himmel stößt. Im gleichen Gletscherfeld liegt übrigens auch der Bárdarbunga (siehe BBB vom 21.2.2011 „Kennen Sie Bárdabunga“). Ausgerechnet am Wochenende fing der Grimsvötn an zu spucken, wenn unser Verkehrsminister Ramsauer wochenendfrei hat. Zum Glück wehte der Wind nach Norden. Sollte er sich drehen und Richtung Europa-Festland wehen, könnte die nächste Bewährungsprobe für die europäischen Luftverkehrs-„Experten“ kommen. Ein sehr ungutes Gefühl (siehe BBB vom 18.4.2011 „Sie simulieren weiter, statt zu handeln“).

———
Im Reiseradio (www.reiseradio.org) geht es diese Woche sehr sportlich zu: Wandern, Radeln und Golf. In den akustischen Bissigen Bemerkungen steht insbesondere die geringe Berechenbarkeit (eigentlich noch ein vornehme Bezeichnung) der deutschen Luftverkehrspolitik im Zentrum der Kritik.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)