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Regionale Abzocke: Bettensteuer. Aber die Hoffnung ruht auf Bayern.

Die Abzocker lauern quer durch die Republik. Ausnahmsweise sind nicht die Benzin-Multis gemeint, sondern die Abzock-Kommunen. Über 20 Städte, mitunter dreist unter dem Siegel „den Tourismus fördern zu wollen“, greifen dem Hotelgast dabei in die Tasche und erheben sie: die Bettensteuer. Manche nennen sie auch Kulturförderabgabe. Sehr witzig, wenn Abzocke zur Kultur erklärt wird.

Egal wie man über die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Hotels denken mochte, war zumindest der offizielle Grund für die Senkung, nämlich „Anpassung an die europäische Wettbewerbssituation“, gerechtfertigt. Aber was machten nun einige Kommunen daraus? Getreu einem alten kommunalen Grundsatz „Der Bund gibt, die Kommune nimmt“, wird die Bundesentscheidung zum eigenen (kurzsichtigen) Nutzen konterkariert.
Wenn man sich mal die bundesrepublikanische Matratzenmaut-Landkarte anschaut, dann sieht man, dass sich ein Bundesland hierbei besonders hervortut: Thüringen.
Es ist nicht gerade das größte Bundesland, hat aber die meisten Bettensteuer-Kommunen.
Vielleicht ergänzt der Kabarettist Rainald Grebe seinen Thüringen Song, nach den Zeilen:
„… David Bowie ist auch schon einmal drübergeflogen..“
jetzt neu: „denn die Bettensteuer fand er ungezogen“.

Die Bissigen Bemerkungen hatten die Bettensteuer schon einmal thematisiert in den BBBs vom 15.11.2010 („Wer stoppt endlich diesen Schwachsinn?“) und dabei die Regierung in Oberbayern gelobt, die ähnlichen räuberischen Bestrebungen der Stadt München eine deftige Watschn verpasste. Jetzt wurde dieses Urteil durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof bestätigt. Bleibt noch der 11. Juli, da will das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig über die Bettensteuer von Bingen und Trier (who? Bingen und Trier?) entscheiden.

Vielleicht ist der Zauber dann zu Ende.

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Sorry, aber diese Bemerkung können wir uns nicht verkneifen. Vor wenigen Tagen, am 30. März, kam es in Pirna (sächsische Schweiz, wer es nicht wissen sollte) zum Gipfeltreffen der „BBB-Freunde“ Ramsauer und Brähmig (wegen irgendeiner Südumfahrung). Da wären die Bissigen Bemerkungen gerne dabei gewesen (vielleicht hätten wir auch noch unseren dritten Liebling Middelhoff mitgebracht).

Nächsten Sonntag ist Ostern. Keine Ahnung wie lange es dauert, bis alle versteckten Ostereier gefunden sind. Deshalb müssen die BBBs an Ostern leider ausfallen.

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Der Täter ist (nicht) immer der Gärtner

Wow, was für ein Wochenanfang in der letzten Woche. Da glühte nicht nur mein BBB-Server ob der Zugriffszahlen, offensichtlich waren auch viele Neu-Leser dabei, denn am Montag und Dienstag wurden insgesamt fast 13.000 BBB-Seiten angeschaut. Auch die öffentliche Reaktion war ob dieser Ungeheuerlichkeiten aufgeschreckt, sogar die FAZ hat über die Causa Brähmig berichtet („Reisebranche in Aufruhr“). Bedauerlich war, dass zu fast 100% die Reaktionen in „typisch Politiker“ oder noch schlimmer in Richtung „typisch, wer sitzt schon im Tourismus-Ausschuss“ gingen. Wobei zumindest letzteres sogar ich aus eigener Erkenntnis dementieren möchte. Erstaunlich, dass ausgerechnet (und fast ausschließlich) ein angesehener Fachjournalist in seinem blog meinte, die „Reisebranche würde hier nicht als Betroffener taugen“.
Das sah z.B. der DRV deutlich anders und der DRV-Vorsitzende Büchy forderte Klaus Brähmig in einem Brief auf „diese abwertenden, unsachgemäßen und unangemessenen Bemerkungen öffentlich richtig zu stellen“. Und letztlich erkannte auch Brähmig die in der bekannten Email steckende Diffamierung und distanzierte sich deutlich von der Email seines Büroleiters.
Soweit Ende gut, alles gut?

Natürlich nur für den DRV. Der DRV hat schnell, sogar sehr schnell reagiert und immerhin die öffentliche Entschuldigung eines Bundestagsabgeordneten (sogar eines Bundestagsausschuss-Vorsitzenden erreicht)! Es ist sicherlich klug, dass der DRV die Angelegenheit mit diesem Entschuldigungsschreiben als vorerst erledigt betrachtet.

Ich sehe das allerdings etwas differenzierter. Klaus Brähmig hätte gut getan neben seiner „Distanzierung“ auch ein Wort des „Bedauerns“ zu erklären. Des Weiteren erklärt er, dass er „seinen Mitarbeiter angewiesen habe, künftig bei privaten Meinungsäußerungen nicht mehr den dienstlichen Email-Account zu benutzen“. Muss jetzt Strabel nur den Email-Account wechseln und darf dann weiterhin solche Müll-Emails abschicken?

Richtigerweise erklärt Brähmig auch, dass die Reaktion seines Mitarbeiters „überzeichnet war“. Überzeichnet allerdings nicht nur gegenüber der Branche, sondern auch gegenüber meiner Person. Insofern erwarte ich auch eine Entschuldigung in meine Richtung. Im Bestreben seines Büroleiters, zu retten was nicht mehr zu retten war, wurde getreu der bekannten Ablenkungs-Methode „Haltet den Dieb“ der Eindruck erweckt, als ob ich in vielerlei Art beleidigend gegenüber Brähmig geworden wäre. Dabei hat es Brähmigs Büroleiter mit der Wahrheit nicht immer sehr genau genommen. Jedermann/frau kann meine BBB vom 12.3. nachlesen und ebenso nochmals das Interview des Reiseradios vom 12.3. (siehe www.reiseradio.org) hören, die schließlich die Basis für den Strabelschen Ausraster waren. Sie werden keine niveaulose persönliche Beleidigung durch mich entdecken. Meine Kinderstube war zum Glück in Ordnung und da lege ich Wert darauf. Es sei denn, dass meine Aufforderung an Herrn Brähmig, er solle zurückzutreten, als Beleidigung gesehen wird. Ich sehe das dagegen als eine Art Tatsachenbehauptung.

Zuletzt noch eine kleine Petitesse. Obengenannter Fachjournalist schrieb in seinem blog. Achtung Zitatbeginn: „In diesem Fall hat Brähmig nachweislich nicht gedacht.“ Zitatende des Satzes. Natürlich wird man mir jetzt zumindest Dialektik, Sinnverdrehung oder sogar Beleidigung vorwerfen. Aber der Satz ist nicht von mir und ich liebe ihn trotzdem.

Eigentlich möchte ich diese Sache hiermit auch abschließen. Nehmen wir es so hin, wie die Zeitschrift „der Mobilitätsmanager“ schrieb: „Der Büroleiter war`s, wer sonst?“. Dass weiter unten in deren Text steht: „Und dass Brähmig jetzt seine Hände in Unschuld wäscht und die abfälligen Bemerkungen seinem Büroleiter in die Schuhe schiebt, hat schon etwas von einem faden Beigeschmack.“
Da sind die BBB zumindest teilweise anderer Meinung. Die Formulierungen sind garantiert Strabels eigenes Werk. Kenner der Szene, die mir schrieben, erklärten diese Sprache als authentisch für ihn. Sorge macht mir ein Strabel Zitat aus dem Manager Magazin. Dort betonte er das „tiefe Vertrauensverhältnis mit seinem Chef“.
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in eigener Sache:
1. Ich bedanke mich recht herzlich für über 60 Neu-Anmeldungen für den BBB-Newsletter. So viele Neuanmeldungen in zwei Tagen gab es noch nie!
2. Normalerweise antworte ich (gerne) auf jede eingegangene Email. Bei der Flut von Emails, die mich letzte Woche erreichte, ist mir das zumindest im Moment nicht möglich. Ich bedaure das, zumal in vielen Emails köstliche Formulierungen zu finden waren. Aber ich werde mich bemühen, die Antworten in den nächsten Wochen nachzuholen.

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Wie Brähmig und Co. wirklich über die Touristik denken

Eigentlich dachte ich mit der ITB sei auch das Thema Brähmig, Vorsitzender des Tourismusausschusses des Bundestages, und seine mehr als abwegige Äußerung zum Thema „keine Urlaubsreisen nach Ägypten“ erledigt. Denkste.
Am 13.3., Absendeuhrzeit 3.44 Uhr, erreicht mich eine ellenlange Email mit dem Absender klaus.braehmig@bundestag.de. Wohlgemerkt, ich habe kein Problem mit Kritik. Der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl hat mir schon zweimal sehr lange Emails geschickt, die nicht „sympathisch“ waren, aber man konnte sich damit auseinandersetzen. Und zuletzt habe ich auch Auszüge daraus in der folgenden BBB dargestellt. Aber die Email von klaus.braehmig@bundestag.de ist so wirr, dass man das nicht unkommentiert lassen darf. Unterzeichnet ist diese Email zwar von einem gewissen Gregor Strabel, Büroleiter/wissenschaftlicher Mitarbeiter, aber da der offizielle Absender nun mal auf Brähmig lautet, muss er sich wohl den Text auch anrechnen lassen.

Ich möchte die Leserinnen und Leser der Bissigen Bemerkungen zumindest mit einem Zitat erfreuen, die ganze Email wäre wohl auch für hartgesottene Leser zuviel.

Im Zitat werde zwar ich beschimpft, aber die darin enthaltene Bezeichnung für die ganze Touristik-Branche ist unglaublich (Achtung anschnallen, was jetzt kommt):
Zitat: „Sind Sie ein willen- und kritikloses Sprachrohr der sonnengebräunten Drückerkolonne im Einreiher, die auf der ITB nur Reisen verkaufen will und dabei jede Nachfrage zum Thema Ethik scheut, da das ja nur die Gewinne drückt?“
Wow, das ist gewaltig und da weder vorher noch nachher nur die geringste Einschränkung steht, kann mit der Bezeichnung „sonnengebräunte Drückerkolonne“ nur das Touristikpersonal auf der ITB in Gänze gemeint sein. Denkt man im Büro Brähmig (Absender wohlgemerkt Klaus.braehmig@bundestag.de) so über die Tourismusbranche? Da ist zumindest eine ordentliche Entschuldigung von Herrn Brähmig fällig.

Eine Bemerkung sollte man auch hierzu machen.
Weiteres Zitat:
„Herr Brähmig ist in den letzten Jahrzehnten nicht dafür bekannt gewesen, dem schnöden Populismus zu dienen“.
Gerade an dieser Stelle bleibe ich dabei, dass Brähmig hier das Thema Menschenrechte populistisch mit Tourismus verbindet, wohl wissend, dass der einfache Tourist sich hier nicht wehren wird. Wenn es Brähmig tatsächlich inhaltlich um Menschenrechte ginge, dann frage ich ihn:
– Wo war seine Wortmeldung als noch vor kurzem Angela Merkel Mubarak als Freund Deutschlands bezeichnete?
– Wo war seine Wortmeldung, als Frau Merkel, allein aus wirtschaftlichen Gründen mehrere Diktaturen in Afrika besuchte?
– Wo war seine Wortmeldung als Frau Merkel vor kurzem nach China reiste?
– Wo war seine Wortmeldung als der Staatspräsident von Kasachstan, ein übler Diktator, sowohl von Frau Merkel wie auch von Herrn Wulff mit allen Ehren empfangen wurde?
Da schwieg Brähmig, weil er sich wahrscheinlich „keine freundliche Bemerkung von Herrn Pofalla“ einhandeln wollte.

Auf die 1.135 Wörter lange Email aus dem Büro Brähmig, habe ich in bester BBB-Manier mit einem 50-Wörter-Shorty geantwortet, wie armselig Inhalt und der Schreiber der erhaltenen Email seien und habe kurz ein Sprichwort zitiert „wenn ein Punkt sich aufbläst, wird er zur Null“.

Da hat mir das Büro Brähmig aber auf meine Mailbox „gewulfft“. Kein Scherz, stimmt tatsächlich. Von einem „selbstgerechten älteren Herrn ist hier die Rede, der meint aufgrund seiner altbackener Erfolge, noch im großen Willi weitermachen zu müssen“. Das geht ja noch, so hat vielleicht schon der eine oder andere gedacht, der in den BBBs zitiert wurde. Nur zum Schluss wird es wieder richtig „interessant“. Angeblich „hätten sich ernsthafte Professoren gemeldet, die im Endeffekt Klaus Brähmig recht gegeben hätten. Und zwar Leute, die wissenschaftliches Renommee haben und nicht nur irgendwelche Reisen verkauft haben wie Sie“.
Das könnte, wenn ich den Absender ernst nehmen würde, schon gegen meine wissenschaftliche Ehre gehen. Zum Glück sprechen unzählige wissenschaftliche Veröffentlichungen in Fach- und Lehrbücher eine andere Sprache.

Und bevor ich es vergesse. Von wegen Brähmig wäre vom Hamburger Abendblatt falsch zitiert worden. Inzwischen liegt mir die Bestätigungsemail von Brähmig zu diesem Interview vor. Dabei habe ich dann auch gelesen, was Brähmig zum Malediven-Tourismus gesagt und autorisiert hat. Da ist das Ägypten-Interview harmlos dagegen.
Wer sich für dieses Interview interessiert, kann näheres im Reiseradio (www.reiseradio.org) dieser Woche erfahren.

Herr Brähmig, ich glaube Sie haben ein großes Problem, leider die deutsche Touristik auch eines mit Ihnen.
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Mehr zu diesem Thema und noch einigen anderen interessanten Aspekten finden Sie auch diese Woche in www.reiseradio.org.

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So wird das nie was mit der Tourismusbranche

Hier drei Beispiele für diese Behauptung:

1. Die Sonnenscheinbranche, warum eigentlich?
Eigentlich hat die Branche Probleme ohne Ende. Luftverkehrsabgabe, Zwangs-Emissionshandel für unsere Airlines, Steigende Ölpreise, Nachfragedesaster durch den arabischen Frühling und in Griechenland, seit Jahren sinkendes frei verfügbares Einkommen (außer für Spitzenverdiener), neue Hotelsteuern in vielen Städten, steigende Mehrwertsteuer für Flussschiffe, Nachtlandeverbote, permanent steigende Kosten durch die Zersplitterung der Flugsicherung in Europa bewirken eine Umsatzrendite die zum „Totlachen“ ist und das darf wörtlich genommen werden. Reisebüros überleben entweder durch „sehr niedrige Gehälter“ oder durch Selbstausbeutung der Inhaber. Jede andere Branche hätte inzwischen im Wirtschaftsministerium und im Kanzleramt „die Tische umgeworfen“. Automobilbranche, Pharmaindustrie, Bauernverband seien nur als herausragende Beispiele genannt.
Doch was macht die Tourismusbranche? Sie lächelt. „Es geht uns gut“ als Dauer-Mantra. Ob ITB, DRV-Jahrestag oder BTW-Gipfel: „es geht uns gut“. Und dann wundert man sich, dass „die Politik nichts für uns tut“. Warum auch, es geht „uns doch gut“.
Lache Bajazzo, verwandle in Witze die Schmerzen und die Tränen.

2. Personen und ihre Aussagen stehen für Respekt für eine Branche
Zum „Nicht-Ernstnehmen“ passt kaum eine Person so gut wie der Vorsitzende des Tourismusausschusses im Bundestag, Klaus Brähmig. Seine Aussage unmittelbar vor der ITB, Touristen sollen nicht nach Ägypten reisen, war ein Schlag ins Gesicht des ITB-Partnerlandes Ägypten. So wurde noch nie ein Partnerland brüskiert. Jetzt mag man bei uns in Deutschland sagen, „war doch nur der Brähmig, den nimmt doch eh niemand für ernst“. Richtig! Aber unsere Partner denken, der Vorsitzende eines Bundestagsausschusses müsste doch eine wichtige politische Person sein. Und von wegen „Missverständnis“. Dieses Thema ist bekanntermaßen seine Spielwiese. Die BBBs haben schon mehrfach darauf hingewiesen, dass diese Denkweise auch inhaltlich falsch ist (zuletzt in den BBBs vom 25.7.2011 „Warum sollen Urlauber moralischer sein als die Bundeskanzlerin“).
Seine, sagen wir mal „etwas komische“ Ansicht über Tourismus, zeigte sich auch in seiner Ansprache beim Parlamentarischen Abend der DZT. Originalton Brähmig zur Bezahlung im Tourismus: „Dienen am Menschen muss besser bezahlt werden als Dienen an einer Maschine“. Hallo, ist Tourismus „Dienen“? Im Wort „Dienstleistung“ geht es um einen „Dienst leisten“. Von Dienen ist da überhaupt nicht die Rede. Hier von „Dienen“ zu sprechen, sorry, das ist finsteres Mittelalter. Wenn solche Politiker im politischen Betrieb Tourismus repräsentieren, dann darf man sich nicht wundern dass „Tourismus“ im Berliner Betrieb nicht ernst genommen wird. Hier ist dringend eine Veränderung erforderlich!

3. Nur wenig Innovation im ITB-Betrieb.
Wenn vor einigen Jahren ein ITB-Besucher ins Koma gefallen wäre und man hätte ihn jetzt ohne Zusatzinformation durch die Hallen schlendern lassen, er würde garantiert nicht merken, dass Jahre vergangen seien. „The same procedure as every year“, man hörte es an allen Ecken und niemand störte es. Fast niemand. Selbst bei den abendlichen Parties grüßte das „Murmeltier“ sehr herzlich.
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Nach längerer Abstinenz gibt es diese Woche wieder akustische Bissige Bemerkungen im Reiseradio (www.reiseradio.org), diesmal live aufgenommen auf der ITB. Außerdem im Reiseradio Dr. Michael Frenzel, Dr. Adrian von Dörnberg, Reinhold Messner und, unvermeidlich, ein „paar Töne“ zum Tourismus-Schreck Klaus Brähmig.

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Wo war Ihr Einsatz, Herr Brähmig?

Im Juli letzten Jahres glaubte der Vorsitzende des Tourismusausschusses des Bundestages, Klaus Brähmig (CDU), die große Moralkeule gegen Urlauber schwingen zu müssen. Sein Credo: „Wir müssen uns fragen, ob es sinnvoll ist, in Länder zu reisen, die von einem diktatorischen Regime regiert werden“.
Die Bissigen Bemerkungen haben sich damals heftig gegen diese versuchte Reisezensur gewehrt (siehe BBB vom 25.7.2011 „Warum sollen Urlauber moralischer sein als die Bundeskanzlerin?“).

Jetzt hätte Herr Brähmig wieder Gelegenheit gehabt, zum Thema „Kontakte mit diktatorischen Regime“ sich zu Wort zu melden. Es war schon fast peinlich wie leise, fast verschämt, Frau Merkel bei Ihrem China-Besuch das Thema Menschenrechte erwähnte und wie die Chinesen Frau Merkel auflaufen ließen, als sie sich mit Oppositionellen treffen wollte. Herr Brähmig, wo war Ihre Wortmeldung dazu?

Mindestens genau so peinlich war der große Bahnhof für den Präsidenten von Kasachstan, einem ziemlich „üblen Burschen“, der rücksichtslos gegen streikende Arbeiter oder generell gegen oppositionelle Kräfte vorgeht. Aber Präsident Nasarbajew wurde nicht nur von Frau Merkel, sondern anschließend auch von Bundespräsident Wulff mit Ehren empfangen (letzteres wollen wir hier nicht näher kommentieren). Die ARD-Tagesschau berichtete in diesem Zusammenhang spöttisch von Kasachstan-„Festspiele“ in Berlin.
Insbesondere seit letztem Jahr bemüht sich Kasachstan verstärkt um deutsche Touristen. Nach einer kleinen Schamfrist wegen des Treffens Merkel/Nasarbajew, kann sich demnächst hier Herr Brähmig wieder als Tourismus-Warner betätigen.
Kasachstan will sich übrigens für die Olympischen Winterspiele 2022 bewerben (das IOC, „Hüter der Menschenrechte“, hat bestimmt keine Einwände).

Irgendwie passt an dieser Stelle die Meldung, dass eine tschechische Reiseagentur „Korruptionstouren“ anbietet. „Orte der Korruption zu sehen, sei besser als darüber zu lesen“, meinte der Anbieter. Klasse Idee, einerseits wird die Neugierde der „bösen“ Touristen befriedigt, gleichzeitig kann man sich trefflich darüber moralisch aufregen: Also Sensationstour mit moralischem Hintergrund.
Welche Orte würden wohl in einer solchen Reise durch die Bundesrepublik Deutschland angeboten? Schloss Bellevue wäre sicherlich dabei, das malerische Oggersheim, die Bankentürme von Frankfurt, der Kölner Klüngel und vielleicht auch das neue Feuchtbiotop Hannover.

Und auch das noch:
Die Fachzeitschrift fvw berichtete über Kerosinzuschläge für den Sommer. Dort war u.a. zu lesen: „Die Veranstalter führen flächendeckend Kerosinzuschläge für die Sommersaison ein – konnten die Fluggesellschaften aber zumindest deutlich runterhandeln“. Oh, oh, liebe fvw, einen ähnlichen Bericht brachte (1989/1990?) das damalige Konkurrenzblatt touristik report. Ergebnis: Kurze Zeit später mussten sich die Airline- und Veranstalter-Bosse vor dem Kartellamt wegen unerlaubter Preisabsprache verantworten. Die Verhandlung vor dem Kammergericht in Berlin, sinnigerweise während der ITB 1991, endete mit Geldbußen (nicht Geldstrafen!) für die Beteiligten. Über die Verhandlung selbst kursierten danach so viele Geschichten, dass manche in der Branche bedauerten, nicht live dabei gewesen zu sein (siehe sehr lesenswert die entsprechenden BBBs http://www.karl-born.de/bbb/archiv/news-archive-20-6-2005.html).

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