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Statistiken die niemand braucht und die dann auch noch falsch interpretiert werden

Angeblich von Churchill stammt der schlaue Spruch „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“. Unter dieser Prämisse sollte man auch die Flut von Statistiken betrachten, die täglich in diversen Medien verbreitet werden. Braucht diese jemand? Nein, es geht nur darum den eigenen Namen in die Medien zu bringen. Wissenschaftlich erstellt? Denkste. Richtig interpretiert? Von wegen, bei manchen Zahlen könnte man auch exakt das Gegenteil behaupten. Und ganz schlimm wird es zumeist, wenn sich die Autoren auch noch in %-Rechnung versuchen. Das geht zumeist total in die Hose (wie untenstehend beim online-Portal Unister).

Fangen wir bei der DAK an. Sie versucht uns schlau zu machen mit der Aussage „Nicht wenige Deutsche erkranken im Urlaub: 35 Prozent haben schon an Schnupfen oder einer Erkältung gelitten.“ Zuerst mal die Tendenzaussage, „krank in Urlaub“. „Urlaub und negativ“, ein beliebtes Thema zur Reisezeit. Hätte gerade noch gefehlt, eine Werbeaussage, DAK zahlt auch bei Krankheit im Urlaub.
Dabei, was heißt schon 35 % hatten irgendwann mal im Urlaub eine Erkältung. Man hätte auch schreiben können, 2/3 aller Urlauber hatten noch nie im Urlaub eine Erkältung gehabt. Aber eigentlich möchte ich mich zu einer noch radikaleren Aussage durchringen: Fast 100% aller Deutschen hatten schon mal außerhalb des Urlaubs eine Erkältung.
Laut dieser Statistik plagten 14% der Deutschen schon mal eine Allergie im Urlaub. Oh, wie schlimm! Gerade habe ich in einem Buch über Allergien gelesen, dass inzwischen über 30 Mio. Deutsche unter Allergien leiden (das wären demnach ca. 35% aller Deutschen). Rechnerisches Fazit: Mehr als die Hälfte aller deutschen Allergiker hatten im Urlaub noch nie eine Allergie gehabt. Das ist doch mal eine gute Nachricht. (DAK-Zahlen laut Bericht in travel tribune)

Das Online-Reisebüro „ab-in-den-urlaub.de“ von Unister GmbH, beglückt die Menschheit ja öfters mit Informationen auf die niemand gewartet hat. Nach der alten PR-Masche „ist doch egal was in der Zeitung über uns steht, Hauptsache unser Name ist richtig geschrieben“. Jetzt hat man sich sehr ausführlich zum Thema „Diebstahl an den Flughäfen“ geäußert (Info gefunden bei Touristik-news.com). Auch dazu könnte inhaltlich manch Kritisches beitragen. Die BBBs möchten aber hier nur etwas Nachhilfe in %-Rechnung geben. In der Unister-Meldung wird besonders der Flughafen Düsseldorf angeprangert, denn da wird angeblich am meisten geklaut. Zwar gesteht Unister ein, dass die Anzahl der Diebstähle im Flughafen Düsseldorf von 1.900 im Jahre 2008 auf 1.321 im Jahre 2009 zurückgegangen seien. Diese an für sich positive Meldung wird dann etwas konterkariert durch den Zusatz, aber in der gleichen Zeit sei das Passagieraufkommen in Düsseldorf um rund 370.000 zurückgegangen. Und jetzt kommt die von wenig Mathematik getrübte Feststellung: Demnach seien die Diebstähle pro Gast nur um 0,003 Prozent zurückgegangen. Kurzum, die Diebe in Düsseldorf klauten erstaunlicherweise proportional zur Passagierzahl (wie die das so hinbekommen haben?). Die etwas mehr Mathematik bewussten Bissigen Bemerkungen merkten natürlich sofort, dass diese Rechnung nie und nimmer stimmen kann. Also rechnen wir mal nach und besorgen uns die Passagierzahlen vom Flughafen Düsseldorf. Demnach betrug die Diebstahlsrate pro Gast in 2008 0,0105%, in 2009 lautete die Diebstahlsrate 0,0074%. Das sind zwar nur 0,003 Prozent-Punkte (Achtung, die Betonung liegt auf Prozent-„Punkte“) weniger, aber bei so kleinen Zahlen bedeutet das einen Rückgang um fast 30%! und genau das wäre die richtige Information gewesen (Die Diebstahlsrate pro Gast ist um 30% zurückgegangen. Statt angegeben 0,003%). Bewusste Manipulation oder nur Mathe-Schwäche?

Deshalb immer mein Hinweis an die Studenten „Aufpassen bei Aussagen mit %-Zahlen, da wird zumeist manipuliert. Es sei denn, ihr wollt selbst manipulieren, dann nehmt %-Zahlen“.

Ach noch etwas, die DAK hatte auch festgestellt, dass 14% aller Deutschen im Urlaub schon mal einen Sonnenstich hatten. Wie man weiß, kann so etwas lange im Alltag nachwirken (siehe oben).
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Im Reiseradio www.reiseradio.org geht es diese Woche u.a. um zwei Journalisten, die den Meridian-Nachwuchspreis gewonnen haben und ihr Verständnis über Reisejournalismus. Außerdem gibt es Hintergrund-Informationen über Sri Lanka. In den akustischen Bissigen Bemerkungen geht es u.a. um den Verlust eines Männertraumes. Eine Stewardess der Air France, die sich nicht „liebevoll“ um schlafende Fluggäste kümmerte, sondern diese „lieblos“ beklaute. Wie schrecklich, wieder eine Ikone gefallen. Übrigens soll es demnächst auch zu diesem Thema neue internationale Statistiken geben.

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Wunder gibt es immer wieder: Die Stewardess, die abends das Flugzeug aufhielt

Wenn man in Hannover wohnt und nach Linz will, dann ist man relativ lange unterwegs. Wenn es dann noch aktuelle Winterprobleme gibt, kann man mit der Fliegerei schon „viel Spaß“ haben.
Ein Glück, wenn man spät abends noch die richtige Lufthansa-Mitarbeiterin trifft.

So kann ein „normaler“ Flugtag im Winter aussehen.
Abflug Hannover
Eisregen. Das bedeutet locker 1 ½ Stunden Verspätung, davon eine Dreiviertelstunde im Flugzeug.

Ankunft Frankfurt, Terminal A
Jetzt heißt es durch den unterirdischen Verbindungsgang nach Terminal B joggen, um den Flug nach Linz noch zu erreichen.
Puh, gerade noch geschafft. Da springt die Abflugzeit um 20 min nach oben und dann nochmals um weitere 20 min nach oben. Bis es losgeht, ist mehr als eine Stunde vergangen. Jetzt wird es ziemlich knapp für den Vortrag in Linz.

Ankunft Linz
Zum Glück scheint der österreichische Taxifahrer ein direkter Verwandter von Niki Lauda zu sein. Über Feldwege und quer durch die City schafft er es in Rekordzeit zum Veranstaltungsort.

Innenstadt Linz
Ohne nur zu verschnaufen wird der 90min Vortrag gehalten und dann geht es sofort wieder ins Taxi und zurück zum Flughafen.

Abflug Linz
Draußen ist es schon verdammt neblig. Zur Überraschung ist der Flug nach Frankfurt als pünktlich angeschrieben. Leider haben die Linzer Flughafenverantwortlichen einen sonderbaren Humor. Exakt zur planmäßigen Abflugzeit erscheint „Nächste Info in einer Stunde“. Nach dieser Stunde wird bekannt gegeben, dass es noch eine weitere Stunde bis zum Abflug dauert.
Damit ist klar, dass auch der Anschlussflug von Frankfurt nach Hannover zumindest nicht planmäßig zu erreichen sein wird.
Aber wenn heute schon alle Flugzeuge Verspätung haben, dann besteht doch eine berechtigte Hoffnung, dass auch der letzte Flieger eine außerordentliche Verspätung haben wird. Das wäre schließlich mehr als gerecht, oder?

Ankunft Frankfurt
Unser Flugzeug bekommt eine Außenposition, es rollt und rollt, ich fürchte schon, dass wir bald die Autobahn überqueren müssen. Bei Ankunft in Terminal B, die besorgte Frage an die erste erreichbare Bodenstewardess, ob man den Flug nach Hannover noch erreichen könne. Die Dame ist so freundlich und ruft am Abflugschalter A 22 an. „Ja, den Flug können sie noch erreichen, wenn sie sich sehr beeilen!“. Der Kundige ahnt was das bedeutet: Den unterirdischen Verbindungsgang zwischen B und A zum zweiten Mal für heute im Laufschritt zu durcheilen, nur jetzt in umgekehrter Richtung. Ein weiterer Passagier, der eigentlich nach Bremen wollte und jetzt froh ist, eventuell wenigstens den Flug nach Hannover zu erreichen, joggt in einem Höllentempo los, ich habe große Mühe mitzuhalten. Bei A dann wieder Treppe hoch, die Lunge pfeift jetzt schon mächtig, und dann noch ein ganzes Stück weiter bis A 22. Als wir in Sichtweite sind, verschwindet der letzte Passagier hinter der Tür abwärts zum Flughafenbus.

Und nun?
Die verantwortliche Counterstewardess fragt uns leicht irritiert wo wir herkämen. Mein Einwand wir kamen von der verspäteten Linz-Maschine und ich hätte doch anrufen lassen, entgegnet sie „dieser Passagier ist eben durch die Tür“. Zum Glück bleibe ich ruhig, vielleicht hatte ich auch keine Luft mehr zum Aufregen. Das Problem ist schnell geklärt, der soeben entschwundene Passagier war in der Tat mit in der Linzmaschine und auch auf diesen Hannover-Flug gebucht. Meine auf den Tisch gelegte Sitzplatzkarte hatte für den vorhergehenden Flug nach Hannover gegolten, der fast pünktlich gen Hannover enteilt war. Logisch, dass ich auf diesem Flug nun nicht gebucht war, ebenso wie mein „Mitläufer“, der ja nach Bremen wollte und für den der Hannover-Flug nur die zweitbeste Lösung war. Klar, wir waren nicht im Computer und so hat die Dame guten Glaubens „dicht gemacht“.
Einen ganzen Tag unterwegs und wegen einer Minute den letzten Flug nach Hannover verpasst, das darf nicht wahr sein!

Das Wunder
Aber der „Satz des Tages“ sollte erst noch folgen. „Ich rufe mal den Kapitän auf dem Handy an, ob er noch auf sie warten kann!“ Ja, will uns die Lufthansa-Mitarbeiterin zum Abend noch veralbern? Auf diese Art von Humor habe ich jetzt überhaupt keinen Bock. .
„Alles prima“, höre ich noch, „der Kapitän wartet auf sie, wir rufen jetzt den Bus“.
Liebe verantwortliche Lufthansa-Mitarbeiterin am Gate A 22, vom 3.2. abends, ich habe vergessen dich zu küssen. Hiermit hole ich es nach.

Die Erklärung
Auf dem Flug nach Hannover habe ich dann gelesen, dass die Leser des Geschäftsreisemagazins Business Traveller, die Lufthansa in sechs Kategorien auf den ersten Platz gewählt haben. Unter anderem in der Kategorie „Bester Service am Boden innerdeutsch und Europa“. Stimmt!

Nachtrag:
Liebe „lächelnde“ Stewardess aus den BBBs vom 14.10.2002 („Die Lufthansa-Stewardess hat gelächelt“) war das Deine Schwester?

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Die Lufthansa-Stewardess hat gelächelt.

Im Hotel versehentlich zwei Stunden zu früh um 5.20 Uhr (!) geweckt, die Sicherheitskontrolle in München genervt überstanden, der Flug verspätet, im Flugzeug „umgesetzt“ für Mutter mit weinendem Kind, Laune total im Keller, aber die Lufthansa-Stewardess hat gelächelt: Viele Überraschungen an einem Tag.

Kennen Sie Murphy? Wenn nein, sollten Sie ihn unbedingt kennen lernen. Von Murphy stammen die sog. Murphy-Gesetze, so schlaue Sprüche wie: „Gehen Sie immer davon aus, dass alles was schief gehen kann auch schief geht.“ oder „Wenn eine Sache schief geht, geht sie von Anfang bis Ende schief“. Sehen Sie, Sie kennen ihn doch. Der letzte Freitag war wieder so ein Murphy-Tag.
Erst nach Mitternacht war ich nach zuviel bayrischem Essen und einem Maß Bier ins Bett gekommen, hatte über die Rezeption zuvor noch einen Weckruf und eine Tageszeitung bestellt. Aus tiefem Schlaf weckt mich ein Klopfen an der Hoteltür, davor steht der „Hotelboy“ mit der FAZ in der Hand. Es ist 5:20 Uhr, zwei Stunden vor dem Wecktermin! Ich mag keine FAZ mehr und das Hotel mag ich künftig noch weniger. Der Check-In von Lufthansa scheinbar perfekt. Der Wunsch nach Gangplatz und bitte nicht direkt die Reihe nach dem Vorhang wird freundlich erfüllt. Aber dann: Sicherheitskontrolle Flughafen München. Warum müssen diese Sicherheitsleute so unfreundlich sein? Wann kapiert der erste Flughafen, dass man dies auch kundenorientiert freundlich machen könnte. 99,99% der Kunden die so misshandelt werden, sind friedliebende Fluggäste und keine Terroristen und letztere könnte man auch durch diese Unfreundlichkeit nicht abschrecken.
Der Lufthansa-Flug hat Verspätung, kann vorkommen. Man sitzt in der Wartezone. Gegenüber sitzt Mutter mit Kleinkind. Das kleine, vielleicht sechsjährige Mädchen weint und ruft nach ihrem Papi. Alle schauen hin und haben Mitleid.
Endlich im Flieger, Platz nehmen. Fast alle sitzen, jetzt schnell noch ein wenig schlafen. Die Mutter mit dem weinenden Kind kommt als letzte, im Schlepptau eine lächelnde Stewardess, der Mittelsitz neben mir ist noch frei und der Mittelsitz direkt hinterm Vorhang. Vor meinem geistigen Auge „grinst Freund Murphy“, denn jeder weiß, was jetzt passiert, die vermeintlich freundliche Check In-Hostess hat ganz raffiniert zugeschlagen. Die Stewardess fragt mich lächelnd, ob ich nicht bereit wäre zu tauschen, damit Mutter und Kind nebeneinander sitzen können. Die Laune fällt ins Bodenlose, aber da muss man durch. Mittelsitz hinter dem Vorhang, Hannover – München ist nicht weit, aber der Hin- und Rückflug kostet 480,56 Euro. Das ist viel Geld für einen so kurzen Flug in der Economy class, zuviel Geld, und so ein Sch….platz, Mittelsitz hinter dem Vorhang. So werden Gäste für die Billig-Flieger geboren.
Die neue Sitznachbarin, die vorher schon jedes Mal erschrak, wenn die Mitreisenden gigantische Gepäckmengen im Fach über ihr verstauten, ist auch nicht erbaut, einen miesgelaunten Sitznachbarn zu erhalten. Unbeirrt davon, lächelt mich die Stewardess bei jedem Vorbeigehen an, nach dem Motto: Dich packe ich auch noch, dass Du zurücklächelst. Bemerkenswert!
Die Sitznachbarin entpuppt sich überraschend als Dauer- Gesprächspartnerin. Die immer noch lächelnde Stewardess bringt ein kleines Geschenk und eine Cola extra. Bis Hannover hat sie es geschafft, beim Aussteigen lächle ich zurück.
Also liebe unbekannte lächelnde Stewardess des Fluges LH 894 vom 11.10.: Sie haben als einzige alles richtig gemacht und wieder mal bewiesen: Mit Lächeln kann man jeden schlechtgelaunten Passagier „besiegen“. Danke für meine Niederlage!

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