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Die teuerste Joggingstrecke der Welt

Mit dieser Frage kann man auch ganz Schlaue in Verlegenheit bringen. Welche ist nun die teuerste Strecke? Eine Antwort „Berlin“ wäre nicht so schlecht, aber etwas genauer bitte. Die richtige Antwort lautet: Der Rettungsweg auf dem Flughafen Tempelhof. Wie erfahrene BBB-Leser wissen, kostet der momentan stillgelegte Flughafen Tempelhof pro Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag. Für nichts, einfach so fürs „Rumliegen“.

Jetzt hat der neue Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing GmbH, Burkhard Kieker, wenigstens eine sinnvolle Teilnutzung entdeckt. Auf dem Rettungsweg um das Flughafengelände, ursprünglich eingerichtet für Notfälle aller Art rund um die Start- und Landebahnen, lässt sich gut joggen. Dumm nur, dass man für die Benutzung dieses Weges eine Sondergenehmigung braucht. Aber das macht die Sache ja nur noch elitärer. Dann joggt hier auch nicht Hinz und Kunz, sondern nur Einer – der Tourismuschef.

Berlin hat schon viele grandiose Stadtläufe wie Berlin Marathon, 25 km de Berlin (sog. Franzosenlauf), Asics Grand 10 Berlin (u.a. durch den Berliner Zoo). Wie wäre es mit einem „Flughafenlauf Schönefeld – Tempelhof“ mit Schlussrunde auf dem Rettungsweg? Und Wowereit überreicht den Siegerpokal und preist das Nachnutzungskonzept für Tempelhof.

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Die letzten BBBs über Beschwerdemanagement haben einige Reaktionen durch die Leser ausgelöst. Die folgende war die schönste:
Ein Hotel einer bekannten Hotelkette in Berlin erhielt einen sehr sachlichen Beschwerdebrief. Das Hotel antwortete darauf in ebenso sachlicher und angemessener Weise. Und wollte dann noch etwas zusätzlich Gutes tun. Aber „gut gemeint“ ist bekanntlich das Gegenteil von „gut gemacht“. Weil gerade Ostern vor der Tür stand, wurde ein Schokoladen-Osterhase verschickt. Dummerweise nur in einem Briefkuvert!? Der Schokohase kam, nach nicht zartfühlender Behandlung durch die Post, leider nur als Puzzleteile an. Gerüchteweise ist der Empfänger noch immer damit beschäftigt den Hasen wieder zusammenzusetzen.

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Albträume in einer Vollmond-Nacht

Liebe Leserinnen und Leser der BBB, haben Sie eigentlich eine Vorstellung wie jeden Sonntagabend die Bissigen Bemerkungen entstehen? Da werden um 20.00 Uhr die gesammelten Notizen der vergangenen Woche auf dem Schreibtisch ausgebreitet, parallel dazu die ARD-Nachrichten geschaut und danach im Internet gegoogelt ob es noch etwas Aktuelles gibt. Dann wird geschrieben, mehr oder weniger bissig, je nach Stimmung und Nachrichtenlage. Manchmal geschieht auch stundenlang überhaupt nichts, weil es nichts Bissiges gibt. So wie heute, beim 392. BBB – Sonntag.

Da liegt zwar einiges auf dem Tisch.
– – Condor-Vorstand Debus soll zu Air Berlin gehen (die haben ja erst 5 Vorstände)
– – Dagmar Wöhrl, Staatsekretärin und Ex-Miss-Bundestag wird als Nachfolgerin des amtsmüden Michel Glos gehandelt
– – Lars Windhorst schon wieder pleite
– – ITB-Meldung: Es ist nicht richtig, dass Lufthansa der ITB den Rücken kehre, sie habe nur keinen Messestand mehr. Dafür kehren Gabun, Tadschikistan und Turkmenistan zurück. Zusätzliche deutsche Destinationen drängen auf die ITB
– – Ein Sun-Express – Pilot wird nach Streit mit Passagier verprügelt
– – TUI senkt die Preise mit der Aktion „Da schlag ich zu“. Die Zukunft von TUIfly bleibt unklar.
– -Wowereit vermietet im Alleingang den kompletten Flughafen Tempelhof für die nächsten 10 Jahre, dummerweise nur für jeweils 2 Monate im Jahr. Es soll sich um eine „angesagte“ Modemesse handeln, die komischerweise „Bread & Butter“ heißt.
– – Das Land Rheinland-Pfalz übernimmt die Hahn-Anteile von Fraport für 1 Euro.
– – Stewardessen von Ryanair werden in einem Pin-Up-Kalender abgebildet. Mehrere Frauenorganisationen protestieren. Männliche Gäste protestieren auch mit der Begründung „wir haben noch nie eine von diesen abgebildeten angeblichen Ryanair – Stewardessen an Bord gesehen“.

Aber für so eine richtig bissige Bemerkung reicht keine dieser Meldungen. Wissen Sie wie ermüdend es ist, stundenlang auf ein weißes Blatt Papier zu starren ohne eine konkrete Idee zu haben? Und draußen ist auch noch Vollmond.

Irgendwann muss ich am Schreibtisch eingeschlafen sein:

– – Plötzlich wollte Condor-Debus für 1 Euro TUIfly übernehmen und Dagmar Wöhrl wurde 6. Geschäftsführer(in) bei Air Berlin
– – Michel Glos und Ernst Hinsken tauschten die Jobs und kein Mensch hatte den Unterschied bemerkt
– – Lebedew wollte jetzt bei Air Berlin (statt bei Öger) einsteigen, aber Hunold bestand auf Vorlage einer Schufa-Auskunft.
– – Messe-Chef Buck verkündete voller Stolz die Teilnahme von Molwanien auf der ITB und mit Vordertupfing und Hintertupfing seien Vorverträge abgeschlossen worden
– – Ich sah die TUI-Werbung „Da schlag ich zu“ und dahinter eine Prügelei zwischen TUIfly Piloten und TUI Managern. Welt.online zog daraufhin die Meldung über den verprügelten SunExpreß – Piloten als Falschmeldung zurück.
– – Das Land Rheinland-Pfalz freute sich über die kostengünstige Ãœbernahme des Fraport-Anteils für nur 1 Euro und Hans Rudolf Wöhrl ärgerte sich tierisch, dass er diesmal zu spät kam.
– – Wowereit präsentierte ein Buch über „Moderne Auslastungssteuerung“ und änderte den Namen der Modemesse in „Champagner & Kaviar“. Danach klärte ihn jemand auf, dass auf dieser „angesagten“ Messe nur Alltagskleidung gezeigt wird. Daraufhin gab Wowereit eine Regierungserklärung ab, die nur aus einem Satz bestand: “L`etat cèst moi”. Die linken Abgeordneten glaubten es sei ein Zitat aus der französischen Revolution, dachten an die Guillotine und applaudierten vorsichtshalber heftig.
– – Aber die schlimmste Stelle im Traum war, als DRV-Präsident Läpple den Pin-up-Kalender des DRV präsentierte und nur (männliche) Bosse der großen Veranstalter abgebildet waren (mit Feigenblatt an den entsprechenden Stellen natürlich).

Irgendwann bin ich wieder aufgewacht, der Vollmond war verschwunden und im Unterbewusstsein musste ich diesen Albtraum wohl niedergeschrieben haben. Egal, jetzt mal 3 Stunden schlafen und dann gut frühstücken.

Ach ja, und ein Satz ist mir noch in Erinnerung. Den muss ich wohl auch in irgendeiner Notiz gelesen haben. Auf einem Symposium für Tempelhof, nichts ahnend, dass Wowi bereits Fakten geschaffen hatte, betonte eine Schweizer Referentin schlauerweise: „Die Planung beschäftigt sich mit der Zukunft“.
Um allein das zu wissen, war der Abend dann doch nicht umsonst.

Und noch eine letzte (echte) Meldung: Australische Wissenschaftler haben eine bahnbrechende Diagnose für Demenz bei Personen unter 65 gefunden. Die Betroffenen seien daran zu erkennen, dass Sie eindeutig ironisch und sarkastisch vorgebrachte Äußerungen nicht als solche erkennen. Sollten Sie also obige Bissige Bemerkungen für ernst nehmen, sollten Sie schleunigst einen Arzt aufsuchen.

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Zwei Skandale die zum Himmel stinken

1. Skandal: KfW-Bank – die schamlosesten Banker der Nation
Das ist der Gipfel der Unverschämtheit. Die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) erhöht die Zinsen für Studiendarlehen von bislang 6,29% auf über 7%. Begründung: „Folge der Kapitalmarktkrise“!
Ausgerechnet die KfW, die noch über 350 Mio. Euro pennerhaft der bankrotten Lehman-Bank hinterher warf. Ausgerechnet die KfW, die total die Aufsicht über ihre Tochtergesellschaft IKB verpennte, was zu einer Belastung der deutschen Steuerzahler von mehr als 1 Mrd. Euro führte.
Die Banker, die durch ihr Unvermögen Geschichte geschrieben haben, versuchen jetzt einen klitzekleinen Teil des vermurksten Geldes zurückzuholen. Ausgerechnet bei jenen, die sich nicht wehren können. Die Dummheit dieser Banker belastet die Bildungszukunft. Herzlichen Glückwunsch Deutschland.
Frau Merkel, sie wollten Bildung zur Chefsache machen. Greifen sie ein.

2. Skandal: Tempelhof: Ein Leichenschmaus der mehr als ekelhaft ist.
Wenn jemand mit 85 Jahren stirbt, treffen sich nach der Beerdigung jene zum Leichenschmaus, die das Ableben des Verstorbenen bedauern. Richtig unanständig wird es, wenn der Verstorbene keines normalen Todes gestorben ist, sondern dahin gemeuchelt wurde und ausgerechnet die Täter anschließend zum Leichenschmaus laden. Die Krokodilstränen von Wowereit und Co. kann man sich bestens vorstellen. Aber Charakterschwäche ist anscheinend unbegrenzt steigerbar. Die Veranstalter des makabren Schauspiels versuchen sich den Leichenschmaus auch noch von den Gästen bezahlen zu lassen. Das Sponsoring-Paket Platinum soll 45.000 Euro kosten, beste Sicht auf die Leiche natürlich garantiert. Die Pakete Gold, Silber oder Bronze sollen zwischen 12.500 Euro und 6.500 Euro kosten. Da sieht man dann nur noch Teile der Leiche und wird auch nicht in die „Schlussinszenierung eingebunden“.
„Sozial“ wie man ist darf auch der kleine Mann von der Straße oder das alte Mütterchen von der Ecke, sich mit 250 Euro beteiligen. Dafür gibt es dann allerdings nur „Menü und Getränke und Programm“. So bescheuert wird wohl niemand sein.

Der Autor dieser Zeilen hat sich vor wenigen Tagen auf diskretere Art von dem schönen Flughafen verabschiedet. Ein Rundflug mit DC 3 (Rosinenbomber) und noch einmal den legendären Flughafen angeflogen. Schön und traurig gleichermaßen.

Es ist kein Trost, wirklich keiner, dass absehbar ist, wann der Senat diese Fehlentscheidung bereuen wird. Die neuesten „Erfolgszahlen“ der Berliner Flughäfen (sie seien der Flughafendirektion von Herzen gegönnt) belegen es geradezu, dass BBI kurz nach der Eröffnung schon zu klein sein wird. Wie lange darf Flughafendirektor Schwarz noch solche Zahlen verkünden, bevor der Senat wegen des Erfolges sauer wird? Möglich ist in diesem absurden Spiel wirklich alles.

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Beim Volksbegehren in Berlin geht es nicht nur um Tempelhof – sondern um viel mehr

Am nächsten Sonntag, dem 27.April 2008, findet in Berlin etwas sehr Seltenes statt. Ein Volksbegehren. Wenn man weiß wie hoch die Hürden liegen um so etwas durchzusetzen, dann weiß man auch, da geht es nicht um die Meinung einer kleinen Gruppe. Ein Volksbegehren ist so eine Art Schweizer Urdemokratie. In diesem Falle geht es um den letzten Versuch bürgerlicher Vernunft sich gegen eine unglaubliche Arroganz der (herrschenden) Macht zu wehren.

Um es ganz deutlich zu sagen: Die „Bissigen Bemerkungen“ sind parteipolitisch (fast) neutral. Und sich vor den Karren der Berliner CDU und Herrn Pflüger spannen zu lassen, wäre so ziemlich das letzte was die BBBs jemals machen würden.
Aber wenn man mit ansehen muss, wie in Berlin aus unglaublicher Kurzsichtigkeit die Zukunft des Berliner Flugverkehrs verspielt wird, kann man als Tourismusinteressierter nicht schweigen.

Wir wollen die alten Geschichten nicht aufwärmen, sondern stellen aus Überzeugung hier fest:
1. Der neue Großflughafen wird schon bei seiner Eröffnung zu klein und kurz danach sogar sehr zu klein sein. Das ist planerisch angesichts der Vorlaufzeiten und dem starken Wachstum des Flugverkehrs keine Schande. Aber in München und anderswo hat man (im Gegensatz zu Berlin) daraus gelernt.
2. Einen innerstädtischen Airport zumindest für die kleinen Business-Flugzeuge haben zu können (um den Großflughafen nicht unnötig zu belasten): da schaut die ganze Welt neidvoll nach Berlin.

Jetzt wäre es legitim, wenn die „Herrschenden“ im Zuge des Volksbegehrens wenigstens versuchen würden mit Fakten zu argumentieren. Aber da sie offensichtlich keine haben, wurden Plakate auf einem so niedrigen und primitiven Niveau entworfen, dass dem Senat zumindest ein Titel sicher ist: Niedriger gehts nimmer!

Der absolute Tiefpunkt ist das Plakat mit Mutter und Kind auf dem Arm und dem Spruch: „Flughafen für Superreiche. Wir lassen uns doch nicht auf den Arm nehmen“.
Noch primitiver und Fakten verdrehender geht’s wirklich nicht. Und wenn das Kind mal älter ist, wird es erkennen, dass es nicht nur von seiner (bildlichen) Mutter, sondern auch vom Senat „auf den Arm genommen“ wurde. Spätestens dann, wenn in einigen Jahren Flugverkehr weg von Berlin verlagert wird.

Nicht viel besser ist das Plakat mit dem Berliner Bauarbeiter und dem Spruch: „Ick zahl doch nicht für`n VIP-Flughafen“. Nochmals so ein primitiver Neidsatz. Und das ausgerechnet in Berlin, wo der „Bauarbeiter“ und andere ehrbare Bürger noch generationenlang für Banken- und andere Berliner Skandale zahlen müssen.

So ganz nebenbei wird natürlich verschwiegen, dass der Bund (mittlerweile wiederholt) verbindlich angeboten hat, die Betriebskosten für Tempelhof bis 2011 zu übernehmen. Also müsste die richtige Sprechblase des Bauarbeiters lauten: „Ick zahl doch nicht für`n sturen Wowereit“.

Sollen wir noch über das Nachnutzungskonzept des Senats für Tempelhof reden?
Eigentlich nicht. Jahrelang war man untätig und jetzt kurz vor Schluss kommt ein Schnellschuss. Für Hintertupfing-Ost wäre dieser Nutzungsplan sicherlich eine Sensation, für die Hauptstadt Berlin ist er eher eine Peinlichkeit.

Liebe Berliner, gerade weil die „Superdemokraten“ Wowereit und andere schon erklärt haben, dass sie die Meinung der Berliner in diesem Volksbegehren eigentlich überhaupt nicht interessiert, zeigt Power. Geht wählen am Sonntag pro Tempelhof. Es geht nicht um Superreiche, sondern um die Zukunft von Berlin. Die „Bissigen Bemerkungen“ drücken die Daumen für einen Erfolg.

(siehe auch BBB vom 14.1.2008 “Mein Knut heißt Tempelhof”)

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Mein Knut heißt Tempelhof

Entschuldigung liebe Leser, wenn die BBBs erstmals bei einer Überschrift „etwas schummeln“. Diese Überschrift ist nur gut für die Internet-Suchmaschinen, damit dieser Beitrag oft gefunden wird.
Eigentlich müsste die Überschrift lauten: „Die Berliner Flughäfen brauchen kein Bachneunauge und keine Fledermaus, da bremst der Senat die Zukunft persönlich“.
Noch lustiger wäre die Überschrift gewesen: „Das Bachneunauge von Berlin heißt Wowereit“.

Ok, geben wir es zu, die BBBs finden den Flughafen Tempelhof auch „knutschig“ wie es neuberlinerisch heißt. Aber das ist an dieser Stelle nicht das vorherrschende Argument, man will ja von Wowi nicht mit „Nostalgiker“ verspottet werden. Nein, es geht um den Flugverkehr der Zukunft in Berlin (die Nostalgie gäbe es dann gratis dazu).

In Berlin ist alles anders. Man ist arm aber sexy und man weiß nicht immer was man will. Den Flughafen Tempelhof will man auf keinen Fall, vielmehr möchte man etwas weltweit Einmaliges schaffen: Man will einen Flughafen schließen, obwohl kein Feldhamster sich in seiner Ruhe gestört fühlt und obwohl keine Flughafenanwohner wegen des Fluglärms protestieren. Toll oder Tollhaus?

Dass man den Flughafen Tempelhof schließen will, weiß der Senat schon lange. Konzept zur Nachnutzung? Fehlanzeige. Also doch echt berlinerisch, man weiß was man nicht will, aber nicht was man wollen könnte. Sorry, eine Idee, gibt es doch. Man würde gerne aus einem funktionierenden Flughafen ein „pflegearmes Wiesenmeer“ machen! (Wer ist hier eigentlich der „Sozialromantiker“, liebe Frau Senatorin Junge-Reyer?) Das glaubt einem weltweit kein Mensch, es sei denn er kenne die Berliner Senatsmentalität.

Natürlich hat der Berliner Senat Argumente gegen Tempelhof. Richtige Kracher sogar. Zumindest auf den ersten Blick.

Das wichtigste Argument. Man will den Ausbau des künftigen (Groß?)-Flughafens „Airport Berlin Brandenburg International“, kurz BBI genannt, nicht gefährden. Und deshalb müsse man Tempelhof schließen. Flugs werden juristische Argumente ausgetauscht und Gerichtsurteile so interpretiert, dass sie „passen“. Also jubelte zuletzt der Senat (warum jubelt der eigentlich?), jetzt hätte es auch das Bundesverwaltungsgericht bestätigt. Aber was hat es bestätigt? Es hat bestätigt, dass Tempelhof geschlossen werden darf (Man beachte das letzte Wort „darf“) und die Schließungsverfügung rechtens sei. Heißt auf gut Deutsch: Ändern könne dies nur einer: der Berliner Senat. Sofern er wolle. Aber er will nicht.

Aber genau hier liegt nicht nur der Hund begraben, sondern auch die Zukunft des Berliner Flugverkehrs. Der künftige Hauptstadtflughafen ist zu klein dimensioniert. So ist das nun mal, mit den langen Plan-Vorlaufzeiten in Deutschland. Wer hätte ehrlicherweise 1995 zum Beispiel mit der sensationellen Entwicklung der sog. Billigflieger gerechnet. Alles wäre halb so schlimm, wenn man aufgrund der neueren Erkenntnisse Konsequenzen daraus ziehen würde.
Man könnte zum Beispiel in München mal kurz nachfragen, wie das mit den Zahlen zum Beginn des Planfeststellungsverfahrens und mit den Zahlen bei Eröffnung des Flughafens war. Jedoch haben die schlauen Bajuwaren ganz flugs Gas zum weiteren Ausbau gegeben.
Oder nehmen wir Frankfurt. Trotz extrem kritischer Wahlkampfzeit in Hessen bekannte man sich zum weiteren Ausbau des Frankfurter Flughafens und hat entsprechende Entscheidungen gefällt.
Man könnte auch den Frankfurter Flughafen-Chef Bender fragen, wie wichtig es für ihn ist, dass die kleinen Business Jets in Egelsbach landen und nicht in Frankfurt. Genau diese Rolle könnte Tempelhof schließlich für BBI übernehmen und Tempelhof liegt noch extrem günstiger zur Berliner-City als Egelsbach zur Frankfurter-City.

Aber zum Glück gibt es noch die Anwohner des Flughafens Tempelhof. Die wollen jetzt auch etwas weltweit Einmaliges schaffen. Sie starteten ein Volksbegehren um einen Flughafen direkt vor ihrer Haustür offen zu halten! Den ersten Anlauf hat das Abgeordnetenhaus noch locker abgebügelt. Jetzt läuft seit 15. Oktober 2007 die zweite Stufe des Volksbegehrens. 7% der wahlberechtigten Berliner müssen für einen Erfolg zustimmen, das wären ca. 170.000 gültige Unterschriften. Am 10.1.08 waren es lt. offiziellen Angaben 137.333 (die meisten aus Flughafen nahen Stadtteilen!). Pro Woche kamen zuletzt ca. 7.000 Unterschriften hinzu. Das wird zwar knapp bis zum Ende der Frist am 14. Februar 2008, aber man kann es noch schaffen (siehe hierzu www.das-thema-tempelhof.de ). Die BBBs drücken die Daumen

Und der Druck auf den Senat verstärkt sich in den letzten Tagen:
Die BZ am 7.1.08: “BBI droht der Kollaps. Passagier-Zahlen steigen stärker als erwartet. Experten: Tempelhof muss bleiben, damit der Großflughafen funktioniert”.
Der Rechtsexperte Rupert Scholz am 12.1. im Tagesspiegel: „Juristisch spricht nichts gegen Tempelhof. Es gibt kein rechtliches Argument, das in irgendeiner Weise gegen die Offenhaltung von Tempelhof spricht. Die Entscheidung für oder gegen den Weiterbetrieb vom Tempelhof ist nur eine politische Frage“.

Man könnte noch viele Punkte ansprechen: Das Problem wenn mal (warum auch immer) eine Landebahn in BBI geschlossen werden muss (wie im Moment gerade in Schönefeld) oder die stille Freude in Brandenburg künftig die eigenen Mini-Airports besser beschäftigen zu können usw. usw.

Machen wir Schluss für heute: Diese BBBs möchten nur ein kleiner Gruß zum Neujahrsempfang der Berliner Flughafengesellschaft in dieser Woche sein. Man stelle sich vor, bei dieser Gelegenheit würde Wowereit sagen: „Tempelhof bleibt offen. Und das ist gut so“. Wow, das gäbe Headlines in Berlin wie „Klinsmann kommt“ in München.

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In eigener Sache: Man hätte diese Woche auch über den spektakulären Anteilsverkauf der TUI an TUI Travel berichten können. Aber nach der ganz aktuellen Meldung „TUI baut Konzern radikal um“ in der Online-Ausgabe der Financial Times vom 13.1. sind hierzu weitere Recherchen notwendig. Also bis nächste Woche.

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