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Undankbare Verkehrspolitiker?

Deutsche Verkehrspolitiker und ihr Verhältnis zu deutschen Luftverkehrsgesellschaften: Ein Drama in 3 Akten.

1. Akt des Dramas, Anfang Oktober 2010, Beschluss über Luftverkehrssteuer für Deutschland
„Die Ticketabgabe bringt für die hiesigen Flughäfen und unsere deutschen Airlines Nachteile im Wettbewerb. Anders kann man das nicht sehen“.
Zitat Dirk Fischer, CDU, Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Deutschen Bundestag. Unabhängig von dieser Erkenntnis, stimmt Fischer im Bundestag der neuen Steuer zu.
„Niemand von uns hat sich die Ticketabgabe gewünscht. Ein nationaler Alleingang verzerrt immer den Wettbewerb. Das ist unstrittig.“
Zitat Patrick Döring, FDP-Fraktionsvize und verkehrspolitischer Sprecher der FDP. Unabhängig von dieser Erkenntnis stimmt Döring im Bundestag der neuen Steuer zu.

2. Akt des Dramas, 8.-11.Oktober 2010, Einladung obiger Herren zu einem Seminar des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften nach Mallorca
Klarer Fall, hier muss die Luftverkehrslobby nacharbeiten. Die obigen Herren (plus ein SPD-Abgeordneter und eine FDP-EU-Abgeordnete) werden zu einem Seminar auf Mallorca eingeladen. Der Bundesverband bietet prominente Redner aus der Luftfahrtbranche auf, um den Abgeordneten die Luftfahrtproblematik näher zu bringen.

3. Akt des Dramas, Ende Oktober 2010, die Abgeordneten Fischer und Döring fordern eine weltweite Kerosinsteuer.
Wenige Tage nach Rückkehr vom Malle-Ausflug fordern die prominenten Verkehrsexperten Fischer und Döring die Einführung einer weltweiten Kerosinsteuer. Nach deutscher Ticketabgabe, der Einführung von Emissionszertifikate für Fluggesellschaften (in zwei Jahren) nun eine „weitere Idee“ um den Luftverkehr zu belasten. Da stellt sich doch die Frage nach dem Grund, wenn jemand unmittelbar nach einer Einladung seinem Gastgeber so in „die Weichteile tritt“.
Versuch einer Erklärung:
1. Das Programm auf Mallorca war schlecht. Ist eigentlich unvorstellbar, das Hotel zählt zur Luxusklasse und das Programm für die Politiker soll vom offiziellen Programm her nicht „zeitlich überbelastend“ gewesen sein.
2. Verkehrspolitiker sind grundsätzlich undankbar. Gut vorstellbar, würde in die allgemeine Einschätzung von Politikern passen
3. Leider hat das Magazin Stern von der Einladung der Politiker nach Mallorca Wind bekommen und darüber einen Bericht geschrieben. Die Politiker wollten mit der neuen Forderung ihre Unabhängigkeit beweisen, weil Ihnen die Einladung im Nachhinein peinlich war. Auch unwahrscheinlich, Politikern ist (fast) nie etwas peinlich.
4. Das Seminar hat voll gewirkt, darf aber keiner wissen. Die Verkehrspolitiker fordern die Kerosinsteuer weltweit, wohl wissend, dass es nie eine weltweite Einigung geben wird und haben damit die Grundlage gelegt, dass es auf keinen Fall einen europäischen Alleingang geben wird. Soviel Vorausdenken um die Ecke ist zwar bei den beiden Herren unwahrscheinlich, aber vielleicht hat jemand für die beiden vorgedacht. Somit eine denkbare Variante.

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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) geht es diesmal um den Sommer 2011 in Gesprächen mit Dr. Peter Fankhauser und Michael Tenzer für Thomas Cook, sowie Sören Hartmann für REWE. Wenn nächstes Wochenende noch TUI vorgestellt hat, kann man ein erstes Resümee für den Markt ziehen. In den akustischen Bissigen Bemerkungen wird mal wieder über Flug-Sicherheit, der Unsicherheit bei Fracht, über das Gerichtsurteil wegen Rail&Fly und einiges mehr gelästert. Wem Lesen allein nicht genügt, kann zusätzlich seinen Ohren noch etwas gönnen.

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