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Warum ist Pfingsten eventmäßig so komplett verpennt?

Haben Sie, liebe BBB-Leserinnen und Leser, sich das nicht auch schon gefragt, warum Pfingsten immer noch eventmäßig vernachlässigt wird? Wofür steht eigentlich Pfingsten? Es steht für die „Aussendung des heiligen Geistes“. Gut, es wird bezweifelt ob es ihn gibt, noch hat niemand den Heiligen Geist gesehen (und die meisten haben auch noch nichts von ihm bemerkt). Aber den Osterhasen gibt es doch auch nicht (oder doch?), die Industrie hat ihn nur sehbar und erfassbar gemacht. Das müsste für Pfingsten doch auch machbar sein.

Schauen wir uns doch mal die Erfolgsliste der Event- und Geschäftsindustrie an:

Februar – Fasching, Fastnacht, Karneval: Hochtage für Verpflegungs- und Getränkeindustrie, Süßwaren, Kostümverleih und neun Monate später bei Babyausstattungen

Februar – Valentinstag: Groß Event für Blumen und Süßwarenindustrie. Supertag für Mon Cherie.

März/April – Ostern: Die Schokoindustrie hat Konjunktur, Schokolade für wenige Cent wird durch Verformung zu einem Hasen werterhöhend in den Euro-Bereich gesteigert. Selbst Hühner haben Legestress und der Osterhase malt die Eier farbig an (das nenne ich kreative Vermarktung)

30.April – Walpurgisnacht: neues Beispiel für erfolgreiche Events. Selbst der einstmals verpennte Harz vermarktet heute Hexen nicht nur auf dem Brocken, sondern in jedem Harzstädtchen (echt klasse).

1. Mai – Tag der Arbeit. Zwar kein genereller Arbeiterfeiertag mehr, aber in Großstädten, insbesondere Berlin, noch echter Freudentag für Schreiner und Fensterglashersteller. Nach den üblichen Krawall-Protesten ist immer viel zu tun, da brummt noch tagelang das Geschäft für neue Fenster.

Anfang/Mitte Mai – Muttertag: die Blumenindustrie boomt, Umsatzexplosion bei den Restaurants („wir müssen Mutter mal wieder zum Essen einladen“), gute Zeiten für die Süßwarenindustrie (Mercie u.a.)

Mitte/Ende Mai – Vatertag: Superevent für die Getränkeindustrie

31.Oktober – Halloween: inzwischen wie Fasching im Spätherbst. Aktuellstes Beispiel für erfolgreiche Eventgestaltung, aus nichts etwas machen.

6.Dezember – Nikolaus: Klasse Event für die Schokoladenindustrie. Umgeformte Osterhasen in Nikoläuse sorgen für gute Resteverwertung des Osterevents.

Dezember – Advent: Glanzauftritt der Eventindustrie, gesponsert vom Einzelhandel.

31.Dezember – Silvester: Was feiern wir? Jahreswechsel. In aller Regel sind die Tage danach exakt wie die Tage davor. Wenn man daraus ein Event machen kann, dann muss das mit Pfingsten zweimal möglich sein.

Die Reiseindustrie muss sich diesem Thema kreativ annehmen. Reisen zu den klassischen Stätten, bei denen aktives Erscheinen des heiligen Geistes in der Vergangenheit berichtet wurde. Pfingsten muss zum Event werden für alle, die mit Fremdsprachen zu tun haben. Schauen wir mal im Fachbuch für Pfingsten, der Bibel, nach. Dort steht in Apostelgeschichte 2, 1-4, über ein Erscheinen des Heiligen Geistes: „Ein Brausen wie ein Sturm, es erschienen Zungen, alle begannen in fremden Sprachen zu reden“. Fremdsprachen und Reisen, passt doch.

Aber Heiliger Geist und Touristik, die haben sich noch nicht gefunden. Gerne hätte man gewusst, ob die letzten Umorganisationen der Großveranstalter vom Heiligen Geist befruchtet waren (oder von ihm ignoriert). Der Heilige Geist scheint außerdem an einer starken Berlin-Allergie, ja fast Berlin-Phobie zu leiden. Er weigert sich offensichtlich ganz konsequent den einen oder anderen Verband damit zu beglücken, Bundesverkehrs- oder Bundeswirtschaftsministerium vermeidet er konsequent. Landen auf einem Flughafen ist natürlich ohnehin nicht sein Fall, also auch hier Fehlanzeige. Und das eine oder andere Unternehmen in Berlin könnte gewiss so einen kleinen Erkenntnisschub vom Heiligen Geist auch gut gebrauchen.

Also es sind beide gefordert, Eventindustrie und natürlich auch der Heilige Geist selbst: macht etwas daraus! Oder wollt ihr auf Dauer in der Reihe von Blockflötentag, Tag der Jogginghose, allerlei Tiertage oder dem Welttoilettentag euer Dasein verschwenden. Übrigens ist heute, am 25. Mai, der Tag des Handtuchs, ein echter touristischer Feiertag. Aber vielleicht könnte man das Ganze auch mit dem Internationalen Kiffertag verbinden. Seit in Colorado kiffen freigegeben ist, boomen die entsprechenden Hotels.

Kurzfristig wäre allerdings ein Erscheinen des Heiligen Geistes auf Schloss Ellmau besonders wichtig. Da hätte er eine Menge zu tun.

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