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Warum sollen Urlauber moralischer sein als die Bundeskanzlerin?

Der Beginn der Ferienzeit in Deutschland ist zumeist auch eine gute Gelegenheit mal einen Satz „herauszuhauen“, der zwar nicht originell sein muss, aber in dieser Nachrichten reduzierten Zeit, „mangels Alternative“, etwas überproportional von den Medien aufgegriffen wird. Die erste „Loch Ness-Meldung“ der diesjährigen Saison betraf mal wieder die Moral der Urlauber. Es war der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig, immerhin Vorsitzender des Tourismusausschusses des Bundestages, der die Moralkeule für die Urlauber glaubte schwingen zu müssen. „Wir müssen uns fragen, ob es sinnvoll ist, in Länder zu reisen, die von einem diktatorischen Regime regiert werden“ so seine Feststellung. Die Bissigen Bemerkungen fragen hiermit öffentlich Herrn Brähmig, ob er diese Frage auch Frau Merkel vor ihrer Reise nach Afrika, speziell nach Angola, gestellt hat.
Auch für die Umsetzung dieser Forderung hat Herr Brähmig einen konkreten Vorschlag parat: „Ich plädiere dafür, in den Reisekatalogen freiwillig auch darauf hinzuweisen, wie es ein Land unter anderem mit den Menschenrechten hält“. Nur, was hätten die Reiseveranstalter noch vor ein paar Monaten in ihren Ägypten-Katalogen schreiben sollen, als die Bundeskanzlerin in Berlin den ägyptischen Staatspräsident Mubarak in der Pressekonferenz als „Freund der Bundesrepublik“ u.a. mit „wir pflegen sehr enge Beziehungen und wollen diese eher noch intensivieren“ umschmeichelte.
Das wäre doch lustig gewesen, wenn zeitgleich im TUI-Katalog gestanden hätte „im Gegensatz zu Frau Merkel warnen wir vor Ägypten. Es gibt dort im erheblichen Umfang Menschenrechtsverletzungen“. Wollen wir mal raten wie viel deutsche Bundesminister da ins Rotieren gekommen wären („das kann man doch nicht machen, das gefährdet unsere guten wirtschaftlichen Beziehungen zu Ägypten“). Garantiert auch solche, die sich normalerweise wenig um den Tourismus in Deutschland kümmern. Ich wiederhole hier in aller Deutlichkeit meine Stellungnahme zu diesem Thema: „Ich halte nichts davon, dass für Touristen höhere Moralansprüche gelten sollen, als für Politik und Wirtschaft!“
Der Besuch von China, mit der Bitte um bessere wirtschaftliche Beziehungen, ist doch beispielsweise ein wesentlicher Punkt in „der Arbeitsplatzbeschreibung“ deutscher Spitzenpolitiker. Dafür wird als Gegenleistung auch mal auf ein Gespräch mit dem Dalai Lama verzichtet.

Dabei wollen wir hier nicht noch ein anderes interessantes Thema aufgreifen, sondern nur kurz die Testfrage stellen:
Was könnte für bestimmte Länder in Afrika und Orient sinnvoller sein?
a) Touristen aus Deutschland
b) Waffen aus Deutschland
c) Chemiefirmen aus Deutschland.

Damit den BBBs keine einseitige Parteipolitik unterstellt wird, noch einige Bemerkungen zu einer Meldung aus der SPD-Parteizentrale. Aber darüber muss man sich nicht aufregen, die Gefahr droht eher, dass man sich totlacht. „Die SPD will ab kommendem Jahr mit der Vermarktung eines Kreuzfahrtschiffes kräftig Geld verdienen“, lustiger geht`s wirklich nimmer. Die Bissigen Bemerkungen bieten gegenüber jedermann eine Wette an, dass in spätestens 5 Jahren genau die gegenteilige Meldung in der Presse stehen wird: „Die SPD trennt sich wegen zu hoher Verluste von MS Princess Daphne“.

Tourismus kann nämlich wirklich nicht jeder und die Politik schon gar nicht.

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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) hat Jürgen Drensek seinen Programmvorstellungs-Marathon beendet. In Interviews mit Michael Frese und Udo Schröder werden Programmhighlights bei Dertour und in den „erdgebundenen“ Programmen von REWE besprochen. Außerdem wird über Fischland Darß berichtet.
In den akustischen Bissigen Bemerkungen gibt’s es ein kleines Resümee der Programmvorstellungen, einen Ausblick zu Griechenland und den Versuch einer Erklärung, worin eigentlich der Unterschied zwischen einer „geprüften Gästemeinung“ und einer „echten Gästemeinung“ besteht. Natürlich werden auch Brähmigs Moralforderung und der SPD-Kreuzfahrtversuch nochmals „gebissen“.

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