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Wenn auf halbem Weg der Mut verloren geht ….

Wer Richtungsweisendes auf der Lufthansa-Hauptversammlung erwartet hatte, dürfte wohl enttäuscht worden sein. Als Christoph Franz vor fast genau einem Jahr zum stellv. Vorstandsvorsitzenden der Lufthansa ernannt wurde, schienen dramatisch neue Zeiten bei Lufthansa anzubrechen. Er hatte den Mut auszusprechen, dass die Schwierigkeiten bei Lufthansa nicht nur auf die aktuelle Wirtschaftslage, sondern auch auf Schwächen im System der Lufthansa zurückzuführen seien. Dass die Presse dies nicht ganz ohne Häme begleiten würde („Lufthansa will airberliniger werden“) war zu erwarten.

In Folge wurde einiges „neu gedacht“ und wie immer auch mancher „Unsinn neu gedacht“ (Qualitätsabstriche). Angesichts des harten („unvermeidbaren“ – Originalzitat Lufthansa) Sparkurses schrie auch das Personal laut auf und der Tarifstreit mit dem fliegenden Personal ist bis heute noch nicht ausgestanden. Taktisch klug verhielten sich da beide Seiten nicht.

Auf der Hauptversammlung klang da vieles völlig anders. Mayrhuber lobte die Lufthansa und wie „toll diese sei“ und damit auch indirekt sich selbst. Auch Dividende soll es dieses Jahr wieder geben. Kann man so einen prima Vorstandsvorsitzenden in acht Monaten planmäßig nach Hause schicken? Klasse gemacht, Herr Mayrhuber, wenn man nicht wie geplant nach Hause gehen will.
Bei dieser neuen Mission wurde sein Stellvertreter und wie alle erwarten auch Nachfolger, Christoph Franz, der in den letzten Monaten die „Drecksarbeit“ machen durfte, auf der HV nicht mal namentlich erwähnt und damit ziemlich beschädigt. So etwas nennt man Kollateralschaden. Dass damit auch die Verhandlungen mit den Piloten nicht einfacher werden, muss eben in Kauf genommen werden. Dass der gerade aufgebaute Kostendruck etwas ins Wanken kommen könnte, Air Berlin wird es erfreuen.

Doch wenn man nüchtern sieht, woher bei LH im letzten Jahr das Geld kam, das jetzt zum Teil an die Aktionäre fließen soll, wird man feststellen, dass es aus den Geschäften außerhalb der Fliegerei kam. Und diese Konstellation ist in der Literatur bestens beschrieben. Im Hauptgeschäft verdient man kein Geld, nur noch außerhalb des eigentlichen Business. Man nennt so etwas auch „Vorstadium von überhaupt kein Geld mehr verdienen“.

Eine gute Sache halb machen, ist schlechter als gar nichts machen. Vielleicht hört man diese Weisheit auf der nächsten Hauptversammlung.
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In eigener Sache:
Erstens: Wie fast immer sei auf das Reiseradio (www.reiseradio.org) hingewiesen. In dieser Woche hören Sie dort vor allem ein bewegendes Interview zum Thema Trauerreisen. In den akustischen Bissigen Bemerkungen geht es dann wieder fröhlicher zu. Dort wird über einen Beschluss der EU abgelästert, das geltende Flüssigkeitsverbot ab 2013 aufzuheben. Wieder so ein Beschluss, der haarscharf dazwischen und damit klassisch daneben liegt.

Zweitens: Die „Vulkanasche“ stoppte zwar (unnötiger Weise) den Flugverkehr, bescherte den BBBs aber einen Höhenflug. Fast 20.000 Leser (nicht Klicks, sondern echte Leser) haben sich in den letzten beiden Wochen (Newsletter und Internet-Seite zusammen) die Bissigen Bemerkungen angeschaut und damit einen neuen Rekord aufgestellt. Daraus resultierte auch ein überproportionaler Neuzugang an Abonnenten für den wöchentlichen BBB-Newsletter. Vielen Dank für das Interesse.

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