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Archiv für 2017

Meine Verkehrsminister-Wunschliste

Wir haben immer noch keine neue Regierung und somit ist auch der Posten des Verkehrsministers bislang nur geschäftsführend notbesetzt. Gegen Ende dieser Bissigen Bemerkungen gibt es ein paar Vorschläge für die Nachfolge. Jetzt ist gerade die beste Zeit um Wünsche zu äußern.

 

Lieber Weihnachtsmann,

ich habe einen großen Wunsch: Bitte schicke uns im nächsten Bundeskabinett endlich einen Verkehrsminister, der sich auch mal um Luftverkehr kümmert!

Du weißt, das ist dringend nötig, wenn man sich die vergangenen Jahre ansieht.

Luftverkehr im Bundeskabinett? Unglaubliche Fehlanzeige. Vor vier Jahren wurde im Entwurf der Koalitionsvereinbarung noch das Thema “Abschaffung beziehungsweise Reduzierung der Luftverkehrssteuer” aufgeführt. In der endgültigen Fassung des Koalitionsvertrags war dieser Punkt komplett verschwunden und alle handelnden Koalitionäre beteuerten anschließend, dass sie das leider nicht bemerkt hätten. Vielleicht hat Wolfgang Schäuble das nachts heimlich gestrichen?

Oder nehmen wir den wichtigen Dauerbrenner “Single European Sky”. Er steht seit zehn Jahren auf der To-do-Liste des Verkehrsministeriums, aber bisher drückten sich alle vor einer zugegeben schwierigen Lösung. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel kennt diesen Terminus. Zumindest hat sie bei ihrer Rede zum 30. Geburtstag von Air Berlin (2009) versprochen, sich darum zu kümmern. Diese Rede hat ihr sogar eine Umarmung von Achim Hunold auf der Bühne eingebracht. Aber vielleicht darf auch deshalb das Thema nicht mehr im Kabinett erwähnt werden?

Allein die Liste der Verkehrsminister der vergangenen zehn Jahre ist aus Luftverkehrssicht eine Liste des Grauens. Hier hast du ordentlich die Rute ausgepackt, lieber Weihnachtsmann:

Alexander “Maut” Dobrindt. Ein typischer Autominister, sein Name wird zu recht im “Schwarzbuch Autolobby” angeprangert. So unverschämt wie im Diesel-Abgasskandal hat meines Wissens noch nie ein Minister seine Hand schützend über eine Branche gehalten. Im Flugverkehr ist mir nur in Erinnerung, dass er den Flughafen Leipzig als Ergänzungsflughafen, statt den weiteren Ausbau von BER befürwortete.

Peter “Zar Peter” Ramsauer. Herausragende Leistung in seiner Amtszeit war die zuletzt fast flächendeckende Renovierung aller Bahnhofs-Toilettenhäuschen in seinem Wahlkreis Traunstein. Die persönliche Einweihung erfolgte vorzugsweise zum verlängerten Wochenende Freitag oder Montag. Totales Versagen bei der Aschewolke.

Wolfgang “die Pfütze” Tiefensee. In Erinnerung blieb nur, dass er entscheidender Mitbegründer des Autobahnpilotprojektes mit dem Namen “Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft” war. Bis er dieses Wort ausgesprochen hatte, waren die Zuhörer oft schon eingeschlummert. Im Flugverkehr kann ich mich nur an seine umstrittene Zustimmung zur Verlegung des Lufthansa Cargo Drehkreuzes von Kasachstan nach Sibirien erinnern. Außer Russland erfreute das damals niemand.

Kurzum lieber Weihnachtsmann, es ist höchste Zeit für einen Verkehrsminister, der nach dem Motto verfährt: “Luftverkehr first”.

Und hier ist meine Wunschliste:

Carsten Spohr. Der Shootingstar unter den Managern in Deutschland hat klar gezeigt, wie man es machen muss, wenn man etwas im Luftverkehr durchsetzen will. Denkt sehr langfristig voraus, orientiert sich primär an Branchen- und Firmeninteresse, nutzt konsequent sein Netzwerk, kleine Kollateralschäden bei den Beschäftigten werden in Kauf genommen. Spohr hat immer einen Plan B als Alternative parat, unterscheidet sich hier von der “alternativlosen” Kanzlerin. Und das tolle daran ist, dass man erst am Ende merkt, dass sein Plan B eigentlich sein Plan A war (siehe Nichtübernahme Niki).

Thomas Winkelmann, Feuerwehrmann von Lufthansas Gnaden. Löst Probleme schon, bevor die anderen merken, dass es Probleme gibt. Teamübergreifender Player. Finanziell unabhängig, seine Altersvorsorge lässt jeden Bundestagsabgeordneten als Stümper erblassen. Könnte deshalb in den nächsten Jahren auch mit einem mickrigen Ministergehalt noch leben.

Brigitte Zypries. War in dieser Legislaturperiode schon Koordinatorin für Luft- und Raumfahrt. Hat in der Krise gezeigt, dass sie unsere Frau für den Deutschen Luftverkehr ist. Hat ratzfatz bei ihren Ministerkollegen den 150 Mio. Euro Ãœberbrückungskredit für Air Berlin zusammengetrommelt. Endlich mal eine konkrete Hilfe für eine deutsche Luftverkehrsgesellschaft, wenn auch zu spät. Hat Lufthansa kraft Ministerwort zum nationalen Champion erklärt. Verbietet deutlich Lufthansa-Bashing wegen derer überhöhter Flugpreise nach dem Ausfall der Air Berlin-Flüge. Dieser Einsatz für eine Branche hat Dobrindt-Format – und das endlich mal für Luftverkehr.

Michael Garvens. Hat als ehemaliger Flughafenchef von Köln/Bonn nicht nur Zeit, sondern auch ein vorzeigbares Parteibuch (CDU). Sicherlich könnte wegen seines letzten Jobs noch etwas Ärger nachkommen, aber ein Skandal in der Vergangenheit ist für einen Minister eher eine Auszeichnung. Er würde im Ministerium aufräumen, da würden schnell einige Mitarbeiter verschwinden müssen.

Auf keinen Fall möchte ich den amtierenden geschäftsführenden Verkehrsminister, Christian “Glyphosat” Schmidt, behalten. Er macht das quasi nebenberuflich zu seinem Landwirtschaftsjob. Menschen, die so leichtfertig mit Gift umgehen, können wir nicht brauchen! Das ganze Thema kontaminierte Kabinenluft reicht ja schon.

Lieber Weihnachtsmann, du musst hier etwas tun. Aber bitte, bitte, sage nicht Hans Rudolf “bester Fluggesellschaft-Verkäufer aller Zeiten” Wöhrl, dass ein Luftverkehrsprofi gesucht wird. Er meldet sich schneller als Niki Lauda!

Dein Karl Born

 

Diese Kolumne erschien am 21.12.2017 auch bei airliners.de

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Hurra, die Flugpreise steigen.

Hurra, die Flugpreise steigen!

Air Berlin ist vom Markt verschwunden, die Preise steigen. Auch das Kartellamt interessiert sich inzwischen dafür. Aber ich habe die wahren Schuldigen bereits ausgemacht: Es sind die bösen Algorithmen.

Ich freue mich über jede aktuelle Preiserhöhung bei Lufthansa. Zugegeben, dieses Postulat ist etwas von Häme geprägt. Häme all jenen gegenüber, denen die Zerschlagung der ehemals zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin nicht schnell genug gehen konnte.

Häme auch jenen Politikern gegenüber, die voller Vorfreude den nationalen Champion Lufthansa ausriefen – allen voran der damalige Bundesverkehrsonkel Alexander Dobrindt (CSU). Ãœberhaupt sind Politiker schnell dabei, nicht unnötig über solche Probleme nachzudenken. Getreu dem Motto: “Der Markt wird es doch ohnehin regeln.”

Und genau das macht er jetzt, der Markt, er regelt die Engpässe über einen höheren Preis. Toll, unsere Marktwirtschaft funktioniert.

Einige hoffen auf die EU

Ich wundere mich auch über einen Großteil der Mainstream-Medien, die jetzt die höheren Flugpreise anprangern. Eine bekannte Münchner Tageszeitung jammerte schon in der Ãœberschrift: “Selten war Fliegen vor Weihnachten so teuer.” Fehlte nur noch der Zusatz: “Die Weihnachtsgeschenke werden auch kleiner.”

Ein paar ganz Schlaue hoffen jetzt auf die europäische Kartellaufsicht. “Die sollen jetzt ganz genau prüfen, auch wenn es länger dauern sollte”, hört man hoffnungsvoll immer wieder. Leider steht ein Großteil der von Lufthansa zu übernehmenden Air-Berlin-Flugzeuge auf dem Rollfeld des BER, der damit zumindest jetzt den Anschein erweckt, er sei ein Flughafen (doch Vorsicht: Er ist nur ein Flugzeug-Abstellhafen).

Staatsfeind Algorithmus

Aber liebe Kartellfreunde, je länger diese Prüfung dauert, desto länger fehlen die Air-Berlin-Flugzeuge im Kranich-Netz. Die Preiserhöhungen resultieren ja nicht nur aus der Erhöhung der Nachfrage, weil ein Anbieter fehlt, sondern auch, weil schlicht die entsprechende Flugkapazität fehlt.

“Natürlich sind nicht Herr Spohr und seine Verkaufsmitarbeiter” an der aktuellen “Abzocke” der Fluggäste schuld, es sind vielmehr “die Algorithmen, die dem Buchungssystem zugrunde liegen”. Denn diese Algorithmen reagieren ganz einfach: “Ein Flug läuft schnell voll, also sofort die Preise erhöhen”.

Da haben wir den Täter – willkommen in der schönen Welt 4.0 (oder welche Zahl wir dahinter schreiben wollen). Aber auch für das dritte Ärgernis ist der Computer verantwortlich. Es müssen zur Zeit mehr Passagiere am Gate wegen Ãœberbuchung zurückbleiben.

Verwunderte Stammkunden

Warum? Der Algorithmus ist von den No-Show-Raten der Vergangenheit bestimmt. Aber auf Grund der bekannten Kapazitätsengpässe stimmt diese Quote aktuell nicht. Der Algorithmus wird sich natürlich selbst lernend auf die neue Situation einstellen; die Frage ist, nur wie lange er dazu braucht …

Natürlich trifft das nicht nur ehemalige Air-Berlin-Fluggäste, die jetzt teurer fliegen müssen, sondern auch Lufthansa-Stammkunden. Die wundern sich plötzlich, dass bei ihrem Stammflug, bei gleichbleibender Buchungsgewohnheit, der Flug teurer ist. Vor dem Algorithmus sind eben alle gleich.

Das trifft natürlich nicht nur bei Lufthansa zu, sondern auch bei Easyjet und allen anderen. Apropos. Sehr interessant zu beobachten, wie Easyjet in Berlin mit der Anwerbung von neuer Crew seriös umgeht. Also Eurowings, da Ihr immer drastisch die Kosten senken wollt, um auf das Niveau eurer Billigflug-Konkurrenten zu kommen, ihr dürft euch gern mal auch in die andere Richtung anpassen.

Dieser Beitrag erschien auch am 23.11. als “die Born-Ansage” bei airliners.de

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Was hat ein totes Pferd mit Tourismus Lobby zu tun?

In den nächsten Tagen wird sich entscheiden, wie wichtig Jamaika den Tourismus nimmt. Natürlich ist nicht die attraktive Tourismusinsel Jamaika gemeint, sondern dieses mehr als sonderbare bis peinliche Schauspiel in Berlin, das sich Sondierungsgespräche zu einer eventuellen Jamaika-Koalition nennt. Unabhängig davon wie diese Gespräche ausgehen werden, erfolgreiche Lobbyarbeit muss bereits jetzt gemacht werden. Ich bin sicher, dass Automobil-, Bauern- Energie- und Pharmaverband ihre Themen wie immer bereits bei den handelnden Personen platziert haben.

Wir, die BBBs, erinnern uns, dass im letzten Koalitionsvertrag nur 14 Zeilen!! (bei insgesamt 185 Seiten) sich mit dem Thema Tourismus beschäftigten. Da wurde dem „Jobmotor Tourismus“ deutlich die Grenzen aufgezeigt. Unglaublich war damals, dass zwischen Entwurf der Koalitionsvereinbarung und der endgültigen Fassung das Thema Luftverkehrssteuer auf wundersame Weise und fast unbemerkt komplett verschwunden war. Nicht einmal ein Prüfungsauftrag zur Abschaffung war übrig geblieben. Dementsprechend wurden in den letzten vier Jahren auch nicht mehr ernsthaft im Kabinett darüber gesprochen.

Vor vier Jahren, also zu Beginn der letzten Regierungskoalition, schrieben die BBBs drei große touristische Wünsche zur Klärung auf (siehe BBB vom 30.12.2013).
1.Luftverkehrssteuer
2. Neue Pauschalreise-Richtlinie (wurde damals schon seit einiger Zeit in Brüssel ausgebrütet)
3. Gewerbesteuer-Zurechnung
Die Bilanz dazu nach vier Jahren ist aus touristischer Sicht eine Katastrophe.

Zum Thema Gewerbesteuer-Zurechnung ist mir vor kurzem ein Zitat aufgefallen, das sehr tief blicken lässt. In Travel tribune (Nr. 38/17, Seite 13) wird der DRV-Vorsitzende Fiebig wie folgt zitiert:
„Wir haben bei diesem Thema auf die Politik eingeredet wie auf tote Pferde, doch niemand hat die heiße Kartoffel angefasst“.

Wenn Helmut Schmidt mal meinte, „wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, dann meine ich, wer mit toten Pferden spricht, braucht mindestens zwei Ärzte. Abgesehen davon, ist es nicht gerade intelligent die Regierung als totes Pferd zu bezeichnen – selbst wenn es stimmt. Aber am schlimmsten ist die Schlussfolgerung, „wir haben es versucht (wenn auch untauglich), aber es hat nichts bewirkt“. Es geht nicht um Taten, sondern, „an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ (Matthäus 7,16).

Für alle, die nicht so mit dem Thema vertraut sind in vereinfachter Kurzform: Der Gesetzgeber beschließt ein Gesetz. Ein Finanzamt legt das Gesetz anders aus, als es gemeint war. Eigentlich gäbe es nur eine logische Folgerung, der Gesetzgeber stellt nochmals klar, wie das Gesetz gemeint war. Aber, unerwartete Geldeinnahmen vor Augen, lehnt sich der Gesetzgeber (wahrscheinlich angetrieben von Schäuble) zurück, mit dem Argument, warten wir ab wie die Finanzgerichte entscheiden. Heißt deutlich gesagt: der Gesetzgeber wartet darauf, dass ihm ein Gericht sagt, wie sein Gesetz gemeint war. Perverser geht´s nimmer.

Als die Bundeskanzlerin Merkel auf dem BTW-Gipfel in Berlin ebenfalls den Unsinn sagte, „warten wir hier die Entscheidung der Finanzgerichte ab“ und außerdem noch beim Thema Pauschalreiserichtlinie ebenso falsch meinte „hier stehen sich Brancheninteressen und Verbraucherinteressen gegenüber“, blieb dies ohne jede Anmerkung des Veranstalters. Beim Weggang gab es sogar standing ovations der anwesenden Manager. Nur wenige, wie ich, blieben sitzen. Eine Jubelveranstaltung für die Kanzlerin bzw. für andere Spitzenpolitiker braucht kein Mensch.

Eine Erfolgsbilanz für die Tourismuslobby sieht jedenfalls anders aus.

Deshalb möchte ich heute etwas Werbung für den touristischen Verbandsnewcomer VUSR machen. VUSR steht zwar für „Verband unabhängiger selbständiger Reisebüros“, er hat sich aber inzwischen als Sprachrohr des Vertriebs insgesamt stark gemacht. Die nächste Versammlung steht für den 17.11. im Interconti in Berlin an. Ein Protagonist der „Bewegung“ (so nennt man das seit Macron) meinte der 17.11. könnte der Durchbruch werden. Die Tagesordnung ist exakt auf die aktuellen Vertriebsprobleme zugeschnitten.
Einen Tagesordnungspunkt „wie spricht man mit toten Pferden“ konnte ich nicht entdecken.

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Ein zweifelhaftes Flughafen-Jubiläum

In rund zwei Wochen, am 23.11.2017, sind genau 2.000 Tage seit der spektakulär geplatzten Eröffnungsfeier von 2012 vergangen. Als ich in den Bissigen Bemerkungen vom 2.3.2015, anläßlich 1.000 Tage Nicht-Eröffnung, schrieb „merken Sie sich den 23.11.2017 vor, dann sind schon 2.000 Tage seit Nichteröffnung vergangen“, hatte das jeder als Scherz aufgefasst. Zumal der damalige BER-Chef Hartmut Mehdorn, kurz vor seinem Rausschmiss noch verkündet hatte: „Der BER wird immer fertiger und fertiger“. Der gute Konrad Duden soll ob dieser „sprachlichen Glanzleistung“ im Grab rotiert sein.

Aber es ist in zwei Wochen nun tatsächlich soweit. Party, Party, ist angesagt. Und warum nicht? Offensichtlich haben die Berliner Airliner kein Problem damit, vor allem Niederlagen so richtig zu feiern (Hertha BSC Syndrom?), siehe Ankunft des letzten Air Berlin-Flugzeuges in Tegel. Was es da zu feiern gab ist mir ein Rätsel.Totenmesse für die Airline wäre angebrachter gewesen. Einige Protagonisten sollen angeblich noch morgens um ½ 6 im Borchardt gesehen worden sein. Mit ähnlicher Begründung wie “letzter Flug“ kann man dann auch „Nicht-Flughafen BER“ feiern. Zumal diese Nichteröffnung natürlich auch einer der Sargnägel für Air Berlin war. Eine Beziehung ist also da.

Spötter haben natürlich auch schon längst Erfolge des BER ausgemacht. Emissionsärmster Flughafen der Welt, einziger Flughafen, der alle Lärmrestriktionen weit unterbietet, Flughafen mit der längsten Nachtschließungszeit der Welt (20.00 Uhr bis 20.00 Uhr), einziger Flughafen, der eine special Eröffnung für ein Panda-Pärchen machte und sofort danach wieder den Flughafen schloss. Wer die Live-Übertragung im TV sah oder sogar vor Ort war, wird auch registriert haben, dass bei der Löschwasser-Begrüßung durch die Flughafen-Feuerwehr, nur ein Löschfahrzeug richtig funktionierte, während das andere etwas prostatamäßig vor sich hin tröpfelte. War ja zum Glück kein Notfall.
Und welcher Flughafen kann einen Halbmarathon (ein kompletter Marathon würde zum BER nicht passen) über die Start- und Landebahnen führen. Und wenn es dann dunkel wird (schlau getimt) sieht man auch nicht was ist fertig, was nicht und was wird wahrscheinlich nie fertig werden.

Aber die Kernkompetenz der beteiligten Flughafen (Nicht-) Bauer, vorneweg der Berliner Senat, liegt auch nicht auf dem „BAUEN“, sondern mehr beim Thema Flughafenschließung. 2008 wurde der funktionierende Flughafen Tempelhof schlechtgeredet und wahrheitswidrig zum rechtlichen Hindernis für den BER erklärt. Aber diese „Hindernis-Beseitigung“ hat dem BER nicht geholfen. Ähnliches passiert jetzt mit dem Flughafen Tegel. Eine unnötige Schließungs-Diskussion JA oder NEIN verhindert den Blick auf die wesentliche Frage: Was ist „jetzt“ zu tun, um diesen Flughafen noch über Jahre hinweg in einen funktionierenden Zustand zu bringen.

Wenn ich Regierender Bürgermeister wäre, würde mich ein solcher Artikel wahnsinnig machen: „Türkei baut riesigen Flughafen in Rekordzeit“. Im Juni 2014 (also 2 Monate nach Nicht-Eröffnung BER) war Spatenstich und am 28. Oktober 2018 soll Eröffnung sein. Er soll gleich zu Beginn 90 Mio. Passagiere abfertigen können, also ein Vielfaches von der Kapazität des BER. Wieso kann das Istanbul und Berlin nicht?

Also liebe Berliner, auf zur BER-Nichteröffnungsparty am 23.11.2017. Und dass man im BER gut feiern kann, wurde vor kurzem schon im Praxistest nachgewiesen. Am 22.6.2017 feierte der Verband der Bauindustrie sein Sommerfest im BER-Terminal. Ausgerechnet der Verband der Bauindustrie, ganz schön makaber. Gerüchteweise soll demnächst ein großer Kongress gegen Aviophobie (Flugangst) in den Räumen des BER stattfinden. Kongress-Untertitel: „Keine Angst, von hier werden sie garantiert nicht abfliegen“.

Zuletzt noch einen Trost an alle, die am 23.11.2017 nicht zum Feiern zum BER kommen können. Reservieren Sie sich schon mal den 19.8.2020, da steht die Feier 3.000 Tage Nicht-Eröffnung BER an. Diese Party soll noch größer werden. Und da will Bundeskanzlerin Merkel auch ihre 2012 ausgefallene Rede nachholen, denn bis zur eventuellen BER-Eröffnung kann sie nicht mehr warten. Thema der Rede: Wir schaffen das.
An dieser Stelle darf dann auch gelacht werden.

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Weltmeister im Meckern: Wie viele Deutsche versuchen, noch nach dem Urlaub den Reisepreis zu drücken

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„Air Parchim“ – wie „sick“ ist das denn?

Früher hieß es “blau machen” oder “den gelben Schein abholen”, wenn man sich krank meldete, ohne so richtig krank zu sein. Die moderne Variante, vor allem ab einer bestimmten Gehaltsklasse, nennt man “Sick out”. Und genau das machten 200 Piloten der Air Berlin, mit gleichzeitigen, natürlich “unabgesprochenen” Krankmeldungen. Ich nenne das eher: “Da versuchen einige den dünnen Ast abzusägen, auf dem sie sitzen.”

Am Ende des Tages war das dann überraschenderweise doch nicht die Top-Nachricht des Tages. Bei “Bild.de” rangierte ganz oben: “Jetzt wollen die Chinesen bei Air Berlin einsteigen – und Air Berlin aus der Stadt aufs Land verlegen.”

Ja ist denn schon wieder 1. April?
Da will doch tatsächlich der chinesische Unternehmer Jonathan Pang, der mit seiner Gesellschaft Link Global vor zehn Jahren den Flughafen Parchim (internationale Bezeichnung: Schwerin-Parchim International Airport) übernommen hat, für die komplette Air Berlin bieten und den insolventen Carrier (oder zumindest Teile davon) in den hohen Norden verlegen.
Ich habe alle verfügbaren Kalender durchgesehen, aber in keinem stand, dass wir nun den 1. April haben.

“Viele Ideen, kein Ergebnis”
Kenner der Parchimer Flugszene entlockt das natürlich nur ein müdes Lächeln, denn seit zehn Jahren soll Parchim (laut Homepage des Flughafens “im Zentrum von Europa gelegen”) schon zu einem internationalen Drehkreuz ausgebaut werden. “Viele Ideen, kein Ergebnis – die unendliche Geschichte des Flughafens Parchim”, nannte es mal der Deutschlandfunk.
Tatsächlich ließ Link Global immer wieder Zahlungstermine verstreichen und führte erforderliche Baumaßnahmen nicht aus. Das Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern prüft seit 2010 einen weitgehenden Forderungsverzicht. Die Flughäfen Lübeck und Hahn lassen herzlich grüßen …

Auch will Pang in Parchim seit einem Jahrzehnt eine Shopping-Mall hochziehen. Das Luxus-Outlet-Center soll etwa 12.000 Quadratmeter groß werden. Hauptsächlich chinesische, russische und arabische Kunden sollen die Mall besuchen – die Investoren rechnen pro Tag mit 3000 Passagieren in Parchim. Wird Air Berlin dann bald als eine Art Reisebus fungieren, der die kaufwillige Kundschaft zu den Luxus-Heizdecken nach Parchim bringt? Immerhin wäre die Langstrecke damit ausgelastet.

Wenn man sich mal amüsieren will, kann ein Blick auf die Homepage des Flughafens lohnen. Dort wirbt der Airport unter anderem mit: geringeren Kosten als an anderen Flughäfen, Betriebserlaubnis 365 Tage, 24 Stunden täglich, alle Flugzeugtypen (inklusive der A380) können abgefertigt werden. Da lacht doch jedes Berliner Flughafenherz.

Höhe stellt sogar Wöhrl in den Schatten
Und was die Air-Berlin-Nachricht krönt: Die Chinesen wollen angeblich eine Milliarde Euro bieten. Richtig gelesen, eine eins und dahinter neun Nullen! Da hat es aber dem fränkischen Anbieter Hans Rudolf Wöhrl glatt den Tag verhagelt. Sein angekündigtes sensationelles Angebot, das fast alle Medien als eine halbe Milliarde Euro benannt hatten, wurde locker verdoppelt. Tatsächlich ist das Angebot von Hans Rudolf Wöhrl nur die festzugesagten 50 Millionen Euro wert – der Rest ist Fantasie. Das kann er doch selbst nicht ernst meinen, was er hier anbietet. Seinem Buch wird es helfen, aber dieser “Traum wird nicht zum Fliegen kommen”.

Auto-Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat als Reaktion auf das Angebot aus Fernost direkt noch einmal klar gestellt, dass die Mehrheit des Eigentums und die Kontrolle über eine europäische Fluggesellschaft auch von Europäern gehalten werden muss. Kleine Fußnote Dobrindts für alle, die das Angebot wirklich ernst nehmen.

Wöhrl + Pang = “LUFTfahrt”
Das schreit nach einer unkonventionellen Lösung: 51 Prozent bekommt der Franke Wöhrl und 49 Prozent wandern auf das Konto des Heizdecken-Chinesen. Dieses Gemeinschaftsunternehmen dürfte zu Recht in seinem Namen das Wort “Luftfahrt” führen, wobei die Betonung auf dem ersten Teil des Wortes liegen sollte.

Auch der letzte Gedanke in dieser Kolumne gilt nochmal unserem Schienen-Heini Dobrindt. Er forderte die “kranken Air Berlin-Piloten” wieder zur Arbeit auf. Ausgerechnet Dobrindt, der vier Jahre lang luftfahrttechnisch nicht viel gearbeitet hat, meint dies sagen zu müssen. Deshalb ordne ich seine Aufforderung unter: “Das Wort zum (Wahl-)Sonntag” ein.
Wie hält es der Chinese eigentlich mit der Arbeit?

Diese Kolumne wurde auch als „Die Born-Ansage“ bei airliners.de veröffentlicht.

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Unklare Rechtslage

„Unklare Rechtslage“
Focus, 9.9.17

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Die drei Affen und Reisehinweise für die Türkei: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen

Wer gedacht hatte, ich hätte vor 10 Tagen bereits über den unsinnigsten Reisehinweis des Auswärtigen Amtes gelästert (siehe BBBs vom 27.8.2017 „Die Geschichte des Reiserechts muss umgeschrieben werden – dank Sigmar Gabriel“), der wird diese Woche überrascht sein. Gabriel und das Auswärtige Amt können noch viel unsinniger und widersprüchlicher Reisehinweise formulieren.

Zitat: „Seit dem Putschversuch im Juli 2016 wurden in der Türkei vermehrt deutsche Staatsangehörige willkürlich inhaftiert. Dabei waren weder Grund noch Dauer der Inhaftierung nachvollziehbar. Mit derartigen Festnahmen ist in allen Landesteilen der Türkei einschließlich der touristisch frequentierten Regionen zu rechnen.“

Bitte genau lesen, es wird jetzt ausdrücklich auch vor „willkürlichen“ Festnahmen in den “touristisch frequentierten Regionen“ gewarnt.

Leider geht es noch weiter so: „Entgegen ihrer völkerrechtlichen Verpflichtungen hat die Türkei in einigen dieser Fälle den deutschen Auslandsvertretungen in der Türkei den konsularischen Zugang zu den Gefangenen erst mit teilweise mehrmonatiger zeitlicher Verzögerung gewährt.“

Frage: Hat es jemals einen solchen Reisehinweis bezogen auf irgendein Land gegeben, der nicht augenblicklich in eine Reisewarnung umgesetzt wurde?
Können jetzt Auswärtiges Amt, Deutscher Reiseverband und Reiseveranstalter noch länger die drei Affen spielen: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen?
Glaubt jemand ernsthaft, diese „Nicht-Reisewarnung“ würde vor einem Gericht bestehen, wenn jemand wegen der „kostenpflichtigen“ Stornoregelung klagt?
Ist es abwegig, dass ein evtl. inhaftierter Tourist gegen das Auswärtige Amt klagt wegen unterlassener Reisewarnung?

Für ein paar übriggebliebene Ignoranten in Bezug auf Türkei-Reisewarnung seien hier einige Lieblingsargumente widerlegt:
–Ja, es gibt noch viele andere Reiseländer, die politisch umstritten sind und deren Demokratie stark eingeschränkt bzw. überhaupt nicht vorhanden ist. Aber, und das ist der entscheidende Unterschied, in keinem dieser Länder werden deutsche Staatsbürger willkürlich verhaftet und es sitzen auch keine 56 deutsche Staatsbürger in deren Gefängnisse.
–Ja, Attentate können überall passieren, da scheinen die Tourismusdestinationen der Türkei nicht gefährlicher als anderswo. Aber bei der aktuellen Diskussion Reisewarnung für die Türkei Ja oder Nein, geht es nicht um die Gefahr von Attentaten, die Gefahr dort hat einen anderen Namen: Erdogan.
–Ja, liebe Schnäppchenjäger, die Türkei ist sehr preiswert. Es gibt dort sogar einen Platz, wo Vollpension kostenlos ist. Nur mit dem Strandleben ist es während dieser Zeit etwas schwierig.

Je intensiver man die neuen Reise-„Hinweise“ liest, desto irrwitziger wird das Ganze. Steht dort doch tatsächlich:

„Seit Anfang 2017 wurde deutschen Staatsangehörigen in zahlreichen Fällen an den Flughäfen in der Türkei die Einreise verweigert. Die betroffenen Personen mussten nach einer Wartezeit in Gewahrsam von mehreren Stunden bis zu wenigen Tagen ihre Rückreise nach Deutschland antreten. Dabei wurden ihnen zum Teil auch ihre Mobiltelefone abgenommen. Von einer Einreiseverweigerung betroffenen deutschen Staatsangehörigen wird geraten, Kontakt mit der nächsten deutschen Auslandsvertretung aufzunehmen und bis dahin keine Aussagen ohne Anwesenheit eines Anwalts und eines Dolmetschers zu machen oder Dokumente zu unterschreiben, deren Inhalt sie nicht verstehen.“

Das hat bislang noch keiner der von einer Einreiseverweigerung Betroffenen geschafft, während seiner Inhaftierung Kontakt zur nächsten deutschen Auslandsvertretung aufzunehmen. Wie weltfremd ist denn das?

Liebe Beamte des Auswärtigen Amtes, lieber Minister Gabriel, liebe Tourismusverantwortliche, könnt ihr eigentlich nachts noch gut schlafen?

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Dumme und falsche Argumentation

„Dumme und falsche Argumentation“
Travel tribune, 35/17 31.8.17

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Zahl der Touristen steigt seit Juni wieder

Zahl der Touristen steigt seit Juni wieder“
Tagesspiegel online, 25.8.

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