Abstieg, oh weh
Fußballfans kennen diesen tränenreichen Moment: Abpfiff im Stadion und der Abstieg steht fest. Time To Say Goodbye. Aber heute geht es nicht um Fußball-Abstieg, sondern um den Abstieg aus dem DAX. Seit 1990 spielte TUI (formerly named Preussag) in der 1. Liga. Bis jetzt.
„Nie mehr 2. Liga“ ist ein Supersong, „nie mehr 1. Liga“ weniger lustig. Denn ein Wiederaufstieg ist noch schwieriger als beim Fußball. Bislang schaffte dies nur ein einziges Unternehmen: Continental.
So ganz überraschend kommt das alles nicht. Schon am 30.8.2004 konnte man in den BBBS lesen: „Neues von der Bundesliga: Erstmals kämpft ein Logo gegen den Abstieg“. Damals war TUI, wie ein Wunder, nicht abgestiegen. Aber Wunder wiederholen sich selten. Und eines ist dieses Jahr ganz anders. Der von TUI gesponserte Fußballverein Hannover 96 steht auch auf dem letzten Platz. Hoffentlich berappeln sich wenigstens diese bis Ende der Saison. Denn „alter Arbeitgeber und Lieblingsverein abgestiegen“, da bekommt auch der Autor Beiß-Schmerzen.
Jetzt ist so ein Abstieg natürlich nicht gleich das Ende Welt. Jedes Schlechte beinhaltet irgendwo auch etwas Gutes (sagt man zumindest):
— TUI-CEO Frenzel ist nicht mehr dienstältester DAX-Chef. „Dienstältester“, das klingt nicht gerade frisch. Zumindest für einige Zeit ist er jetzt „dienstjüngster M-DAX Chef“, das klingt doch gleich jungendlicher.
— Ebenso muss Frenzel künftig nicht immer sein Gehalt in der Zeitung lesen. Die Gehälter der M-DAX Chefs interessiert kein Schwein.
— Die Presseabteilung der TUI AG hat künftig auch weniger Arbeit. Die „üblichen DAX-Umfragen“, wo der Chef Urlaub macht, was TUI zu x und zu y meint, fallen weg.
— Da es ohnehin ein (inzwischen unbestrittener?) Fehler war, dem Konzern den gleichen Namen wie dem Veranstalter zu geben, strahlen jetzt negative Nachrichten nicht mehr so stark auf den Veranstalter ab (weil von geringerer öffentlicher Bedeutung).
— Und nicht zu vergessen, wenigstens hieß der Aufsteiger nicht Salzgitter. Da hätten einige Preussag-Altaktionäre kräftig in ihre Aktie gebissen (wenn nicht sogar woanders hin).
Der Aufsteiger heißt K+S, ein offensichtlich sehr erfolgreicher Düngemittelproduzent. Da haben sich die BBBs doch aus Interesse mal die Zusammensetzung von Vorstand und Aufsichtsrat angesehen. Und über welchen Namen stolpert man da? Frau Jella S. Benner-Heinacher, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz . Klingelt es, lieber Leser?
Na klar, die Frau sitzt auch im Aufsichtsrat der TUI AG.
War doch „besonders lustig“ in 2007. Da kündigte der Vertreter der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Wolfgang Krafczyk, Nichtentlastung von Vorstand und Aufsichtsrat an und seine Chefin sitzt oben auf dem Podium im Kreis der Aufsichtsräte. Aber so etwas von pikant.
Natürlich kann man mit Frau Benner-Heinacher diesen Joke nicht zweimal machen. Dieses Jahr, so hörte man es zumindest aus den Kulissen, sorgte sie persönlich rechtzeitig dafür, dass der aufmüpfige Kraftzyk nicht wie gewohnt auf der TUI HV sprechen durfte.
Na wie auch immer. Das ist wahrscheinlich auch einmalig in der DAX-Geschichte. Mit Frau Benner-Heinacher steigt ein Aufsichtsrat (mit TUI) ab und gleichzeitig (mit K+S) auf. Komischerweise fällt einem da der Volksmund mit dem Spruch ein „Kratzende Katzen fallen immer auf die Füße“. Aber streichen wir das wieder.
Etwas anderes ist wesentlich wichtiger und ziemlich ernst zu nehmen. Als einer der Begründungen für den fast kometenhaften Aufstieg von K+S wird der steigende Bedarf der Schwellenländer an Düngemittel genannt. „Düngemittel statt Tourismus“ für die positive Entwicklung der 3. Welt? Darüber sollte man mal nachdenken.
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