Bayern nicht mehr Nummer Eins
Die Rede ist natürlich nicht vom FC Bayern, sondern vom Tourismusland Bayern. Erstmals ist Bayern nicht mehr das am meisten besuchte Inlandsziel der Deutschen. Der neue Spitzenreiter heißt Mecklenburg-Vorpommern. Die neuen Zahlen stammen auch nicht vom ADAC (auch nicht von Angela Merkel), sondern von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (F.U.R) und gelten deshalb als seriös.
Wie kann das sein, werden nun jene fragen, für die Bayern auf Platz 1 bisher selbstverständlich war. Zum einen hat Mecklenburg-Vorpommern in den letzten Jahren sehr viel in Qualität auf allen Ebenen investiert, zum andern muss man sich allerdings auch fragen, ob die Willkommenskultur in Bayern „noch die alte“ ist.
In Ruhpolding protestiert eine Bürgerinitiative gegen ein neues Hotel, obwohl der Stadtrat mit sehr großer Mehrheit dieses Projekt befürwortete. Ruhpolding? Das ist doch Tourismusgeschichte. Stimmt. Ruhpolding ist der Traditionsort im Deutschland-Tourismus. Unmittelbar nach dem Krieg kamen die Urlauber aus Deutschlands Norden nach Ruhpolding und wurden von den Einheimischen mit der Blaskapelle vom Bahnhof in den Ort geleitet. Dort räumten die bayrischen Gastgeber ihre Schlafzimmer für die Touristen leer und nächtigten selbst in dieser Zeit in ihren Stallungen (kein Scherz, in allen Chroniken nachzulesen).
Gut, die Bürgerinitiative ist klein, aber ihre Organisatoren sind in einem Alter, dass man fast annehmen müsste, sie hätten die Tourismusblütezeit von Ruhpolding persönlich miterlebt. Aber Ruhpolding ist kein Einzelfall. Auch am Tegernsee, wo die gleiche Hotelgesellschaft wie oben auch Bauinteresse hat, gibt es Widerstand. Ganz „normale Touristen“ will man wohl am edlen Tegernsee überhaupt nicht haben.
Wobei die planende Hotelgesellschaft bereits an ihrem bisherigen Standort bewiesen hat, dass sie „qualitativ gute“ Touristen (könnte man als 4-Sterne-Tourismus bezeichnen) dort bewirten will.
Aus Wettbewerbsgründen sollte man vielleicht noch hinzufügen. Das erste Hotel dieser Gesellschaft wurde vor einem Jahr eröffnet. Raten Sie mal wo? Exakt, in Mecklenburg-Vorpommern, mit einer durchschnittlichen Auslastung von 90%. Das nächste Hotel wird im April in Grömitz eröffnet werden, Bundesland Schleswig-Holstein (jetzt schon vor Eröffnung mit traumhafter Vorausbuchung). Beide Hotels mit hoher Identifikation zur Gemeinde. Danach wird ein Hotel in Bad Saarow eröffnet werden, Bundesland Brandenburg.
Aufpassen Bayern wo die Musik spielt, sonst wird das nichts mehr mit der Rückkehr zur Spitze.
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Nachtrag zur BBB von letzter Woche und Frauenquote.
Der Tagesspiegel in Berlin hat sich mal angesehen, ob nur die Wirtschaft ein Problem mit der Frauenquote in Aufsichtsräten hat oder auch die Politik selbst. Siehe da, im Berliner Flughafenaufsichtsrat haben die Eigentümer (Berlin, Brandenburg und Bund) von zehn Eigentümerplätzen nur einen mit einer Frau besetzt. Wie lautet das Sprichwort von „an die eigene Nase fassen“?
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