Reisen zu „falschen Urlaubs-Freunden“
Nein, das ist nicht der 1000. Aufguss von Wullfies Urlaubsreisen zu seinen Wirtschafts-„Freunden“. Hier geht es um den 1000. Aufguss des alten Gequengels von Reise-Kritikern, man solle keinen Urlaub in totalitären Staaten verbringen. Neu aufgebrüht wurde diese Geschichte unter der Überschrift „Urlaub beim Diktator“ in der „Welt am Sonntag“ vom 22. Januar (und Welt online), allerdings fast fair in einer Gegenüberstellung von pro und contra.
Zusätzlich wäre hier allerdings noch die Frage zu klären „wie kann der Urlauber überhaupt wissen“ ob in seinem potenziellen Urlaubsland ein Diktator herrscht? Schließlich haben wir alle im letzten Jahr erfahren, wie „überrascht“ Merkel, Westerwelle und Co. waren, als sie erfahren haben, dass der liebe Herr Mubarak und der noch liebere Herr Gaddafi Diktatoren gewesen sein sollen, die eben so „überraschend“ einem totalitären Regime vorstanden (wobei bis kurz vorher völlig unbekannt war, was „Regime“ überhaupt bedeutet).
„Herr Mubarak ist ein großer Freund Deutschlands“, wurde öffentlich von Frau Merkel bei einem seiner letzten Besuche in Deutschland im TV verkündet. Dann wird man doch auch seinen Freund in Ägypten besuchen dürfen. Wobei wir uns fast alle (sehr gerne) mit seinen Untertanen zufrieden geben mussten. (Siehe auch die Bissigen Bemerkungen vom 25.7.2011 „Warum sollen Urlauber moralischer sein als die Bundeskanzlerin?“)
Ist es dem Touristen nicht auch „verboten“ in Staaten zu reisen, in denen es noch die Todesstrafe gibt? Hoppla, dann ist es mit den Reisen in die USA leider auch vorbei. Da möchte ich gerne die Reaktion unserer regierenden Madame erfahren, wenn man ein „Reiseverbot in die USA“ postulieren würde.
Und wie ist es mit Myanmar (früher Burma), das sich neuerdings immer stärker für ausländische Touristen öffnet. Darf man da jetzt gleich hinfahren oder sollte man noch eine Schamfrist abwarten?
Und jetzt gibt es noch eine neue Moralfront: „Cook verkauft Töchter“.
Haben Sie diese Überschrift in der aktuellen fvw gelesen? Ist das nicht schlimm, trotz aller Integrationsbemühungen werden immer noch „Töchter verkauft“ (und auch noch in aller Öffentlichkeit angeboten). Demnach müssen sich Touristen aus moralischen Gründen nicht nur Gedanken darüber machen „wohin sie reisen“, sondern auch mit „wem sie reisen“.
Allerdings kommt das ganze bei Cook nicht von ungefähr. Schließlich hatte Thomas Cook selbst eine schlimme Kindheit (siehe Financial Times Deutschland vom 30.11.2004: „Karstadt/Quelle will seine Tochter Thomas Cook verpfänden“). Auch damals war schon vom „Verkauf der Tochter“ die Rede, was die BBBs am 27.12.2006 zur Bemerkung veranlasste: „Es ist schwer zu beurteilen was schlimmer für das Kind Thomas Cook ist, verkauft oder verpfändet oder behalten zu werden“.
Heute wissen wir, dass Letzteres der Fall war, leider. Welche Tragik in dieser Familie.
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