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Archiv für Krisenmanagement

Sex sells

Ausgerechnet Qantas möchte man sagen. Die australische Airline Qantas bietet ihren Kunden einen neuen Höhepunkt im Bordprogramm. Wobei „Höhepunkt“ durchaus wörtlich genommen werden darf. Die Fluggesellschaft erteilt jetzt an Bord ihren Passagieren eine ausführliche 45-minütige Orgasmus-Lektion. Es sei das beliebteste Programm unter den Passagieren, meinte ein Qantas-Sprecher zu dem 45-minütigen Film.

Ungefähr genauso lange brauchten letztes Jahr die Piloten einer Qantas, um eine A380 nach einem Start in Singapur wieder zurück zum Boden zu bringen. „Es habe so viele Warnmeldungen der Computer an Bord gegeben, dass es das elektronische System nicht mehr bewältigen konnte“, hieß es im damaligen Bericht. Exakt 50 Minuten (also gerade mal Orgasmus-Filmlänge) waren die Piloten mit dem Abarbeiten der Warnmeldungen beschäftigt. Letztlich schafften es die Qantas-Piloten, „eine Großraummaschine mit Übergewicht, einem brennenden Triebwerk, Löchern im Flügel, zerstörten elektronischen Systemen und einem Leck in den Treibstoffsystemen“ sicher zu landen. Diese Piloten haben ihr „Höhepunkt-Erlebnis“ wohl schon hinter sich.
Dabei muss man wissen, dass es schon zwei Monate vorher eine Qantas-Notlandung gab, als ein Teil des Motors einer B747 der Qantas abriss und den äußeren Teil des Triebwerksgehäuses beschädigte.

Ob da das Orgasmus-Filmchen reicht um den Ruf der Airline aufzupolieren? Vielleicht sind die Passagiere vom Film so „gefesselt“, dass sie nicht „aufgeregt“ auf irgendwelchen Geräuschunregelmäßigkeiten achten. Wobei Sex und Angst für manchen Fluggast auch eine interessante Verbindung sein kann.

Nur ganz nebenbei erwähnt. 15 Minuten aus dem Film sind auch bei YouTube eingestellt. Die interessierten BBB-Leserinnen und –Leser müssen nur ein bisschen suchen.
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Diese Woche ist auch das Reiseradio (ww.reiseradio.org) wieder in Aktion. Interviews gibt es u.a. mit Markus Orth, Chef von L`tur, einer der wenigen Bundesbürger, der sich über das schlechte Wetter jeden Tag aus Neue freut und mit Steffen Böhnke, der für TUI auf der Fernstrecke durchstarten will. Und für alle vom Regen abgenervten Zeitgenossen ist auch ein Bericht über das sonnige Tessin dabei.
In den akustischen Bissigen Bemerkungen wird der Anstieg der Deutschland-Urlauber „kommentiert“, ebenso die „Liebe“ von Frau Fankhauser, dass sich ihr Mann im Urlaub nur eine Stunde mit dem Elend von Thomas Cook beschäftigen „muss“. Und natürlich muss auch gelästert werden über die Sensationsmeldung aus der Türkei: Frauen essen am AI-Buffet weniger, deshalb sollen sie jetzt 10% Preisnachlass bekommen.

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Ein neues Gesetz und keiner hat etwas bemerkt?

Bundeswirtschaftsminister Rösler im ARD-Sommerinterview: „Wir haben gerade ein Tourismusbekämpfungsergänzungsgesetz auf den Weg gebracht“.
Das ist kein Scherz, das hat Rösler wirklich gesagt. Falls der Beauftragte der Bundesregierung für Tourismus, Ernst Burgbacher, dieses Interview seines Parteifreundes zuhause vor dem TV gesehen haben sollte (sollte man eigentlich, wenn der eigene Chef im TV spricht), muss er doch vor Schreck blass geworden sein. Wahrscheinlich hat Burgbacher gleich danach im Ministerium angerufen mit der Bitte, ihm doch den Gesetzestext mal zu mailen.

Bevor jetzt alle im Tourismus Beschäftigte einen Kreislaufkollaps bekommen über dieses doch sehr überraschende Gesetz, haben die Bissigen Bemerkungen recherchiert, was es damit auf sich hat. Bedauerlicherweise ist weder auf der Homepage des Bundeswirtschaftsministeriums noch auf der persönlichen Homepage von Herrn Rösler das Interview nachzulesen. Aber auf der Homepage der FDP Kleinmachnow haben wir dann den Text nachlesen können. Und welch ein Wunder, statt des gesprochenen “Tourismusbekämpfungsergänzungsgesetzes”, steht da nun
“Terrorismusbekämpfungsergänzungsgesetz”.

Die BBBs stellen abschließend fest:
a) Nimm nicht alles wörtlich was ein Minister sagt
b) War das eventuell ein Freudscher Versprecher? Und ist in Kürze „irgendein“ Gesetzeswerk gegen Tourismus zu befürchten?
c) Wie lange muss man nicht an der frischen Luft gewesen sein um sich einen solchen Gesetzesnamen wie „Terrorismusbekämpfungsergänzungsgesetz“ auszudenken. Da ist doch jeder Terrorist schon längst über alle Berge bevor unsere Polizei allein diesen Gesetzesnamen unfallfrei ausgesprochen hat.
d) Solche Wortungetüme haben bei unserer Regierung übrigens Tradition. Erinnern Sie sich noch an das seit 1.1.2010 geltende „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“. Allein der Name war schon eine Karikatur von Beschleunigung. Nur noch zur Erinnerung, im Zentrum jenes Gesetzes stand die Mehrwertsteuersenkung für die Hotellerie (powered by fdp!).

Falls jemand glauben sollte, der Versprecher im Interview sei von den BBBs erfunden, kann sich das Interview gerne ansehen unter: http://www.tagesschau.de. Aber unter Freunden, sie sollten sich das nicht freiwillig antun.

Zuletzt die Forderung der BBBs für diese Woche: Wir brauchen dringend ein „Fluglotsenstreikverhinderungsergänzungsgesetz“.

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Konfuzius sagt …….

„Der Mensch hat drei Möglichkeiten klug zu handeln:
erstens durch Nachdenken, das ist die edelste,
zweitens durch Nachahmen, das ist die leichteste,
drittens durch Erfahrung, das ist die bitterste.“

Die Leserinnen und Leser der bissigen Bemerkungen können in den nächsten Tagen in ihrem Umfeld mal überprüfen, wer nach welcher dieser „Möglichkeiten“ regelmäßig arbeitet. Diese Woche ist den BBBs mindestens zweimal aufgefallen, dass vorheriges Nachdenken nicht jedermanns Sache ist.

Erinnern Sie sich noch an die Einführung der Luftverkehrsabgabe vor ca. einem Jahr? Wir wollen nicht mehr besonders erwähnen, dass die Bundeskanzlerin auf der 30-Jahrfeier von Air Berlin im April 2009 versprochen hatte „es wird hier keinen nationalen Alleingang geben“ (siehe BBB vom 19.7.2010 Luftverkehrsabgabe – ein weiterer Wortbruch der Regierung). Wir wollen auch nicht mehr besonders erwähnen, dass die danach folgende Festsetzung weder gerecht noch ökologisch ausgefallen ist. Erinnern wollen wir hier an dieser Stelle nur, dass viele Experten vorhersagten, dass diese Steuer auch gesamtwirtschaftlich ein Flop werden würde (Erkenntnis abgeleitet aus der Erfahrung in den Niederlanden, wo eine ähnliche Steuer relativ schnell wieder korrigiert wurde). Selbst der damalige Wirtschaftsminister Brüderle soll sich zweifelnd geäußert haben („die Einnahmenminderungen wegen Passagierrückgang könnten größer als die zu erwartenden Mehreinnahmen sein“) und einige Verkehrsexperten von CDU und FDP äußersten sich ähnlich kritisch (siehe BBB vom 1.11.2010 „Undankbare Verkehrspolitiker?“). Trotzdem haben sie alle der neuen Steuer zugestimmt.
Jetzt liegen die ersten echten Zahlen vor und diese zeigen Passagierrückgänge, insbesondere auf den grenznahen Flughäfen, und entsprechende Zuwächse auf der holländischen Seite.
Jetzt kommen die ersten Erkenntnisse danach (siehe Konfuzius). Besonders schlau (im Nachhinein) äußert sich nun der Finanzexperte Frank Schäffler (FDP): „Es war abzusehen, dass die Luftverkehrssteuer ihr Ziel nicht erreicht“ und der CDU-Tourismusexperte Jürgen Klimke fordert „diese Steuer muss wieder weg“. Aber zugestimmt haben sie alle. Und nun?

Ähnlich ist die Situation beim Körperscanner in den sich so viele „Sicherheitsexperten“ so nachhaltig verrannt haben. Auch hier haben die BBBs mehrfach gelästert (siehe u.a. BBB vom 4.1.2010 „2010 – ein Jubeljahr für die Nacktscanner-Fetischisten?“). Dass diese Scanner vieles „nicht sehen“, aber im Gegenzug viel zu oft Fehlalarm anzeigen, ist allgemein bekannt (siehe auch eigene Erfahrungen in den BBBs vom 20.9.2010 „Mein erstes mal ….. mit einem Bodyscanner“). Der Flughafen Zürich hat seine Scanner schon längst wieder abgebaut. Grundsätzlichen Gegenwind für die Scanner gab es auch von mehreren deutschen Flughäfen. Nur der arme Flughafen Hamburg musste sich mit den Scannern „herumärgern“, weil der damalige Innenminister de Maiziere unbedingt „eigene Erfahrungen“ (siehe Konfuzius) sammeln wollte. Da die ersten Ergebnisse nicht wie gewünscht ausfielen, wurde statt entsprechende Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, die Testperiode nochmals verlängert. Das Ergebnis lautet unverändert „unbrauchbar“ (auch wenn die offizielle Pressemitteilung das Ende mit viel Bla-Bla zu verschleiern versucht).

Aus Erfahrung lernen, wird auch eine Australierin. Ihr fiel beim Sex im Hotel ein Lampenschirm ins Gesicht und verletzte die Dame an Nase und Mund. Da der Vorfall während einer Dienstreise stattfand kam die Dame auf die nahe liegende Idee Entschädigung von der betrieblichen Unfallversicherung zu fordern. Leider hat sie Pech gehabt, der Richter sah das alles deutlich anders. Die Dame wird daraus lernen und das nächste Mal nur ihren Hinterkopf dieser Gefahr aussetzen.
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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) dreht sich diesmal alles um Salzburg, mit teilweise sehr überraschenden Erkenntnissen. Die Bissigen Bemerkungen im Reiseradio beschäftigen sich mit dem aktuellen Trendthema „Beschwerden“ mit ebenfalls überraschenden Erkenntnissen.

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Warum sollen Urlauber moralischer sein als die Bundeskanzlerin?

Der Beginn der Ferienzeit in Deutschland ist zumeist auch eine gute Gelegenheit mal einen Satz „herauszuhauen“, der zwar nicht originell sein muss, aber in dieser Nachrichten reduzierten Zeit, „mangels Alternative“, etwas überproportional von den Medien aufgegriffen wird. Die erste „Loch Ness-Meldung“ der diesjährigen Saison betraf mal wieder die Moral der Urlauber. Es war der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig, immerhin Vorsitzender des Tourismusausschusses des Bundestages, der die Moralkeule für die Urlauber glaubte schwingen zu müssen. „Wir müssen uns fragen, ob es sinnvoll ist, in Länder zu reisen, die von einem diktatorischen Regime regiert werden“ so seine Feststellung. Die Bissigen Bemerkungen fragen hiermit öffentlich Herrn Brähmig, ob er diese Frage auch Frau Merkel vor ihrer Reise nach Afrika, speziell nach Angola, gestellt hat.
Auch für die Umsetzung dieser Forderung hat Herr Brähmig einen konkreten Vorschlag parat: „Ich plädiere dafür, in den Reisekatalogen freiwillig auch darauf hinzuweisen, wie es ein Land unter anderem mit den Menschenrechten hält“. Nur, was hätten die Reiseveranstalter noch vor ein paar Monaten in ihren Ägypten-Katalogen schreiben sollen, als die Bundeskanzlerin in Berlin den ägyptischen Staatspräsident Mubarak in der Pressekonferenz als „Freund der Bundesrepublik“ u.a. mit „wir pflegen sehr enge Beziehungen und wollen diese eher noch intensivieren“ umschmeichelte.
Das wäre doch lustig gewesen, wenn zeitgleich im TUI-Katalog gestanden hätte „im Gegensatz zu Frau Merkel warnen wir vor Ägypten. Es gibt dort im erheblichen Umfang Menschenrechtsverletzungen“. Wollen wir mal raten wie viel deutsche Bundesminister da ins Rotieren gekommen wären („das kann man doch nicht machen, das gefährdet unsere guten wirtschaftlichen Beziehungen zu Ägypten“). Garantiert auch solche, die sich normalerweise wenig um den Tourismus in Deutschland kümmern. Ich wiederhole hier in aller Deutlichkeit meine Stellungnahme zu diesem Thema: „Ich halte nichts davon, dass für Touristen höhere Moralansprüche gelten sollen, als für Politik und Wirtschaft!“
Der Besuch von China, mit der Bitte um bessere wirtschaftliche Beziehungen, ist doch beispielsweise ein wesentlicher Punkt in „der Arbeitsplatzbeschreibung“ deutscher Spitzenpolitiker. Dafür wird als Gegenleistung auch mal auf ein Gespräch mit dem Dalai Lama verzichtet.

Dabei wollen wir hier nicht noch ein anderes interessantes Thema aufgreifen, sondern nur kurz die Testfrage stellen:
Was könnte für bestimmte Länder in Afrika und Orient sinnvoller sein?
a) Touristen aus Deutschland
b) Waffen aus Deutschland
c) Chemiefirmen aus Deutschland.

Damit den BBBs keine einseitige Parteipolitik unterstellt wird, noch einige Bemerkungen zu einer Meldung aus der SPD-Parteizentrale. Aber darüber muss man sich nicht aufregen, die Gefahr droht eher, dass man sich totlacht. „Die SPD will ab kommendem Jahr mit der Vermarktung eines Kreuzfahrtschiffes kräftig Geld verdienen“, lustiger geht`s wirklich nimmer. Die Bissigen Bemerkungen bieten gegenüber jedermann eine Wette an, dass in spätestens 5 Jahren genau die gegenteilige Meldung in der Presse stehen wird: „Die SPD trennt sich wegen zu hoher Verluste von MS Princess Daphne“.

Tourismus kann nämlich wirklich nicht jeder und die Politik schon gar nicht.

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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) hat Jürgen Drensek seinen Programmvorstellungs-Marathon beendet. In Interviews mit Michael Frese und Udo Schröder werden Programmhighlights bei Dertour und in den „erdgebundenen“ Programmen von REWE besprochen. Außerdem wird über Fischland Darß berichtet.
In den akustischen Bissigen Bemerkungen gibt’s es ein kleines Resümee der Programmvorstellungen, einen Ausblick zu Griechenland und den Versuch einer Erklärung, worin eigentlich der Unterschied zwischen einer „geprüften Gästemeinung“ und einer „echten Gästemeinung“ besteht. Natürlich werden auch Brähmigs Moralforderung und der SPD-Kreuzfahrtversuch nochmals „gebissen“.

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Was ist der Unterschied zwischen dem Bauernverband und der Reisebranche?

Antwort: Die einen haben politische Power, die anderen sehen nur gut aus!
Betrachten wir mal nicht das Vordergründige, dass die EHEC-Krise uns einige Tage heftig in Atem hielt. Stellen wir mal nicht in den Vordergrund wie schlimm die Auswirkungen für die Erkrankten waren (und sind). Schauen wir doch einfach mal hinter die Kulissen. Ist Ihnen aufgefallen, wie schnell die Politik sich darüber einig war, dass die Bauern finanziell entschädigt werden sollten. „Die Gemüsebauern seien unverschuldet in Schwierigkeiten geraten“, so der allgemeine Tenor, weil das Robert-Koch-Institut (und andere) zu voreilig vor Gurken, Tomaten und Salaten warnten.

Jetzt erinnern Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, mal ein gutes Jahr zurück: Aschewolke über Deutschland. Die Verluste für die Reisebranche waren in ähnlicher finanzieller Dimension. Für einige sogar im Bereich Existenz gefährdend. Und hatte die Reisebranche daran Schuld? Trotzdem wurde heftig darüber berichtet, welche Schadenersatzforderungen die Verbraucher insbesondere gegenüber Fluggesellschaften hätten (obwohl die nicht Verursacher waren). Inzwischen weiß man, dass diese Warnung ebenso unnötig war, wie aktuell jene vor Gurken und Tomaten. Schadenersatzforderung gegenüber dem Bund? Pustekuchen. Im Gegenteil, die Branche bekam anschließend zur Belohnung noch die Luftverkehrsabgabe aufgebrummt.

Warum dieser Vergleich? Beide Problemfelder werden uns in Zukunft häufiger beschäftigen. Zum einen: BSE, Geflügelpest, Dioxinskandal, EHEC, die „Einschläge“ kommen in kürzeren Abständen. Zum anderen: Die isländischen Vulkane Eyjafjallajökull und Grimsvötn, letzte Woche in Chile Puyehue-Cordon Caulle und jetzt ganz aktuell am Pfingstmontag der Dubbi in Eritrea. Die gute Nachricht zum aktuellen Vulkan – endlich ein Name den man ohne Zungenbruch aussprechen kann. Die schlechte Nachricht – es ist nicht auszuschließen, dass die Wolke Richtung Arabische Halbinsel zieht. Dann träfe es wieder Fluggesellschaften, die wir gut kennen. Nicht so heftig wie bei einer Aschewolke über Deutschland (und Ramsauer könnte man das Ganze auch nicht in die Schuhe schieben), aber als Grund für ein verfehltes Ergebnis könnte es allemal reichen.

Die einen werden dann immer häufiger entschädigt und die anderen bekommen „zusätzlich“ den Emissionshandel aufgebrummt? Gerechtigkeit (welch großes Wort) sieht anders aus.
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Das Reiseradio (www.reiseradio.org) ist diese Woche auch nicht bissig, sondern präsentiert, inspiriert vom pfingstlichen Heiligen Geist, liebevolle akustische Begegnungen mit Menschen, die unseren Urlaub – wie heisst es so schön – authentisch machen. Was immer der Begriff „authentisch“ auch für jeden Einzelnen bedeutet. So zum Beispiel: Wie lebt es sich auf einer Almhütte? Die Schweizer haben ja gerade die derzeit witzigste touristische Social Web Kampagne gestartet mit Sebi und Paul auf www.urlaubohneinternet.de. Passend dazu erzählen echte Alm-Sennerinnen, wie es sich oben in den Bergen so lebt: Witzig und an einer Stelle auch deftig!

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Die Bissigen Bemerkungen fordern: Aschefetischist Ramsauer muss zurücktreten

„Wir haben ein verlässliches Messwertnetz, sodass wir wissen, dass in den und den Lufträumen die und die (Asche-) Konzentration herrscht“, feierte sich Verkehrsminister Ramsauer im ARD-Morgenmagazin. Sich selbst feiern, ist ohnehin seine Lieblingsbeschäftigung, wenn er z.B. eine renovierte Bahnhofstoilette oder einen neuen Bahnübergang einweihen kann (insbesondere in seinem Wahlkreis). Zugegeben, beim Einweihungsbändern durchschneiden und leere Worthülsen in den Äther schicken, ist er große Klasse. Aber wenn es konkret werden muss, sieht es düster aus. So war seine vollmundige Ansage im TV auch schlicht unrichtig, denn die so stolz gepriesenen 52 Stationen des Wetterdienstes können nur messen, ob sich überhaupt Partikel in der Luft befinden, aber wie konzentriert sie sind (das eigentliche Problem), können sie nicht erfassen. So korrigierte später ein Sprecher des Wetterdienstes den Minister.
Ebenso von Unwissenheit geprägt war am Dienstag seine Ankündigung über den Einsatz des Messflugzeuges Falcon 20E des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. In Wirklichkeit stand das Flugzeug überhaupt nicht zur Verfügung, weil es für das Verteidigungsministerium unterwegs war. Und das DLR wollte diesen Auftrag bis Donnerstag erledigen und „frühestens Sonntag oder Montag darauf könne man die Asche messen“.

So war seine durch ihn zu verantwortende Anordnung den Luftraum über Bremen, Hamburg und Berlin zu schließen absolut von keiner tatsächlichen Sachkenntnis getrübt. Zwar betonte der Minister, wie immer voller Stolz, dass er einen Grenzwert von 2mg Aschepartikel pro Kubikmeter, verfügt habe. Aber weder er, noch seine Hilfstruppen, wussten zum Zeitpunkt der Schließung des Luftraumes ob und in welcher Konzentration Asche in der Luft war. So war der Luftraum im Norden unserer Republik geschlossen, während rundum Deutschland, nämlich in Frankreich, Niederlande und Dänemark, die Verkehrsflugzeuge lustig ihre Flugbahnen durch den besonders klaren Himmel zogen.

Inzwischen hat das Forschungszentrum Jülich erklärt, dass die Aschekonzentration bei etwa einem Zehntel des Grenzwertes von 2mg gelegen habe. Zwar ist auch dieser Wert nicht durch einen Mess-Flug untermauert, aber „wir können mit Sicherheit sagen, dass die Konzentration deutlich unter dem Grenzwert lag“. Wenn man dann noch bedenkt, dass der französische Grenzwert (es lebe die EU-Vereinheitlichung) doppelt so hoch wie der deutsche liegt, dann kann man ermessen, mit welch gutem Gefühl die dortigen Airlines geflogen sind. Man liegt nicht falsch, wenn man Ramsauers Entscheidung, den Luftraum für einige Stunden zu sperren, als „überhastet, schlecht vorbereitet und völlig überzogen“ (siehe Zitate in der FAZ vom 27.5.) bezeichnet. Nicht zu vergessen, dass nach fast einem Jahr (!) das Deutsche Zentrum für Lauft- und Raumfahrt hoch offiziell verkündet hat, dass selbst nach den besonders niedrigen deutschen Grenzwerten, vor einem Jahr beim Ausbruch des Eyjafjallajökull kein einziger (repeat kein einziger) Flug hätte ausfallen müssen.

Island hat noch mehr als 20 Vulkane, die in den nächsten Jahren spucken können. Wollen sich die deutsche Wirtschaft, insbesondere die Airlines, immer wieder aufs Neue der verqueren Willkür von Ramsauer ausliefern? Wobei man den Airlines schon den Vorwurf machen muss, dass sie in den letzten 12 Monaten auch keinen massiven Druck in dieser Angelegenheit ausgeübt haben.

Mit einem „besonderen Humor“ erfreute uns der Flughafen Berlin. Während der Flugverkehr auf den Berliner Flughäfen ruhte, überraschte uns der Flughafen mit der Veröffentlichung einer Studie über Honig, Bienen und Waben im Flughafengebiet. Schön zu wissen, dass wenigstens die Bienen uneingeschränkt durch die Berliner Flughafenlüften kreisten. Aber sie sind in ihrem Flugverhalten auch nicht den Anweisungen des Verkehrsministers ausgeliefert. Sonst hätten die armen Tiere garantiert auch ihre Honigsuche einstellen müssen. Glückliche Flughäfen Berlins, die wenigstens noch kleinen Flugverkehr hatten und deren Stolz darüber zu einer offiziellen Pressemitteilung reichte. An keinem anderen Tag hätte es auch irgendjemand interessiert.
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In dieser Woche erscheint aus technischen Gründen keine neue Ausgabe des Reiseradios. Ersatzweise dafür gibt es einen Hinweis auf die nur im Internet erscheinende und permanent aktualisierte Zeitung „Social Media in der Touristik“ meines Kollegen Prof. Harald Bastian (http://paper.li/werni60/1305722753#).

In persönlicher Angelegenheit:
Vielen Dank an meine sympathischen neun Mitläuferinnen und Mitläufer von Ameropa beim Staffelklassiker „Lauf zwischen den Meeren“ von Husum nach Damp (96,6 km). Immerhin haben wir mehr als 100 Staffeln hinter uns gelassen.

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Am 25.Mai ist Welthandtuchtag

Logisch, dass der Welthandtuchtag einer der wichtigsten Feiertage für den Touristen von gestern, heute und morgen ist. So wie der Hund sein Revier mit seinem Harnstrahl zeichnet, so kennzeichnet der Tourist (vornehmlich der deutsche und der englische) seit Beginn des organisierten Reisens durch Thomas Cook sein tägliches Urlaubsareal. Wobei es auch hier Unterschiede in der Professionalität des Urlaubers zu erkennen gibt. Während der Anfänger nur „einen“ Liegestuhl mit seinem Handtuch reserviert (spätestens morgens um 7 Uhr in der Frühe), gibt sich der Profi dadurch zu erkennen, dass er mindestens zwei Liegestühle belegt, weil die Sonne sich ja im Laufe des Tages weiterdreht. Solche Spitzigfindigkeiten, wer sich nun weiterdreht, die Sonne um die Erde oder die Erde um die Sonne, spielen bei diesen wichtigen Urlaubsentscheidungen nur eine untergeordnete Rolle.

Der seit dem 25. Mai 2001 gefeierte Welthandtuchtag geht auf den englischen Science Fiction Kultautor Douglas Adams zurück, der die Bedeutung des Handtuchs in seinem berühmten Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ hervorhob: „Ein Handtuch ist so ungefähr das Nützlichste, was der interstellare Anhalter besitzen muss“.
Kompliment an die Welt am Sonntag vom 22. Mai, die in ihrem Reiseteil sowohl Douglas Adams als auch den Welthandtuchtag „angemessen“ würdigt.

Douglas Adams verdanken wir auch eine andere bis in die Neuzeit reichende Erkenntnis. In seinem Gesamtwerk, das der Autor übrigens als die „einzige vierbändige Trilogie in fünf Teilen“ bezeichnet, lässt er sich auch über das Thema Urlaubsbeschwerden aus. Im Teil „Das Restaurant am Ende des Universums“ steht in einem Reiseführer der Satz: „Gefräßige Plapperkäfer machen für vorbeikommende Touristen oft ein sehr gutes Essen“. Eine, wie es auf den ersten Blick erscheint, erfreuliche und nützliche Information. Leider ist in diesem Satz ein Druckfehler enthalten. Richtigerweise hätte es heißen müssen: „Gefräßige Plapperkäfer machen „aus“ vorbeikommenden Touristen oft ein sehr gutes Essen“. Zugegeben, nur ein kleiner sprachlicher Unterschied, inhaltlich ist er schon entscheidender. Auf die Beschwerde eines Touristen an den Verlag erhält dieser als Antwort: „Der Reiseführer ist endgültig, die Wirklichkeit ist oft ungenau“.
Vielleicht erkennt da mancher Tourist in diesem Satz seinen Reiseveranstalter wieder.

Als kleine Information an die österreichischen BBB-Leser. Laut eigener Aussage kam Adams die Idee zu diesem Roman, als er nach einem Kneipenbesuch in Innsbruck anschließend angetrunken auf einem Acker lag und in die Sterne schaute, zumal ihm die „merkwürdige Sprache“ der Einheimischen irgendwie „außerirdisch“ vorkam. In einem Interview hatte er sogar mal die Biersorte verraten, die ihn so „anregte“. Es sei „Gössers“ gewesen. Eigene Erfahrungen mit diesem Getränk lassen mich das von Adams Erlebte leicht nachvollziehen.

Wichtige Eilmeldung:
An dieser Nachricht können die Bissigen Bemerkungen natürlich nicht vorbeigehen: Grimsvötn heißt der isländische Vulkan, der eine gewaltige Rauch- und Aschewolke fast 20 Km in Himmel stößt. Im gleichen Gletscherfeld liegt übrigens auch der Bárdarbunga (siehe BBB vom 21.2.2011 „Kennen Sie Bárdabunga“). Ausgerechnet am Wochenende fing der Grimsvötn an zu spucken, wenn unser Verkehrsminister Ramsauer wochenendfrei hat. Zum Glück wehte der Wind nach Norden. Sollte er sich drehen und Richtung Europa-Festland wehen, könnte die nächste Bewährungsprobe für die europäischen Luftverkehrs-„Experten“ kommen. Ein sehr ungutes Gefühl (siehe BBB vom 18.4.2011 „Sie simulieren weiter, statt zu handeln“).

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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) geht es diese Woche sehr sportlich zu: Wandern, Radeln und Golf. In den akustischen Bissigen Bemerkungen steht insbesondere die geringe Berechenbarkeit (eigentlich noch ein vornehme Bezeichnung) der deutschen Luftverkehrspolitik im Zentrum der Kritik.

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Lufthansa will Google spielen

Es scheint immer mehr zur Seuche zu werden: Daten sammeln bis zum Umfallen. Dagegen ist Rinderwahnsinn, Geflügelpest und was es da noch so alles gab und gibt direkt ein Klacks. Eine richtige Unternehmenskrankheit, gegen die es noch keinen Impfstoff gibt. Noch nicht, die Pharmaindustrie wird sich aber bald dieser Marktlücke annehmen.

Wer sammelt da alles? Geheimdienste, die alles wissen wollen, aber (zum Glück oder manchmal auch nicht) unfähig sind das ganze auswerten. Und dann der große Riese Google mit seiner Datenfresssucht. Was haben wir uns in den 50er und 60er-Jahren (zumindest die Älteren von uns) über die Orwellsche Fantasien im Thriller 1984 erschrocken. Das waren ja, gemessen an heute, nur kleine Papiertiger, die uns da Angst gemacht haben.

Wie so oft dauert es in der Industrie etwas länger, bis sie den „Zeitgeist“ aufsaugt. Telekom, Deutsche Bahn, Schlecker und wie die Kameraden alle heißen mögen, haben inzwischen gezeigt, dass sie keinen Respekt vor persönlichen Daten haben. Da dachte sich Lufthansa, was die können, müssten wir doch auch können. Ganz nach dem Motto „dann schaun mer mal“ ob das funktionieren kann.

Der Gedanke ist eigentlich ziemlich einfach und dreist gleichermaßen. Wer bei der Lufthansa künftig Großkundenrabatt will, muss anzeigen, welchen Rabatt er schon bei der Konkurrenz hat, und zwar sehr konkret. Ein verblüffender Gedanke wie man an wertvolle Konkurrenzdaten kommen kann. Aber immerhin löblich, könnte man sagen, dass die Lufthansa diese Konkurrenzdaten nicht „stehlen will“, sie erfragt sie einfach. Genial eigentlich, wenn es nicht zu naiv wäre zu glauben, dass man mit „dieser Nummer durchkommen könnte“.

Man stelle sich vor Air France oder Air Berlin wäre auf diesen Gedanken gekommen. Das hätte einen Aufschrei gegeben. Selbst Bundestagsabgeordnete hätten „Skandal“ gerufen (es bleibt Ihnen liebe Leser überlassen, herauszufinden, welcher Gedankengang hier dahinter steht).

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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) wird Erstaunliches berichtet. Mecklenburg-Vorpommern und Bayern veranstalten eine gemeinsame (repeat „gemeinsame“)
Saisonauftakt-Veranstaltung. Wer hätte das gedacht. Und Trend-Themen im Angebot verschiedener Bundesländer sollen künftig immer von einem Bundesland federführend betreut werden. Als erstes übernimmt Mecklenburg-Vorpommern beim Thema Wasserstraßen die Federführung. Vernunft auf dem Vormarsch? Unglaublich!
In den akustischen Bissigen Bemerkungen geht es um Chaos à la Brüssel, die „Revolte“ kleiner Reisebüroinhaber (-innen) und um „Willy“, den späten Weihnachtsmann.

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Sie simulieren weiter, statt zu handeln

Ein Jahr ist seit dem Vulkanausbruch des Eyjafjallajökull vergangen. Der Flugverkehr ruhte, weil vermeintliche Experten eine hohe Aschekonzentration in den Wolken festgestellt hatten. Oder besser gesagt, sie hatten es durch eine Simulation festgestellt, also nicht tatsächlich. Jene, die diese Vorgehensweise bemängelten, wurden heftig „abgewatscht“. Sie erinnern sich sicherlich noch an das so unglaublich schlaue Politiker-Zitat: „Nur e i n toter Mallorca-Fluggast ist schon zuviel“. Wobei schon damals offen blieb, wie das praktisch passieren soll, mit dem „einen“ toten Mallorca-Fluggast.
Die BBBs hatten gegen die Vorgehensweise heftig gelästert (siehe BBBs vom 26.4.2010 „Vulkanasche – die Schweinegrippe der Luftfahrt“). Und mit dem Schweinegrippe-Vergleich (sie erinnern sich noch an den gigantischen Gesundheitsalarm, der genau solange anhielt, bis die Pharma-Industrie ihre Impfprodukte verkauft hatte) lagen die Bissigen Bemerkungen nicht falsch. Ganz kleinlaut, und in der Öffentlichkeit kaum hörbar, „flüsterte“ jetzt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, dass aus heutiger Sicht „an keinem Tag im April 2010 ein Flugverbot notwendig gewesen sei“. Bravo, gut gemacht.

Jetzt denkt der naive potenzielle Fluggast, dass die für die damalige Luftraumsperrung Verantwortlichen in der Zwischenzeit alles Mögliche unternommen hätten, um auf einen künftigen Vulkanausbruch besser vorbereitet zu sein. Weit gefehlt!. Was machen diese weltfremden Träumer? Sie simulierten jetzt zum Jahrestag einen neuerlichen Vulkanausbruch. „Unheimlich wichtiges“ Ergebnis: Es wird künftig drei verschiedene Flugzonen geben, mit wenig Aschekonzentration, mit mittlerer Aschekonzentration und mit sehr starker Aschekonzentration. Positive Konsequenz daraus wäre, so die EU-Experten, dass jetzt nicht mehr der komplette Luftraum gesperrt werden müsste.
Bevor Sie, liebe BBB-Leser, jetzt versehentlich in Beifall ausbrechen, muss man leider auf folgendes hinweisen. Es fehlen immer noch verbindliche Grenzwerte, ab wann nun Fliegen gefährlich sein könnte. Und wenn diese nicht vorliegen, dann bleibt der Wert von drei verschiedenen Flugraumzonen auch nur reine Theorie. Aber da haben die EU-Verantwortlichen nicht mit der „Tatkraft“ unseres Verkehrsministers Peter Ramsauer gerechnet. Der beschimpfte die EU, dass es immer noch keine europaweite Regelung geben würde. Brav, Herr Minister. Aber sind Sie schon mal auf die Idee gekommen, dass dann eben Deutschland einen konkreten Vorschlag für diese europaweite einheitliche Regelung vorlegen könnte?
Zitieren wir doch zuletzt den verantwortlichen EU-Verkehrskommissar Siim Kallas (zitiert nach travel tribune): Er glaube nicht mehr an einheitliche EU-Werte in den kommenden Jahren. Man beachte den Plural!

Nur schwer zu verstehen ist, dass die Fluggesellschaften dabei so ruhig bleiben und den Verantwortlichen nicht mehr Feuer unter dem Allerwertesten machen, denn sie müssen den wirtschaftlichen Schaden am stärksten ausbaden.
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Das Reiseradio (www.reiseradio.org) berichtet diese Woche, dass von der steigenden Zahl ausländischen Gäste in Deutschland, die östlichen Bundesländer nur unterproportional profitieren. Warum? Außerdem gibt es einen Bericht über den mittelständigen Reiseveranstalter Ameropa, der demnächst 60 Jahre alt wird und sich immer wieder aufs Neue gegen die „Großen“ behaupten muss.
In den akustischen Bissigen Bemerkungen geht es vor allem um das „weltbewegende“ Thema „wie viel Liegestühle muss ein Hotel haben“. Zusätzlich wird noch über den Dauerbrenner „Sicherheit im Luftverkehr“ gelästert und zwar in verschiedenen Variationen.

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Tschüss LTU – Eine Legende ist gestorben

Eigentlich hätte diese BBB schon letzte Woche geschrieben werden müssen, denn gestorben ist die LTU schon zum 1. April. Aber das hätten einige Leser wohl als Aprilscherz abgetan. Es ist jedoch Realität: Die LTU ist nicht mehr. Die tolle Geschichte der LTU, früher mehr als zuletzt, sollte nicht unerwähnt an den BBBs vorbeigehen, dafür war ihre Bedeutung in der deutschen Touristik allgemein und in der Ferienfliegerei speziell zu groß.

Der Tod der LTU kam nicht „plötzlich und unerwartet“, um den Tenor mancher Todesanzeigen zu zitieren. Eher müsste man schreiben „Tod nach längerem Leiden“. Wobei man den Beginn der Leidenszeit genau auf das Jahr 1989 datieren kann: Da stieg die Westdeutsche Landesbank als Gesellschafter ein und die Anzahl der Firmen auf der „Todesliste“ nach Einstieg der WestLB, ist bekanntlich länger als der Namen „Westdeutsche Landesbank“ Buchstaben hat. Insofern ist die LTU in „bester prominenter“ Gesellschaft. Kleiner Trost, aber nur kleiner Trost, die West LB ist inzwischen auch nur noch ein Zombie und das Ende sehr nahe.

Aber gehen wir doch der Reihe nach. Die LTU wurde im Oktober 1955 gegründet, nur zwei Monate vor ihrem über Jahrzehnten größten Konkurrenten Condor. Der Erstflug fand am 2.März 1956 statt (der Erstflug der Condor übrigens am 29.März 1956). Diese beiden Fluggesellschaften setzten in den folgenden Jahren Maßstäbe nicht nur für die deutsche, sondern sogar für die europaweite Fliegerei im Charterverkehr (wie man früher die Ferienflieger nannte). Der Tristar der LTU wurde weltweit fast zu einem Synonym für Flugurlaub. Kleine persönliche Geschichte am Rande. Als ich Verkaufsleiter bei Condor wurde, machte ich natürlich auch (getarnt mit Familie) einen dienstlichen „Erfahrungsflug“ mit LTU. Kurz vor der Landung sackte das Flugzeug wie man umgangssprachlich sagt, in ein „Luftloch. Einige Passagiere wurden leicht verletzt, einige andere hatten einen kleinen Schock. Meine damals sechsjährige Tochter, schon Flug erfahren durch einige Condor-Flüge und ebenso politisch leicht vorbelastet, schrie nach der Landung ihren Schock heraus mit dem Satz: „ich fliege nie mehr mit der blöden CDU“. Was in der Flughafen-Ankunftshalle zu einem riesigen erleichternden Lachen führte.

Aber das künftige Problem für die LTU kam nicht aus der schwarzen, sondern aus der roten Ecke, in Form der WestLB. Die Liste künftiger Beteiligter liest sich ohnehin nicht mit großer Begeisterung. REWE war nie an der Airline, sondern nur an den Veranstaltertöchtern interessiert. Die Schweizer SwissAir-Gruppe saugte nach Übernahme der Airline-Anteile die LTU sogar richtig aus. Von da an hing das Überleben permanent nur noch am sog. „seidenen Faden“. Übrigens war auch das Bankhaus Sal Oppenheim mal an LTU beteiligt, „bestens bekannt“ im Zusammenhang mit Karstadt und Thomas Middelhoff. Auch der „Luftfahrtexperte“ Wöhrl war eine Zeitlang bestimmender Gesellschafter bei LTU. Dass sein Engagement nicht von Dauer sein sollte, sondern nur der Vorbereitung eines späteren Wiederverkaufs diente, war Außenstehenden klar.

Dass Air Berlin nach Kauf der LTU nicht sofort die komplette Fusion AB und LT vornahm, kann nur „sentimental“ begründet werden, die betriebswirtschaftliche Literatur empfiehlt hier eher eine „gewisse Brutalität“. Wenn wir es gut meinen mit der LTU, müsste man heute auch nicht unbedingt vom Tod der LTU reden. Sehen wir die Angelegenheit aus der Sicht des Hinduismus, könnte man sagen, gestorben ist nur der Name, die Firma LTU lebt in der Air Berlin weiter. Und je nachdem wie viel „gutes Karma“ die LTU in ihrem früheren Leben erworben hat, entsprechend groß oder klein wird ihre künftige Bedeutung innerhalb der Air Berlin sein. Aus Gründen der Pietät wird dieser Satz nicht weiter kommentiert.

Damit bleibt als letzte Fluggesellschaft aus den „goldenen Gründerjahren“ der Charterfliegerei nur noch „die Condor“ übrig. Die Gesellschafterentwicklung bei ihr war in den letzten Jahren auch nicht immer die wahre Freude (siehe u.a. BBB vom 14.7.2008 „Condor: Die Braut, die keiner traut“). Aber sie hat per heute eine realistische Chance auch noch ihren 60. Geburtstag zu feiern, für die LTU war mit 55 Schluss.
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Das Reiseradio (www.Reiseradio.org) tummelt sich diese Woche intensiv durchs Thema Reisenangebote im Internet. Die akustischen Bissigen Bemerkungen bemängeln, dass ein Jahr nach der Aschewolke, die politische Situation genauso unwissend ist, wie vor einem Jahr. Hoffentlich wissen das die isländischen Vulkane nicht. Auch der restliche Inhalt ist unerfreulich: Da ist von altersschwachen B 737-Flugzeugen die Rede, von Killerkarpfen, von angreifenden Ratten in der New Yorker U-Bahn und von Menschen die ihren Urlaub in Slums verbringen wollen.

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