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Der Tourismus der letzten 60 Jahren hat mehr für den Frieden in Europa bewirkt als der Euro.

In den letzten Tagen wird, insbesondere von der Bundeskanzlerin, die
„friedensstiftende Wirkung“ des Euro beschworen, z.B. mit Sätzen wie „Die Währung ist auch ein Garant für Frieden“. Schon Helmut Kohl meinte zu seiner Zeit der Euro sei „eine Frage von Krieg und Frieden“.

Abgesehen davon, dass es in der geschichtlichen Vergangenheit genug Beispiele für „wenig friedensstiftende Wirkung“ innerhalb eines Währungsraumes gibt, wie u.a. der amerikanischer Bürgerkrieg (trotz gemeinsamen Dollar) und der Zerfall der Sowjetunion (trotz gemeinsamen Rubel) zeigen, war auch ohne gemeinsame Währung seit 1945 Frieden in Mitteleuropa (weil Deutsche keinen Krieg mehr gegen ihre Nachbarländer führten!). Es ist auch nicht anzunehmen, dass Griechenland nach eventueller Wiedereinführung der Drachme einen Angriffskrieg gegen uns starten würde.

Man kann dagegen behaupten, dass der Tourismus der letzten 60 Jahren viel mehr für Völkerverständigung und Frieden in Europa bewirkt hat als in den letzten Jahren der Euro.
Wie schrieb schon der Schriftsteller und Nobelpreisträger John Steinbeck: „Der Fremdenverkehr und das Reisen fördern den Frieden. Es ist beinahe unmöglich ein Volk zu hassen, das man näher kennen gelernt hat.“ So gab es die erste Begeisterung für italienische Lebenskultur (und deren teilweise „Import“ nach Deutschland) schon bevor die ersten italienischen Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Selbst die internationale Politik hat es 1975 hervorragend formuliert. In der Schlussakte der blockübergreifenden Konferenz KSZE („Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“) stand: „Die teilnehmenden Staaten sind sich des Beitrags bewusst, den der internationale Tourismus zur Entwicklung eines gegenseitigen Verständnisses zwischen den Völkern liefert.“
Nicht ohne Grund war 1989 „Reisefreiheit“ das Wort des Jahres. Dies zeigte die immense Bedeutung von Tourismus für Völkerverständigung und Frieden.

Dies sollte nur erwähnt werden, weil man in den letzten Jahren immer mehr den Eindruck gewinnen konnte, wie wenig die Regierung das Thema Tourismus schätzt (es sei denn, es ginge um eigene Auslandsreisen der Regierungsmitglieder, da ist auch unser Verkehrsminister ein Super-Tourist).
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In eigener Sache:
In der letzten Woche erfolgte ein außergewöhnlich hoher Zugriff auf die Seiten der Bissigen Bemerkungen (höchste Besucherzahl seit der Brähmig-BBB). Bei der (mitunter) selbstkritischen Betrachtung der eigenen Kolumne, konnte man angesichts des Themas der letzten Woche etwas verwundert sein. Es stellte sich heraus, dass das rege Interesse weit überwiegend den Bissigen Bemerkungen vom 30.4.2012 „Direct4you in den Sturzflug“ galten. In einigen Emails wurde Übereinstimmung zum Inhalt dieser BBBs geäußert. Insbesondere der letzte Satz: „Aber jedem, der einmal Lufthanseat war, blutet das Herz, wie hier eine Marke in den Sturzflug getrieben wird.“ verursachte bei vielen (noch) aktuellen Lufthanseaten zustimmende „Herzschmerzen“.

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