Die schmerzfreie Branche
Diese Tourismusbranche scheint wirklich absolut schmerzfrei zu sein, sonst würde sie zu ihrer Jahrestagung nicht Verkehrsminister Ramsauer einladen.
Der hat nun wirklich keine Gelegenheit ausgelassen um der Branche zu schaden. Unvergessen bleibt sein unseliger Auftritt während der Aschewolke. Sein anfängliches Nichtstun und sein späteres Tun (oder war es umgekehrt?) während der Krise hat der Tourismusbranche (inkl. Luftverkehrsgesellschaften) einen Schaden in hoher dreistelliger Millionen Höhe verursacht. Den Beschluss über die Einführung der Luftverkehrssteuer, der eben so urplötzlich über die Branche kam wie die Aschewolke, hat er ohne Widerstand über sich ergehen lassen. Verantwortung für eine Branche sieht anders aus. Man kann ebenso noch anführen, sein Nichtstun bei „Single European Sky“, der dringend notwendigen Neuordnung des europäischen Luftraumes, einem der allergrößten (kostspieligsten) Luftfahrtprobleme überhaupt. Und jetzt ist er Hauptredner auf der Jahrestagung! Wenn man damit rechnen könnte, dass er ausgepfiffen und ausgebuht würde, dann wäre das ja noch in Ordnung. Aber das Gegenteil wird der Fall sein. Hofiert und beklatscht wird er werden, wie manche Luftnummer zuvor. Die „grandiose“ nichtssagende, aber trotzdem mit Beifall bedachte Rede von Middelhoff bleibt unvergessen. .
Gespannt darf man auch auf den Auftritt des parlamentarischen Staatssekretärs und Tourismusbeauftragten Ernst Burgbacher sein. Vor einem Jahr wurde er noch gefeiert, weil er (und seine FDP) die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für das Hotelgewerbe auf 7% durchgesetzt hatte. Wie wird er, persönlich ein absolut honoriger Mann, was man von vielen seiner Polit-Kollegen nicht unbedingt sagen kann, erklären, dass die Tage dieser Steuersenkung schon nach einem guten Jahr gezählt sind. Für Burgbacher wird es besonders schwer werden, weil sogar sein FDP-Generalsekretär Lindner, schon das Totenglöcklein für die Steuerermäßigung geläutet hat. Man mag zu der viel gescholtenen Steuersenkung stehen wie man will. Aber eine solch kurze Halbwertzeit für eine Steuerentscheidung, widerspricht allem, was man mal über die Zuverlässigkeit von staatlichen Entscheidungen gelernt hat. Jene Hoteliers, die im Vertrauen auf alt hergebrachte Grundsätze staatlicher Politik positive Investitionsentscheidungen getroffen haben (von denen letztlich auch andere Branchen, z.B. Bau- und Möbelbranche profitierten) stehen jetzt im Regen.
Freuen darf man sich auch auf den obersten Berliner Klaus Wowereit. Er wird eloquent wie immer die großen Berliner Luftfahrtentscheidungen begründen und warum alle negativen Entwicklungen (wie z.B. Verzögerung BBI, fehlende Nachnutzung Tempelhof) absolut unvorhersehbar waren. Was für Angela Merkel in der Not das Wort „alternativlos“ bedeutet, ist für Wowereit das Wort „unvorhersehbar“.
Wie schmerzfrei muss eine Branche sein, die im Moment eigentlich als einzige (im Gegensatz zu Energiebranche, Pharmabranche und viele andere) von dieser Regierung verlassen ist, dass sie dies, innerhalb eines Tages alles über sich ergehen lässt.
Einzig über die Rede des ebenfalls an diesem Tag auftretenden Sigmar Gabriel lässt sich nichts Negatives sagen. Allein schon deshalb, weil er selbst garantiert bis zu seiner Rede noch nicht weiß, was er eigentlich sagen will. Hoffentlich kommt er auch und lässt sich nicht von Andrea Nahles vertreten.
Nur für einen wird es garantiert ein Festtag werden. Der Autor dieser Zeilen wird an diesem einzigen Tag mehr Futter für seine BBBs bekommen, als sonst in einem Monat.
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Der Polit-Biss der Woche:
Haben Sie gelesen, unser neuer Bundespräsident beklagt mangelnden Respekt gegenüber seinem Amt. Erinnern Sie sich noch, liebe Leserinnen und Leser, an den 31. März dieses Jahres. Morgens hatten die Bissigen Bemerkungen noch eine Breitseite gegen den zu diesem Zeitpunkt noch amtierenden Bundespräsidenten abgeschossen, nachmittags beklagte dieser dann „mangelnden Respekt gegenüber seinem Amt“ und trat anschließend zurück. Also langsam lieber Herr Neu-Bundespräsident nicht dass sie auch gleich zurücktreten. Vorher müssen erst die BBBs noch zuschlagen.
Der Wirtschafts-Biss der Woche:
Das war wirklich der Witz der Woche: WestLB und BayernLB wollen sich zu einer starken neuen Landesbank zusammenschließen. Da fällt die Nation vor Lachen vom Hocker. Ein Lahmer schließt sich mit einem Blinden zusammen um Leistungssportler zu werden? Oder machen wir es doch mathematisch (aber das wird in diesen Häusern bekanntlich nur mangelhaft beherrscht): Minus plus Minus bleibt Minus! Oder erklären wir es in der Bankersprache: 3 Mrd. Miese plus 1 Mrd. Miese ergeben 4 Mrd. Miese (das ist zwar mehr, bleibt trotzdem Minus). Aber, aufgepasst, eine Bad Bank plus eine weitere Bad Bank wäre eine besonders große Bad Bank. Also Minus plus Minus doch Plus?
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Noch ganz schnell soll das Reiseradio (www.reiseradio.org) erwähnt werden. Heute geht es vor allem um Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. In den akustischen Bissigen Bemerkungen wird Neues über die Bodyscanner gelästert, von denen immer mehr Flughäfen Abstand nehmen. Der Unsinn ist zu offensichtlich. Und weil wir gerade bei Unsinn waren, noch einen Nachschlag zu „Stuttgart 21“.
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