Dschungelcamp und Touristik
Nein, ich war nicht im Dschungelcamp (die ausgefallenen BBBs letzte Woche hatten andere Gründe). Nein, Dschungelcamp, das muss ich nicht haben, dafür habe ich zu lange in der Touristik gearbeitet. Nein, ich habe auch keine einzige Sendung des diesjährigen Dschungelcamps gesehen. Ich habe am Sonntag nur einige redaktionelle Zusammenfassungen (Stern, Spiegel u.a.) gelesen (das genügt, um daraus eigene Bewertungen abzuleiten). Der Löwendompteur springt ja auch nicht persönlich durch den brennenden Reifen.
Als ich gelesen hatte, die Stärke des diesjährigen Dschungelkönigs Menderes sei, „Dinge zu erdulden“ (Zitat Stern online), da musste ich an unsere Lieblingstouristen denken, die sich mühsam durchs Internet quälen, um vermeintlich einige Euros zu sparen, die ihnen kurz vor der endgültigen Buchung durch ominöse Gebühren dann doch wieder abgenommen werden. Am Flughafen müssen sie ihr Gepäck oft selbst einchecken, stellen sich klaglos in eine Schlange (Achtung Wortspiel zu Dschungelcamp) vor der Sicherheitskontrolle, um Unsinniges über sich ergehen zu lassen. Die letzte Wasserflasche wird abgegeben, um unmittelbar nach der Kontrolle neue Wasserflaschen zu kaufen. Sie steigen in immer enger bestuhlte Flugzeuge und bekommen nichts Gescheites zu essen. In den Hotels nehmen sie das Zimmer, das man gerade zugeteilt hat, unabhängig ob es so gebucht wurde und bei All-Inclusive hauen sie rein, egal was es zu Essen und Trinken gibt.
Menderes, Deine Stärke sei Dinge zu erdulden. Was kannst Du mit dieser Fähigkeit nun anfangen? „Eine Putzfirma gründen“, schlägt der Stern vor. Ich habe eine bessere Idee, werde doch halbprofessioneller Hoteltester für Holidaycheck (gerade letzte Woche entdeckt, dass es so etwas tatsächlich gibt). Das ist etwas ganz Tolles, man besucht verschiedene Urlaubshotels, um im Auftrag von Holidaycheck Fehler zu finden. Und man freut sich dann wie irre, wenn man unglücklich untergebracht ist, um darüber zu berichten und dann ganz schnell in das nächste Hotel zu sausen um sich neues Leiden zu suchen. Einige mit echter Bauernschläue ziehen dabei ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Holiday Check“ an (im Ernst!). Da gilt dann die einfache Regel: Je mieser das Hotel, desto mehr zeigt das T-Shirt Wirkung.
Jetzt werden einige Touristik-Profis sagen, wenn doch nur alle Kunden so duldsam und auch so dankbar wären wie der neue Dschungelkönig. Da gibt es schließlich auch andere. Aber diesen Typen haben „wir“ in der Endabstimmung des Camps klar unsere Meinung gezeigt: Krawallos, die immer Kasalla machen, mögen wir ebenso wenig wie Aufgeblasene (Achtung Wortspiel zum Dschungelcamp).
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