Ein Flughafen der pünktlich eröffnet und keinen Fluglärm verursacht
Bei dieser Information müssen die „Flughafen-Profis“ aus Berlin doch richtig verschämt zum Boden schauen. Ein Flughafen in der Mitte Deutschlands hat die Quadratur des Kreises gefunden: Er wird pünktlich eröffnet und er verursacht keinen Fluglärm. Was, wie bitte, wo finden wir diesen zauberhaften Platz?
Er heißt Kassel-Calden, liegt in der Mitte Deutschlands, unweit von Hannover und Frankfurt. Und wegen Letzterem braucht man diesen Flughafen ungefähr so sehr, wie starke Bauchschmerzen. Bauchschmerzen müssen höchstens die Politiker haben, denn dieses Millionengrab wird Ihnen noch lange im (Etat-) Magen liegen.
Erstens hat der Flughafen fast doppelt soviel gekostet als geplant und zweitens wird er „auf Ewig“ Verluste schreiben. Wie sagte im Jahr 2009 ein (weitsichtiger) Stadtverordneter von Kassel: „Ein Flughafen an jeder Mülltonne ist nicht nur ökologischer, sondern vor allem ökonomischer Unfug“. Aber da dies ein Abgeordneter der Linken sagte, hörte niemand auf ihn (was wissen Linke schon von Ökonomie).
Aber die Eröffnungsfeier war wirklich schön. Zwar mit Verspätung, aber dafür um exakt 11.11 Uhr (Tusch) landete der erste Flug, ein Sonderflug von Frankfurt mit dem hessischen Finanzminister an Bord (wer zahlt, darf auch fliegen). Der hessische Ministerpräsident Bouffier und der hessische Verkehrsminister kamen vorsichtshalber mit dem Auto (das geht ja gar nicht). Zu dumm, dass der erste reguläre Flug ab Kassel mangels Nachfrage, es wollten exakt 6 (sechs) Personen in den Süden fliegen, (Fluglärm sparend) abgesagt werden musste. Und das werden wir noch öfters erleben. Einen Flughafen als Wirtschaftsmotor zu bezeichnen, wie in den Eröffnungsreden geschehen, ist zwar prinzipiell richtig, aber dann unwirtschaftlich, wenn quasi fast nebenan perfekte Flughäfen (siehe oben) betrieben werden, die die Kassel-Nachfrage in jeder Hinsicht (per Angebotsfülle und per Preis) aufsaugen werden.
Deshalb darf an dieser Stelle noch ein Wort des Bedauerns über die umtriebige neue Flughafenchefin Muller (die Studierenden der Hochschule Harz waren begeistert von ihrem Auftritt an der Hochschule) geschrieben werden. Sie hat die Verantwortung für einen größeren Flughafen verdient (kommt noch!).
Wer jetzt allerdings denkt Kassel-Calden sei ein Ausnahmefall in Deutschland, den müssen wir an dieser Stelle leider enttäuschen. Flughäfen, die einen Landrat schmücken sollen und für die deshalb Millionen durch den Schornstein gepustet werden, findet man in der Tat fast überall.
Nehmen wir den Flughafen Magdeburg-Cochstedt, lt. Pressemeldung ein „Internationaler Flughafen in der Nähe von Magdeburg“. Und so verkündete man dort im Sommer 2010, als die Sommersaison schon fast vorbei war, dass ab Oktober mehrmals wöchentlich Flugziele in Richtung Süden angeflogen werden sollen. Weiter wurde berichtet, „die genauen Flugziele würden in Kürze bekannt gegeben“. Das wäre doch eine Alleinstellung, Flugziele erst nach Abheben des Flugzeugs bekannt zu geben. So richtig funktioniert, hat dieses Modell allerdings bis heute nicht.
Ganz in der Nähe liegt ein weiterer „Weltflughafen“: Leipzig-Altenburg. Dort formulierte der Landrat so richtig putzig: „Ich wünsche mir für meinen!!! (wenigstens da war er ehrlich) Flughafen Altenburg viele internationale Investoren. Ich denke, dass ein Airport Made in Germany, der mittelfristig eine gute Geldanlage sein wird, international auf Interesse stoßen wird“. Irgendwie ist diese tolle Nachricht wohl nicht über den Landkreis hinausgekommen. Schade.
Allerdings hat es der Flughafen kurze Zeit später doch zu Bekanntheit gebracht, als einer der sehr seltenen Anflüge umgeleitet werden musste, weil kein Fluglotse im Tower war. Offizielle Schuldzuweisung: „Unklare Dienstplanung“. Klar, bei so einem „Riesenbetrieb“ kann man schon mal die Übersicht verlieren.
Die Reihe könnte noch sehr lange fortgesetzt werden. Nehmen wir mal den „Großflughafen“ Hof, auch so ein anerkanntes Millionengrab. Die Süddeutsche Zeitung berichtete vor kurzem: „Sieben Personen arbeiten rund um das Flugzeug, mehrere Beschäftigte schauen zu und es steigt eine (1) Person aus. Leider ist das Gepäck des einzigen Fluggastes nicht im Flugzeug mitgekommen. Aber mit der Stewardess ist der Fluggast „per Du““. Ist das nicht eine süße Geschichte.
Die Bissigen Bemerkungen bitten alle anderen ungenannten Flughäfen dieser Größenordnung um Verzeihung, dass sie hier nicht mit speziellen Geschichten vertreten sind. Schließlich hätte es Neubrandenburg/Trollenhagen oder Lübeck ebenso „verdient namentlich genannt“ zu werden. Und über die spezielle Flughafensituation im Saarland, die sich mit Zweibrücken und Saarbrücken sogar zwei Flughäfen auf engstem Raum leistet, die sich nicht per Telefon, sondern per Zuruf verständigen könnten, gäbe es auch viele nette heimelige Geschichten.
Und für diesen Luxus sparen die entsprechenden Bundesländer dann im Sozialbereich. Man muss eben Prioritäten setzen.
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