Eine BBB im Stil der BILD-Kolumne „Post von Wagner“
„Post von Born“
Lieber DRV,
ich habe die stimmungsvollen Bilder von Eurem Parlamentarischen Abend (21.4.) gesehen. Schön gedeckte Tische, daran saßen – feierlich – die Verbandshonorationen. Bestimmt gab es ein gutes Essen und ganz bestimmt wurden tolle Reden gehalten. Der Verband wird die ach so tolle Zusammenarbeit mit der Politik gelobt haben, die immer ein offenes Ohr für den Verband hat. In Wirklichkeit sind es zwei offene Ohren: zum einen geht die Nachricht rein und zum anderen gleich wieder raus. Die Politik wird dann wahrscheinlich auch umgekehrt den Verband gelobt haben, der immer brav und nie laut und übermäßig fordernd ist.
Kurzum, drinnen war alles schön, gediegen und zufrieden.
Aber draußen, 750 Kilometer von Berlin entfernt, zog derweilen der „Sensemann“ seine Kapuze über den Kopf, schärfte sein Handwerkszeug und machte sich auf den Weg von Brüssel nach Deutschland. Er hat viel Arbeit vor sich, denn er wird einen Teil der Tourismusbranche ins Jenseits abberufen. Er wird nicht mit der Sense, sondern mit der „EU-Pauschalreiserichtlinie“ seinen Opfern den Tod bringen. Was das Internet über Jahrzehnte nicht geschafft hat, Brüssel schafft es jetzt in Form einer absolut schwachsinnigen Verordnung, die Verbraucherschutz suggerieren soll, aber genau das Gegenteil bewirken wird.
In der Bibel (Matthäus 7,16) steht: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“. Das soll heißen, nicht was man gemacht hat zählt, sondern nur was man erreicht hat. Und was die zentralen Punkten der neuen EU-Pauschalrichtlinien betrifft, steht Ihr ohne Früchte, sondern mit leeren Händen da. Mögen am 21.4. (siehe oben) Eure Teller voll gewesen sein, Eure Hände waren leer.
Wenn früher die EU mal etwas laut über neue Umweltkriterien für die Automobilindustrie nachgedacht hat, hat die Bundeskanzlerin das im Vorfeld im Handstreich weggefegt. Hatte die Bahn Probleme, hat Minister Pofalla erfolgreich interveniert. Die Reihe ließe sich fortsetzen. Wahrscheinlich wart Ihr beim DRV zwar eifrig, habt aber mit den falschen (nicht einflussreichen) Leuten gesprochen. Den Einfluss der Tourismusbeauftragten der Bundesregierung, Staatssekretärin Iris Gleicke, könnte man natürlich auch hinterfragen.
Wie es aussieht könnt Ihr bei der nächsten Satzungsänderung die Säule „mittelständische Reisemittler“ streichen, mangels Masse. Und die nächste Verbandskatastrophe ist bereits unterwegs: Stichwort: „Gewerbesteuer-Hinzurechnung“. Auch hier sind „Eure Früchte“ bislang sehr überschaubar. Wenn Ihr das nicht verhindern könnt, seid Ihr demnächst auch die Säule „mittelständische Reiseveranstalter“ los. Dann gibt es nur noch die „Konzerngebundenen Säulen“ und die brauchen den DRV nicht. Spätestens dann kommt der „Sensemann“ auch zu Euch.
Ich hoffe das nicht, denn Ihr wart mir mal als stolzer Branchenverband ans Herz gewachsen.
Herzlichst
Euer
Karl Born
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