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Fundstücke

In den BBBs vom 27.5.2012 (“Um künftig einen großen Reisekonzern zu führen darf man auch „green“ hinter den Ohren sein“) hatten wir über die neue Chefin des Reisekonzerns Thomas Cook, Harriet Green, berichtet. Dabei hatten wir unter anderem auch über die fehlende „Erfahrung im Reisegeschäft“ gelästert. Jetzt hat Harriet Green in einem Interview in TTG digital einen Satz „herausgehauen“, der mich schon in der Vergangenheit bei anderen Neueinsteigern in die Touristik „leicht in Rage“ gebracht hat.
Zitat Frau Green 1. Teil: „I do not know the travel industry well, ….”. Prima schönes Eingeständnis, aber manche Erfahrung aus anderen Branchen kann ja auch innovativ wirken.
Dann Zitat 2. Teil: „… but I have been travelling most of my life”.
Die eigene Reiseerfahrung (zumeist noch garniert mit “bin immer gerne gereist”), die suggerieren soll, „ich kann es bereits“. Man überlege sich, wenn der neue Vorstandsvorsitzende von VW oder Mercedes bei seiner Antrittsrede sagen würde: „Ich habe zwar keine Branchenerfahrung, aber ich besitze ein eigenes Auto und fahre auch gerne damit“.
Das hat mich auch an Klaus-Peter Siegloch, seit Juni 2011 hauptamtlicher Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), in seiner Antrittsrede bei der BTW-Tagung im Herbst letzten Jahres sehr gestört: Seine langen Ausführungen über seine persönlichen Reisen.
Die Reihe könnte leicht fortgesetzt werden über Manager, die mit diesem „Anspruch“ in die Branche eingestiegen sind. Da darf sich die Branche nicht wundern, wenn dann die Politik denkt „Touristik kann wirklich jeder“.

Über das Stichwort Politik kommen wir dann zu Fundstück Nr. Zwei und Angela Merkel: „Eine gesamtschuldnerische Haftung wird es nicht geben, solange ich lebe“.
So eine „lebenslang gültige“ Politaussage, haben wir zuletzt von einem nordkoreanischen Diktator gehört. Ein Glück, dass Angela Merkel keinen Sohn hat, sonst wäre das Ende überhaupt nicht abzusehen. Unvergessen ihr Satz bei ihrer Antrittsrede: „Ich will Deutschland dienen“. Dabei versuchen wir unseren Studenten positiv beizubringen, dass „Dienstleistung erbringen“ nichts mit „Dienen“ zu tun hat (sonst wäre es verdammt schwer Nachwuchs in der Dienstleistung zu bekommen und der Kunde wünscht auch „Leistung“ und nicht „dienen“).
Interessanterweise findet man Personenkult und „ich will dienen“ oft im Doppelpack.

Und Fundstück Nr. Drei: Die Teppichaffäre von Minister Niebel bleibt ohne jede Konsequenz. Also merke: Sich einen in Afghanistan gekauften Teppich von einem Jet des Bundesnachrichtendienst kostenlos nach Deutschland bringen lassen, diesen Teppich privat direkt auf dem Rollfeld am Flugzeug in Empfang zu nehmen (ohne von irgendjemand kontrolliert zu werden) und dann noch für diesen Teppich keine Einfuhrumsatzsteuer zu zahlen ist vollkommen in Ordnung??!! Das wird jeder Urlauber verstehen, wenn er nach seiner Urlaubsreise kontrolliert und für wenige Schachteln Zigaretten zuviel oder für mehr Reisemitbringsel zur Kasse gebeten wird (gemeint ist hier nur die vergleichbare 19% Einfuhrumsatzsteuer).

Fundstück Nr. 4 ist etwas sehr positives. Letzte Woche hatten wir über den „ungeheuren Druck“ unserer Fußballprofis beim Elfmeterschießen gelästert (Gegenbeispiel Trapezkünstler). Jetzt kann man von einem weiteren positiven Beispiel berichten. Bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Helsinki errang Pascal Behrenbruch die Goldmedaille im Zehnkampf. In mehreren Teildisziplinen dieses Wettkampfes und insgesamt erzielte er persönliche Bestleistung. In keiner Teildisziplin war er unterdurchschnittlich. Genau das sollte herausgestellt werden, im entscheidenden Moment eine zuverlässige Leistung zu bringen. Nur nebenbei sei erwähnt, Pascal Behrenbruch war im letzten Jahr aus dem Förderkader des Leichtathletikverbandes geflogen (zuwenig angepasst). Innovativ und angepasst, ist selten ein Zwillingspaar.

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