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Haben Sie noch einen anderen Namen?

Nach mehr als 1.000 Ãœbernachtungen in Hotels, glaubt man alles schon einmal erlebt zu haben. Denkste!
Ich finde es beispielsweise immer wieder lustig, wenn man nachts mit Koffer vor einer Hotelrezeption steht und gefragt wird „Was kann ich für Sie tun?“. Lieblingsantwort von mir: „Raten Sie mal, Sie schaffen es bestimmt auf Anhieb“.
Natürlich kann man auch durch eine besonders nette Begrüßung überrascht werden, wenn man in einem Hotel, in dem man noch nie zuvor war, mit seinem Namen begrüßt wurde. Auf die Frage „woher wissen Sie wer ich bin“, kam dann die fast logische Antwort „es fehlt nur noch ein Gast und das müssen Sie sein“.

Das Haus einer bekannten deutschen Hotelkette, direkt am Münchner Bahnhof gelegen, hatte letzten Mittwoch mal eine neue Variante mit meinem Namen auf Lager. Zuerst folgte die übliche Check In-Situation mit der Frage „was kann ich für Sie tun?“. „Ich bitte darum das vorgebuchte Zimmer zu bekommen“ und nannte meinen Namen. Die Rezeptionistin suchte mit zunehmender Hilflosigkeit meinen Namen im Display. Dies ist in der Regel der richtige Moment, seinen eigenen Namen nochmals hilfsbereit zu buchstabieren. Aber die Suche im System ging weiter. Also zündet man als Gast die nächste Hilfestufe und legt die schriftliche Reservierungsbestätigung vor. Ein Lächeln huschte über das Gesicht der Dame, jetzt wird alles gut (dachten wir wohl beide). Denkste, immer noch Fehlanzeige. Ich zeige nun auf der Reservierungsbetätigung meinen Namen, das gebuchte Datum und als letzten Trumpf die Reservierungsnummer. Spätestens jetzt gab es bislang weltweit keinen Ärger mehr.

Aber nicht hier und heute. Nun wurde die in der Nähe stehende erfahrene (?) Kollegin gefragt. Jetzt suchten schon vier Augen nach meiner Reservierung. Ich nervös? Nein, obwohl ich wusste, dass München in dieser Nacht als ausgebucht galt, ich hatte ja bei Buchung mein Zimmer mit meiner Kreditkarte „gefestigt“. Und jetzt kam die Frage, die dieser Geschichte ihren Namen gab: „Haben Sie noch einen anderen Namen?“.
Ich entgegnete noch immer ruhig:
a) ich habe keinen anderen Namen, der eine ist mir Namen genug und
b) wenn ich unter einem anderen Namen gebucht hätte, wäre dann nicht die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass dann auch der andere Namen auf der Buchungsbestätigung stehen würde?

Das konnte die „erfahrene“ Rezeptionistin endlich ermutigen zum Telefonhörer zu greifen und die nächste Eskalationsstufe einzuleiten. Ich fragte mich, wo ruft sie jetzt an, bei der Polizei (hier steht ein Mann mit falschem Namen) oder in der Reservierungsabteilung? Plötzlich, ein zaghaftes Lächeln (der Erkenntnis?) huschte über ihr Gesicht und etwas später hatte ich meinen Zimmerschlüssel. Es blieb leider offen, ob meine Buchung gefunden wurde oder ob ich neu eingebucht wurde.
Leider blieb auch etwas anderes offen, nämlich das Wort „Entschuldigung“ aus dem Mund der beiden Hotelangestellten. Erst jetzt habe ich mich richtig geärgert.

Nachspiel: Eine Stunde später stand ich wieder vor der Rezeption und vor bewusster Kollegin und bat darum ein Taxi für mich zu bestellen. Ich dachte, das geht jetzt besonders fix, wenn sie mich nur sieht. Aber sie fragte zuerst ganz ruhig „ihre Zimmernummer bitte“. Dabei muss ich wohl etwas die Augen verdreht haben, denn der neben ihr stehende geklont wirkende Jungmanager meinte mich belehren zu müssen „das ist nur wegen der Sicherheit, ob sie auch im Hotel wohnen“. Sorry, jetzt hatte endgültig jemand bei mir auf den falschen Knopf gedrückt. Ärgerlich entgegnete ich „Sie wissen nicht, was für ein Zirkus es vor wenigen Minuten bei meinem Check In gab und wenn irgendjemand auf der Welt wissen muss, dass ich hier im Hotel wohne, dann müsste es ihre Kollegin sein“. Da kroch dann erkennbar die Hilflosigkeit auch beim Jungmanager hoch.

Jetzt kam mein Abschlusssatz: „Warum beherrschen Sie in diesem Hotel nicht mal das kleine 1×1 und sagen Entschuldigung, wenn Sie etwas verbockt haben?“.
Komisch, auch jetzt kam den beiden dieses offensichtlich schwierig auszusprechende Wort nicht über die Lippen, sondern nur ein kleinlautes „Ihr Taxi kommt gleich“.

Trotzdem bin ich glücklich, denn davor und in dieser Woche danach übernachte ich wieder in meinen „Stamm-Hotelketten“. Und da sind alle so freundlich, auch jene die mich zuvor nie gesehen haben. Danke, ich liebe Euch!

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