Hilfe, ich will mein Lufthansa-Gelb wieder haben!
Was erlauben Spohr? Nachdem er schon den ganzen Lufthansakonzern durcheinander gewirbelt hat, holte er jetzt zum finalen Schlag aus. Er veränderte das Lufthansa-Logo. „Das sei für ihn, das „i-Tüpfelchen“ beim Umbau der Airline“, wird Spohr zitiert. Diesen Satz hat ihm bestimmt ein Marketing-Fuzzie aufgeschrieben. Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Ich bin immer skeptisch, wenn große Firmen ohne erkennbare Not ihr Logo, ihren Slogan u.ä. ändern. Marketingfirmen, die an einer solchen Sache klotzig Geld verdienen, ködern die jeweiligen Vorstandsvorsitzende in der Regel mit dem Satz: „Das neue Logo oder der neue Slogan werden auf Jahrzehnte mit ihrem Namen verbunden bleiben.“ Wow, ein Denkmal schon zu Lebzeiten.
Jetzt werde ich mal etwas sentimental. Dieses gelb-blaue Logo und Lufthansa gehören zusammen wie Romeo und Julia, wie Angie und Raute. Das Lufthansa Logo ist weltweit so bekannt wie der Mercedes Stern. Und dieses Gelb ist nicht irgendein Gelb, es ist das Lufthansa-Gelb. Bei Millionen Passagieren und Hundertausenden von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern (mich persönlich eingeschlossen) hat sich dieses Logo als Zwilling zum Namen Lufthansa im Gehirn eingeprägt. Wenn man nicht gerade am Großstadt-Flughafen ankam, konnte man schon von weitem als erstes das Logo am Flugzeugheck sehen, bevor man das Flugzeug selbst sah. Das Gefühl, das Flugzeug ist schon da und bringt mich nach Hause ist schon Millionen Mal beschrieben worden.
Ich muss ehrlich gestehen, letzte Woche hatte ich im Kopf eine grässliche Assoziation zu dieser Geschichte. Da wurde berichtet, dass die Billigfluggesellschaft Spirit Airlines in Baltimore einer 21-jährigen Passagierin verboten hatte ihren Zwerghamster Pepples (attestiertes Emotional Support Animal) mit an Bord zu nehmen, nachdem man ihr allerdings vorher das telefonisch genehmigt hatte. Da die junge Dame spontan keine Lösung für das neu aufgetretene Problem wusste, soll man ihr empfohlen haben, den Zwerghamster doch die Toilette runterzuspülen, was sie auch tat (wie bitte?). Ich fürchte, wenn ich künftig das neue LH-Logo sehe, werde ich immer an Pebbles denken, Lufthansa hat das Logo-Gelb die Toilette runtergespült.
Heute schrieb mir ein BBB-Leser die „Markenvielfalt im Auftritt der Lufthansa“ gehe noch wesentlich weiter über die Logoveränderung hinaus. Er hatte auf der LH-Webseite einen Flug gebucht, Flugnummer EW, dann abgeflogen mit Flugzeug-Schriftzug Air Berlin, operated bei TUI. Und das ist kein Einzelfall. Aber das sind nur „kleine Widrigkeiten im LH-Tagesablauf“. Marketingmäßig ist man schon ganz oben mit dem Leitmotiv der neuen Markenkampagne:  „#SayYesToTheWorld“. Inhaltsleerer geht es nicht mehr. Aber Marketingexperten finden das gut, „je leerer der Slogan, desto mehr kann man ihn permanent mit Inhalt füllen“. Muss nicht unbedingt zusammen passen.
Ich hatte schon früher bei einer anderen Firma (Namen schenke ich mir jetzt) gesagt: Wenn der CEO seiner Unternehmenswerbung mehr glaubt als der täglichen Wirklichkeit, dann wird es schwierig.
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Nachtrag: Einige Leser haben mich nach einem Kommentar zum Koalitionsvertrag gefragt. Das ist für Montag/Dienstag geplant unter der Überschrift, die „Aschenputtel-Branche kommt im Koalitionsvertrag fast nicht vor“. Aber die Branchenoberen finden das offensichtlich nicht so schlimm. Muss man nicht verstehen.
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